Die Hackenköpfe Überschreitung im Wilden Kaiser: Gratwandern für Fortgeschrittene

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Die Hackenköpfe Überschreitung ist eine alpine Bergtour im Wilden Kaiser, die grandiose Aussichten und jede Menge Spaß verspricht, zugleich aber äußerst fordernd ist.

Die Hackenköpfe Überschreitung im Wilden Kaiser: Gratwandern für Fortgeschrittene © Gipfelfieber
Die Hackenköpfe Überschreitung im Wilden Kaiser: Gratwandern für Fortgeschrittene © Gipfelfieber

Schroff und abweisend ist der Wilde Kaiser, der südliche Kamm des Kaisergebirges zwischen Kufstein und Kitzbühel. Viele Touren im Wilden Kaiser verlangen nicht nur trittsichere und schwindelfreie Wanderer und Bergsteiger, sondern auch Kletterfertigkeiten. Nicht ohne Grund wurden im Wilden Kaiser viele Kapitel Alpingeschichte geschrieben. An den großen und berühmten Wänden wie an der Fleischbank gaben sich nicht nur die besten Kletterer der Region die Haken und Sicherungsgeräte in die Hand, sondern aus dem ganzen Alpenraum und aus ganz Europa kamen und kommen heute noch Alpinisten, um die bekannten Routen zu wiederholen oder gar neue zu erschließen.

Die Überschreitung der Hackenköpfe ist eine Tour, die von allem ein bisschen hat. Nach einem sehr langen Aufstieg wechseln sich einfache Abschnitte am breiten Kamm mit anspruchsvolleren Klettereien am schmalen Grat und steilen Tiefblicken gen Brixental und Kaisertal ab. Insgesamt ist die Überschreitung der Hackenköpfe so eine sehr schwere Bergtour, die hohe Ansprüche an die Kondition, die Technik, aber auch die Psyche stellt. Der II. Schwierigkeitsgrad wird bei der Hackenköpfe Überschreitung aber nicht überschritten.

Tagestour oder nicht?

Die Hackenköpfe Überschreitung wird am besten in zwei Tagen absolviert, da der Weg zum Beginn der eigentlichen Überschreitung schon sehr weit ist. Empfehlenswert ist es, direkt von der Kaindlhütte oder vom Anton-Karg-Haus am Hinterbärenbad im Kaisertal zu starten. Die Zustiege zu beiden Hütten starten in Kufstein am Wanderparkplatz in Sparchen.

Wer mit dem Fahrrad bis zur Kaindlhütte fahren möchte, startet in Kufstein-Mitterndorf. Am Berghaus Aschenbrenner und der Brentenhochhütte vorbei erfolgt die Fahrt über stets breite Forstwege bis direkt zur Kaindlhütte.




Als Tagestour ist die Hackenköpfe Überschreitung eine äußerst ambitionierte Angelegenheit, aber machbar. Mit einem E-Bike kann die Auffahrt zur Kaindlhütte erheblich beschleunigt werden. Im Kaisertal herrscht dagegen Fahrverbot für Fahrräder, so dass das Anton-Karg-Haus als Stützpunkt bei einer Tagestour quasi ausscheidet.

Von Ost nach West oder West nach Ost?

In welcher Richtung die Überschreitung der Hackenköpfe absolviert wird, ist im Grunde egal. Üblich ist die Begehung von West nach Ost. Hier wird die Schlüsselstelle nach oben erklettert. Das Abklettern von derartigen Stellen ist dagegen meist etwas schwieriger.

Nichtsdestotrotz wird die Tour im Folgenden von Ost nach West beschrieben: Von der Kaindlhütte über den Bettlersteig auf die Gamskarköpfe und das Sonneck, wo die eigentliche Überschreitung der Hackenköpfe bis zum Scheffauer mitsamt Kopfkraxen und Wiesberg beginnt. Schließlich steigen wir über den Widauersteig zurück zur Kaindlhütte ab.

Zustiege & Alternativen

Ausgangspunkt für unsere Überschreitung der Hackenköpfe ist die Scharte zwischen Kopfkraxen und Sonneck. Es gibt allerdings auch alternative Zustiege von Scheffau am Wilden Kaiser aus.

Kaindlhütte & Bettlersteig

Nach der Auffahrt von Kufstein zur Kaindlhütte mit dem Mountainbike starten wir das Tagesprojekt “Hackenköpfe Überschreitung” frohen Mutes. Nach einem leichten Auf und Ab beginnt hinter der Steinbergalm der steile Abstieg über den Bettlersteig, der uns knapp 300 Höhenmeter kostet. Die werden sich auf der anderen Talseite wieder erkämpft, während wir bald auf den Aufstiegsweg, der vom Anton-Karg-Haus heraufzieht, treffen. Mühsam geht es im Wald circa 500 Höhenmeter aufwärts bis sich die Wege wieder teilen.

Kufsteiner Klettersteig oder Gamskar

Hier haben wir die Wahl, ob uns das, was kommt, noch nicht ausreicht und wir zusätzlich den anspruchsvollen Kufsteiner Klettersteig “einbauen” oder nicht wesentlich weniger anstrengend durch das Gamskar aufsteigen wollen. Die düsteren Wolken im Rücken bringen uns von dem Gedanken an den Kufsteiner Klettersteig erfolgreich ab und über den Klettersteig Abstiegsweg steigen wir an den Rand des Gamskars und vorbei an uns beäugenden Gämsen sehr steil in die Scharte zwischen Unterem (1.975 m) und Oberen Gamskarköpfl (2.040 m). Ein kurzer Abstecher zum Gipfelkreuz des Unteren Gamskarköpfls lockt, das unmittelbar am Ausstieg des Kufsteiner Klettersteigs steht (3 – 3,5 h ab Kaindlhütte).

Weiterweg zum Sonneck

Nah am Kamm erfolgt nun der deutlich leichtere Aufstieg zum Oberen Gamskarköpfl, dessen windschiefes Gipfelkreuz zum Durchschnaufen einlädt. Die Blicke zum Stripsenhaus und Stripsenjoch, zu Ellmauer Halt und Kaiserschützensteig sowie auf die andere Talseite in den Zahmen Kaiser sind beeindruckend. In weiteren 30 Minuten ist ohne weitere Schwierigkeiten das Sonneck und damit der höchste Punkt der Tour (2.260 m) erreicht (1 h ab Scharte).

Alternativer Zustieg

Auch von Scheffau am Wilden Kaiser auf der anderen Seite des Kaisergebirges gibt es Möglichkeiten, direkt zum Sonneck aufzusteigen. Der erfolgt entweder von Bärnstatt über die Steiner-Hochalm oder die Kaiser-Hochalm. Weiter auf dem Wilder Kaiser Höhenweg in Richtung Gruttenhütte. Direkt hinter der Kaiser-Hochalm am Sonnenstein zweigt der steile Anstieg zur Kopfkraxen ab, der zwischen Kopfkraxen und Wiesberg auf den hier breiten Kammverlauf zwischen Sonneck und Scheffauer trifft.

Die eigentliche Hackenköpfe Überschreitung

Kurz bevor der Gipfel des Sonnecks erreicht ist, weist ein markantes Steinmandl auf den Abzweig zu den Hackenköpfen hin. Der komplette Grat, der uns über die nächsten Stunden begleiten wird, liegt nun in seiner ganzen Pracht vor uns.

Über Kopfkraxen und Wiesberg

Vom Abzweig geht es zunächst wenige Höhenmeter abwärts, bevor der Aufstieg zur Kopfkraxen ansteilt und etwas ausgesetzter wird. Ein Stahlseil erleichtert den Weg zum unbekreuzten Gipfel der Kopfkraxen (2.178 m). Vom Gipfel wird der Grat – eher untypisch für den Wilden Kaiser – sehr breit und fällt sanft bis auf 1.998 m zum Wiesberg hin ab.

Über die Hackenköpfe zum Scheffauer

Hinter dem Wiesberg ändert sich das Szenario einmal mehr. Der Kamm wird langsam schmaler, immer wieder stellen sich Felsen in den Weg, die einfach überklettert werden. Dem Weg zu folgen, ist dabei nicht sonderlich schwer. Steinmänner und deutliche Wegspuren führen uns bis zum östlichsten Gipfel der Hackenköpfe (2.125 m). Auch rote Markierungen finden sich immer wieder. Besser zu finden sind die allerdings, wenn die Hackenköpfe Überschreitung in der anderen Richtung begangen wird.

Hinter dem Östlichen Hackenkopf wird der Weiterweg langsam aber sicher anspruchsvoller. Links und rechts geht es steil nach unten. Teilweise muss in exponiertem Gelände abgeklettert werden und nicht immer ist der Weiterweg sofort ersichtlich. Nach dem steilen Abstieg durch einen Kamin entdecken wir zwei Skistöcke, die als Orientierung zu dienen scheinen. Den deutlich einfacheren Durchstieg entdecken wir erst danach.

Insgesamt ist die Überschreitung der Hackenköpfe spätestens ab dem Östlichen Hackenkopf-Gipfel ein äußerst anspruchsvolles und zugleich äußerst spannendes Unterfangen. Es macht gehörigen Spaß, sich Stück für Stück am Grat oder an den Flanken links und rechts voran zu arbeiten.

So passieren wir erst den Mittleren (2.079 m) und später den Westlichen Hackenkopf (2.092 m). Der Scheffauer ist bald zum Greifen nah, doch vorher wartet noch die Überwindung der Schlüsselstelle (Sicherung am Haken möglich). Der letzte Aufschwung vor der Scharte, in der die Aufstiege von der Kaindlhütte im Norden oder der Hochalm im Süden zusammenkommen, wird linksseitig umgangen, so dass wir auf der nördlichen Seite etwas unterhalb in der letzten Kurve vor der Scharte herauskommen (etwa 3 h ab dem Sonneck). Von hier ist noch ein knapp zehnminütiger Abstecher zum Scheffauer (2.111 m) möglich.

Abstieg zur Kaindlhütte und ins Tal

Nach der erfolgreichen Überschreitung der Hackenköpfe wartet nun noch der Abstieg über den versicherten Widauersteig zur Kaindlhütte. Der erste Teil führt einfach, aber mit viel lockerem Gestein unter den Füßen abwärts, bevor wir die beinahe senkrechten und glatten Felswände über dem Schuttkar mit den furchteinflößenden Namen “Großer und Kleiner Friedhof” immer wieder sehr exponiert queren. Nach etlichen Trittstufen gelangen wir an den eigentlichen Einstieg des Klettersteigs und wandern in weiteren knapp 30 Minuten bis zur Kaindlhütte.

Mit den Fahrrädern geht es in knapp vierzig Minuten zurück ins Tal nach Kufstein.

Abstieg nach Scheffau am Wilden Kaiser

Wer von der anderen Talseite aufgestiegen ist, steigt von der Scharte zwischen Scheffauer und Hackenköpfen nach Süden ab und gelangt über die Veitskirche, die Steiner-Hochalm und Steiner-Niederalm zurück zum Ausgangspunkt.

Fazit

Die Überschreitung der Hackenköpfe im Kaisergebirge ist ein grandioses Unterfangen, das vor allem als Tagestour konditionell und technisch hohe Ansprüche (Kletterei bis II. Grad UIAA) stellt. Der Zustieg ist sehr lang und sowohl die eigentliche Hackenköpfe Überschreitung und der Abstieg sind nochmal körperlich und auch mental fordernd. Belohnt wird man mit einer alpinen Bergtour, die das Bergsteigerherz höher schlagen lässt.

Bilder: © Gipfelfieber und Via-Ferrata.de

5 Kommentare

    • Servus Petra, ja, ist sie, wenngleich auch das ambitioniert ist. Es ist immer sehr schwer, eine allgemein gültige Aussage für Schwierigkeiten und vor allem Zeiten zu treffen. Daher versuche ich es immer aus der Sicht eines durchschnittlichen Bergsteigers möglichst objektiv zu bewerten. Ob dann ein durchschnittlicher Bergsteiger an den Hackenköpfen was zu suchen hat, ist wieder die andere Frage…

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