Durch das Klausbachtal auf den Sulzenstein: Stille Pfade im Nationalpark Berchtesgaden

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Der Sulzenstein in den Berchtesgadener Alpen ist über alte selten begangene Pfade erreichbar. Gerade im bunten Herbst ist die Wanderung reizvoll.

Hängebrücke über das Klausbachtal © Gipfelfieber
Hängebrücke über das Klausbachtal © Gipfelfieber

Die ersten Vorboten des nahenden Winters sind bereits da. Angezuckert liegt das Hochkalter-Massiv auf der anderen Talseite des Klausbachtals da und scheint sich schon in Richtung Winterschlaf begeben zu haben. Bei der langen Wanderung durch das Tal, das sich vom Hintersee zwischen Hochkalter und Reiteralpe aufschwingt, und dem Zustieg zum Gipfel des  1.694 m hohen Sulzensteins ist vom Winter aber noch nicht viel zu hören. Und zu hören schon gleich gar nicht!

Zu hören? Ja, denn der Winter steht für Stille. Keine Wanderer, die mit ihren klackenden Stöcken schon von weitem zu hören sind. Kein Glockengeläut der Almtiere und kein Vogelgezwitscher. Aber diese Stille ist bei unserem Start der Wanderung in das Klausbachtal noch nicht zu vernehmen. Im Gegenteil. Alle paar Minuten schallen kräftige Rufe von den Wäldern zu uns herab. Es dauert oft nicht lang, meist nur wenige Sekunden, und die Rufe werden aus anderer Richtung entsprechend beantwortet.

Es sind die Hirsche, die förmlich um die Wette röhren und die während der Hirschbrunft von etwa Mitte September bis Mitte Oktober im Klausbachtal vernommen werden können. Mit etwas Glück lassen sich die Tiere mit ihren stattlichen Geweihen auch beobachten wie sie um die Gunst der Damenwelt buhlen.

Wanderung durch das Klausbachtal und auf den Sulzenstein

Übersicht und Informationen

  • Route: Nationalpark-Informationsstelle Hintersee “Klausbachhaus” – Klausbachtal – Hängebrücke – Bindalm – Hirschbichlpass – Hufnagel – Sulzenstein – Sulzensteinalm – Klausbachtal – Klausbachhaus
  • Ausgangspunkt: Parkplatz Klausbachhaus
  • Höchster Punkt: Sulzenstein, 1.694 m
  • Höhenmeter: 872 hm (einfach)
  • Schwierigkeit: mittel
  • Anfahrt: von München über A8 bis Bad Reichenhall und über Deutsche Alpenstraße vorbei am Hintersee; ÖPNV: Zug bis Berchtesgaden und mit Bus Linie 846 bis Ausstieg Auzinger/Ramsau b. Berchtesgaden
  • Gehzeit: ca. 6 h
  • Touristeninformation: Tourist-Information Ramsau, https://www.ramsau.de/, +49 8657 988920, info@ramsau.de
  • Einkehr: Bindalm, Alpengasthof Hirschbichl, Ragertalm (kurzer Umweg)
  • Karte (inkl. GPX-File zum Download)




Kaipara Green Trails

Die Kaipara Green Trails führen auf kleine und große Gipfel, zu Touren in Regionen, die mit Bergsteigerdörfern nicht für Massentourismus, sondern für Nachhaltigkeit stehen. Die Wanderungen führen zu ökologisch geführten Umweltgütesiegelhütten des Alpenvereins, in Naturparks, Schutzgebiete und Nationalparks, wo wir Ranger bei ihrer Arbeit begleiten. “Grüne Wege” eben.

Soziale Verträglichkeit, Transparenz und Nachhaltigkeit sind Werte, für die die Marke Kaipara steht. Kaipara stellt hochwertige Produkte wie T-Shirts, Longsleeves, Jacken oder auch Decken aus reiner Merinowolle her. Die Wolle kommt aus Neuseeland, verarbeitet und produziert wird komplett in Deutschland. Ganz wichtig ist dabei das Tierwohl und daher kommt die Wolle aus 100% Mulesing-freier Produktion.

Mehr zu Kaipara und was Merino so angenehm, aber auch anspruchsvoll macht, gibt es hier im Interview mit dem Gründer Frank Selter.

Nationalpark Berchtesgaden

Der Nationalpark Berchtesgaden ist der einzige Nationalpark, der in den deutschen Alpen liegt. Er wurde 1976 gegründet und umfasst heute eine Größe von über 200 Quadratkilometern. Im Nationalpark Berchtesgaden liegt u.a. der sagenumwobene Watzmann, der markant über Berchtesgaden und dem Königssee aufragt.

Mit etwas Glück lassen sich auf der Ostseite des Königssees zwischen Schneibstein und Kahlersberg Steinböcke antreffen. Über dem Wimbachgries zwischen Watzmann und Hochkalter können sehr gut Steinadler beobachtet werden. Ein anderer Gigant der Lüfte kann seit noch nicht allzu langer Zeit ebenfalls wieder entdeckt werden.

Bartgeier Projekt im Klausbachtal

Dabei handelt es sich um den Bartgeier. Der Bartgeier ist mit einer Flügelspannweite von fast drei Metern der größte in den Alpen beheimatete Raubvogel. Er war im ganzen Alpenraum zuhause, jedoch wurden die letzten Exemplare 1913 im italienischen Aostatal getötet. Man sagte dem Bartgeier nach, dass er sich nicht nur Gemsen und Lämmer holen würde, sondern auch kleine Kinder, was zu seinem Todesurteil führte. Seit den 1970er Jahren wurde der Bartgeier wieder in den Alpen angesiedelt und heute gibt es wieder eine relativ stabile Population.

Seit 2021 sind die auch in den Berchtesgadener Alpen anzutreffen. Sechs Jungtiere wurden seither oberhalb des Klausbachtals am Knittelhorn in einer kleinen Felsnische ausgesetzt. Via Webcam kann das Leben der Bartgeier (teilweise) beobachtet werden.

Vom Hintersee in den Nationalpark Berchtesgaden

Unsere Wanderung zum Sulzenstein beginnen wir unweit des malerischen Hintersee direkt am Klausbachhaus, der Informationsstelle des Nationalparks Berchtesgaden. Schon nach kurzem folgen wir dem ausgebauten Fußweg weg von der Straße und wenige hundert Meter später erreichen wir ein kleines Informationszentrum, bei Schautafeln über den Nationalpark und die Tierwelt berichten. Wir wandern weiter durch bunte Herbstwälder und nach etwa einer Stunde kommen wir zur Hängebrücke, die mit 55 Metern Länge und in etwa elf Metern Höhe über den Klausbach führt.

Beinahe scheint die Brücke für den kleinen Bach etwas überdimensioniert. Jedoch wurde die alte kleine Holzbrücke fast Jahr für Jahr durch Hochwasser und Lawinen zerstört. Seit 2010 überspannt daher die Hängebrücke das Tal und beschert spektakuläre Perspektiven.

Unser Weiterweg führt uns weiter in das Klausbachtal hinein. Nach einer weiteren knappen Stunde erreichen wir die Bindalm und schließlich steigen wir bis zum Hirschbichl auf.

Vergessener Steig zum Sulzenstein

Auf der österreichischen Seite angekommen, passieren wir den kleinen See, das Bergheim Hirschbichl und die Mooswachtkapelle. Kurz darauf zweigt nach rechts ein Weg in Richtung Hufnagel ab (nicht zur Litzlalm!). Dort angekommen, findet sich ein etwas unscheinbarer Aufstieg zu dem bewaldeten Kamm, der vom Hirschbichl hinauf zur Reiteralpe führt. Auf teils schwer zu erkennenden Pfaden wandern wir bis nach oben. Ab hier werden die Pfadspuren wieder deutlicher und die Umgebung wird rauer.

Wir lassen die letzten leuchtenden Bäume hinter uns und durchwandern Latschenkiefern. Der Aufstieg wird nun deutlich steiler. Zwischendrin muss kurz Hand angelegt werden und kurz vor Erreichen des Gipfels gilt es ein Stahlseil versichertes Stück zu überwinden. Das gerade mannshohe Gipfelkreuz des Sulzensteins versteckt sich beinahe in den Latschen.

Besonders der sich vom Sulzenstein steil aufschwingende Kamm hinüber auf die Reiteralpe und zum Gernhorn ist beeindruckend. Die Spitzen sind umhüllt von Wolkenfetzen. Mitunter ändert sich die Szenerie in wenigen Sekunden.

Abstieg über Sulzensteinalm

Der Weg zurück ins Klausbachtal führt uns zunächst auf gleichem Weg hinab, jedoch lassen wir den Steig der vom Hufnagel hinauf kommt, rechts liegen. Der Pfad ist nur schwer erkennbar und doch folgt schon kurz darauf ein markanter Abzweig nach links und hinab zur Sulzensteinalm mit dem dortigen Diensthaus, das bereits auszumachen ist. Wir folgen dem Abstieg über einen Bergrücken bis zu einem Wasserfall. Hier macht der Steig einen scharfen Knick und an steilen Hängen wandern wir durch den Wald bis wir unmittelbar auf einer Wiese direkt oberhalb der Straße, die durch das Klausbachtal führt, herauskommen.

Auf bekanntem Weg geht es nun zurück bis zum Klausbachhaus, nicht aber ohne einen Abstecher (inkl. kurzem Gegenanstieg) zur Ragertalm zu machen.

Fazit

Die Tour auf den Sulzenstein ist eine sehr einsame Wanderung im Nationalpark Berchtesgaden. Im letzten Teil des Aufstiegs und auch beim Abstieg ist die Wegfindung nicht ganz einfach und es bedarf neben Trittsicherheit und Schwindelfreiheit auch eines guten Wegfindungsgespürs.

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1 Kommentar

  1. Tolle Fotos, finde es sehr schön das man die Fotos und die ganzen Erlebnisse in einem Blog verewigt und auch andere Menschen sich Einblicke erschaffen können. Danke dafür.

    Lg Tilda

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