Warum ein Ausflug in die Berge in Corona-Zeiten egoistisch ist

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Der Corona-Virus macht auch vor Deutschland nicht Halt und verschafft vielen Menschen unverhoffte Freizeit. Trotzdem ist ein Ausflug in die Berge alles andere als ratsam.

Warum ein Ausflug in die Berge in Corona-Zeiten egoistisch ist © Gipfelfieber
Warum ein Ausflug in die Berge in Corona-Zeiten egoistisch ist © Gipfelfieber

Gipfelfieber ist ein Blog/Magazin, das sich rund ums Bergsteigen und Wandern dreht. Abstecher in die Natur. Erleben von kleinen Outdoor-Abenteuern direkt vor der Haustür. Draußensein. Und gerade hier steht jetzt also, dass das Rausgehen in die Berge zum jetzigen Zeitpunkt vor allem eins ist: Egoistisch.

Coronavirus Sars Cov 2

Mitte Dezember schleichten sich die ersten Meldungen über eine unbekannte Lungenkrankheit, die in China immer weiter um sich greift, in die Nachrichtenkanäle. Mitte Januar sah das schon anders aus und das Corona-Virus mit der sperrigen Bezeichnung Sars Cov 2 machte mehr und mehr von sich reden, schließlich wurden in China bereits ganze Städte beinahe hermetisch abgeriegelt. In Europa und Deutschland schien das Virus weit weg und doch machte sich bereits auf der ISPO bemerkbar, dass zumindest einige aufgeschreckt waren und befürchteten, dass das Corona-Virus auch hier grassieren könnte. Keine zwei Monate später ist das Realität und mit immer schärferen Verordnungen und Erlässen versuchen Deutschland und seine Nachbarländer der Ausbreitung Herr zu werden.




Während Österreich strikter reagierte und quasi eine Ausgangssperre verhängte, zierte man sich in Deutschland etwas länger mit strengeren Regelungen. Erst das Vorpreschen der bayerischen Landesregierung bei Schulschließungen und schließlich beim Ausrufen des Katastrophenfalls ließ den Rest Deutschlands ebenfalls strikter an die Eindämmung (richtigerweise geht es nur mehr um eine Verzögerung der Ausbreitung, da sich das Virus nicht mehr eindämmen lassen wird) herangehen.

Was tun mit der unverhofften Freizeit?

Für zahllose Familien mit Kindern und/oder Beschäftigte von vorübergehend geschlossenen Einrichtungen bringt das Corona-Virus nun vor allem eins mit: Ungeahnte Freizeit. Während gerade in Stadtwohnungen schon nach kurzer Zeit des vermeintlichen Eingesperrtseins die Decke auf den Kopf fällt, könnte man ja auf die Idee kommen, in die Berge zu fahren.

Wie sich am vergangenen Wochenende hervorragend beobachten ließ, grassierte die Idee ähnlich wie das Virus selbst. In Horden fielen Ausflügler in die Skigebiete ein, die erst zum Montag ihren Betrieb einstellten. Das Bräustüberl am Tegernsee wurde überrannt wie an einem ganz normalen Sommertag. Die Parkplätze in den Tälern unterhalb bereits geöffneter Hütten platzten förmlich aus allen Nähten.

Das lässt auf eine Denkweise schließen: “Ja, die Maßnahmen sind begrüßenswert. Aber ich zähle zu keiner Risikogruppe. Und in der freien Natur stecke ich niemanden an.”

Wohl dem, der so denkt und auf der Rückfahrt schnell noch die Klopapierbestände des Supermarkts plündert, schließlich haben die ja jetzt länger geöffnet. So ist zumindest ein Tag der überschüssigen Freizeit herum gebracht.

Ein wenig Verständnis und ganz viel Unverständnis

Ein bisschen Verständnis muss man dem zugestehen. Zuhause wird es schnell langweilig. Kinder müssen sich austoben. Das alles fällt erstmal weg und eine Abwechslung wird herbeigesehnt. Frühlingshaftes Wetter und für die Jahreszeit sehr wenig Schnee lassen nur eine Schlussfolgerung zu: Ab in die Berge.

Und trotzdem ist es eine schlechte, gar eine egoistische Idee. Selbst wer keine Symptome zeigt, kann ungeahnt Überträger des Corona-Virus sein. Eine gesellige Hüttenrunde oder eine enge Gondel sind ganz hervorragende Brutzellen, um das Virus einzusammeln und Zuhause an Verwandte oder Freunde weiterzugeben, die eben doch zu Risikogruppen gehören.

Ein Unfall auf dem Weg in die Berge oder gar ein Unfall in den Bergen selbst sorgt nur dafür, dass sich Unbeteiligte wie Polizei, Feuerwehr, Bergwachtler und Ärzte, die an anderen Ecken dringlicher gebraucht werden, (womöglich unerkannt) anstecken oder dass sie gar statt einen Lungenpatienten zu behandeln, einen kaputten Knöchel verarzten müssen. Vom Ansteckungsrisiko in Krankenhäusern ganz zu schweigen.

Muss das wirklich sein?

Nein! Bitte bleibt Zuhause!

Klar, wenn derjenige, der diese Zeilen hier schreibt, inmitten der Chiemgauer Alpen lebt und vor der Haustür schon in den Bergen ist, mag das belehrend, besserwisserisch, gar egoistisch klingen. Am Ende geht es aber um unser aller Wohl und vor allem auch das unserer geliebten Mitmenschen. Nur wenn es gelingt, dass alle ein paar Wochen die Füße still halten, versuchen das beste aus der Situation zu machen und nicht noch das Risiko auch nur minimal in die Höhe treiben, ist es möglich, wieder zu einem normalen Alltag zurück zu kehren.

Samt Bräustüberl. Samt Gondelfahrt. Samt Hüttenabend.

Und was sonst?

Damit es Zuhause nicht langweilig wird, haben wir acht Outdoor-Filme rund ums Bergsteigen und Klettern zusammen gesucht. Oder wie wär`s mit der Laufrunde im Park? Einem Spaziergang am Fluss? Einer Wanderung über Wiesen und Felder in der Nähe? Einem Marathon auf dem Balkon oder im Wohnzimmer?

14 Kommentare

  1. Ja, da brauchts nicht nur die Berge.
    In der Pfalz an der Weinstraße war ähnliches zu beobachten. Den Kfz.-Kennzeichen nach dann auch überwiegend Leute aus den benachbarten Städten.
    Man selbst wird dann doof angeschaut – von jenen – wenn man tatsächlich mal nur zu zweit spazieren gehen möchte, in Ruhe. Bögen und Haken schlägt, aus den Füßen geht usw…. Eben so, dass man sich nicht in Gruppendynamik bewegt.
    Wobei bei mir seit einer versauten Leisten-OP Bewegung “mit Belastung”, also nicht nur über den ebenen Feldweg latschen, quasi ein durch den Doc des Vertrauens bestätigtes “Muss” ist. Also lang und gerne viele Höhenmeter. Soweit ja machbar – je nach dem wo man ist.
    Durch das “Überrennen” der Berge, der Weinstraße etc. pp. bringt es mir und vielen normal Denkenden nur eines: Frust. Bei mir durch die Einschränkung dann auch gleich noch was zweites: Schmerzen. Die werde mich mir Dank Gipfelstürmern und Co. dann mal wieder mit Schmerzmitteln (ja, sehr gerne solche auf BTM-Rezept) wegschieben. Und mich dann tatsächlich wochenlang in der rosaroten horizontalen Aufhalten. So long….

    Bleibt gesund und munter…

  2. Wenn ich allein wandere dann ist das dadurch bedingte Risiko für andere extrem gering. Daher lasse ich mir hier wirklich kein schlechtes Gewissen einreden.
    Gruss

  3. Dem Verfasser ist offensichtlich vor lauter Panikmache der gesunde Menschenverstand abhanden gekommen. Wenn ich alleine oder nur mit Menschen aus dem häuslichen Umfeld eine Bergwanderung mache, ohne “gesellige Hüttenrunde” und ohne eine “enge Gondel” zu benutzen und dabei die Sicherheitsabstände zu Menschen, denen ich zufällig begegne, einhalte: Wo soll hier das Risiko sein? Es gibt Berge, die nicht überlaufen sind und die sollte man halt auswählen. Wir werden ein intaktes Immunsystem und gute Nerven brauchen in dieser schwierigen Zeit. Bewegung an der frischen Luft unter Einhaltung der Sicherheitsabstände zu anderen Menschen und sonstiger vernünftiger Maßnahmen zur Vermeidung einer Infektion ist hier sicher hilfreich. Sinnvoller bestimmt als vor lauter Panikmache sein Immunsystem zu ruinieren und einen Lagerkoller zu riskieren. Also: Hirn benutzen, sich im Klaren sein wann und wo Ansteckungsrisiken bestehen und diese konsequent vermeiden!

    • Servus Konrad, mir Panikmache vorzuwerfen, ist ja nett, sich aber im Kommentar immer wieder vor allem auf sich selbst zu beziehen, zeigt einmal mehr, dass es statt um die Gemeinschaft vor allem um Egoismus geht.
      Die Berge stehen auch in zwei, drei oder vier Wochen, gar Monaten noch da. Die Füße eben mal still zu halten, hilft allen.
      Herzliche Grüße

      Andi

  4. Es gibt sicher einen Unterschied beim alleine Wandern in untouristischen Gebieten und dem allgemeinen Rudelverhalten. Aber wenn Gondeln und Hütten geöffnet sind, werden sie halt auch genutzt.

    • Absolut, das steht außer Frage. Aber ist es wirklich zu viel verlangt, das eigene Ego, das eigenen Wollen und Drängen mal eine kurze Zeit – auch im Sinne der Solidarität – hinten an zu stellen?

  5. Hallo Andi
    Da hast Du wohl das wesentliche nicht verstanden. Es geht nicht um egoistische Ignoranz, sondern darum, dass WIR! in dieser schwierigen Zeit unseren gesunden Menschenverstand benutzen. Wir werden, dringender als je zuvor, ein stabiles Immunsystem brauchen und das geht nun mal am besten mit Bewegung an der frischen Luft und Sonne. Mit Vernunft und gesundem Menschenverstand lässt sich das auch unter Einhaltung der gebotenen Abstands- und Hygieneregeln gut machen. Sich in den vier Wänden einzusperren ist sicher in vielerlei Hinsicht absolut kontraproduktiv!
    Schöne Grüße
    Konrad

    • Die Argumentation zeigt nur, wie unfassbar gut es uns geht. Womöglich zu gut.

      Und weil ganz viele das genau so sehen, rückt die Polizei am Riedberger Horn an und verteilt Anzeigen… So leid es mir tut. Das ist Ignoranz.

  6. Selten so einen Unsinn gelesen. Wenn jemand allein oder mit seiner Familie am Wochenende in die Berge fährt und dort auf eher breiten Forststraßen wandert, dann ist das Risiko jemanden anzustecken bzw. selbst angesteckt zu werden äußerst gering. Zumindest geringer als bei einem Spaziergang in oder um München. Das Thema Verletzung sollte auch nicht überbewertet werden, denn die meisten Unfälle passieren nach wie vor direkt zuhause in den eigenen vier Wänden. Wenn man der Argumentation hier folgen wollte, wäre es auch sehr egoistisch gerade jetzt eine Blinddarmentzündung zu entwickeln oder im ein Kind gebären zu müssen…

    • Es mag sein, dass auf dem Forstweg ein geringes Ansteckungsrisiko besteht. Die Gefahr dürfte sich dort absolut im Rahmen halten. Und trotzdem ist es ein Ausflug zum puren Spaß. Vielleicht steckt man sich trotzdem rein zufällig beim Tanken an. Vielleicht trägt man den Virus längst in sich und man steckt bei einem Unfall den Rettungssanitäter an. Natürlich mag das Risiko womöglich sogar verschwindend gering sein, aber es ist ein Risiko und noch dazu absolut unnötig.

  7. Ich finde Sie selbst egoistisch. Sie leben in den Bergen also sollen die anderen doch wegbleiben und Spass soll auch niemand haben. Lieber sollen sich alle mies fühlen. Das ist übrigens auch schädlich, da das Immunsystem heruntergefahren wird bei Stress. Ich finde ihre Argumente vollkommen an den Haaren herbeigezogen. Sie wollen wohl lieber alleine unterwegs sein und sind froh wenn mal nichts los ist. Niemand infiziert sich in der Natur. Und in Tankstelle und Supermarkt muss man so auch. Ich wohne auch nahe an den Bergen. Ich freue mich auch wie leer es ist und der Verkehr hat stark nachgelassen. Übrigens fährt keine bergbahn. Weitere Einschränkungen machen alle irre. Ich muss mal raus und verstehe Menschen die das auch wollen. Mit dem gebotenen Abstand.

    • Wenn ich allein unterwegs sein möchte, kann ich das auch, wenn ganz München “seine” Hausberge stürmt und die Parkplätze aus allen Nähten platzen.
      Darum geht es einfach nicht. Mag sein, dass das Risiko gering ist, aber mit jedem noch so unnötigen Weg steigt es. Nicht umsonst wird von Regierung, Verbänden, Polizei etc. gewünscht, dass man doch bitte wohnortnah bleiben soll. Nur weil etwas nicht verboten ist, muss es nicht gut sein, außer vielleicht fürs Ego. Und gehen die Zahlen weiter rasant rauf kommt das Verbot ohnehin ganz schnell.

  8. Man sollte in der ganzen Diskussion eines nicht vergessen: Wir werden gerade in dieser Zeit ein stabiles Immunsystem brauchen. Das Risiko, sich zu infizieren, ist nach wir vor hoch, z.B. beim Einkaufen, in der Arbeit und den anderen Kontakten, die wir bei aller Vorsicht nicht vermeiden können. Jeder vernünftige Mensch weis, wie man sein Immunsystem stärkt: Durch Bewegung an der frischen Luft und Sonne! Leute, die sich jetzt panisch in den eigenen vier Wänden verkriechen, fahren ihr Immunsystem in den Keller und werden bei einer Infektion um so härter getroffen. Und belasten dann noch unser strapaziertes Gesundheitssystem über Gebühr. Es ist durchaus möglich, sich an der frischen Luft zu bewegen, ohne sich und andere zu gefährden. Das einzige was man braucht, ist etwas gesunder Menschenverstand und das Wissen um die Infektionsrisiken und wie man sie vermeidet.
    Beispiel: das Ansteckungsrisiko bei der Eingabe der Geheimzahl in das Kartenlesegerät nicht unterschätzen. Bargeldlos bezahlen ist schön und gut aber Hartgeld ist nach Einschätzung von Experten weniger infektiös als die Tasten des Lesegerätes. Und das ist jetzt nur ein Beispiel von vielen falschen Einschätzungen des Ansteckungsrisikos. Hier sind die wahren Risiken und nicht bei verantwortungsvoller Bewegung an der frischen Luft! Daher mein Rat: Raus aus der Panikecke, Verstand einschalten und rein in die Natur. Man sollte auch nicht vergessen, was das panische Einsperren in den eigenen vier Wänden psychisch anrichtet!

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