Biberkopf im Allgäu: Am (fast) südlichsten Punkt Deutschlands

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Mit 2.599 m ist der Biberkopf der sechsthöchste Berg Deutschlands. Eine anspruchsvolle und konditionell fordernde Bergtour von Oberstdorf über die Rappenseehütte im Allgäu.

Biberkopf © Gipfelfieber
Biberkopf © Gipfelfieber

Lang ist der Weg bis zum fast südlichsten Gipfel Deutschlands in den Allgäuer Hochalpen. Nur das 110 Meter südlicher gelegene Haldenwanger Eck, etwa 4 Kilometer Luftlinie entfernt, macht dem Biberkopf den Titel um den südlichsten Gipfel (und zugleich Punkt) Deutschlands streitig. Unstreitig – zumindest fast – ist der Biberkopf dafür der sechsthöchste Berg Deutschlands.

Von Oberstdorf im Allgäu ist der Biberkopf in einer sehr langen, stellenweise anspruchsvollen Bergtour, erreichbar. Am besten wird die Tour auf zwei Etappen aufgeteilt. Eine Übernachtung ist sowohl auf der Rappenseehütte als auch auf der Enzianhütte möglich. Deutlich kürzer ist die Besteigung des Biberkopfs von der österreichischen Seite aus Warth-Lechleiten. Beide Aufstiege teilen sich den finalen Anstieg, bei dem leichte Kletterpassagen überwunden werden müssen.

Woher der Name Biberkopf kommt? Mit etwas Fantasie lässt sich beim Aufstieg von Oberstdorf die Silhouette eines aufrecht stehenden Bibers ausmachen…

Die 10 höchsten Berge Deutschlands

Mit seinen 2.599 m ist der Biberkopf in den Allgäuer Hochalpen der sechsthöchste Berg Deutschlands. Zumindest dann, wenn in die Zählung nur die jeweiligen Hauptgipfel einfließen. Voraussetzung hierfür ist, dass die Schartenhöhe 300 Meter und mehr beträgt. Ist sie geringer werden die Berge lediglich als Nebengipfel gewertet, die Eigenständigkeit wird ihnen also abgesprochen. So folgt der Biberkopf dem Hochkalter auf Platz 6 und überragt zugleich den Hochvogel – ebenfalls im Allgäu – um satte sieben Meter.

Das sind die zehn höchsten Berge Deutschlands

  1. Zugspitze, 2.962 m
  2. Hochwanner, 2.744 m
  3. Watzmann-Mittelspitze, 2.713 m
  4. Leutascher Dreitorspitze, 2.682 m
  5. Hochkalter, 2.607 m
  6. Biberkopf, 2.599 m
  7. Großer Hundstod, 2.593 m
  8. Hochvogel, 2.592 m
  9. Östliche Karwendelspitze, 2.538 m
  10. Hocheisspitze, 2.523 m

Die Tour in der Übersicht

  • Start (Auto & ÖPNV): Parkplatz Faistenoy Fellhornbahn II, ÖPNV: Buslinie 7 bis Alpe Eschbach möglich
  • Etappen: 2; 1. Tag: Aufstieg zur Rappenseehütte, 2. Tag: Biberkopf & Abstieg
  • Route: Parkplatz Faistenoy – (Breitengehrenalpe) – Petersalpe – Enzianhütte – Rappenseehütte – Hochrappenscharte – Hochrappenkopf – Sattel – Biberkopf – Sattel – Hochrappenscharte – Rappenseehütte – Enzianhütte – Petersalpe – (Breitengehrenalpe) – Parkplatz Faistenoy
  • Länge (einfach): 35 km (1. Tag: 14,6 km; 2. Tag: 20,4 km)
  • Dauer/Gehzeit: 1. Tag: 4 – 5 h; 2. Tag: 8 – 10 h
  • Höhenmeter (einfach): 2.184 hm (1. Tag: 1.190 hm; 2. Tag: 994 hm)
  • Charakter: insgesamt anspruchsvolle, konditionell sehr fordernde Bergtour; bis zur Rappenseehütte weitestgehend einfach, zwar lang, zuletzt aber steile Wanderung auf schmalen Steigen; ab der Rappenseehütte alpine Bergtour, zuletzt mit Kletterei bis I. Schwierigkeitsgrad nach UIAA; Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig; Querung von steilen Altschneefeldern bis in den Sommer hinein; empfohlen als Bike- & Hike-Tour mit Fahrrad bis Petersalpe
  • Höchster Punkt: 2.599 m
  • Einkehrmöglichkeiten/Hütte: Breitengehrenalpe, Petersalpe, Enzianhütte (Übernachtung möglich), Rappenseehütte (Übernachtung möglich)

Bergtour auf den Biberkopf

Alle Informationen zur anspruchsvollen und konditionell fordernden Bergtour auf den Biberkopf in den Allgäuer Hochalpen.

Alle Informationen für Schnellleser

  • Zweitagestour von Oberstdorf über Rappenseehütte (Übernachtung empfohlen)
  • Langer Zustieg durchs Rappenalptal, Bike-Abschnitt bis Petersalpe möglich
  • Ab Rappenseehütte, einsam & zunehmend alpin, gelegentlich Schneefelder bis in den Sommer
  • Finaler Gipfelanstieg: leichte Kletterstellen (UIAA I), teils loses Geröll, steile Flanken
  • Alternativ: kürzerer, aber steiler Aufstieg von Warth-Lechleiten
  • Erfordert Kondition, Trittsicherheit und alpine Erfahrung

Aufstieg zur Rappenseehütte

Am Fuß der Fellhornbahn in Faistenoy startet der Aufstieg zur Rappenseehütte, der ersten Etappe der Bergtour auf den Biberkopf. Der Weg durchs Stillachtal und ins Rappenalptal vorbei an Birgsau und Einödsbach ist lang. Mit dem Bus kann der Weg bis zur Alpe Eschbach etwas verkürzt werden. Noch ein ganzes Stück weiter geht es mit dem Fahrrad. Ein paar kurze steile Anstiege gilt es zu überwinden. Statt dem direkten Aufstieg zur Petersalpe folgen wir der Straße bis zur Breitgehrenalpe. Hier geht es links über den Rappenbach und schließlich steil hinauf zur Petersalpe, wo es für den Drahtesel nicht mehr weiter geht.

Der Bergpfad wird direkt etwas schwieriger und steiler. Schon nach wenigen Minuten passieren wir einen Wasserfall, den wir überqueren und der unmittelbar neben dem Steig in die Tiefe stürzt. Teilweise durch regelrechtes Dickicht geht es zwischenzeitlich sehr steil nach oben bis nach einer knappen Stunde die Enzianhütte erreicht ist. Hinter der Enzianhütte wird der Weg vorerst wieder sanfter, es müssen ein paar Rinnen gequert werden, die bis in den Sommer hinein mit Schneeresten des Winters gefüllt sind. Während am Wegesrand neugierige Murmeltiere die Wanderer argwöhnisch beäugen, wird es auf den letzten Metern zur Rappenseehütte noch etwas fordernder. Ein Stahlseil entschärft eine etwas ausgesetztere Stelle (ca. 2,5 h ab Petersalpe).

Rappenseehütte

Die bereits 1835 erbaute Rappenseehütte auf 2.091 m ist mit ihren 304 Schlafplätzen die größte Hütte des Deutschen Alpenvereins. Unmittelbar unter der Hütte liegt der Kleine Rappensee, hinter einem Hügel liegt etwas abseits der Große Rappensee inmitten der eindrucksvollen Bergkulisse.

Direkt am Heilbronner Weg gelegen, ist die Rappenseehütte ein beliebter Ausgangs- bzw. Etappenort und entsprechend frequentiert. Daher unbedingt rechtzeitig einen Schlafplatz reservieren.

Rund um die Hütte leben unzählige Murmeltiere, die teils nur wenig Scheu zeigen. In den steilen Karen oberhalb der Rappenseehütte lassen sich am Abend regelmäßig Steinböcke beobachten.

Von der Rappenseehütte auf den Hochrappenkopf

Am nächsten Morgen starten wir unseren Weiterweg zum Biberkopf. Wichtig: Die Getränkereserven auffüllen, denn unterwegs gibt es keine Möglichkeit für frisches Wasser. Mitten in der Hochsaison ist die Hütte ausgebucht und doch kaum 100 Meter nachdem wir die Rappenseehütte hinter uns gelassen haben, ist vom Trubel nichts mehr übrig. Der überwiegende Großteil der Wanderer und Bergsteiger wandert auf dem Heilbronner Höhenweg weiter. Den Abzweig in Richtung Hochrappenkopf und Biberkopf nimmt nicht einmal eine Handvoll Wanderer.

Wir passieren den Großen Rappensee und die steile Nordseite des Rappenseekopfs. Unterhalb der Scharte zwischen Rappenseekopf und Hochrappenkopf wird es felsiger. Unmittelbar in der Scharte folgen wir nicht dem Steig in Richtung Biberkopf, sondern halten uns in relativ direkter Linie zum Nordgipfel des Hochrappenkopfs (2.425 m, ca. 1 h ab Hütte), von dem wir ein vorerst letztes Mal hinab zur Rappenseehütte schauen.

Übergang zum Biberkopf

Wir steigen nun in die Scharte zwischen Nordgipfel und Südgipfel ab, lassen letzteren aber rechts liegen. Zurück auf dem eigentlichen Wanderweg bekommen wir unsere ersten Steinböcke zu Gesicht, an die wir uns später noch lang erinnern werden. Der Biberkopf mit seinem Vorgipfel scheint nun zum Greifen nah, doch die Realität sieht anders aus. Hinter der markanten Einschartung steigen wir in steilen Serpentinen knapp 100 Höhenmeter ab. Hier deponieren wir in einer Nische die Rucksäcke, denn wir haben viel zu viel Gepäck dabei.

Kurz darauf warten die ersten Schneefelder, die sich in den steilen Nordausläufern des Biberkopfs bis in den Sommer hinein halten. Die Altschneefelder machen den Aufstieg ungleich schwerer als er eigentlich wäre. Langsam tasten wir uns dem Biberkopf entgegen, passieren seine Flanken im losen Schotter, unter dem es steil nach unten ins saftige Gras geht. Auf den letzten Metern bevor wir auf den Aufstieg von Warth-Lechleiten treffen, halten wir uns unmittelbar am Fels.

Der Charakter der bis hier schon anspruchsvollen Bergtour ändert sich nun nochmal. Im gutmütigen Felsgelände windet sich der Aufstieg nun durch die steile Westflanke. Der Fels ist fest, hier und da muss zugepackt werden. Die Schwierigkeiten bewegen sich im I. Schwierigkeitsgrad nach UIAA. Die letzten Meter geht es am Grat zum höchsten Punkt. Etwa zwei Stunden nach dem Hochrappenkopf ist der Biberkopf (2.599 m) und mit ihm der sechsthöchste Berg Deutschlands bestiegen. Vom Gipfel wartet ein herrlicher Blick in die Allgäuer und die Lechtaler Alpen.

Abstieg

Der Abstieg erfolgt exakt auf dem Aufstiegsweg. Zurück bei unseren Rucksäcken erleben wir eine Überraschung. Die wurden offenbar fachmännisch durchsucht, aber schnell wird uns klar, dass nur die zuvor angetroffenen Steinböcke dafür verantwortlich sein können.

Als weitere Gipfelalternative könnte im Abstieg noch der Rappenseekopf eingebaut werden. Zu groß ist aber die Verlockung der Rappenseehütte und einem kalten Radler auf der Terrasse. Zu lang die Tour bis hierhin schon. Schließlich zieht sich der Abstieg durchs Rappenalptal und das Stillachtal noch gewaltig.

Alternativer Aufstieg von Warth-Lechleiten

Deutlich kürzer ist der Aufstieg von der österreichischen Seite aus. Von Warth-Lechleiten ist der Biberkopf mit nur knapp über 1.000 Höhenmetern in etwa 2,5 Stunden bestiegen. Der Aufstieg führt über Almen, später durch felsiges Gelände und passiert den Hundskopf (2.050 m). Einige Passagen sind mit einem Stahlseil versichert. Lediglich der Schlussanstieg auf den Biberkopf ist fordernder, teilt er sich diesen mit dem Aufstieg über die Rappenseehütte.

Die Tour bei Outdooractive

Fazit

Die Bergtour von Oberstdorf über die Rappenseehütte, den Hochrappenkopf bis auf den Biberkopf – Deutschlands sechsthöchsten Berg – ist vor allem konditionell sehr fordernd, am letzten Zustieg zum Gipfel auch technisch etwas anspruchsvoller. Für Bergsteiger ist sie ein wahrer Genuss, entführt sie doch in einen sehr stillen Teil der eigentlich stark frequentierten Allgäuer Hochalpen. Vorsicht vor den steilen Altschneefeldern, die bis in den Sommer hinein auf der Nordseite des Biberkopfs anzutreffen sind.

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