Villanderer Berg: Zirbenwälder, Almen und ein bisschen Norwegen

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Ein riesiges Hochplateau und ein Berg, der gar nicht wie einer wirkt. Und doch kann man am Gipfel vom Villanderer Berg in den Sarntaler Alpen die ganze Welt sehen. Wie das?

Villanderer Berg: Zirbenwälder, Almen und ein bisschen Norwegen © Gipfelfieber
Villanderer Berg: Zirbenwälder, Almen und ein bisschen Norwegen © Gipfelfieber

Grob geschätzt sind 80 % aller Deutschen schonmal durchs Eisacktal gefahren. Und grob geschätzt, wissen höchstens 5 % davon, wo das eigentlich genau ist. Grob gesagt, reicht das von Brixen bis hinunter nach Bozen. Und jeder, der seinen Mittelmeerurlaub zwischen Venedig und Genua verbringt oder nur einen Wochenend-Abstecher zum Gardasee macht, muss da durch.

Und so auch wir. Nachdem der Oktober mit abscheulichem Wetter begonnen hat, beschließen wir die Flucht über den Brenner, fahren aber nicht nur durch das Eisacktal, sondern legen auch einen mehrtägigen Stop hier ein. Von Klausen geht es über etliche Haarnadelkurven hinauf nach Villanders, wo die untergehende Sonne die Dolomiten auf der anderen Talseite in ein atemberaubendes Abendlicht taucht.

Auf der Villanderer Alm

Gestärkt und ausgeruht, geht es am nächsten Morgen hinauf auf eines der größten Hochplateaus Europas, die Villanderer Alm, deren höchster Punkt erwandert werden will. Über 20 Quadratkilometer erstreckt sich die Hochfläche auf einer Höhe von 1700 bis 2500 Meter. Und doch fühlt es sich eher nach Mittel- als wie Hochgebirge an. Nur die Überbleibsel des ersten Schnees zeugen von der alpinen Umgebung.




Etwas unterhalb der Gasserhütte starten wir unsere Wanderung über die Villanderer Alm. Ruhig geht es auf der Alm zu, während wir viele kleine Hütten passieren, die während der Sommermonate von Bauern bewirtschaftet sind. Die melancholische Herbststille wird nur von einem tiefen, sich ständig wiederholenden Krähen durchbrochen. Aber keine Rabenkrähen stören sich an uns Besuchern.

Die schwere Arbeit der Tannenhäher

Tannenhäher sind es, die in mühsamer Fleißarbeit ihre Wintervorräte zusammentragen. Tannenhäher, eigentlich müssten sie Zirbenhäher heißen, sind vor allem in Zirbenwäldern anzutreffen, deren kostbare Zapfen sie knacken, um die darin verborgenen Nüsse für die kalte Jahreszeit zu vergraben. Und wir sind hier umgeben von hunderten Zirben und freuen uns, das Treiben aus der Nähe beobachten zu können.

Aufstieg zum Villanderer Berg

Der seichte Anstieg führt uns nach etwa einer Stunde zum Gasteiger Sattel, wo sich die Wege teilen. Rittner Horn zur Linken, Villanderer Berg zur Rechten. Mit kaum wahrnehmbarer Steigung geht es weiter. Die Wolken hängen tiefer und zeichnen eine beinahe kontrastlose Landschaft. Grauer Himmel, überwachsene Felsbrocken und langsam verblassendes Gras schaffen eine mystische Atmosphäre, die irgendwie an die Hochflächen Norwegens erinnert.

Nur ein farbenfroher rot-weißer Tupfer holt uns ins Südtiroler Hier und Jetzt zurück, wo wir weiter gemächlich ansteigen und mit Rittner Stock und bald darauf dem Zwölfernock fast schon unmerklich die ersten Gipfel passieren.

Fast abrupt ändert sich unsere Umgebung. Ein Loch in den Wolken lässt uns einen Blick auf die fast senkrecht abfallende Nordwand des Villanderer Bergs erhaschen, während auf der anderen Seite unzählige kleine Bergseen im Sommer zum Planschen einladen. Ein kurzes Stück bergab und in nun etwas rumpeligerem Gelände geht es in wenigen Minuten bis zu dem riesigen Gipfelkreuz auf 2509 m Höhe. Und nicht nur das: Ein riesiger Globus aus Beton ziert den Gipfel des Villanderer Bergs und lässt uns so auf die ganze Welt blicken. Auf den Dolomitenblick müssen wir dank dicker Wolkenschwaden leider verzichten.

Und auch eine Gipfeljause fällt aus, denn das winterliche Wetter ist uns doch über den Brenner gefolgt und beglückt uns mit ersten Schneeflocken. Schnellen Schrittes gehen wir ein Stück auf dem Aufstiegsweg bergab. In einer kleinen Scharte zweigen wir links in nördlicher Richtung ab und steigen im steilen Gelände über zahllose Stufen ab bis zum Totensee.

Über Totensee und Totenkirchl

Ein unglücklicher Name für einen so wunderbar in die Landschaft eingebetteten See. Denn der Name rührt keineswegs von einer Zweckentfremdung als Friedhof, sondern daher, dass die Gegend hier oben auf 2200 Meter karg und lebensfremdlich ist und nur wenig richtig gedeihen mag. Dass hier trotz leichtem Schneefall plötzlich die Sonne scheint, wird der Schönheit des Ortes mehr als gerecht.

Ein schmaler Steig führt uns nun weiter zum Totenkirchl, von wo aus wir auf breiten Forstwegen die riesige Hochfläche überqueren, um langsam aber sicher zur Moar in Plum-Hütte, weiter zur Gasserhütte und schließlich zu unserem Ausgangspunkt abzusteigen.

Fazit

Durch eine Landschaft, die gerade im herbstlichen Nebel etwas mystisch Schönes ausstrahlt und die auch ohne blauen Himmel und Sonnenschein zu begeistern weiß, führt eine einfache, auch mit Kindern gut machbare Wanderung auf den Villanderer Berg. Nie anstrengend und nie steil offenbart er nur von seiner West- und seiner Nordseite seinen hochalpinen Charakter.


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