Stablsee und Anhalter Höhenweg: Einsam über dem Lechtal

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Eine herrliche Bergtour in den Lechtaler Alpen. Von Elmen/Lechtal hinauf zum Stablsee, weiter weglos auf die Mittlere Kreuzspitze, über die Elmer Kreuzspitze und Stablalpe zurück zum Startpunkt. 

Elmer Kreuzspitze © Gipfelfieber.com
Elmer Kreuzspitze © Gipfelfieber.com

An einem wunderschönen September-Tag verschlug es mich ins immer wieder ebenso wunderschöne Lechtal, welches ich schon so oft durchquert, nur wo ich bisher kaum Touren unternommen habe. Diesmal sollte es was ganz besonderes werden. Zwei Tage Ruhe und Einsamkeit. Und dies wurde mir auf dieser tollen Tour auch zuteil.

Die Wanderung zum Stablsee ist auch im Wanderführer “Vergessene Steige – Bayerische Alpen” enthalten. Das Buch ist bei Amazon erhältlich.

Anfahrt ins Lechtal

Bereits auf dem Anfahrtsweg kann man die beeindruckenden Erhebungen von Pfeilspitze und Rotwand sehen und man fragt sich ernsthaft wie man dort hochkommen soll, sind die beiden Spitzen doch mit Felsen durchsetzte Steilgrashänge.

Wer mit dem Auto anreist, fährt bis ins Örtchen Elmen und parkt dort auf einem Wanderparkplatz am Fuß eines beeindruckenden Wasserfalls auf knapp 1.000 m Höhe.




Steig zur Stablalpe

Von dort startet ein Fahrweg sowie ein direkter Steig zur Stablalpe, welchem ich dem Fahrweg vorziehe. Nun geht es relativ steil in einer knappen Stunde hinauf zur Alm, wo man sich eine kühle Erfrischung gönnen kann. Wer darauf verzichten kann, folgt einfach dem Weg oberhalb des Bachlaufes, der nach einem knappen Kilometer endet.

Wo ist der Weg?

Hier beginnt schon die erste Schwierigkeit: Es gilt den Weg zu finden, was hier noch ohne größere Probleme gelingt. Diesem folgt man bis zu dem Abzweig in Richtung Elmer Kreuzspitze. Hier folgt auch der Hinweis, dass der Weg hinauf zum Stablsee, mein Tagesziel, nicht markiert ist, anders als man auf den Karten von ape@map oder Bergfex ersichtlich. Anschließend kann man dem Weg noch relativ problemlos folgen, kurz darauf habe ich den Weg allerdings verloren. Trotz GPS gelang es mir nur sehr schwer diesen wiederzufinden und im zunehmend steileren Gelände fand ich mich im Dickicht wieder, woraus ich nach einer knappen Stunde endlich entfliehen konnte.

Mitte 2016 wurde der Weg wieder freigelegt und das Folgen ist nun wieder wesentlich einfacher. Um dem Stablsee das Schicksal des Schrecksees im Allgäu zu ersparen, wurde auf eine durchgehende Markierung aber verzichtet.

Zurück auf dem kaum erkennbaren Weg

Dem Weg zu folgen beginnt nun leichter zu werden, ab und an ist ein Blick auf die passende App mit GPS-Anbindung aber unerlässlich. Das Gelände wird zunehmend steiler, wobei man oberhalb des Engen Tritts auf steilen Grashängen höher und höher gelangt. Es ist absolut nicht zu empfehlen, die Tour bei Nässe zu gehen, da die Grashänge schnell rutschig werden und ein Ausrutschen wenig erbaulich wäre. Irgendwann überquert man eine letzte Geländestufe und steht plötzlich vor dem umwerfenden Panorama des Stablsees (2.035 m), eingerahmt von der Pfeilspitze (2.469 m), der Bschlaber Kreuzspitze (2.451 m) und der Mittleren Kreuzspitze (2.489 m).

Man sollte für den unmarkierten Weg ab der Stablalpe unbedingt mehr Zeit einplanen als man in der Regel für 600 Höhenmeter benötigt, vor allem wegen dem nicht unbedingt einfachen Gelände, aber eben auch wegen dem schlecht zu findenden Weg (ca. 2,5 bis 3 Stunden ohne Verlaufen).

Am Stablsee

Hier hat man die Wahl zur Pfeilspitze aufzusteigen oder weiter zur Mittleren Kreuzspitze und dem Anhalter Höhenweg. Beides allerdings vollkommen weglos. Die Pfeilspitze erschien mir zu unsicher, da das Gelände kurz nach dem Stablsee sehr steil wird und bei feuchter Witterung nicht begangen werden sollte. Bei guten Bedingungen muss der Übergang von der Pfeilspitze zur Bschlaber Kreuzspitze zwar anspruchsvoll, aber eine wahre Wonne sein.

Wegloser Aufstieg zum Anhalter Höhenweg

Also erfolgt der Weiterweg in Richtung Anhalter Höhenweg und Mittlerer Kreuzspitze. Nur eben ohne Weg. Hier folge ich erst einer Rinne bevor ich auf einen breiten Kamm wechsle und dort wieder in Grasgelände bis zur Mittleren Kreuzspitze in knapp anderthalb Stunden aufsteige. Die Mittlere Kreuzspitze ist zwar höchster Gipfel der Erhebungen rund um den Stablsee, jedoch dient als “Gipfelkreuz” lediglich ein Steinmandl. Von dort kann man bereits einen wunderbaren Ausblick genießen.

Übergang zur Elmer Kreuzspitze

Im Süden liegt der Stablsee zu Füßen, wobei sich im Hintergrund bei grandioser Sicht die Zentralalpen auftun und die Sicht bis zum Olperer und weiter reicht. Im Osten erhebt sich die Namloser Wetterspitze und in Richtung Nordosten erkennt man das Zugspitzmassiv und die Ammergauer Alpen. Nach kurzer Rast geht es von hier auf dem Anhalter Höhenweg kurz hinunter, zwischenzeitlich über per Stahlseil gesicherte Passagen und weiter hinauf zur Elmer Kreuzspitze. Hier heißt es erneut Rasten und die Aussicht genießen.

Abstieg zum Ausgangspunkt

Anschließend geht es steil bergab in Richtung einer Jagdhütte, an der man sich nochmals erfrischen kann. Weiter schlängelt sich der Weg hinab zur Stablalpe, die man nach insgesamt knapp vier Stunden ab Aufbruch vom Stablsee erreicht ist (inklusive Pausen).

Zwischendurch bleibt mehr als genügend Zeit die Einsamkeit und Ruhe zu genießen. In 24 Stunden begegnet mir lediglich ein einziger Wanderer. Von der Stablalpe geht es dann entweder auf dem Steig oder dem Fahrweg zurück zum Parkplatz. Dort kann man nochmals die Tour Revue passieren lassen und an Wasserfällen vorbei die letzten Meter zurück zum Parkplatz genießen.

Fazit

Eine tolle Tour mit atemberaubenden Aussichten für alle, die Ruhe in den Bergen suchen. Konditionell ist die Tour nicht unanspruchsvoll. Trittsicherheit ist vor allem im Steilgras unabdingbar. Auf dem Grat zwischen Mittlerer Kreuzspitze und Elmer Kreuzspitze ist Schwindelfreiheit ebenso Voraussetzung. Wer das auf sich nimmt, wird auf jeden Fall belohnt werden.


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