Eine grandiose und zugleich anspruchsvolle Bergtour führt über das Prinz-Luitpold-Haus auf den markanten Hochvogel in den Allgäuer Alpen, den achthöchsten Berg Deutschlands.

Direkt hinter dem Gipfelkreuz auf dem 2.592 m hohen Hochvogel klafft ein riesiger Spalt im Berg. Bereits seit mehreren Jahrzehnten tut er sich mehr und mehr auf, befeuert von Schneeschmelze und Regenwasser waren es zuletzt teilweise mehrere Millimeter pro Monat. Weit über 100 Meter ragt der Riss in den Berg hinein. Ein gewaltiger Felssturz (oder mehrere kleine Felsstürze) mit bis zu 260.000 Kubikmetern Gestein droht und schwebt seit Jahren wie ein Damoklesschwert über dem Hochvogel und dem Hornbachtal auf der Südseite. Wann es soweit ist, kann niemand genau sagen, auch wenn der sich auftuende Spalt bereits seit Jahren unter strenger Überwachung steht. Sensoren im Berg werden von Prof. Dr. Krautblatter der TU München überwacht, um mit ein paar Tagen Vorlauf prognostizieren zu können, wann es soweit ist.
Der drohende Felssturz könnte dem Hochvogel ein neues Antlitz verleihen. Genau für das ist der Berg in den Allgäuer Alpen aber so bekannt. Zwar ist der Hochvogel von deutscher Seite von keinem Talort aus sichtbar. Von den benachbarten Allgäuer Gipfeln aber sticht er mit seiner Prominenz und seiner eindrucksvollen Form besonders heraus.

Inhaltsverzeichnis
- 1 Die 10 höchsten Berge Deutschlands
- 2 Die Tour in der Übersicht
- 3 Die Bergtour auf den Hochvogel
- 4 Die Tour bei Outdooractive
- 5 Fazit
Die 10 höchsten Berge Deutschlands
Mit seinen 2.592 m ist der Hochvogel in den Allgäuer Hochalpen der achthöchste Berg Deutschlands. Zumindest dann, wenn in die Zählung nur die jeweiligen Hauptgipfel einfließen. Voraussetzung hierfür ist, dass die Schartenhöhe 300 Meter und mehr beträgt. Ist sie geringer werden die Berge lediglich als Nebengipfel gewertet, die Eigenständigkeit wird ihnen also abgesprochen. So folgt der Hochvogel dem Großen Hundstod auf Platz 7, der einen ganzen Meter höher ist. Nur wie lange noch?
Das sind die zehn höchsten Berge Deutschlands
- Zugspitze, 2.962 m
- Hochwanner, 2.744 m
- Watzmann-Mittelspitze, 2.713 m
- Leutascher Dreitorspitze, 2.682 m
- Hochkalter, 2.607 m
- Biberkopf, 2.599 m
- Großer Hundstod, 2.593 m
- Hochvogel, 2.592 m
- Östliche Karwendelspitze, 2.538 m
- Hocheisspitze, 2.523 m
Die Tour in der Übersicht
- Start (Auto & ÖPNV): Giebelhaus; Wanderparkplatz Säge in Hinterstein, von Hinterstein mit dem Wanderbus (verkehrt von Mai bis November) oder dem Fahrrad bis zum Giebelhaus; ÖPNV: Buslinie 49 von Bad Hindelang bis Hinterstein
- Route: Giebelhaus – Bärgündeletal – Abzweig Bärgündelealpe – Untere Bärgündelealpe – Prinz-Luitpold-Haus – Oberes Balkenkar – Kaltwinkelscharte – Hochvogel – Kaltwinkelscharte – Kreuzspitze – Oberes Balkenkar – Prinz-Luitpold-Haus – Bärgündeletal – Giebelhaus
- Länge (einfach): 17,6 km
- Dauer/Gehzeit: 7,5 – 8,5 h
- Höhenmeter (einfach): 1.661 hm
- Charakter: konditionell anspruchsvolle alpine Tour, die mit einer Nacht im Prinz-Luitpold-Haus deutlich entzerrt werden kann; einfache Wanderung bis zur Hütte; technisch schwieriger im Oberen Balkenkar, stark ausgesetzter aber stahlseilversicherter Abstieg in die Kaltwinkelscharte; technisch einfacher über Balkenscharte und Kalten Winkel, allerdings Querung eines steilen, ab und an eisigem Schneefeld; Zustieg zum Gipfel mit kurzer einfacher Kletterei; Trittsicherheit & Schwindelfreiheit notwendig
- Höchster Punkt: 2.592 m
- Einkehrmöglichkeiten/Hütte: Prinz-Luitpold-Haus, Giebelhaus (MI Ruhetag)
Die Bergtour auf den Hochvogel
Die Besteigung des Hochvogels erfolgt aus dem Hintersteiner Tal südlich von Bad Hindelang und über das Prinz-Luitpold-Haus. Als Tagestour ist die Tour auf den Hochvogel sportlich, eine Aufteilung auf zwei Etappen inklusive einer Nacht auf der Hütte des Alpenvereins entspannt die Tour deutlich. Die Begehung des Bäumenheimer Wegs von Hinterhornbach auf österreichischer Seite ist nicht mehr möglich. Der Weg wurde bereits im Sommer 2014 auf Grund der Felssturzgefahr gesperrt. Eine Überschreitung des Hochvogels wie sie Hermann von Barth im Sommer 1869 inklusive einer Nacht am Gipfel absolvierte, ist heute nicht mehr möglich.
Zusammenfassung für Schnellleser
- Anspruchsvolle Bergtour in den Allgäuer Alpen über das Prinz-Luitpold-Haus.
- Ab der Hütte alpine Passagen über Balkenscharte oder Oberes Balkenkar zur Kaltwinkelscharte.
- Gipfelanstieg mit kurzen Kletterstellen (I. Grad UIAA) und eindrucksvollem Blick auf den überwachten Riss im Gipfelbereich.
- Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich; ideal mit Übernachtung in der Hütte.
Vom Giebelhaus ins Bärgündeletal
Der Ausgangspunkt der Wanderung im hinteren Hintersteiner Tal am Giebelhaus ist entweder per Fahrrad oder mit dem von Mai bis November verkehrenden Wanderbus erreichbar. Die Straße bis hierhin ist für den Autoverkehr gesperrt. Zu Fuß dauert es von Hinterstein etwa zwei Stunden bis zum Giebelhaus.
Vom Giebelhaus geht es zu Fuß oder mit dem Fahrrad ins Bärgündeletal hinein. Auf der Fahrstraße werden drei Kilometer zurückgelegt, etwa auf halber Strecke wird der Täschlefall passiert.
Aufstieg zum Prinz-Luitpold-Haus
Der Abzweig in Richtung Prinz-Luitpold-Haus führt zunächst ein paar Höhenmeter hinab, überquert den Bärgündelesbach, um uns schließlich auf der anderen Seite vorbei an einem Wasserfall und zur Unteren Bärgündelesalpe zu bringen. Schließlich queren wir die Obere Bärgündelesalpe und wandern zwischen Latschen steiler werdend nach oben. Zuletzt steigen wir parallel zum Bach mit seinen kleinen und größeren Wasserfällen auf und erreichen schließlich das Prinz-Luitpold-Haus auf 1.846 m.
Die 1880 erbaute Hütte ist eine der ältesten Alpenvereinshütten in den Allgäuer Alpen. In der Hütte gibt es Platz für 160 Bergsteiger, davon 48 in Zimmern. Eine Reservierung ist in der Hauptsaison empfehlenswert.
Übergang zur Kaltwinkelscharte
Direkt hinter dem See, der hinter der Hütte liegt, erfolgt der weitere Aufstieg nun ins weite Kar hinein und bietet am Wegweiser unweit des kleinen Wegkreuzes bald zwei verschiedene Möglichkeiten:
- über die Balkenscharte und den Kalten Winkel zur Kaltwinkelscharte
- über das Obere Balkenkar zur Kaltwinkelscharte
Balkenscharte und Kalter Winkel
Der Weg über die Balkenscharte zwischen Fuchskarspitze und Nördlicher Balkenspitze ist technisch etwas leichter, bietet mit dem steilen Schneefeld im Kalten Winkel aber auch durchaus Gefahrenpotential. Die Mitnahme von Grödeln oder Leichtsteigeisen ist sinnvoll. In warmen Sommern und nach schneearmen Wintern verschwindet das Schneefeld manchmal auch komplett.
Oberes Balkenkar & Kreuzspitze zur Kaltwinkelscharte
Technisch anspruchsvoller ist der Aufstieg über das Obere Balkenkar. Immer wieder muss beim letzten Zustieg zur Scharte Hand an den Fels gelegt werden. Ein Stahlseil sorgt für eine Entschärfung der heiklen Stellen. Mit einem kurzen Abstecher ist noch der Gipfel der Kreuzspitze (2.367 m) erreichbar. Steil und ebenfalls mit Stahlseilen versichert geht es anschließend hinab in die Kaltwinkelscharte und endlich ist nun der Blick auf den Gipfelaufbau des Hochvogels frei.
Auf den Hochvogel-Gipfel
Der Weiterweg führt nun durch brüchiges Gelände, zwischendrin gibt es immer wieder auch leichte Kletterstellen, die aber nie über den I. Schwierigkeitsgrad nach UIAA hinausgehen. Überall bröckelt es, es wirkt als löse sich der Koloss unter unseren Füßen förmlich auf. Spektakulär führt eine Galerie ausgesetzt am Nebengipfel entlang. Steten Schrittes geht es nun in zahlreichen Kehren weiter nach oben bis zum Gipfelkreuz des Hochvogels.
Der Bereich direkt dahinter darf nicht betreten werden, denn dort tut sich der gewaltige Riss auf. Doch auch so bietet der Gipfelbereich genug Möglichkeiten zum Ausruhen und für weite Aussichten in die Allgäuer Hochalpen und darüber hinaus.
Aufstieg von Hinterhornbach
Der Aufstieg von Hinterhornbach über den Bäumenheimer Weg durch das Rosskar ist auf Grund der Felssturzgefahr nicht mehr möglich. Bereits 2014 wurde der beliebte Weg behördlich gesperrt. Mittlerweile scheint sich die Natur den Weg auch bereits zurückzuholen. Aus dem Seitental des Lechtals erfolgt der Aufstieg heute daher über die Schwabegghütte durch das Kuhkar zum Fuchsensattel und um den Hochvogel herum zum Kalten Winkel. Der restliche Anstieg erfolgt wie oben beschrieben von der Kaltwinkelscharte über die Westseite des Hochvogels bis zum Gipfel.
Abstieg
Der Abstieg folgt dem Aufstiegsweg zurück zur Kaltwinkelscharte und über die Kreuzspitze oder die Balkenscharte zum Prinz-Luitpold-Haus, weiter ins Bärgündeletal und zum Giebelhaus.
Die Tour bei Outdooractive
Noch mehr Daten zur Tour und einen vollständigen GPX-File zum Downloaden gibt es bei Outdooractive.
Fazit
Der Hochvogel ist ein faszinierender Berg, vor allem wegen seiner markanten Form. Die Wanderung ist bis zum Prinz-Luitpold-Haus ist leicht, anschließend deutlich anspruchsvoller, insgesamt aber extrem abwechslungsreich und führt in einer der schönsten Teile im deutschen Alpenraum.



