Schönfeldspitze: Audienz bei der Königin vom Steinernen Meer

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Die Bergtour auf die Schönfeldspitze im Steinernen Meer ist anspruchsvoll, belohnt dafür mit einer spektakulären Überschreitung, die das Herz jeden Bergfreundes höher schlagen lässt. Zu Besuch beim zumindest zweitschönsten Berg der Berchtesgadener Alpen.

Die Schönfeldspitze - Audienz bei der Königin vom Steinernen Meer © Gipfelfieber
Die Schönfeldspitze – Audienz bei der Königin vom Steinernen Meer © Gipfelfieber

Stolz wie eh und je thront König Watzmann über Berchtesgaden. Mit ihm seine Frau (Watzmannfrau/Kleiner Watzmann) und seine Kinder. Kein Stück weniger imposant, wacht ein gutes Stück hinter dem Königssee die Schönfeldspitze über dem Steinernen Meer und blickt hinab auf Berchtesgaden und das Salzburger Land gleichermaßen. Eine beeindruckende, ja beinahe majestätische Erscheinung, die lange bei der Fahrt über den Königssee gen St. Bartholomä und gen Obersee bewundert werden kann.



Von Maria Alm auf die Schönfeldspitze

Für eine Audienz bei der Königin vom Steinernen Meer nähern wir uns aber von der anderen Seite. In Maria Alm am Steinernen Meer im Salzburger Land geht es zunächst in nördlicher Richtung zum Wanderparkplatz, von wo der Steig zur Ramseider Scharte und zum Riemannhaus führt.

Alternativer Aufstieg über das Schönegg

Den wir aber links liegen lassen. Stattdessen steigen wir vom Parkplatz ein paar Meter ab und folgen an der Gabelung dem Forstweg zur Tennhütte. Hinter der verschwindet der Weg beinahe im dichten Wiesengras der Alm und steilt mächtig an. Schon einmal haben wir uns für die viel seltener begangene Variante über den Napfetzer entschieden, passieren bald die Glemmeralm und legen so in kurzer Zeit beachtliche Höhenmeter zurück.

Immer wieder haben wir Mühe dem Weg zu folgen bis wir schließlich den Wald verlassen und er zwischen den Latschenkiefern sichtbarer und auch etwas weniger steil wird. Das Gelände wird karger und nach der Querung einer Rinne samt Seilsicherung bald auch wieder steiler. Zunehmend felsiger passieren wir eine weitere Rinne. Diesmal vertikal und durchaus Steinschlag gefährdet. Auch im Anschluss wird das Gelände kaum freundlicher. Während es links schwindelerregend tief abwärts geht, tasten wir uns in Schrofen und Fels immer weiter nach oben bis wir nach etwas über drei Stunden anstrengendem Aufstieg den Gipfel des Schöneggs (oder Schöneck) mitsamt seinem Kreuz auf 2.390 m erreichen. Zu unseren Füßen öffnet sich im Norden das Steinerne Meer. Die Aussicht nach Süden bis zum Zeller See und zum Alpenhauptkamm lohnt nicht weniger.

Gratwandern vom Schönegg zur Schönfeldspitze

Etwa 1.200 Höhenmeter sind hier schon geschafft. Ein paar warten allerdings noch. Nach kurzer Pause geht es weiter und stetig im leichten Auf und Ab dem Kamm folgend und die Schönfeldspitze vor Augen schreiten wir unserer Audienz näher.


Beim Weiterweg in Richtung Wurmkopf sehen wir von den tiefen Abgründen zur Rechten dank dichter Wolken aber nichts.

In der Scharte nach dem Wurmkopf verlassen wir den Grat und stoßen auf den Weg, der vom Riemannhaus hinauf führt. Über eine Rinne geht es in leichter Kletterei kurz darauf durch die Westflanke der Schönfeldspitze. Das Gipfelkreuz ist in Sicht. Und doch noch weit entfernt.

Ausgesetzte Kletterei zum Gipfel

Dichte Wolken hüllen uns ein als wir den kaum zu übersehenden Markierungen zur Südseite folgen. Ein erdiges Band führt durch die Flanke. Wir können nur erahnen wie tief es hier tatsächlich runter geht. Der Weg ist breit genug und so gut machbar. Auf der Ostseite angekommen, wartet kurz darauf eine leichte Klettereinlage, die mit Eisenstiften entschärft ist. Im steilen Schrofengelände mit Gras und allerhand lockerem Gestein geht es anschließend im Zickzack nach oben, wo wir bald auf den Anstieg von der Buchauer Scharte treffen. Immer wieder kommen die Hände zum Einsatz, denn es geht zu allen Seiten bedrohlich tief hinab.

Am Gipfel der Schönfeldspitze

Das Gipfelkreuz der Schönfeldspitze ist eine Pietà © Gipfelfieber
Das Gipfelkreuz der Schönfeldspitze ist eine Pietà © Gipfelfieber

Am Gipfel der Schönfeldspitze angekommen, begegnen wir dem wohl markantesten und schönsten Gipfelkreuz der Berchtesgadener Alpen, wenn nicht des ganzen Alpenraums.

Eine Pietà mit einer leidenden Maria, die ihren toten Sohn Jesus in den Armen hält, bildet das Gipfelkreuz, welches der österreichische Künstler Anton Thuswaldner aus dem nahen Kaprun gefertigt hat. Im Zuge eines Gewittersturms im Sommer 2020 wurde das Kreuz allerdings so schwer beschädigt, dass es nicht mehr restauriert werden konnte. Doch schon wenige Wochen später konnte ein neues Kreuz, gestaltet vom Künstler Raphael Gschwandtl aus Maria Alm, aufgestellt werden, das sich sehr am alten Gipfelkreuz orientiert.

Die Königin scheint unserer Audienz wohl gesonnen und verschafft uns immer wieder freie Aussicht hinab auf das Steinerne Meer, hinüber zum Großen Hundstod, Watzmann und Hochkalter, hinab über den Königssee und zum Untersberg. 2.653 m hoch und damit zwar zwei Meter niedriger als das Selbhorn, herrscht die Schönfeldspitze über das Steinerne Meer, doch gewiss wagt niemand an ihrem hoheitlichen Status zu zweifeln.

Abstieg über die Buchauer Scharte

Vom Gipfel geht es über die Ostflanke nun wieder abwärts. Langsamen und bedachten Schrittes steigen wir vorsichtig hinab und folgen dem Weiterweg zur Buchauer Scharte. Das Terrain bleibt durchgehend anspruchsvoll und würde Fehltritte wohl nicht verzeihen. Einem kurzen Gegenanstieg folgt der weitere Abstieg bis in die Scharte, wo die Schwierigkeiten dann geschafft sind.

Und doch geht der Weg nach unten nicht ohne einen gehörigen Schrecken. Es poltert urplötzlich am Fuß des Mittagwandls und ein riesiger Felsklotz donnert gen Tal. Auch die Schafe bleiben erschrocken stehen und sind froh als er kurz darauf in einem breiten Bachbett zum Liegen kommt.

Wir verlassen mehr und mehr das felsige Gelände, es grünt immer mehr während wir an der Freithofalm auf einen Forstweg wechseln. Ein kurzes Waldstück führt uns ins Quellengebiet des Krallenbachs und zur Kasereggkapelle, von wo aus weitere zwanzig Minuten später am Parkplatz in Rohrmoos das zweite Auto wartet. Es hat doch Vorteile, aus verschiedenen Richtungen anzureisen. Wer zurück zum morgendlichen Startpunkt gehen muss, folgt dem Wanderweg in westlicher Richtung, um zuletzt zum Wanderparkplatz noch einmal anzusteigen.

Fazit

Eine Audienz bei der Königin vom Steinernen Meer muss man sich redlich verdienen. Die Bergtour auf die Schönfeldspitze ist nicht ohne und fordert Kondition, Kraft, absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Zudem sollte man sie nur bei trockenen Bedingungen angehen. Erschwerend hinzu kommt, dass auf der hier beschriebenen Aufstiegsvariante über den Napfetzer und das Schönegg keine Einkehrmöglichkeit besteht. Wer die Tour andersrum geht, kann nach der Gipfelbesteigung der Schönfeldspitze im Riemannhaus einkehren, um von dort über den spektakulär angelegten Steig durch die Ramseider Scharte absteigen.

12 Kommentare

  1. Sehr schönes Video und super Bericht, vielen Dank. Das letzte Bild – das mit dem Schnee – zeigt aber nicht die Schönfeldspitze. Der markante Felszahn, den man vom Funtensee aus sieht, nennt sich Schottmalhorn. Steht schon lange auf meiner To-Do-List – beides ;)
    LG Johanna

  2. […] Nun wird der Gratverlauf weit anspruchsvoller. Es geht erst ein gutes Stück über extrem ausgesetztes Gelände bergab. Links warten spektakuläre Tiefblicke in die über 1000 Meter abfallende berüchtigte Watzmann-Ostwand, deren Durchstieg nicht weniger bekannt als die Watzmann Überschreitung ist. Mit gutem Auge lässt sich weit unterhalb der Südspitze das orange-leuchtende, winzige Ostwandbiwak ausmachen. Immer wieder kommen lange ungesicherte Passagen. Die wohl heikelsten Abschnitte sind zumindest teilweise versichert. Stellenweise ist der Grat extrem schmal. Aber es gibt immer ausreichend Griffe und Tritte und wir fühlen uns in keiner Sekunde auch nur annähernd unwohl. So geht es etwa anderthalb Stunden ständig auf und ab und nach etwas weniger als vier Stunden seit dem Aufbruch vom Watzmannhaus erreichen wir die Südspitze (auch Schönfeldspitze, 2.712 m, aber nicht zu verwechseln mit der Schönfeldspitze im Steinernen Meer). […]

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