Gehrenspitze: Im Schwitzkasten der Ostrinne

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Viele Wege führen nach Rom und auf die Gehrenspitze im Wettersteingebirge. Besonders reizvoll ist aber der ausgelassene Steig durch die Ostrinne, die an warmen Tagen schnell zum Brutofen wird.

Gehrenspitze: Im Schwitzkasten der Ostrinne © Gipfelfieber
Gehrenspitze: Im Schwitzkasten der Ostrinne © Gipfelfieber

Wo geht es denn nun eigentlich los? Die Angaben im Internet sind zunächst ein wenig verwirrend. Wir finden eine Bank mit Treppen und einem Steiglein daneben. Ja, das wird`s schon sein, denken wir uns. Zehn Minuten und fragende Blicke auf die Karte später stellen wir fest: Das kann dann doch nicht stimmen – also retour.

Das “Problem” gibt es bei vergessenen Steigen, also Wegen, die nicht mehr markiert und auch in Karten teilweise nicht mehr zu finden sind, desöfteren, aber gerade das macht sie für uns so reizvoll. Denn auf alten Jägersteigen ist in der Regel wenig bis nichts los. Wir sind allein mit der Natur und dem Berg und stellen uns der Herausforderung, die beim alten Steig durch die Ostrinne hinauf auf die Gehrenspitze schon im Finden des Einstiegspunkts beginnt und sich später bei der Orientierung im Gelände fortsetzt. Und das soll reizvoll sein? Klares Ja!

Die Tour durch die Ostrinne auf die Gehrenspitze ist auch im Wanderführer “Vergessene Steige – Bayerische Alpen” enthalten. Das Buch ist bei Amazon erhältlich.




Auf der Suche nach dem Einstieg

Alle Normalwege auf die Gehrenspitze starten in oder bei Leutasch. Deren 2367 m hoher Gipfel bildet den südöstlichen Eckpunkt des Wettersteingebirges.

Kurz nach dem Ortsteil Gasse stellen wir das Auto auf dem (gebührenpflichtigen) Parkplatz des Sportplatzes ab und gehen zunächst nach Norden bis wir auf den Weg im Wald treffen, der die Leutascher Ortsteile verbindet. Nun halten wir uns in nord-östlicher Richtung, passieren eine Bank und Treppenstufen, die eben nicht der Einstieg sind und finden den kurz darauf direkt hinter einer Bäckerei. Hier führen wieder Treppenstufen zu einer Aussichtsbank, hinter der kaum zu erahnende Steigspuren tief in den Wald hinein führen.

Und hier gehen die ersten Schwierigkeiten los. Die liegen weniger in der Steilheit des Geländes (es geht richtig steil hinauf), sondern vielmehr im Verlieren, Finden, Wiederverlieren und Wiederfinden des Steigleins. Immer wieder finden wir alte Markierungen, die nur noch in Nuancen als solche erkennbar sind, genauso oft ist es aber nicht mehr als pures Raten, ob wir noch richtig sind. Ein gutes Wegfindungsgespür ist hier Pflicht, zumal das Gelände teils auch ausgesetzt ist und Absturzpotential bietet. Noch besser: Mit GPS-Track findet man sich beim Verlieren des Weges dann doch wieder relativ bald zurecht. Der verläuft erst relativ gerade, später links haltend immer steil nach oben.

Mehr und mehr Steinmandl säumen und kennzeichnen nun den Weg, so dass die Wegfindung im oberen Waldteil etwas einfacher wird. Ziemlich unmittelbar stehen wir nach etwas über einer Stunde, viel zu heißen Temperaturen und entsprechend viel vergossenem Schweiß an der Nazenlehn, der (Süd-)Ostrinne, die uns erst so richtig zeigen wird, was es heißt, zu schwitzen.

500 Höhenmeter Ostrinne

Die Wegfindungsschwierigkeiten sind hier vorbei. Immer am rechten Rand geht es die nicht übermäßig steile Ostrinne hinauf. Während zunächst noch ein laues Lüftchen für eine leichte Erfrischung sorgt, lässt das bald nach. Eine leichte Kletterstelle (Schwierigkeit I) überwinden wir problemlos, die Rinne möchte aber nicht so schnell aufhören und windet sich in Kurven immer weiter nach oben. Und es wird heiß. Die Sonne knallt hinein und heizt alles richtig auf. Minütlich müssen wir den Schweiß abwischen, um überhaupt noch was zu sehen.

Im letzten Drittel der Ostrinne heißt es aufzupassen. Der lose Schotter neigt schnell dazu abzurutschen und immer wieder schießen auch größere Steine hinab. Bei höherer Frequentierung ist ein Helm sicher nicht verkehrt. Um dem ein wenig auszuweichen, verlassen wir kurz die Rinne und steigen zwischen den Latschen auf der rechten Seite auf. Kurz vor dem Ausstieg sind wir wieder in der nun recht breiten Ostrinne und gehen einfach, aber immer noch schweißtreibend zum großen Steinmandl, welches das Ende der Schuttreiße markiert.

Über den Ostkamm zur Gehrenspitze

Der Gipfel ist damit allerdings noch nicht erreicht. Noch warten etwa 350 Höhenmeter auf uns, die es über den breiten Kamm zurückzulegen gilt. Die Wegfindung ist nicht weiter schwierig und über Schrofen und Geröll geht es in einer knappen Stunde hinauf auf den Gipfel der Gehrenspitze, wo wir ein herrliches Panorama präsentiert bekommen.

Im Norden die abweisenden Felsmauern der Wettersteinwand. Im Osten präsentieren sich die Ahrnspitzgruppe mit der markanten Ahrnplattenspitze und das Karwendel, in dem sich die Birkkarspitze dominant hervortut. Im Süden ist der Blick frei zum Alpenhauptkamm.

Abstieg durchs Puittal

Für den Abstieg bieten sich mehrere Optionen, wobei sich der Aufstiegsweg wirklich nicht empfiehlt. Wir folgen zunächst dem Steig in Richtung Scharnitzjoch und steigen durch das weite und atemberaubend schöne Puittal mit seinen mächtigen Felswänden zu beiden Seiten ab. Alternativ ist ab dem Scharnitzjoch auch der Abstieg über die Wangalm und durch die Oberleutascher Klamm, die weit nicht so spektakulär wie die nahe Geisterklamm oder die Partnachklamm ist, möglich. Schnellen Schrittes sind wir so nach knapp zwei Stunden zurück am morgendlichen Startpunkt.

 

Fazit

Eine super schöne und vor allem einsame Tour führt durch die Ostrinne auf die Gehrenspitze im Wettersteingebirge. Der unmarkierte und vergessene Steig stellt ab und an vor ein paar Probleme, für den erfahrenen und fitten Bergsteiger ist er aber nicht sonderlich schwer.


3 Kommentare

  1. guter Tipp. die hatte ich auf dem Plan. nicht überlaufen, dass ist immer gut. aber noch nicht gemacht. danke für deine guten Bericcht. viele grüsse. conny

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