Blogparade: Wie weit darf Bildbearbeitung gehen?

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Die Blogparade “Wie weit darf Bildbearbeitung gehen?” schreit förmlich nach einer Teilnahme. Denn das was an quietschbunten Bildchen das Internet flutet, gefällt mir ganz und gar nicht. 

Blogparade: Wie weit darf Bildbearbeitung gehen? © Gipfelfieber
Blogparade: Wie weit darf Bildbearbeitung gehen? © Gipfelfieber

Was ist passiert?

Thomas von reisen-fotografie.de hat in seinem Blog eines seiner Bilder im Raw-Format zur Bearbeitung freigegeben. Herausgekommen sind zig Varianten, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Und so hat er sich die Frage gestellt, wie weit Bildbearbeitung eigentlich gehen kann und gehen darf und um die Frage zu beantworten, zur Blogparade aufgerufen. Und da sind wir.

Was mich nervt!

Seit geraumer Zeit schon wird das Internet mit Fotos geflutet, die vor so vielen Details, Farben, Sternen, Effekten und, das muss ich so sagen, Kitsch nur so strotzen. Anfangs dachte ich: Wow. Je mehr und mehr ich davon zu sehen bekommen habe, desto mehr überforderten mich diese Bilder, denn eines zeigen sie nicht: Die Realität. Und mit den Gedanken bin ich nicht allein.

Photoshop wird aufs Ärgste ausgereizt, HDR hier, HDR da, zig Bilder werden übereinander gelegt und Effekte werden hinzugefügt, die ein Bild zeigen, was es so nie gegeben hat. Puh, nein, das ist einfach nichts für mich.

Zweifellos die Arbeit an Bildern wie diesen mag in die Tage gehen, die Technik ist sowohl fotografisch als auch in der Software auf einem Level, das ich wahrscheinlich nie erreichen werde und doch ist es mir ein Zuviel an Spielerei. Denn es ist einfach nicht die Realität.

Und wir so?

Bilder bearbeiten tun wir auch. Aber schon beim Abdrücken sollte das Foto so gut wie fertig sein. Die Bilder kommen bei uns im RAW-Format aus der Kamera, weil das einfach ein paar mehr Möglichkeiten zulässt. Die wir aber nicht mal im Ansatz auszureizen versuchen. Simon arbeitet mit Photoshop, während ich lange auf das hauseigene Fotos von Apple setze, mittlerweile aber bei Lightroom gelandet bin.

Was machen wir dann?

Ein bisschen Sättigung hier, ein bisschen Kontrast da, ein wenig Schärfen, ein bisschen Kantenglättung, den Horizont begradigen, bei Bedarf den Bildauschschnitt korrigieren, das war`s auch schon. Die Retusche kommt hin und wieder auch zum Einsatz. Staubflecken, Sonnenreflexionen oder eine Astspitze, die ins Bild ragt und für Unruhe sorgt, schmeiße ich gerne mal raus. Für ein Kalenderbild haben wir mal ein Boot vom Hintersee geschmissen, mehr wird es nicht werden und für mehr reichen unsere Fähigkeiten auch nicht. Und das sollen sie auch gar nicht.

Und in Zukunft?

Ob es dabei auch in Zukunft bleibt? Ich denke (fast) schon. Dabei würde ich eher die andere Seite versuchen auszureizen, nämlich die technische (und die teurere). Hier bin ich für mich noch längst nicht am Limit angekommen und so versuche ich Wissen aufzusaugen und ständig dazuzulernen (sehr hilfreich: 10 Tipps für bessere Landschaftsfotos). Und außerdem bin ich so weniger am Computer und mehr in der Natur. Und ist es nicht das, weswegen wir überhaupt fotografieren?

Wie weit darf Bildbearbeitung also gehen?

Das muss nun wirklich jeder Fotograf für sich entscheiden und ich werde einen Teufel tun und es verteufeln. Der eine mag die bunten effektbeladenen Kitsch-Bilder. Der andere mag es natürlich. Der Instagram-Nutzer mag es dummerweise bunt und kitschig. Aber das ist egal. Lieber verzichte ich auf ein paar Likes und zeige am Ende nur das, was ich auch wirklich vor der Linse hatte.

Und ihr so? Was haltet ihr von Bildbearbeitung? Was nutzt ihr? Und wie weit darf sie gehen? Wir freuen uns über eure Meinungen.


13 Kommentare

  1. Hallo,

    vielen Dank für Deinen Beitrag zu unserer Blogparade.

    Auch Du kommst ja zu dem Schluss, jeder so wie er mag. Und meiner Meinung nach, ist das genau die richtige Einstellung. Und das Schöne daran ist ja, mit jeder Art seine Bilder zu bearbeiten wird man Menschen ansprechen können. So wie wir Fotografen auch, haben ja auch die Bildbetrachter verschiedene Geschmäcker.

    Ein krasses Beispiel hast Du ja hier verlinkt, das Bergsteigerbild, dass ich vorher noch nie gesehen habe. Ich persönlich finde das sehr genial, auch wenn ich das selber nicht ansatzweise hin bekommen würde. Nur, das ist für mich kein Foto mehr – das ist Kunst. Und da ist bekanntlich alles erlaubt. Dabei ist natürlich klar, mit der Realität hat das Bild gar nichts mehr zu tun. Aber ich denke der Ersteller des Bildes hatte nicht den Anspruch die Realität darzustellen.

    LG Thomas

  2. Top! Auch wenn ich eher zu der Bunt-Fraktion gehöre :-)

    Wobei… S/W ist auch schön. Ich mach das meisten so, wie es mir gerade zusagt. Mal bunt, mal realistisch, mal entsättigt. Mag aber eben den Prozess der Nachbearbeitung, weil ich dadurch Stimmungen im Bild verstärken oder schaffen kann.

    Grundsätzlich verfolge ich den Ansatz, ich möchte das Bild später nicht so sehen, wie ich es vor Ort erlebt habe. Das Bild hab ich im Kopf und bin nicht danach bestrebt, es anderen unbedingt so zeigen zu wollen/müssen.

    Was ich überhaupt nicht mag, sind Bilder die ständig gleich aussehen. So ala 500px die ersten 5-10 Seiten auf Popular. Glattgebügelt und bis zum Erbrechen ausgearbeitet.

    Ich selbst nutze Lightroom CC, Photoshop CC und ab und an die Nik-Filter. 95% bearbeite ich aber nur im Lightroom.

    Grüße

  3. Wenn es um Landschaften geht, halte ich kleine Schönheitskorrekturen und Farbänderungen für unproblematisch. Interessanter ist für mich die Frage, was ein Bild nicht zeigt. Neben der Alm parken vielleicht zwei Autos, aber fotografiert wird sie so, dass nur die Kühe, das Almgebäude und die Berge dahinter zu sehen sind. Die Schneekanonen, die vielerorts das ganze Jahr herumstehen, möchte auch niemand im Bild haben. Also wählt man den Standort entsprechend. Und wie steht es mit der Auswahl der Bilder. Vom schönen Gipfelpanorama werden vielleicht gleich mehrere veröffentlicht. Die Forststraße, auf der man die erste Stunde entlangläuft, wird dagegen lieber ausgeklammert.

    • Servus Alois,

      guter Einwand, den ich nachvollziehen kann. Und für mich ist das selbstverständlich, sowas auszublenden. Fotografie ist eben doch ein Stück weit Kunst und Kunst zeigt für mich schöne Dinge und so eben auch die Fotos. Dass man sich mit Fotos die Realität immer ein bisschen zurecht biegt/biegen muss, ist klar.
      Eine hässliche Schneekanone findet daher bei mir keinen Platz. Aber klar, es ist auch eine Form der Bildbearbeitung, wenn auch eine für mich selbstverständliche.
      Schöne Grüße

      Andi

  4. Ich denke auch – jeder sollte das tun, was er/sie tun will. Die anderen können hin- oder auch weggucken – gerade wie es ihnen beliebt. Ich höre ja auch nicht jede Musik… Du sicherlich auch nicht. Wir werden immer mit Teilmengen zu tun haben. Das Wort “dummerweise” für den Instagram-Nutzer würde ich weglassen – er mag es halt bunt – du magst es halt weniger bunt.

    • Hi Birgit,
      das steht jetzt einmal. Und aus meiner Sicht ist es eben dummerweise so.
      Aber du hast natürlich Recht. Schnittmengen gibt`s immer. Mit meinem Musikgeschmack höchstwahrscheinlich aber nur sehr wenige. Das hier auszubreiten, würde aber den Rahmen sprengen.
      Viele Grüße

      Andi

  5. Geschmäcker sind verschieden und ich denke es ist auch abhängig vom “Wissensstand” und “Stil”. Ich bin ja auch nur “Hobby-Fotograf” und bin natürlich irgendwann auf HDR gestoßen. Anfangs fand ich das klasse, irgendwann kann man es nicht mehr sehen. Denk das gehört zum Lern-Prozess. Mittlerweile mach ich es wie Ihr. Minimal Schärfen, Schwarzpunkt richtig setzen. Checken das Weißabgleich passt (Graukarte oder über die Wolken im Bild). Bissl Sättung. Crop wenn nötig. Schatten und Lichter im Himmel anpassen wenn was ausbrennt. Gut ist.

    • Servus Marco, ich glaube, da muss jeder seinen Workflow finden. Mittlerweile sehe ich vieles aus dem Artikel wahrscheinlich auch ein bisschen anders und ich habe mich da die letzten Jahre bewusst in verschiedenen Segmenten probiert. Soweit, dass ich damit mittlerweile (u.a.) mein Geld verdiene. Letztlich ist das aber alles auch ein Stück weit subjektiv. Vor der Bildbearbeitung steht in erster Linie sowieso der Bildaufbau. Und das Auge dafür hat man (ob von Grund auf oder trainiert) oder nicht. Mit dem Motiv steht und fällt (meiner Meinung nach) alles. Ein hässliches Motiv wird durch die beste Bildbearbeitung nicht gerettet.

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