Rezept für Zirbenschnaps: Wie man Zapfen trinken kann

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Zirbenschnaps ist der Hüttenklassiker schlechthin. Das Rezept wie man ihn für Zuhause einfach selber machen kann und wie man an die begehrten Zapfen kommt. 

Zirbenschnaps: Das Rezept zum Selbermachen © Gipfelfieber
Zirbenschnaps: Das Rezept zum Selbermachen © Gipfelfieber

Egal ob zu einem feierlichen Anlass, als Abschluss nach einem deftigen Menü, zum Abschied oder zur Begrüßung: Ein guter Zirbenschnaps ist eine echte Spezialität und in kaum einer Hütte wegzudenken. Er gehört auf jede Karte wie Kaiserschmarrn und Kasspatzn. Der Geschmack ist ganz eigen, hat er doch ein besonderes Aroma, das die Natur förmlich herausschmecken lässt.

Die Herstellung vom Zirbenschnaps, Zirbenlikör, Zirbeler oder Zirberl wie er oft genannt wird, ist bei weitem kein Hexenwerk. Nur an die wichtigste Zutat muss man erst einmal kommen: Die Zirbenzapfen.

Übrigens: Der Zirbenschnaps aus diesem Rezept ist nicht zu verwechseln mit Zirbengeist. Zirbengeist ist ein Destillat, während der Likör direkt mit den Zapfen angesetzt wird.




Die Zirbe

Die Zirbe ist ein Baum, der bis auf wenige Ausnahmen nur im hochalpinen Bereich anzutreffen ist. Die Zirbelkiefer ist im gesamten Alpenraum verbreitet und ist im deutschsprachigen Teil der Schweiz auch als Arve bekannt. Zirben wachsen in einer Höhe von 1.300 bis auf fast 3.000 Meter Höhe. Am ehesten sind sie zwischen 1.500 und 2.000 Metern anzutreffen. Von weitem werden Zirben schnell mit Kiefern verwechselt. Aus der Nähe fallen die Unterschiede aber ins Auge: Die Nadeln sind etwas weicher, haben oft einen grün-bläulichen Schimmer und ein Büschel besteht nicht wie bei der Kiefer aus zwei Nadeln, sondern aus fünf.

Im bayerischen Alpenraum ist sie auf der Reiteralpe, sonst aber eher selten zu finden. Wo man sie sicher entdeckt: Beim Wandern im Engadin zwischen Scuol und dem Val Müstair durchquert man den ältesten Zirbenwald der Alpen und auch auf der Villanderer Alm in Südtirol gibt es ausgedehnte Zirbenwälder.

Zirbenschnaps: Die Zutaten

Tannenhäher © Gipfelfieber
Tannenhäher © Gipfelfieber

Für den Zirbenschnaps (auch Zirbenlikör oder Zirbeler) werden nicht wie beim Fichtenspitzenlikör die jungen Austriebe der Zweige verwendet, sondern die Zapfen. Die zu ernten, ist nicht ganz einfach. Denn selbst, wenn man Zirben beim Wandern oder Bergsteigen entdeckt hat, kommt man nur schwer an die Zirbenzapfen, wachsen sie doch oft nur in großer Höhe, so dass auch das Pflücken schnell zum (nicht ungefährlichen) Abenteuer wird. Wenn man Pech hat, ist auch noch der Tannenhäher schneller, denn auch er hat es auf die köstlichen Zapfen und seine Kerne abgesehen.

Zudem gibt es alpenweit in den verschiedenen Regionen Österreichs, Deutschlands und der Schweiz Bestimmungen, wieviele Zapfen geerntet werden dürfen. Kleine Shops, die Produkte aus Zirbenholz verkaufen, bieten zur Zeit der Ernte oft auch Zirbenzapfen an und sind so eine gute Alternative. Zur Hauptsaison (Juli bis August) gibt es sogar bei Amazon Händler, die frische Zapfen anbieten.

Neben den Zapfen wird natürlich Alkohol benötigt. Hier empfiehlt sich eine möglichst geschmacksneutrale Spirituose. Am besten ist es, auf Kornbrand oder Wodka zurückzugreifen. Auch Obstler wird ab und an verwendet. Der ist allerdings nicht geschmacksneutral und beeinflusst den späteren Geschmack.

Die Verfeinerung erfolgt schließlich mit Zucker. Ob mit Zuckersirup, Kandiszucker (mein Favorit) oder Honig ist Geschmackssache.

Die Zutaten für den Zirbenschnaps:

  • 4 Zapfen auf 1 Liter Schnaps
  • Korn oder Wodka
  • 50 bis 60 g Kandiszucker oder Zuckersirup pro Liter

Zirbenschnaps: Die Herstellung

1 Die Zirbenzapfen werden zunächst mit einem scharfen Messer in etwa ein Zentimeter dicke Scheiben geschnitten. Auf Grund des Harzes der Zirbenzapfen empfiehlt es sich unbedingt, beim Schneiden Küchenhandschuhe zu tragen. Das Schneiden selber geht wesentlich einfacherer als man denkt.

2 Die Zapfenscheiben wandern nun für etwa sechs Wochen in große Einweckgläser und werden mit Korn oder Wodka übergossen. An einem hellen Standort kann man schon nach kurzer Zeit beobachten wie die Zapfen ihre Farbe abgeben und sich der Schnaps rötlich verfärbt. Dieser Prozess wird auch als Mazeration bezeichnet. Manche Rezepte empfehlen auch eine deutlich kürzere Zeit zum Einlegen der Zapfen (zwei bis drei Wochen), da der Zirbeler sonst zu harzig wird. Sinnvoll ist es daher, den Ansatz immer wieder zu probieren.

3 Anschließend wird der Zirbenschnaps durch ein Baumwolltuch oder einen Kaffeefilter gegeben. Mit Zucker, am besten Kandiszucker oder Zuckersirup, wird der pur herbe Schnaps je nach Vorliebe noch verfeinert und leichter bekömmlich gemacht. Ihn mit Wasser zu strecken, lässt man lieber, denn das macht den Zirbenschnaps milchig.

4 In Flaschen abgefüllt, hat man immer ein schönes Geschenk parat. Noch besser ist nur, den Zirbenschnaps an einem gemütlichen Abend anzubieten und/oder selber zu trinken. Anlässe gibt es garantiert genügend.

Prost!

Wem der Aufwand zu groß ist, der findet in den Weiten des Internets sowohl normalen Zirbenschnaps als auch Zirbengeist.

40 Kommentare

  1. Hallo,
    wie wuerde denn das Rezept mit reinem Alkohol ( 96%) aus Italien funktionieren, da ich es ja nun mit Wasserstrecken würde, ich aber nicht will, dass er milchig wird.
    reiner Alkohol hat meiner Meinung nach den Vorteil, dass er Geschmacksneutral ist und wengier Kopfweh macht…. ?
    vielen Dank.

    • Servus Jakob, ich habe das noch nicht probiert. Mit dem italienischen Alkohol habe ich selber mal einen Limoncello gemacht, der dann mit einer Zucker-Wasser-Mischung gestreckt wurde. Dass es dann milchig ist, ist beim Limoncello ja Wurscht.
      Ich bleibe daher beim Korn oder Wodka. Die sind eigentlich soweit geschmacksneutral bzw. werden vom Aroma der Zirbe locker übertrumpft.

  2. ja, das mit dem Wasser ist richtig, aber gibt es vielleicht eine Abhilfe, weil ich habe von einem Bekannten gehört, dass er eben die Zapfen von einem Hüttenwirt bekommen hat und der hat ihm auch ein Rezept erzählt aber das mit dem Wasser halt nicht dazu gesagt und er hat die Zapfen gründlich gewaschen mit normalem Wasser und geschnitten, dann Weingeist verwendet und gleich mit destill. Wasser versetzt, da ist es milchig geworden, eben wegen dem Waschen mit Trinkwasser . Das Produkt müsste noch stehen gelassen werden und dann filtriert, aber kann man das milchige noch irgenwie wegbringen,sind das die Mineralien, können die irgenwie gelöst werden ? oder kann man das abdekantieren . Was ist wenn man etwas aufgelöste Zitronensäeure dazugibt ? bitte, weiß jemand was gegen das Milchige ? lg und vielen Dank.

    • Servus Rebecca,

      da weiß ich, ehrlich gesagt, keine Abhilfe. Beides noch nicht ausprobiert. Im Zweifel einfach so trinken und im nächsten Jahr so wie oben ansetzen.
      Prost

      Andi

    • Liebe Rebecca! Alkohol löst die ätherischen Öle bzw. Harz aus den Zirbenzapfen. Das geht so schnell, dass, wenn Du Weingeist über die Zirben gießt und anschließend sofort Wasser nachgießt, es schon milchig wird, auch mit destilliertem Wasser. Du musst den Alkohol vorher auf Trinkstärke verdünnen und die Zapfen mit diesem verdünnten Alkohol ansetzen. Kornschnaps mit 38 % eignet sich gut dafür. Wenn es jetzt milchig ist, hilft nach meiner Erfahrung nur, wenn Du mit ganz feinen Filtern so lange filterst, bis es klar wird. Es gibt in Kellerei-Fachgeschäften Faltenfilter. Die feinsten dafür verwenden. Diese vorher mit Wasser durchspülen, damit man keinen Filter-Geschmack hat. Eventuell mehrere ineinander geben und den gefilterten Schnaps immer wieder durch den Filter lassen, bis er klar wird (durchaus 20 oder 30 Mal). Erst wenn es aus dem Filter nur tropft, wird der Zirbenschnaps klar. Das kann Tage, oder eventuell auch Wochen dauern, je nach Menge. Natürlich muss man den Trichter mit dem Filter immer gut abdecken, mit Folie, Sackerl, Gummiringerl… Wenn schon Zucker aufgelöst ist, macht das den Filter dichter, bzw. verlegt es ihn mit der Zeit. Wie das mit professionellen Filtergeräten geht, weiß ich nicht. Vermutlich können sie feiner filtern und es geht dementsprechend schneller. Aber besser ist, so ansetzen, dass es dieses extreme Filtern nicht braucht. Dann genügt auch ein Kaffee-Filter, oder eventuell ein paar ineinander.
      LG Francesco

      • Vielen Dank, Francesco, für diese ausführliche Antwort, da hast Du mir jetzt sehr geholfen und ich habe viel gelernt. Wenn dieser Kunde, der das Problem hat, ich arbeite in einer Apotheke, da verkaufen wir hin und wieder Weingeist, das heißt aber nicht, dass wir uns mit Likör und Schnaepsen umfassend auskennen, aber ich lerne immer sehr gerne dazu,wiederkommt, dann kann ich ihn informieren.

  3. hallo hier mein Wissen vom verdünnen des Schnapses. Ich verwende normales Leitungswasser welches ich zuerst aufkoche und dann erkalten lasse. Es ist wichtig, dass der Schnaps die gleiche Temperatur hat wie das Wasser. Beides im gleichen Raum einige Zeit aufstellen , dann kann man es je nach % welcher man am ende vom Schnaps haben möchte mischen. So wird der Schnaps auch nicht milchig.

  4. Eine Frage zur Terminologie: “Zirbenschnaps” ist eingebürgert, aber müsste es nicht Zirbenlikör heißen? Es liegt ja der Herstellung kein Destillat zu Grunde, und vorherige alkoholische Gärung wird es mangels Zucker in den Zapfen kaum geben.

    • Servus Erwin,

      du hast vollkommen recht. Es ist Likör, heißt hier Zirbenschnaps, weil es eben der gebräuchlichere Begriff ist. Und am Ende sind sowohl Zirbenlikör als auch Zirbengeist Schnaps.

  5. Servus Andreas,
    sicher, man muss das nicht so eng sehen. Doch genau genommen ist der Zirbengeist der einzig echte Schnaps, weil er gebrannter Zirbenlikör ist. Wenn unser Zirbenschnaps = Likör aus ist, was nicht so lange dauern dürfte, kaufe ich Zirbengeist, weil ich neugierig darauf bin.

  6. Umrühren würde ich vermeiden da jedes Mal beim Öffnen Alkohol verloren geht wenn man das Gefäß ein wenig schwankt löst sich der Zucker auch auf

  7. zu: Herstellung, Punkt 2 – Gibt es nach dem “Ansetzen, Abseihen” noch irgendwie eine Verwendung für die verschnittenen Zapfen oder werden diese dann entsorgt?

    • Servus Elisabeth, ganz ehrlich: Keine Ahnung. Wie kommst du drauf? Warum geht nur gefroren? Dann doch lieber verschicken. Ein paar Tage macht da nicht viel aus.

  8. Hallo Elisabeth,
    hab mir damals auch tiefgekühlte Zapfen gekauft (schicken lassen), ist überhaupt kein Problem.
    Bis die ankommen sind’s eh schon aufgetaut.
    Kaum ein Unterschied feststellbar.

  9. Hey Andreas,

    ich bin auch absoluter Fan von Zirbenschnaps, unfassbar wie leicht dieser herstellbar ist. Leider schmeckt er mir nur in den Alpen. Im Norden von Deutschland passt er leider nicht. :-(

    Liebe Grüße
    Felix

  10. LAsst die Finger vom Wasser ! Bitte verwendet nur Korn oder Wodka. ALternative wär noch ein Hausgebranter Obstler. Die Zapfen sind auch ohne einfrieren eine Zeitlang haltbar.
    Beachtet: Das Pflücken ist nicht überall erlaubt! Kenner riechen sofort, wenn sich dieser Schatz im Rucksack befindet! Selber pflücken lohnt sich nur mit alter Kleidung, da das Harz diese rasch durchdringt. Die Zapfen sind nur im Wipfelbereich zu ernten. Glücklicherweise brechen die Äste einer Zirbe nicht, sind sehr elastisch.
    Eine Zirbe hat 7 ! Nadeln.
    Danke Andreas – gut recherchiert.

  11. Hallo!
    Hat wer einen Rat, was ich tun kann, wenn der Zirbenschnaps zu harzig schmeckt.
    Ist mir heuer das erste Mal passiert.
    Hab es schon mit filtern versucht.

    • Servus Maria,
      dann stand er wahrscheinlich zu lang. Ist mir dieses Jahr auch passiert. Allerdings bei den Latschen, nicht bei der Zirbe. Vom Gefühl, wird es etwas besser, je länger er steht. Vielleicht lässt es sich mit etwas mehr Zugabe von Kandiszucker auch noch etwas in die richtige Richtung lenken.
      Wenn Du etwas findest, das funktioniert, sag mir gern Bescheid.
      Schöne Grüße

      Andi

  12. Hallo Andreas,
    kannst du mir Auskunft über die Betriebe geben, welche die Zapfenernte durchführen. Ich wäre interessiert einmal aktiv Teil der Ernte zu sein.
    Grüße, Anna

    • Hi, Anna, tut mir leid, das weiß ich nicht. Aber eine Idee: Wende Dich an Tourismusinfos in Orten, wo Du weißt, dass sie hoch genug sind, dass dort Zirbenschnaps hergestellt wird. Die können Dir sagen, welche Betriebe, Hütten und Almen selber ernten. Und dann einfach abtelefonieren.
      Viel Erfolg!

      Andreas

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