Die Weißbachschlucht: Die älteste Pipeline der Welt und ein rauschender Wasserfall

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Wandern über und durch die Weißbachschlucht: Auf den Spuren des Salzes bis hin zu den eindrucksvollen Weißbachfällen.

Weißbachfälle © Gipfelfieber
Weißbachfälle © Gipfelfieber

In der Geschichte der Bayerischen Alpen zwischen Salzburg und München spielt heutzutage der Tourismus die wohl wichtigste Rolle. Ein wichtiger Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region zwischen Königssee, Chiemsee und der Landeshauptstadt leistete, noch lange bevor Touristen aus ganz Deutschland und Europa die Vorzüge und Schönheit der Bayerischen Alpen zu schätzen lernte, das Salz.

Schon zu Beginn des 12. Jahrhunderts wurde nachweislich in den Bergen im Berchtesgadener Land nach dem weißen Gold gegraben. Knapp 200 Jahre später wurde das Salz zum Rückrat des wirtschaftlichen Wachstums. Bis heute wird im 1517 gegründeten Salzbergwerk Berchtesgaden Salz abgebaut.



Das Salz wird dabei in Form des nassen Abbaus gewonnen. Dabei werden in den Berg geschlagene Hohlräume mit Süßwasser geflutet. Das Wasser laugt dabei das Salz aus dem umgebenden Gestein und aus der so gewonnenen Sole wird in den Salinen später das Kochsalz gesiedet.

Um die Sole zu den Salinen zu transportieren, wurden Soleleitungen angelegt, die von Berchtesgaden bis ins nahe Bad Reichenhall, ins ferne Traunstein und ins noch weiter entfernte Rosenheim verliefen. Verschiedene Themenwanderwege wie der SalzAlpenSteig oder der Soleleitungsweg folgen dem Verlauf dieser ältesten Pipelines der Welt. Hoch über der Weißbachschlucht wandern auch wir auf den Spuren des Salzes entlang.

Start bei Inzell

Gletschergarten © Gipfelfieber
Gletschergarten © Gipfelfieber

Etwas außerhalb von Inzell starten wir unsere lehrreiche Wanderung direkt neben der Alpenstraße im Ortsteil Zwing und knapp unterhalb der Quelle des Weißbachs. Wir folgen den Wegweisern in Richtung Gletschergarten und überqueren bald zum ersten Mal den schon recht üppig rauschenden Weißbach.

Ohne merkliche Höhenmeter aufzusteigen, wandern wir durch dichte Wälder, die gerade im Sommer angenehmen Schatten spenden während es entfernt unter uns laut und lauter rauscht.

Schon bald erreicht der Wanderweg den Gletschergarten, der direkt am Wegesrand Zeuge der letzten Eiszeit ist. Die glatt geschliffenen Felsen zeugen von der Kraft des vermeintlich ewigen Eises, von dem heute doch nichts mehr übrig ist.

Auf dem Soleleitungsweg zur Himmelsleiter

Der Soleleitungsweg, auf dessen Abschnitt wir wandern, erzählt mit Schautafeln am Weg immer wieder von der wirtschaftlichen Bedeutung des Salzes, der Soleleitung und ihrer Entstehungsgeschichte. Wir passieren den höchsten Punkt der ältesten Pipeline der Welt und erreichen kurz darauf den ehemaligen Hochbehälter mitsamt der Himmelsleiter.

Der Blick über die Himmelsleiter hinab ist ein wenig furchterregend. Bevor die schwindelerregende Treppe passiert wird, wagen wir von oben aber noch einen Blick in den Hochbehälter, denn dieser für seine Zeit war eine technische Innovation: Hofbaumeister Hanns Reiffenstuel brachte es zwischen 1617 und 1619 fertig, die Sole mittels Wasserdruck bis hier hinauf zu transportieren, um sich Druck und Gefälle für den Weitertransport der Sole gen Traunstein und Rosenheim nutzbar zu machen.

Der Ausblick hinab nach Weißbach und tief hinab in Richtung Schneizlreuth ist nicht minder beeindruckend als die technische Meisterleistung. Anschließend warten die vielen Stufen, die wir langsam und Schritt für Schritt hinabsteigen und an deren Ende eine Brotzeitbank und noch eine Treppe mit vielen vielen Stufen, nur nicht mehr so steil, warten.

In die Weißbachschlucht

Kurz vorm Ortseingang von Weißbach überqueren wir die an schönen Tagen viel befahrene Alpenstraße zwischen Inzell und Schneizlreuth, um auf der anderen Seite dem Verlauf der Schlucht in anderer Richtung zu folgen. An dem herrlich kühlen Gebirgsbach wandern wir auf dem Weg stromaufwärts und wieder einmal entpuppt sich die Wanderung durch die Weißbachschlucht im Berchtesgadener Land als äußerst lehrreich und Schautafeln berichten von der Nutzung der Wasserkraft für die Holztrift.

Schon bald schwillt das Rauschen des Weißbachs gewaltig an und nur wenig später fällt die Kinnlade eine Etage tiefer: Vor uns ergießen sich die tosenden Weißbachfälle in mehreren Kaskaden nach unten.

Die Weißbachfälle

Weißbachfall © Gipfelfieber
Weißbachfall © Gipfelfieber

Die tosenden Wassermassen sind nicht nur während der Schneeschmelze besonders beeindruckend und eine Rast am Fuß des Wasserfalls ist obligatorisch.

Der Wanderweg zurück zum Ausgangspunkt ist nicht mehr weit und neben den Weißbachfällen geht es über teils nasse Stufen und Stege hinauf, um schließlich unterhalb der Alpenstraße zurück zum Ausgangspunkt zu wandern.

Abstecher zur Höllenbachalm

Wer das Highlight Weißbachfälle noch etwas hinausschieben möchte, dem bietet sich vor dem Abstecher in die Schlucht noch die Möglichkeit an, dem Lauf des Baches in anderer Richtung zu folgen. Hierfür passieren wir Weißbach weiter flussabwärts, immer am rauschenden Wasser entlang. Bald lassen wir die letzten Häuser hinter uns und erreichen das Gasthaus Mauthäusl.

Etwas versteckt führt hier ein Weg unter der Bundesstraße durch. Wieder auf dem alten Salinenweg wandern wir ein paar hundert Meter knapp oberhalb der Alpenstraße bevor der Aufstieg zur Höllenbachalm abzweigt. Die wunderschön gelegene Alm ist nach einer knappen Stunde erreicht und lädt zu einer ausgiebigen Brotzeit ein. Auf gleichem Weg geht die Tour schließlich am Mauthäusl vorbei zurück nach Weißbach, in die Weißbachschlucht und bis zu den Weißbachfällen. Mit dem Abstecher zur Höllenbachalm wird aus der eigentlich kurzen Tour eine stattliche Wanderung mit einer Länge von knapp 16 Kilometern.

Übrigens: Unweit der Weißbachschlucht gibt es in der Nähe von Schneizlreuth auch die Aschauer Klamm, in die eine Tour vor allem an warmen Sommertagen lohnt.

Fazit

Die Wanderung über den Soleleitungsweg und durch die Weißbachschlucht ist sehr abwechslungsreich und für Groß und Klein ein Erlebnis. Die tosenden Weißbachfälle, die kurz vor dem Ende der Tour erreicht werden, sind das krönende Highlight. Festes Schuhwerk ist vor allem auf den Passagen in der Schlucht und an den Wasserfällen empfehlenswert. Mit knapp 5 Kilometern Länge ist die Tour relativ kurz und die Schwierigkeit gering. Die Variante ist entsprechend länger.

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