Auch der dritte Anlauf auf die Wildspitze sollte fehlschlagen. Doch über dem Pitztal gibt es mit dem Fuldaer Höhenweg und dem Rifflsee noch weit mehr als den höchsten Berg Tirols.
Bereits zum dritten Mal mache ich mich erwartungsvoll auf ins Pitztal. Nachdem die Wildspitze, immerhin der höchste Berg Tirols, in den Vorjahren auf Grund von Wetterumschwüngen und Schnee im Hochsommer jeweils zu den Akten gelegt werden musste, sollte es diesmal soweit sein. Endlich. Doch wie es so ist: Es ist kommt immer anders als man denkt. Wie gut, dass es über dem Pitztal noch weitaus mehr zu entdecken gibt.
Inhaltsverzeichnis
Wildspitze 3.0
Früh am Morgen geht es auf zum dritten Anlauf auf die Wildspitze. Wie im Vorjahr betrügen wir ein bisschen und fahren mit der Gletscherbahn im Handumdrehen auf 2.840 Meter. Mit Gegenanstiegen kommen dann aber trotzdem nochmal 1.000 Höhenmeter auf uns zu, fast ausschließlich auf Schnee und Eis.
Oben ausgestiegen, haben wir fast Kaiserwetter mit ein paar Wölkchen am Himmel, die sich locker um die Gipfel winden. Für den frühen Nachmittag sind Gewitter angedroht und so starten wir ohne Verzögerung Richtung Mittelberg Joch auf 3.166 m. Nach dem Abstieg vom Joch auf den Taschachferner teilen wir uns in drei Seilschaften auf, von denen nur eine den Gipfel erreichen wird. Aufgrund meiner ungeplanten Erkundung einer Gletscherspalte ist meine Seilschaft nicht bei den Gipfelstürmern.
Nach meiner Rettung steigen wir über den Taschachferner zum Taschachhaus ab, üben noch ein bisschen Spaltenbergung und nutzen die Zeit für Fotos. Nach rund anderthalb Stunden erreichen wir das Taschachhaus, wo wir die wärmende Nachmittagssonne genießen. Die bleibt uns aber nicht lange erhalten und es regnet sich langsam ein. Uns ist das reichlich egal, wir werden auf der Hütte wie immer bestens versorgt und lassen uns unsere drei Gänge schmecken. Dann geht es relativ zeitig ins Bett, denn am nächsten Tag wollen wir in kleiner Gruppe noch den Fuldaer Höhenweg gehen.
Über den Fuldaer Höhenweg zum Rifflsee
Wir stehen früh auf, nehmen das hervorragende Frühstück mit selbst gebackenem Brot noch mit und starten dann zu dritt Richtung Fuldaer Höhenweg. Ein kurzer Abstieg hinter dem Taschachhaus, über den Bach und schon geht es wieder bergan. Die Aussicht beschränkt sich leider auf wenige Meter, dichte Wolken hängen zwischen den Gipfeln und die Luftfeuchtigkeit liegt bei gefühlten 100%. Trotz des trüben Wetters genießen wir die Tour.
Sobald der Anstieg überwunden ist, schlängelt sich der Weg in leichtem Auf und Ab an den Hängen entlang. Kurze versicherte Passagen und kleine Bäche, die gequert werden müssen, machen den Weg abwechslungsreich. Hier und da reißt jetzt die Wolkendecke auf und lässt uns kurz ins Tal blicken. Sogar ein kurzer Blick aufs Taschachhaus gelingt, bis die Wolken sich wieder schließen.
Wir erreichen eine Alm, die sich schon aus dem Nebel durch das Geläut der Kuhglocken ankündigt. Vom Verlauf des Weges ahnen wir bereits, dass wir uns unserem Ziel, dem Rifflsee, nähern. Kurze Zeit später ist es soweit, wir stehen am Rifflsee, dem größten See der Ötztaler Alpen, auf 2.232 Meter Höhe.
Nach kurzer Rast geht es dann durchs Hirschtal in knapp einer Stunde bergab nach Mandarfen. Auf den letzten Kilometern erwischt uns dann doch noch ein eiskalter Guss und so sind wir froh, als wir das Hotel Wildspitze erreichen. Kurz umgezogen und geduscht und schon sind wir im beheizten Pool. Den Wellnessbereich verlassen wir an diesem Tag nicht mehr.
Europas höchste Floßfahrt
Am letzten Tag unsrer Reise geht es noch einmal zum Rifflsee, Gletschersee und übrigens auch einem von Österreichs höchsten Bergseen. Ein Teil von uns geht wieder zu Fuß durchs Hirschtal, während die anderen bequem die Gondel zur Rifflseehütte nehmen. Das Gebiet um die Hütte ist seit den 1970er Jahren als Skigebiet erschlossen und wurde seit 1994 immer wieder modernisiert und erweitert.
Skifahren ist allerdings nicht der Anlass für unseren heutigen Besuch, obwohl der einsetzende Schneefall das vielleicht vermuten lässt. Seit 2017 gibt es am Rifflsee auch ein gewaltiges Floß mit knapp 20 Tonnen und 140m². Auf dem Floß lässt sich in rund 45 Minuten der See erkunden. Während der Fahrt gibt es Informationen über den Rifflsee, das Pitztal und natürlich auch Getränke. Angetrieben wird das Floß natürlich mit einem Elektromotor, um die fragile Bergwelt zu schützen. (Informationen zu Preisen und Fahrtzeiten finden sich auf pitztal.com.)
Während unserer Fahrt kämpft sich die Sonne doch noch durch die Wolken und wir genießen die Stille und Schönheit der Bergwelt am Fuß des Kaunergrats. Vom Floß geht es dann in fünf Minuten zu Fuß hoch auf die Sunna Alm, wo wir uns noch gütlich tun, bevor wir mit der Gondel zurück nach Mandarfen fahren.
Wildspitze 4.0
Dann geht alles wie immer ganz schnell. Duschen, Auto packen und dann bergab durchs wunderherrliche Pitztal fahren. Ich bin wie immer etwas traurig, wenn ich Richtung Inntalautobahn fahre und dieses Tal hinter mir bleibt, aber ich habe natürlich noch eine Rechnung mit dem Berg offen und ich freue mich auf ein Wiedersehen im Pitztal!
Danke für diesen Artikel, ich bin in drei Wochen nach 3 Jahren auch endlich mal wieder in den Ötztaler Alpen. Jetzt freu ich mich noch ein bisschen mehr!
Liebe Grüße
Romy