Hocheisspitze: Anspruchsvolle Bergtour mit Einsamkeitsgarantie

0

Die Hocheisspitze in den Berchtesgadener Alpen gehört zum Hochkaltermassiv. Mit ihren 2.523 Meter Höhe ist sie der zehnthöchste Berg Deutschlands. 

Gipfelkreuz der Hocheisspitze © Gipfelfieber
Gipfelkreuz der Hocheisspitze © Gipfelfieber

Dass die Hocheisspitze nicht zu den viel begangenen Gipfeln gehört, wird schon bei der Tourenplanung deutlich. Der genau auf der Grenze zwischen Österreich und Deutschland liegende Berg ist nur über die bayerische Seite erreichbar. Dort enden die Wegpunkte in den Karten aber einfach mitten im Aufstieg, was meist schon ein Zeichen dafür ist, dass hier nicht so viel los ist. Noch dazu liegen beliebte und berühmtere Berge wie Watzmann und Hochkalter in ganz unmittelbarer Nähe zur Hocheisspitze. Spätestens beim Blick ins Gipfelbuch wird dann auch klar, dass es hier oben immer recht einsam zugeht: Gerade ein paar wenige Seiten sind für jedes Jahr vollgeschrieben.

Dafür bietet die Bergtour auf die Hocheisspitze nicht nur am Gipfel ein phänomenales Panorama. Der Aufstieg, der die verschiedenen Vegetationszonen überwindet und in eine immer wildere aber doch ursprüngliche Umgebung führt, bietet schon grandiose Ausblicke auf die benachbarte Reiteralpe. Auch wenn die meist im Rücken sind und vom Gipfel der Hocheisspitze lang nur wenig zu sehen ist.

Zwar sind für die Besteigung der Hocheisspitze recht viele Höhenmeter zu überwinden, so dass Kondition gefordert ist. Dafür halten sich die technischen Anforderungen im Rahmen und mit etwas Ausgesetztheit bekommt es der Bergsteiger erst beim letzten Anstieg zum Gipfelkreuz zu tun. Nötig ist aber ein gutes Wegfindungsgespür und Durchhaltevermögen, wenn die letzten 400 Höhenmeter enorm kräftezehrend im Geröll überwunden werden müssen.

Die 10 höchsten Berge Deutschlands

Mit ihren 2.523 m ist die Hocheisspitze der zehnthöchste Berg Deutschlands. Zumindest dann, wenn in die Zählung nur die jeweiligen Hauptgipfel einfließen. Voraussetzung hierfür ist, dass die Schartenhöhe 300 Meter und mehr beträgt. Ist sie geringer werden die Berge lediglich als Nebengipfel gewertet, die Eigenständigkeit wird ihnen also abgesprochen.

Das sind die zehn höchsten Berge Deutschlands

  1. Zugspitze, 2.962 m
  2. Hochwanner, 2.744 m
  3. Watzmann-Mittelspitze, 2.713 m
  4. Leutascher Dreitorspitze, 2.682 m
  5. Hochkalter, 2.607 m
  6. Biberkopf, 2.599 m
  7. Großer Hundstod, 2.593 m
  8. Hochvogel, 2.592 m
  9. Östliche Karwendelspitze, 2.538 m
  10. Hocheisspitze, 2.523 m

Die Tour in der Übersicht

  • Start (Auto & ÖPNV): Parkplatz Hintertal Waltlmühlsäge (Bus 847 von Weißbach bei Lofer); alternativ: Hintersee Parkplatz bei Nationalpark-Infostelle Hintersee Klausbachhaus (Bus 846 von Berchtesgaden); Auffahrt im Sommer mit Bus bis Hirschbichl möglich
  • Route: Parkplatz Hintertal Waltlmühlsäge – Hirschbichl – Abzweig Bindalm – Mittereisalm – Hocheisalm – Hintereiskar – Hocheisspitze – Hintereiskar – Hocheisalm – Mittereisalm – Abzweig Bindalm – Hirschbichl – Parkplatz Hintertal Waltlmühlsäge
  • alternative Route: Parkplatz Hintersee – Bindalm – Abzweig Bindalm – Mittereisalm – Hocheisalm – Hintereiskar – Hocheisspitze – Hintereiskar – Hocheisalm – Mittereisalm – Abzweig Bindalm – Bindalm – Parkplatz Hintersee
  • Länge (einfach): 8 km (alternative Route: 11,9 km)
  • Dauer: 7 – 9 h
  • Höhenmeter (einfach): 1.641 hm (alternative Route: 1.722 hm)
  • Charakter: mittelschwere Wanderung, die im letzten Teil gutes Wegfindungsgespür verlangt; technisch keine besonderen Schwierigkeiten; zuletzt mühsames Ansteigen im Geröll
  • Höchster Punkt: 2.523 m
  • Einkehrmöglichkeiten/Hütte: Bindalm (kurzer Umweg), Hirschbichl




Die Bergtour auf die Hocheisspitze

Über Hirschbichl und Bindalm zur Mittereisalm

Die lange Wanderung auf die Hocheisspitze beginnt entweder auf der österreichischen Seite in Hintertal bei Weißbach bei Lofer am letzten Wanderparkplatz Waltlmühlsäge bevor die Straße für normale PKWs gesperrt ist oder auf deutscher Seite unweit des Hintersees in der Ramsau bei der Nationalpark-Infostelle.

Von Hintertal führt die Wanderung zunächst auf der Straße sehr steil hinauf bis zum Hirschbichl-Pass (1.183 m), um von dort etwas abwärts bis zur Bindalm zu wandern.

Der Aufstieg vom Hintersee ist deutlich länger, aber nicht weniger landschaftlich attraktiv. Durch das Klausbachtal und über die berühmte Hängebrücke geht es ebenfalls bis zur Bindalm.

Hier vereinen sich die beiden Aufstiege und auf dem breiten Fahrweg geht es recht steil im Wald aufwärts bis zur Mittereisalm, die nach knapp 30 Minuten erreicht ist und mit deren Erreichen zum ersten Mal ein unspektakulärer Blick auf den Gipfel der Hocheisspitze möglich ist.

Bus bis Hirschbichl

In der Sommersaison ist es möglich mit dem Bus bis Hirschbichl zu fahren. Das verkürzt gerade den langen Hatscher zu Beginn (und zum Schluss) gewaltig.

Tipp: Schneller mit dem E-Bike

Mit dem Mountainbike, noch einfacher mit dem E-Bike, ist der lange Zustieg noch schneller geschafft. Auch wenn das letzte Stück hinauf zur Mittereisalm einiges abverlangt (von den Waden oder dem Akku), so lässt sich die Tour damit doch erheblich verkürzen.

Weiterweg ins Hintereiskar

An der Mittereisalm angekommen, folgen wir – noch bevor wir die erste verfallene Almhütte auf der rechten Seite erreichen – dem unmarkierten, aber sehr deutlichen Pfad nach links in den Wald hinein, während der Wegweiser geradeaus zum Kammerlinghorn weist.

Im Wald geht es nun relativ sanft bergan. Riesige Felsblöcke liegen im lichter werdenden Lärchenwald, die von der Vergänglichkeit der Berge zeugen. Im Juni und Juli säumen blühende Almrosen den Waldboden und mit etwas Glück lassen sich Birkhühner aus nächster Nähe beobachten.

Nach knapp 30 Minuten ist die Hocheisalm mit ihrer urigen kleinen Jagdhütte erreicht. Inmitten einer blumenübersäten Wiese gilt es, den richtigen Abzweig direkt hinter der kleinen Hütte nicht zu verpassen. Der richtige Weg zweigt scharf nach rechts ab und ist gerade zu Beginn nur sehr schwer zu erkennen. Geradeaus dagegen geht es weiter zum Vorderberghörndl. Auch dieser Weg macht kurz nach dem Abzweig ins Hocheiskar einen Schwenk nach rechts, von dem man sich nicht verwirren lassen darf.

Wir folgen dem Steig ins Hocheiskar, der schon kurz nach der Hocheisalm wieder deutlich erkennbar ist. Der Wald wird lichter und geht in Latschen über. Wenn die Latschen sich langsam öffnen, rückt die Hocheisspitze nun immer besser in den Blick, auch wenn der Gipfel aus dieser Perspektive noch immer völlig unscheinbar wirkt. Vor uns öffnet sich das Hintereiskar und nachdem die letzten Wiesen verlassen sind, folgen wir den deutlichen Steigspuren ins Geröll, die einen Vorgeschmack auf das geben, was da noch kommt.

Weglos auf die Hocheisspitze

Sobald es im Hocheiskar ansteilt, verschwindet der Steig mehr und mehr. Der Aufstieg folgt nun grob dem Verlauf einer Rinne, in der lang im Sommer noch Schnee liegen kann. Wir queren die Rinne an einer günstigen Stelle, um auf der rechten Seite im etwas felsigeren Gelände mit deutlich besserem Halt einen Weg nach oben zu suchen. Ab und an lassen sich hier ein paar Steinmänner entdecken. Ganz selten sogar mal eine rote Markierung oder zumindest ihre Reste.

Am Ende des Felsgeländes gibt es zwei Optionen. Entweder der mehr oder weniger direkte Anstieg durch das lange und steile Geröllfeld. Der ist allerdings enorm kraftraubend, wenn man mit jedem Schritt wieder einen halben zurück rutscht. Oder die Querung nach links, um sich dort den festeren Fels zunutze zu machen, um weiter oben kurz vor Erreichen eines markanten Felsblocks schließlich waagerecht nach rechts zu queren (Wegverlauf siehe Skizze in der Galerie).

Das Schneefeld direkt unter dem Gipfelaufbau der Hocheisspitze wird wenn nötig an einer günstigen Stelle gequert und schließlich auf der rechten Seite umgangen und mühsam geht es im bröckeligen Fels- und Schuttgelände bis in die markante Scharte zwischen Hocheisspitze und Hocheiskopf (2.495 m).

In wenigen Minuten geht es nun links auf dem Grat bis zum Gipfelkreuz der Hocheisspitze (2.523 m). Hier ist das Gelände zum ersten Mal ein wenig ausgesetzt und leichte Kletterstellen (bis I. Schwierigkeitsgrad) werden einfach überwunden.

Gipfelpanorama aus dem Bilderbuch

Zum ersten Mal öffnen sich die Blicke nun so richtig. Hochkalter im Norden, der lange Watzmanngrat, der Große Hundstod und das komplette Steinerne Meer mit der Schönfeldspitze und dem Hochkönig liegen nun förmlich zu Füßen. Ein Panorama, bei dem es sich zwar lohnt, die Kamera zu zücken, bei dem es aber noch schöner ist, einfach nur zu schauen, die tanzenden Wolken zu beobachten und den Moment zu genießen, passiert das heute doch leider viel zu selten. Ein atemberaubender Anblick, der den langen und vor allem zuletzt äußerst mühsamen Anblick rasant vergessen lässt.

Abstieg von der Hocheisspitze

Der Abstieg folgt dem Aufstiegsweg. Wer es sich im oberen Bereich nach dem Abstieg aus der Scharte zutraut, kann im Schotter schnell regelrecht abfahren. Im Felsgelände ist etwas Obacht geboten, nicht zu weit abzusteigen, um den Ausstieg über die Rinne wieder zu finden. Die Wegspuren lassen sich von oben aber oft einfacher erkennen.

Zurück mit festem Boden unter den Füßen geht es auf dem bereits bekannten Weg zur Hocheisalm und weiter zu Mittereisalm und Bindalm. Von dort zum Ausgangspunkt am Hintersee oder in Hintertal.

Die richtige Schuhwahl

Für viele Touren, auch solche, die in anspruchsvolleres Gelände wie hier führen, sind leichte Bergschuhe wie wir sie hier getestet haben, völlig ausreichend. Kommen Geröllfelder wie an der Hocheisspitze ins Spiel sollte aber auf ein deutlich festeres und stabileres Schuhwerk gesetzt werden, zu groß ist sonst die Gefahr des Umknickens. Dazu leidet die Sohle bei der rasanten Abfahrt im Schotter gerade bei leichten Schuhen doch erheblich.

Die Tour bei Outdooractive

Alle Infos inkl. einem GPS-File zum Download gibt es hier:

Fazit

Der zehnthöchste Berg Deutschlands wird über eine lange Tour durch das Hintereiskar und einen zuletzt sehr kräftezehrenden Aufstieg durch loses Geröll erreicht. Dabei ist die Hocheisspitze in den Berchtesgadener Alpen durch ihre Abgelegenheit, die unmarkierten Pfade bzw. das weglose Gelände nur sehr wenig frequentiert, was zugleich aber ein gutes Wegfindungsgespür verlangt. Insgesamt ist die Bergtour mit über 1.600 Höhenmetern im Anstieg konditionell fordernd, technisch aber weitestgehend einfach. Nur im Gipfelbereich sind leichte Kletterstellen zu überwinden.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.