Der anspruchsvolle Kufsteiner Klettersteig führt auf das Untere Gamskarköpfl im Wilden Kaiser und bietet noch weitere Gipfelabstecher. Obwohl er alles hat, was einen Klettersteig ausmacht, ist er doch relativ wenig frequentiert.
“303, 304, 305, 306. Endlich!” Kaum zehn Minuten dauert der Einstieg in das zweitägige Bergabenteuer im Kaisergebirge und schon der Anfang sorgt dafür, dass die Schweißproduktionen auf Hochtouren läuft. Aber nicht etwa ein besonders schwieriger Einstieg in den Kufsteiner Klettersteig ist Grund für die tropfnasse Stirn, sondern die 306 Stufen, die direkt hinter dem Wanderparkplatz in Sparchen auf (fast) alle, die ins Kaisertal hinein wollen, warten.
Inhaltsverzeichnis
Aufstieg ins Kaisertal
Die immerhin knapp 30 Einwohner des Kaisertals kommen mittlerweile ohne Schweißausbrüche in ihr Zuhause. Vor knapp zehn Jahren wurde der Tunnel ins Tal hinein eröffnet und bietet den abgeschiedenen Bewohnern ein wenig mehr Teilhabe am Leben außerhalb des Kaisergebirges, erleichtert Einkäufe, Arztbesuche und vieles, worüber sich in erschlossenen Gebieten gar keiner mehr Gedanken macht.
Wanderer, Bergsteiger und Kletterer müssen mit den Stufen Vorlieb nehmen. An schönen Sommerwochenenden tun das nicht wenige. Das Kaisergebirge ist beliebt und so geht es auf der breiten Forststraße, die nach den gefürchteten Stufen wartet, beinahe zu wie auf manch innenstädtischer Einkaufsmeile.
Etwa zehn Kilometer sind es bis zum Hinterbärenbad, meinem Quartier für die Nacht. Das Anton-Karg-Haus ist ein Highlight unter den Alpenvereinshütten. Liebevoll eingerichtet und dekoriert, dazu frisches Essen, das hervorragend mundet. Die Spinatknödel sind eine Wucht. In den Lagern sind übrigens hauseigene Hüttenschlafsäcke vorhanden, so dass keine eigenen mitgebracht werden müssen.
Das Rauschen des Baches sorgt für ein friedliches Einschlummern. Am nächsten Morgen sind die umliegenden Berge noch wolkenverhangen. Nach dem reichhaltigen Frühstück und dem baldigen Aufbruch sind die Regentropfen der Nacht noch auf den Gräsern und Blättern zu sehen, die den Weg säumen. Der beginnt direkt hinter der Hütte und führt zunächst durch fünf Rinnen, bevor er mächtig ansteilt und sich in Bettlersteig zur Rechten (in Richtung Kaindlhütte) und Güttlersteig zur Linken teilt.
Einstieg zum Kufsteiner Klettersteig
Ich folge dem Güttlersteig für etwa eine weitere Stunde. Nur langsam lichtet sich der Wald, aber stoisch absolviere ich Höhenmeter um Höhenmeter. Wenn sich der Steig ein weiteres Mal teilt, gilt es, die Klettersteigausrüstung anzulegen.
Wo bei anderen schwierigen Klettersteigen oft schon zu Beginn die Latte hochgelegt wird, verhält es sich beim Kufsteiner Klettersteig anders. Zwar ist das im Frühsommer noch lange vorhandene Altschneefeld etwas tückisch und es gilt beim Überqueren Vorsicht walten zu lassen. Der Einstieg in den Klettersteig ist aber weitestgehend einfach.
Im teils felsigen, teils schrofigen Gelände geht es kaum über die Schwierigkeit B (meist A/B) hinaus. Tückisch ist nur das viele lose Gestein, das viel zu schnell losgetreten ist. Ein Helm ist daher obligatorisch.
Schwarze Wand, Adlerhorst und Götterquergang
Nach einer kurzen ungesicherten Stelle folgen weitere Teile mit A/B und B bevor es ans Eingemachte geht. Die Schwarze Wand stellt sich in den Weg und wird teils leicht überhängend (meist C, zwischendurch bis D) erklommen. Die Unterarme lechzen nach Pause und die wird ihnen schon bald gewährt. Die schwierigen Abschnitte sind nicht ohne, allerdings sind die kraftfordernden Ferrata-Passagen auch schnell geschafft.
Der Kufsteiner Klettersteig kommt weitestgehend ohne zusätzliche Trittbügel aus. Zwischen Latschenkopf und Adlerhorst (meist C, teils C/D) heiße ich die spärlichen Hilfstritte aber gerne willkommen. Mitten in den steil abfallenden Nordwand des Unteren Gamskarköpfls ist nicht ersichtlich wie weit es noch bis zum Gipfel ist. Bei der Götterquergang angekommen, ist es aber nicht mehr weit.
Der verspricht nochmal sehr viel Luft unter dem Allerwertesten und fordert die Kraft in den Armen ein letztes Mal. Kurz darauf lugt das Gipfelkreuz (1.975 m) hervor und der Ausstieg aus dem Kufsteiner Klettersteig ist erreicht.
Übergang zum Oberen Gamskarköpfl und zum Sonneck
Der Himmel klart plötzlich auf und gibt den Blick auf das Sonneck frei. Zunächst noch seilversichert geht es am Verbindungsgrat zum Oberen Gamskarköpfl entlang bevor ich zunächst in Richtung des Gamskars absteige. Das macht seinem Namen alle Ehre. Eine aufgeschreckte Gruppe Gämsen wählt den Weg nach unten. Selbst der wenige Wochen alte Nachwuchs eilt in einem irrsinnigen Tempo tiefer ins Kar hinab.
Während mich beim folgenden Aufstieg zum Oberen Gamskarköpfl (2.040 m) eine verbliebene Gams misstrauisch beäugt, halte ich nun wieder auf den Gipfel des Sonnecks (2.260 m) zu, der ohne größere Schwierigkeiten nach etwa einer Stunde vom Ausstieg des Kufsteiner Klettersteigs erreicht ist.
Aufreißende Wolken geben den Blick auf den östlichen Nachbarn und höchsten Gipfel des Wilden Kaisers, die Ellmauer Halt, frei. Der Aufstieg vom Kaisertal über den Kaiserschützensteig wirkt von hier oben geradezu irrwitzig. Am südwestlichen Ende des Kaisergebirges glitzert der Hintersteiner See und frohlockt mit einer Abkühlung.
Abstieg durchs Gamskar ins Kaisertal
Doch bis zu der dauert es noch lang. Über den gleichen Weg geht es zunächst hinab in die Scharte zwischen Unterem und Oberen Gamskarköpfls. Der folgende Abstieg in die Scharte verlangt sicheren Tritt und den ein oder anderen Griff an den Fels. Bei der anschließenden Abfahrt im Schotter bzw. Schneerest gilt es den rechtzeitigen Abzweig nicht zu verpassen.
Der führt an der rechten Seite des Kars zunächst kurz ansteigend und schließlich steil hinab bis zum Einstieg des Klettersteigs. Auf gleichem Weg geht es zurück zum Anton-Karg-Haus, wo eine willkommene Stärkung wartet und schließlich wieder aus dem Kaisertal hinaus bis nach 306 Stufen wieder der Startpunkt erreicht ist.
Fazit
Eine erstaunlich ruhige Tour führt den erfahrenen Alpinisten und Kletterer über den Kufsteiner Klettersteig auf das Untere Gamskarköpfl, weiter zum Oberen Gamskarköpfl und zum Sonneck. Der Steig selber erfordert klettertechnisches Geschick, Kraft und Kondition. Auf Grund des langen Zustiegs von Kufstein empfiehlt es sich, die Tour auf zwei Tage aufzuteilen.
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