Rundtour über die Ammergauer Kreuzspitze und den Kuchelbergkamm

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Die Rundtour über die Ammergauer Kreuzspitze mit der Überschreitung des Kuchelbergkamms ist eine zumindest im Spätherbst recht ambitionierte Tagestour, bei der insgesamt vier Gipfel erstiegen werden. 

Rundtour über die Ammergauer Kreuzspitze © Gipfelfieber.com
Rundtour über die Ammergauer Kreuzspitze © Gipfelfieber.com

Zwei Wochen liegt München nun schon im Nebel. Graue Suppe soweit das Auge reicht. Keine Sonne. Nur Grau in Grau. Also wird es Zeit dem zu entfliehen. Denn oben fehlt zwar noch der Schnee, dafür gibt es über den Wolken noch Chancen auf Sonne und zu der Zeit im Jahr auch nur wenig andere Bergsteiger.

Raus aus dem Nebel

Da die Sonne jetzt im Spätherbst sich schon gegen 16:30 Uhr so langsam von der Bildfläche verabschiedet, heißt es früh aufzubrechen. Noch im Dunkeln starte ich also in München in Richtung Garmisch. In Oberau biege ich einmal mehr in Richtung Graswangtal nach rechts ab. Hier wird die Nebeldecke dichter, aber kurz nach Ettal löst sie sich plötzlich wie von Geisterhand auf und zum ersten Mal seit Ewigkeiten kann ich den Himmel sehen.

Es geht nun weiter in Richtung Reutte, vorbei an Schloss Linderhof bis zur deutsch-österreichischen Grenze, wo ich das Auto an einem Parkplatz abstelle. Nur ein anderes Auto steht hier noch. In der Hauptwandersaison kann man hier schonmal Pech haben und es gibt keinen freien Parkplatz mehr.

Die Tour über die Ammergauer Kreuzspitze und den Kuchelbergkamm ist auch im Wanderführer “Vergessene Steige – Bayerische Alpen” enthalten. Das Buch ist bei Amazon erhältlich.

Aufstieg zur Ammergauer Kreuzspitze

Der Weg zur Kreuzspitze kreuzt zunächst das breite aber trockene Flussbett des Neualmbachs. Anschließend geht es leicht ansteigend durch den Wald. In einer Schneise angekommen, windet sich der Steig diese immer passierend nun etwas steiler nach oben bis man den Fuß des Hochgrießkars erreicht. Dieses wird im Zickzack erklommen. Nur eine Gams beäugt mich und ich beäuge sie. Wer hier wohl wen interessanter findet?

Kurz nach dem Kar wartet eine winzige Kraxelstelle, die aber kaum der Rede wert ist. Nach etwa 1,5 Stunden ist dann das Schwarzenköpfel (1.897 m) erreicht – der erste Gipfel ist zwar eher ein Gipfelchen und ein Kreuz gibt es auch nicht, aber zum Ausblick-Genießen reicht`s.

Der weitere Aufstieg zur Kreuzspitze ist nun auch klar erkennbar. Zunächst geht es über einen Latschen durchsetzten breiten Kamm sogar wieder etwas abwärts bevor es wieder etwas ansteilt. Schwierig ist der Weg hier nicht. Etwa 100 Meter unterhalb des Gipfels wird es etwas felsiger und man muss hier und da mal zupacken, ein kleines Schneefeld wird gequert und kurz darauf erreicht man schon den Abzweig, wo sich die Wege zur Kreuzspitze und der in Richtung Kuchelberg trennen. Kurz darauf ist der Gipfel der Kreuzspitze (2.185 m) erreicht, den ich mir nur mit ein paar Dohlen teilen muss. Im Sommer herrscht hier wesentlich mehr Betrieb.

Pünktlich kommt natürlich auch die Sonne raus und die Wolken verziehen sich mehr und mehr. Die Zugspitze und Karwendel erheben sich im Süden. Im Norden hinter Scheinbergspitze und Großer Klammspitze liegt nur ein großes weites Nebelmeer, aus dem nur ein paar einsame Inseln herausschauen.




Übergang zum Kuchelberg

Vom Gipfel geht es wieder kurz zurück zur Weggabelung und ich folge dem Wegweiser in Richtung Kuchelberg. Und dort nehmen die Schwierigkeiten sofort rapide zu. Hier an der Nordseite hat sich noch vom letzten Schneefall ein Schneefeld gehalten, das zu queren wirklich heikel ist (auch lange im Sommer kann sich das Schneefeld halten und hier sind schon schwere Unfälle mit tödlichem Ausgang passiert).

Jeder Schritt muss sitzen. Am besten nah am Fels halten und sich Schritt für Schritt hindurch tasten. Die Kette hilft ein Stück, nach dem herbstlichen Schnee aber nicht mehr allzu viel, denn zu tief ist sie unter dem winterlichen Vorbote schon verschwunden.

Die Überschreitung des Kuchelberggrats

Ist das überstanden, wird es wieder einfacher. Noch ein kleineres Schneefeld wird gequert, aber nach etwa 25 Minuten ab dem Gipfel ist die Scharte zwischen Kreuzspitze und Kuchelberg erreicht. Nun folge ich nicht mehr dem Steig, der unterhalb des Grats entlang geht, sondern ich bleibe immer genau auf dem breiten Grat. Nach kurzer Zeit stehe ich auf dem dritten Gipfel des Tages – dem Kuchelbergkopf (2.026 m), der kein Kreuz hat und eher unscheinbar ist.

Weiter geht`s am Grat mit ständigem Blick auf König Ludwigs Lieblingsschloss, nie schwierig und nach kurzen Auf und Abs ist bald auch der Gipfel der Kuchelbergspitz (2.020 m) erreicht.

Noch ein Stück geht es von hier weiter am Grat entlang. Kurz danach zweigt der Steig nach unten in Richtung Kuchelberg Diensthaus ab. Stetig geht es nun abwärts, mal steiler, mal weniger steil. Irgendwann ist dann die Forststraße erreicht, auf der nun noch ein knapp vier Kilometer langer Hatscher bis Schloss Linderhof wartet.

Per Anhalter zurück – Oder auch nicht?

Vom Schloss Linderhof sind es nun noch 7,5 km zurück zum morgendlichen Startpunkt. Ich hoffe auf die Güte von Autofahrern und halte den Daumen raus. Und werde bitter enttäuscht. Einer nach dem anderen lässt mich am Straßenrand stehen, wobei ich weder einen bedrohlichen Eispickel in der Hand halte, noch bis zu den Knien Schlamm durchwatet habe. Kurz bevor ich den Glauben in die Menschheit endgültig verliere, hat ein Pärchen Erbarmen und nimmt mich die paar Kilometer mit. Wenn ihr das aus welchen Gründen auch immer lesen solltet: Danke danke danke!

Die Wartezeit lässt sich umgehen, wenn vorher hier ein Fahrrad deponiert wird.

Fazit

Für die Tour muss man mit etwa 6 bis 7 Stunden kalkulieren. Bis zur Kreuzspitze ist sie nicht sonderlich anspruchsvoll, erst der Übergang zum Kuchelberggrat wird wirklich schwierig, wenn auch nur für kurze Zeit. Die anschließende Überschreitung des Kuchelbergs ist traumhaft und im späten Herbst nahezu menschenleer.


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