Sonnwendfeuer in Bayern & Österreich: Alle Termine 2023 & Hintergründe

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Kurz vor der Jahresmitte glühen die Bergspitzen und Gipfel. Auch in Bayern und Tirol werden Bergfeuer und Sonnwendfeuer entzündet. Das steckt hinter der Tradition. Ganz unten im Text gibt`s aktuelle Termine für 2023.

Peter und Paul-Feuer in Sachrang © Gipfelfieber
Sonnwendfeuer in Bayern & Österreich: Geschichte und Termine 2023 © Gipfelfieber

In den skandinavischen Ländern ist Mitte Juni die Zeit, wo es beinahe gar nicht mehr dunkel wird. Die Mitternachtssonne taucht die Nacht in helles Licht und nicht nur eine schwedische Möbelhauskette feiert Midsommar, sondern auch die Schweden selber und so stellen sie landauf- landabwärts grün geschmückte Baumstämme auf (erinnert an das Maibaumaufstellen im Alpenraum) und feiern ihr Midsommarnachtsfest. So auch in Finnland, wo das Mittsommer-Fest nach Weihnachten sogar der wichtigste Feiertag im Land ist.

Je weiter es gen Süden geht, desto dunkler werden die Mittsommer-Nächte. In Dänemark wird symbolisch eine Hexe aus Stroh verbrannt. Das soll böse Kräfte fernhalten. Aber gilt das auch für die großen Feuer, die in Bayern, Österreich und im ganzen Alpenraum und oben auf den Gipfeln der Berge oft kunstvoll entzündet werden?

Die Geschichte der Sonnwendfeuer und Bergfeuer

Die Beantwortung der Frage, wo die Tradition herkommt, ist dabei nicht ganz einfach. Die Nationalsozialisten haben im 20. Jahrhundert versucht, die Feuer rund um die Sommersonnenwende als uralte heidnische Bräuche für sich zu deuten. Die Tradition ist zwar eine sehr alter, aber die Hintergründe für die heutigen Sonnwendfeuer sind wohl andere.

Johannisfeuer

Denn die Sonnwendfeuer – nicht nur in Bayern, Tirol, dem Salzburger Land und im übrigen Alpenraum – werden auch oft als Johannisfeuer bezeichnet. Der Johannistag wird zur Geburt von Johannes dem Täufer Jahr für Jahr am 24. Juni gefeiert. In der Bibel steht geschrieben, dass Johannis Jesus sechs Monate voraus ging. Der Johannistag liegt also genau sechs Monate vor Weihnachten.

In diesem Zeitraum (eigentlich schon kurz vorher) fällt dazu die Sonnwende, die Tage werden wieder kürzer, die Nächte länger. Dieser wichtige Wendepunkt im Jahr wurde schließlich mit Sonnwendfeuern bzw. Johannisfeuern gefeiert und darauf ist dieser Brauch heute noch zurückzuführen.

Herz-Jesu-Feuer in Tirol

Dass auf den Bergen ebenfalls Feuer entzündet werden, hat mit den Sonnwend- und Johannisfeuern dagegen nur bedingt etwas zu tun, vielmehr ist es auf eine historische Begebenheit aus der Zeit von Napoleons Kriegen zurückzuführen.




Der Herz-Jesu-Schwur sollte alle Tiroler als Einheit im Kampf gegen die Franzosen verbinden. Als Folge wurden an einigen Gipfeln Leuchtfeuer entzündet, um auch abgelegene Regionen schnell erreichen zu können. Die französischen Truppen konnten anschließend überraschend besiegt werden und so werden die Bergfeuer heute auch als Herz-Jesu-Feuer bezeichnet.

Da der Termin stets auf den dritten Samstag bzw. Sonntag nach Pfingsten fällt, liegt er in der Regel rund um die Sonnenwende. Sonnwendfeuer und Herz-Jesu-Feuer werden so oft am gleichen Tag zelebriert und sind so quasi zum Synonym geworden.

In einigen Regionen (Zugspitze, Wilder Kaiser) werden kunstvolle Bergfeuer rund um die Gipfel errichtet und mit kleinen Feuertöpfen werden Bilder geschaffen, die vom Tal aus betrachtet wahre Kunstwerke ergeben.

Petersfeuer oder Peter & Paul-Feuer

Übrigens: Sowohl in Österreich als auch im benachbarten Bayern gibt es Petersfeuer, bei denen rund um den Peter und Paul-Tag am 29. Juni eine Peter-Puppe aus Stroh auf einem riesigen Haufen Holz verbrannt wird. 

So kommen die Feuer auf den Berg

Heute sind es im Alpenraum zahllose Vereine, die die Bergfeuer planen und inszenieren. Schon lang vor Sonnenuntergang treffen sich die Mitglieder aus allen Altersstufen und beginnen, nachdem die Fackeln und Brenntöpfe auf die vielen Rucksäcke verteilt wurden, mit dem beschwerlichen Aufstieg.

In Walchsee im Tiroler Kaiserwinkl sind es die Bergkameraden Walchsee, die für die brennenden Bergspitzen sorgen. Knapp 20 Mitglieder machen sich von der Hochalm auf den Weg zum Rosskaiser hinauf. Auf kaum erkennbaren Steigen, teilweise sogar weglos, geht es nach oben. Das Gewicht im Rucksack ist enorm und so fließen die Schweißperlen in Strömen.

Schritt für Schritt geht es oft quälend langsam nach oben bis zum hier gar nicht so zahmen Kamm des vermeintlich Zahmen Kaisers. Hier verteilen sich nun die Bergkameraden und die Feuerstellen werden errichtet. Damit der ganze Grat zwischen Rosskaiser und Pyramidenspitze erleuchtet, macht sich ein Teil der Bergsteiger auf den sehr anspruchsvollen Weg über diesen.

Wie Gämsen bleiben die tiefen Abgründe links und rechts liegen und eine Stelle nach der anderen wird errichtet. Die andere Hälfte der Bergkameraden ist von Durchholzen über die Winklalm und den Klettersteig direkt zur Pyramidenspitze aufgestiegen und errichtet von dieser Seite die Feuer am Grat. Auch an der benachbarten Jovenspitze wird ein Bergfeuer vorbereitet.

Das Entzünden der Feuer

Kurz vor Sonnenuntergang ab ca. 21 Uhr ist es dann soweit. Ein Feuer nach dem anderen wird entzündet und die Bergkameraden machen sich im Schein der Dämmerung rasch zurück, um heil wieder ins Tal zu kommen. Am Sattel folgt noch ein kurzer Blick zurück zum erleuchteten Berggrat. Wie grandios der Blick von unten wohl erst ist? 

Es ist lang dunkel als die Bergkameraden im Schein und dem stetig flackernden Licht der Stirnlampen zurück an der Hochalm sind. Ein Bier später geht es wieder ins Tal und nach Walchsee, wo der lange Abend erst weit nach Mitternacht ausklingt.

Übrigens: Knapp 90 Minuten brennen die kleinen Feuer, die keine Rückstände hinterlassen, sondern komplett niederbrennen. Seit 2010 sind die Bergfeuer zur Sommersonnenwende in den Alpen sogar immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe.

Sonnwendfeiern

Rund um die Bergfeuer finden in den Tälern dazu oft Feiern und Feste statt. Traditionelle Tänze und Umzüge finden vielerorts vor dem Entzünden der Johannisfeuer statt. Trachtenvereine treffen sich zum Schuhplattln und Dirndldrahn. Im Großarltal werden die “Berge in Flammen” von den Großarler Klöcklern und Herreitern beim Sonnwendklöcken unterstützt.

Termine Sonnwendfeuer & Bergfeuer 2023

Hier lassen sich die Herz-Jesu-Feuer/Bergfeuer/Sonnwendfeuer besonders gut beobachten:

Chiemgauer Alpen

  • 17.06.2023, Kampenwand (Bergstation der Kampenwandbahn) mit Alphornbläsern
  • 17.06.2023, Truchtlaching
  • 21.06.2023, Fürmann Alm
  • 22.06.2023, Unternberg Alm
  • 23.06.2023, Bergsteigerdorf Schleching (Ausweichtermin: 24.06.2023)
  • 24.06.2023, Bründlingalm am Hochfelln
  • 24.06.2023, Mühlstetter Feld
  • 24.06.2023, Kirchenpatrozinium am Johannishögl mit Sonnwendfeuer in Piding
  • 01.07.2023, Peter & Paul-Feuer im Bergsteigerdorf Sachrang, ab 18 Uhr
  • 01.07.2023, Erlstätt

Berchtesgadener Alpen

  • 21.06.2023, Bischofswiesen

Allgäu

  • 24.06.2023, Haldenwang
  • 24.06.2023, Johannisfeuer in Pfronten
  • 24.06.2023, Thanner in Ofterschwang

Kaisergebirge

  • 17.06.2023, Herz-Jesu-Feuer in Schwendt
  • 17.06.2023, Wilder Kaiser
  • 17.06.2023, oberhalb von Walchsee im Kaiserwinkl

Großarltal im Salzburger Land

  • 24.06.2023, Berge in Flammen am Schuhflicker in Großarl
  • 24.06.2023, Frauenkogel beim Bergsteigerdorf Hüttschlag

Tirol

  • 17.06.2023, Innsbruck Nordkette
  • 17.06.2023, Markbachjoch Wildschönau
  • 17.06.2023, Hohe Salve
  • 17.06.2023, Herz-Jesu-Feuer in Nesselwängle im Tannheimer Tal
  • 17.06.2023, Rotspitz, Rofangebirge rund um den Achensee
  • 18.06.2023, Tannheim, Zöblen, Schattwald, Jungholz im Tannheimer Tal

Zugspitzregion

  • 24.06.2023, Talkessel Ehrwald
  • 24.06.2023, Karwendel & Wettersteingebirge
  • Ersatztermin bei Schlechtwetter: 01.07.2023

Achtung: Bei Schlechtwetter oder Brandgefahr auf Grund von Trockenheit ist es möglich, dass die Termine um eine Woche verschoben werden. Daher am besten kurzfristig bei den jeweiligen Destinationen erkundigen.

Fazit

Sonnwendfeuer, Bergfeuer, Johannisfeuer, Herz-Jesu-Feuer und Peter & Paul-Feuer werden oft als Synonym verwendet und doch gibt es Unterschiede. Die Bergfeuer finden Jahr für Jahr rund um die Sonnenwende statt und sind ein tolles Schauspiel, sowohl für die Feuerbrenner am Berg als auch die Zuschauer im Tal.

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