Projekt 16 Gipfel: Durchs Höllental auf die Zugspitze – Der Weg ist das Ziel

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Mit der Zugspitze steht der Höhepunkt des Projekts 16 Gipfel an. Der Normalweg durch das Höllental führt auf Bayerns und zugleich Deutschlands höchsten Berg, wo sich ein merkwürdiges Schauspiel bietet.

Projekt 16 Gipfel: Durchs Höllental auf die Zugspitze - Der Weg ist das Ziel © Gipfelfieber
Projekt 16 Gipfel: Durchs Höllental auf die Zugspitze – Der Weg ist das Ziel © Gipfelfieber

Es ist 5 Uhr morgens als Jens uns am Parkplatz in Hammersbach einsammelt. Die Nacht war kurz. Zeitweise donnerte es bedrohlich laut über dem VW Bus, in den Schlaf mischte sich etwas Aufregung und Vorfreude zugleich. Bayerns höchster Berg. Deutschlands höchster Berg. 2962 Meter. Die Zugspitze.

Jens von der Alpinschule Garmisch ist unser Bergführer für das Finale unserer 16 Gipfel-Tour durch Deutschland. 15 Gipfel sind bereits abgehakt. Einer fehlt nun noch.



Die Höllentalklamm

Während wir beständigen Schrittes noch im Dunkeln aufsteigen, rauscht unter uns der Hammersbach. Nach einer knappen Stunde erreichen wir die Höllentaleingangshütte und der Weg wird spektakulär. Die Höllentalklamm zählt zu den atemberaubendsten Schluchten Deutschlands. Das breite Tal verengt sich mehr und mehr. Schmal führt der Steig nun immer ganz nah über dem Wasser entlang. Entweder über den reißenden Strömen oder mitten durch den Fels.

Auch ohne durch den Bach zu laufen, werden wir nass. Unaufhörlich tropft das Wasser von den Wänden und fließt hinab in die Fluten. Eine Regenjacke empfiehlt sich an kühlen Tagen also unbedingt. Erst recht, da wir bald im hochalpinen Gelände unterwegs sind, wo das Wetter schnell mal umschlägt.

Durch das Höllental

Nach etwas über zwei Stunden erreichen wir die neu errichtete Höllentalangerhütte. Seit August 2015 ist die wichtigste Station auf dem Weg auf die Zugspitze wieder geöffnet. Architektonisch hat sie nur wenig mit der alten Hütte gemein, doch fügt sie sich ganz gut ins Höllental ein und verbindet klassische mit modernen Elementen.

Hier bekommen wir zum ersten Mal den Gipfel der Zugspitze zu Gesicht. Aber auch die Distanz, die wir bis dahin noch zurücklegen müssen. Etwa zwei Drittel der Strecke liegen nun noch vor uns.

Erster Klettersteig und Höllentalferner

Während sich das Tal nach der Hütte immer weiter verengt, stellt sich bald der erste steile Aufschwung in den Weg. Kurz zuvor heißt es, die Wasserreserven noch einmal aufzufüllen. Eine steile Platte, das sogenannte Brett, wird über etliche Trittbügel erklettert. Kurz darauf passieren wir mit ordentlich Luft unter dem Hintern eine mit schmalen Eisenstiften versicherte Querung. Ohne dass sich größere Schwierigkeiten in den Weg stellen (A/B), ist bald der Ausstieg aus dem ersten Klettersteig erreicht.

Der Rest des Höllentalferners ist nun in greifbarer Nähe. Während die Vegetation um uns herum immer karger wird, steigen wir unter den Riffelköpfen bis zum Fuß des spärlichen Gletschers auf. Spätestens ab Anfang Juli, wenn der Gletscher aper ist, sind Steigeisen Pflicht, denn gerade der mittlere Aufschwung ist steil. Später flacht der Höllentalferner wieder etwas ab, allerdings darf hier die Spaltengefahr nicht unterschätzt werden. Auch wenn es immer wieder heißt, es gäbe am Höllentalferner kaum bzw. keine Spalten: Wer später im Klettersteig nach unten schaut, wird eines besseren belehrt.

Warten an der Randkluft

Bevor der erreicht ist, heißt es allerdings warten. Beim Übergang vom Gletscher zum Klettersteig bilden sich gerade an Wochenenden teilweise über hundert Meter lange Schlangen. An einem schönen Sommertag betrug die Wartezeit sagenhafte 1,5 Stunden. Unter der Woche geht das schneller und nach dem etwas beängstigenden Blick hinab in die Randkluft, hängen wir mit dem Klettersteigset am Stahlseil. Der Übergang wurde zuletzt durch den immer weiter schwindenden Gletscher immer schwieriger. Im September 2018 wurde daher ein neuer Einstieg angelegt, der den Umstieg vom Gletscher zum Klettersteig wieder einfacher werden macht.

Höllental-Klettersteig auf die Zugspitze

Nur mehr ein paar hundert Höhenmeter liegen zwischen uns und Deutschlands höchstem Gipfel. Aber die ziehen sich. Zwar ist der Höllental-Klettersteig durchgehend nie wirklich schwer (maximal B) und immer ausgezeichnet versichert. Das Vorwärtskommen ist aber doch mühsam. Der lange Anstieg macht sich bemerkbar. Hinzukommen immer wieder Staus. Das Überholen von Bergsteigern, deren Kräfte mehr und mehr Schwinden, ist nur an wenigen Passagen möglich.

In angenehmer Kletterei und guten Mutes streben wir trotzdem immer weiter dem Gipfel der Zugspitze zu. Der hüllt sich in Wolken und nur kurz gibt er zwischendrin den Blick auf sein goldenes Gipfelkreuz frei. Plötzlich erfüllt das Höllental ein ohrenbetäubender Lärm. Oberhalb des Gletschers brechen mehrere Felsstücke groß wie PKWs heraus und stürzen über den Höllentalferner nur unweit der Aufstiegsspur hinab. Nur mit Glück kommen alle Zugspitzaspiranten weiter unten mit dem Schrecken davon. Einmal mehr ermahnt der schwindende Permafrost in den Alpen vor den Folgen des fortschreitenden Klimawandels.

Nach einer spannenden Passage am Grat mit beeindruckenden Tiefblicken zum türkis-blau leuchtenden Eibsee und hinüber zu den von Wolken umhüllten Riffelköpfen folgt eine letzte Passage durch eine brüchige Rinne und schließlich der Ausstieg aus dem Klettersteig (aktuelle Infos und Topo bei via-ferrata.de).

Während links der Jubiläumsgrat abzweigt, führt ein breites Band zum Gipfelaufschwung. Und wieder heißt es warten. Und warten. Und warten. Und warten.

Gipfel der Absurditäten

Denn nicht nur die Bergsteiger, die sich den langen Aufstieg nach oben gekämpft haben, wollen auf den schmalen Gipfel der Zugspitze. Sondern auch die, die mit der Gondel oder der Zahnradbahn nach oben gefahren sind. Und so dauert es etwas über 30 Minuten bis wir schließlich am höchsten Punkt unserer Reise angelangt sind, ein schnelles Foto machen und Platz für die nächsten machen.

Der Gipfel der Zugspitze ist an Absurditäten nicht arm. Beinahe gänzlich zubetoniert. Menschen aus aller Herren Länder, die sich über die schmale Leiter gegenüber der Aussichtsplattform nach oben drängen. Ein Wunder, dass hier noch nichts passiert ist, denken wir uns. Noch mehr Menschen, die von der Plattform die Speicherkarten ihrer Kameras und Smartphones zum Glühen bringen. Alpenidylle sieht anders aus.

Abstiege

Der Abstieg über den Aufstiegsweg empfiehlt sich nicht. Zu viele Bergsteiger wählen diese Variante im Aufstieg. Gerade im Klettersteig ist ein Überholen nur an wenigen Stellen sicher möglich.

Denkbar sind Abstiege über den Stopselzieher-Klettersteig, der über die Wiener Neustädter Hütte hinab zum Eibsee führt. Einfach, dafür deutlich länger ist der Abstieg über das Reintal, der schließlich an der Partnachklamm wieder in Garmisch ankommt.

Am schnellsten ist die Fahrt mit der Gondel, die allerdings im September 2018 bei einer Übung der Bergwacht schwer beschädigt wurde. Etwas gemütlicher ist die Gondelfahrt zum Zugspitzplatt, von wo es mit der nostalgischen Zahnrandbahn erst lang durch den Fels hinab zum Eibsee und schließlich nach Hammersbach geht.

Fazit

Der Weg ist das Ziel. Unter dieses Motto fällt wohl die Besteigung der Zugspitze durch das Höllental. Der Aufstieg ist eine vor allem konditionell straffe Herausforderung, belohnt wird man dafür mit einer Mischung aus beinahe allem, was das Bergsteigen ausmacht. Landschaftlich ist die Tour auf die Zugspitze grandios, selbst wenn der eigentliche Gipfel dann doch für einige Ernüchterung sorgt.

13 Kommentare

  1. […] Fast müsste ich mir die kommenden Zeilen sparen, damit das auch möglichst so bleibt. Denn wer an einem schönen Sommertag nach Aschau im Chiemgau fährt, um einen Ausflug zur Kampenwand und zu Bayerns größtem Gipfelkreuz zu machen, wird bald feststellen, dass er mit dieser Idee nicht allein ist. Schon am Vormittag füllt sich der Parkplatz der Kampenwandbahn bedenklich. Und am letzten schmalen und gar nicht so leichten Anstieg zum berühmten Gipfel staut es sich bald wie an der Zugspitze. […]

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