10 Tipps für bessere Landschaftsfotos

10

Landschaftsfotos können schnell fad und langweilig werden. Wir haben einen Kurs besucht und bringen 10 Tipps vom Profifotografen mit, die aus deinen Landschaftsaufnahmen kleine Kunstwerke machen. 

10 Tipps für bessere Landschaftsfotos © Gipfelfieber
10 Tipps für bessere Landschaftsfotos © Gipfelfieber

Landschaftsfotos lagen mir schon immer ganz besonders am Herzen. Denn irgendwie muss die Schönheit der Natur, in der man sich bewegt, ja festgehalten werden. Zahlreiche Kameras säumen meinen Weg bis heute. Von meiner ersten aufziehbaren Kamera mit echtem Film (wer erinnert sich noch?), die mir viele Jahre ein treuer Begleiter war, über beinahe unzählige Digitalkameras im Hosentaschenformat bis heute zur Systemkamera (erst Sony`s NEX 5R, jetzt die NEX 6) ist viel viel Zeit vergangen. Zeit, in der ich viel gelernt und noch mehr gelesen habe, aber doch irgendwann an einem Punkt angelangt, an dem ich trotzdem nicht mehr mit den Ergebnissen zufrieden war. Vor allem mit dem Wissen, dass die vorhandene Technik noch viel mehr hergibt.

Da ist man in der Natur unterwegs und hat das schönste Motiv vor Augen, versucht es, mit der Kamera einzufangen und zu Hause am Computer stellt man fest: Das war doch in Wirklichkeit viel schöner. Woran kann das liegen? An vielem! Genau deswegen haben wir an einem Kurs bei Flo von Phototravellers im wunderschönen Berchtesgadener Land mitgemacht und 10 Tipps mitgebracht, wie du garantiert bessere Landschaftsfotos schießt.




#1 Weit, weiter, Weitwinkel

Da ich bei Landschaftsfotos möglichst viel auf`s Bild bekommen möchte, sollte die Brennweite der Kamera so klein wie möglich sein. 12 mm sind bei Wechselobjektiven schonmal kein schlechter Anhaltspunkt, um einen möglichst großen Bildausschnitt zu haben. Ich nutze an der Sony A6500 das 16 mm Weitwinkelobjektiv mit dem Ultraweitwinkelkonverter, der aus 16 mm Brennweite sogar 12 mm macht. Seit neuestem hat sich das (komplett manuelle) Walimex 12 mm dazugesellt, mit dem ich bis jetzt außerordentlich zufrieden bin.

#2 Goldener Schnitt

Nicht erst seit Leonardo da Vinci weiß man vom Goldenen Schnitt. Man findet ihn überall. In der Malerei, in der Musik, sogar in der Natur trifft man immer wieder auf ihn. Und auch bei der Fotografie kommt er zum Einsatz. Der Goldene Schnitt bzw. die Drittel-Regel steht für das Teilungsverhältnis, das bei der Fotografie beim Bildaufbau zum Tragen kommt.

In der Praxis heißt das zum Beispiel, dass du beim Bildaufbau zwei Drittel Erde und ein Drittel Himmel (oder andersrum) nutzt. Oder du stellst das zu fotografierende Hauptobjekt etwas an die Seite und nicht genau in die Mitte. Das sorgt für Bewegung im Bild und wirkt nicht so starr.

#3 Vordergrund macht Bild gesund

Stein im Vordergrund © Gipfelfieber
Stein im Vordergrund © Gipfelfieber

Fotografierst du zum Beispiel eine Kilometer entfernte Bergkette (oder einen versteinerten Troll) wirst du spätestens am Computer feststellen, dass das nicht sonderlich beeindruckend aussieht.

Baue daher einen Vordergrund mit ins Bild ein, der schon für sich ein Eyecatcher ist.

Das kann ein Stein, ein Baumstamm, eine Pflanze, Zweige oder eine Bank sein. Du wirst feststellen, dass das Bild sofort lebhafter und weniger langweilig ist.

 

 

 

#4 Linien und Symetrien

Versuche beim Fotografieren natürliche Linien und Symetrien für dich zu nutzen. Ein Zaun im Vordergrund, der in die Tiefe des Bildes geht. Bäume, die auf einen bestimmten Punkt hinführen. Ganz ähnlich funktionieren auch Symetrien (z.B. eine gerade Straße, die scheinbar endlos zum Horizont führt; sich im Wasser spiegelnde Berge), wobei hier auf den Goldenen Schnitt bewusst verzichtet wird.

#5 Es werde Licht

Licht beim Sonnenaufgang © Gipfelfieber
Licht beim Sonnenaufgang © Gipfelfieber

So ganz ohne Licht geht es beim Fotografieren nicht, auch wenn man mit langen Belichtungszeiten auch im Dunklen tolle Ergebnisse hinbekommt. Grelle Sonne liefert zwar viel Licht. Das ist dann aber auch schnell wieder zu viel.

Nicht umsonst heißt es: “Von elf bis drei hat der Fotograf frei.”

Die besten Landschaftsfotos schießt du daher kurz nach dem Sonnenauf- und kurz vor dem Sonnenuntergang. Berge werden in goldenes Licht getaucht, Wolken vor und nach dem Sonnenauf- und Sonnenuntergang von hinten angestrahlt, so dass sie in wunderbaren Farben leuchten.

Oft ist die Luft auch klarer und die Landschaft nicht dunstverhangen.

Profi-Tipp von Flo: Das Licht nach einem Gewitter lohnt ganz besonders.

#6 Bye bye Automatik: Blende, Fokus, ISO und Belichtungszeit

Willst du mehr aus deiner Kamera rausholen, kommst du irgendwann nicht drumherum, dich auch mit dem manuellen Modus zu beschäftigen.

Fotografierst du mit einer Vollformat-Kamera blendest du bei Landschaftsfotos weit ab (Blende 18), um eine möglichst tiefgehende Schärfe im Bild zu haben. Kameras (wie z.B. Systemkameras wie meine) mit kleinerem APS-C-Sensor liefern bei Blendenwerten zwischen 11 und 13 die besten Ergebnisse. Fokussieren tust du anschließend mit dem Sucher oder auf dem Display (bei hellen Bedingungen ist ein Sucher Gold wert!) oder du befasst dich mit der Hyperfokaldistanz, die dir sagt, auf welche Entfernung du scharf stellen musst, um eine optimale Tiefenschärfe zu erzielen.

Den ISO-Wert kannst du bei der Landschaftsfotografie in der Regel getrost bei 100 lassen. Fotografierst du aber den Nachthimmel bekommst du bei längeren Belichtungszeiten schnell Sternenstreifen (so verhinderst du das). Die Erdrotation macht sich hier schon erstaunlich schnell bemerkbar. Hier macht es Sinn, höhere ISO-Werte zu nutzen.

Mit der Belichtungszeit kannst du spielen, wenn die Bedingungen etwas dunkler sind. Mit ihr kannst du auch besondere Effekte wie verwischende Bewegungen oder durchs Bild fahrende Lichter erzeugen.

#7 Stativ

Vor allem, wenn du mit der Belichtungszeit spielst, kommst du nicht umhin, ein Stativ zu verwenden, da die Bilder durch die, wenn auch nur kleinen Bewegungen der Hand, sonst verwaschen und unscharf werden. Ich habe auf Touren immer ein sehr leichtes (allerdings auch nicht so stabiles) Stativ von Hama im Gepäck, mit dem ich bisher zufrieden bin. Zudem kannst du so sicher gehen, dass der Horizont gerade ausgerichtet ist. Nichts finde ich furchtbarer, als wenn auf einem Foto vom Meer links oder rechts das Wasser aus dem Bild zu laufen scheint…

Da das Betätigen des Auslösers an der Kamera auch für Wackler sorgt, besorg dir einen Fernauslöser. Infrarot-Varianten gibt es für kleines Geld (auf die Modelle achten!), teilweise haben aktuelle Kameramodelle aber auch WLAN verbaut, so dass du über das verbundene Smartphone die Kamera auslösen kannst.

Ab und an können eingeschaltete Bildstabilisatoren dafür sorgen, dass das Bild trotzdem verwackelt. Daher beim Benutzen auf dem Stativ einfach ausschalten.

#8 Filter, Filter, Filter

Richtig Spaß macht es, wenn du verschiedene Filter zum Einsatz kommen lässt. Viele nutzen einen UV-Filter als Linsenschutz. Ob das was bringt, ist strittig. Schraubst du ihn aber ab und fotografierst gegen die Sonne hast du so zumindest keine störenden Staubflecken im Bild.

Mit einem Polfilter kann man Spiegelungen auf dem Wasser quasi ausblenden oder für kräftigere Farben im Bild sorgen. Ob letzteres im Zeitalter digitaler Fotografie wirklich noch viel bringt, ist ebenfalls umstritten.

Wasser mit Graufilter © Gipfelfieber
Wasser mit Graufilter © Gipfelfieber

Effektvoll und richtig nützlich sind Grau- bzw. Neutraldichtefilter. Die vor die Linse geschraubt, sorgen einfach gesagt für eine Abdunklung des Bildes, wobei die natürlichen Farben erhalten bleiben. Durch die Abdunklung lässt sich die Belichtungszeit verlängern, was für schöne Effekte sorgt.

Zum Beispiel bekommt sich bewegendes Wasser bei einer längeren Belichtungszeit einen milchigen, verwaschenen Schimmer. Über den Himmel ziehende Wolken bekommen einen Schleier.

Grauverlaufsfilter kommen dann zum Einsatz, wenn ein Teil des Bildausschnittes dunkler als der andere Teil ist. Entweder wird das Bild im Vordergrund dann zu dunkel oder der Hintergrund wird überbelichtet. Ein Grauverlaufsfilter (gibt es ebenfalls in verschiedenen Stärken) verhindert das.

#9 RAW > JPEG

Wenn es deine Kamera zulässt, fotografiere unbedingt im RAW-Modus. Mit RAW fotografierst du quasi Rohmaterial, das du am Computer erst richtig entwickelst. Bilder im JPEG-Format werden zu stark komprimiert, wodurch Bildinformationen und so auch Details im Bild verloren gehen.

#10 Mach einen Fotokurs

Das alles zu lesen, ist die eine Sache. Die Umsetzung aber dann doch eine andere. Auch wenn ich viel schon wusste, hat mich der Fotokurs von Phototravellers doch nochmal ein ganzes Stück weitergebracht. Es ist halt etwas anderes, wenn man die Kniffe direkt an der Kamera vom Profi gezeigt bekommt.

Fazit

Mach dir die Tipps zu eigen, werde eins mit deiner Kamera und du wirst mit 100%iger Sicherheit noch schönere Landschaftsfotos schießen. Wobei immer wieder auch gilt: Halte dich nicht immer dran und versuche deinen eigenen spannenden Stil zu finden.


10 Kommentare

  1. Da ich persönlich auch viel unterwegs bin und mich so nach und nach an die Landschaftsfotografie herantaste, finde ich diese Tipps super. Vorstellen möchte ich euch hier noch eine App für das Smartphone die mir ab und an hilft die richtigen Einstellungen an der Kamera zu finden. Die App heißt “Photo Guru” und ist nicht kostenlos, aber für unterwegs ab und an sehr hilfreich wenn ich mir unsicher bin welche Einstellungen ich für eine spezielle Aufnahme verwenden soll.

    • Danke für den Tipp. Schau ich mir mal an. Ich bin auch längst nicht sicher, wann ich wo, welche Einstellungen nehmen muss. Ich glaube, man bekommt aber bald ein Gefühl dafür. So hat man erstmal Belichtungsserien, bei denen man zwei Drittel direkt wieder aussortieren kann.

  2. Hallo Andreas,
    zum Punkt “Stativ” ist noch zu ergänzen, dass man für verwacklungsfreie Langzeitbelichtungen bei DSLR Kameras die Spiegelvorauslösung und bei Objektiven mit Bildstabilisator selbigen ausschalten sollte.
    LG
    Stefan

    • Servus Stefan,
      guter Punkt. Allerdings muss ich sagen, dass ich es eigentlich beinahe jedes Mal vergesse und nur ganz selten wirklich Probleme damit habe. Geht für den Artikel vielleicht auch schon ein bisschen zu sehr ins Detail. (Aber gut, dass du es sagst. Ich muss da insgesamt mal wieder drüber schauen, ob ich das mit den dazu gewonnenen Jahren an Erfahrung alles noch so stehen lassen kann.)
      Schöne Grüße

      Andi

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.