Anspruchsvoll über den Schützensteig: Von der Reintalangerhütte zur Mauerscharte

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Der Schützensteig im Wettersteingebirge führt hoch über dem Reintal von der Mauerscharte zur Reintalangerhütte und umgekehrt. Seine Begehung ist eindrucksvoll wie anspruchsvoll.  

Anspruchsvoll über den Schützensteig: Von der Reintalangerhütte zur Mauerscharte © Gipfelfieber
Anspruchsvoll über den Schützensteig: Von der Reintalangerhütte zur Mauerscharte © Gipfelfieber

Als ich Andy treffe, der seit 2020 mit seiner Frau Julia die Reintalangerhütte bewirtschaftet, tauschen wir uns lang über alle möglichen Steige und Touren rund um die Hütte aus. Einen Steig geht er selber zwar gern, doch trotzdem wäre ihm lieber, er wäre in Karten nicht zu finden: Die Rede ist vom Schützensteig, der die Reintalangerhütte mit der Mauerscharte oberhalb der Stuibenhütte verbindet. Von der Mauerscharte zieht sich weit über dem Schützensteig der Blassengrat über den Hohen Gaif bis zum Hochblassen.

Der Grund, warum Andy mit dem Schützensteig nicht so recht warm wird: Er wird oft unterschätzt und im Jahr 2020 gab es erst einen tödlichen Absturz. Die Wanderung über den Schützensteig ist konditionell sehr fordernd, zwischendrin ausgesetzt und obendrein mit leichten Kletterstellen garniert. Dazu kommt, dass er südseitig ist und gerade an warmen Sommertagen sollte die Exposition nicht unterschätzt werden.



Reintalangerhütte

Die Reintalangerhütte ist ein wichtiger Stützpunkt im Wetterstein auf dem Weg zur Zugspitze, markiert der Aufstieg über das Reintal und schließlich die Knorrhütte die wahrscheinlich einfachste Route auf Deutschlands höchsten Gipfel. Der Zustieg zur Hütte erfolgt über die Partnachklamm. Mit Verlassen der eindrucksvollen Schlucht bleiben auch die Touristenmassen zurück und über die Bockhütte geht es schließlich in langen knapp fünf Stunden bis zur Reintalangerhütte, Deutschlands erster Biohütte.

Vorm Schlafengehen (knapp 140 Bergsteiger finden in der 1912 erbauten Hütte einen Schlafplatz) lockt noch ein kurzer Abstecher zum Partnachursprung oberhalb der Reintalangerhütte, wo es unentwegt aus dem Berg sprudelt.

Hier gibt`s ein Interview mit den Hüttenwirten Julia und Andy.

Einstieg in den Schützensteig

Anders als die unzähligen Zugspitz-Aspiranten machen wir uns in die entgegengesetzte Richtung auf den Weg, denn der Einstieg in den Schützensteig befindet sich etwa fünf Minuten “absteigend” zurück in Richtung Bockhütte. Ein Wegweiser markiert den Einstieg. Ein eindringlicher Hinweis weist daraufhin, dass “Alpine Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich” sind.

Der Start in den Schützensteig ist steil und der Pfad windet sich durch Bäume, später durch Latschen erbarmungslos hinauf. So erbarmungslos wie die Sonne die Südausläufer des Blassengrats förmlich brutzelt. Genug Wasser sollte im Gepäck sein, denn die Wasserstelle in einer Rinne, die wir nach etwa 1,5 Stunden Aufstieg, queren, gibt nicht viel her und bleibt die einzige für die nächsten Stunden.

Lang und ausgesetzt

Der Weg windet sich nun deutlich sanfter ansteigend in drückend warmen Latschengassen weiter durch den Hang. Tief unter uns liegt das Reintal, über dem der Hochwanner mächtig aufragt, vor uns thronen die Dreitorspitzen, hinter denen sich die Meilerhütte versteckt und auch das Königshaus am Schachen ist gut auszumachen.

Den Anstiegen folgen immer wieder kurze Abstiege und schnell bietet das Gelände die Möglichkeit für Verhauer. Nicht überall ist der Schützensteig markiert oder gut auszumachen und plötzlich stehen wir im weglosen Gelände, finden über waghalsiges kurzes Abklettern an Latschenkiefern aber wieder zurück auf den Steig. Der zieht nun weiter, passiert das Blassenloch und wird zunehmend anspruchsvoller.

Nachdem wir etwa die Hälfte des Schützensteigs absolviert haben (genau ausmachen, lässt sich das unterwegs nicht), gilt es eine glatte Felsplatte zu überwinden. Lediglich in den Fels eingelassene Stahlstifte erleichtern die Überwindung. Ein Stahlseil gibt es nicht, genau wie auf dem Rest des Steigs, der jetzt mehr und mehr nach Trittsicherheit und Schwindelfreiheit verlangt.

Ausstieg in der Mauerscharte

Leichte Kletterstellen werden überwunden, immer wieder geht es hoch und wieder ein Stück runter. Nach der ausgesetzten Querung einer Rinne wird das Gelände freundlicher und über steile Wiesen gelangen wir langsam aber sicher dem letzten Anstieg entgegen.

Der hat es noch einmal in sich. Sehr steil geht es im Schrofengelände in Richtung der Mauerscharte. Und spätestens hier ist klar, dass der Weg von der Reintalangerhütte den Schützensteig hinauf deutlich angenehmer sein muss als den gleichen Weg im Abstieg zu gehen, denn Fehltritte sind wenig empfehlenswert.

Nach einer gefühlten Ewigkeit ist der Ausstieg aus dem Schützensteig, etwas oberhalb der Mauerscharte erreicht (ca. 1.953 m Höhe, knapp 776 Höhenmeter im Aufstieg, 4 h ab der Reintalangerhütte). Während Hochblassen und Alpspitze zur Linken grüßen, zeigt ein Blick gen Norden, was da noch uns zukommt.

Abstieg nach Garmisch-Partenkirchen

Stuibenkopf © Gipfelfieber
Stuibenkopf © Gipfelfieber

Erstes Zwischenziel beim Abstieg ist der Stuibenkopf, der im Winter ein beliebtes Skitourenziel ist. Der Abstieg windet sich vom Grat steil bergab. Die markante Stuibenwand bleibt links liegen und wir erklimmen den Stuibenkopf (1.908 m) mit seinem Behelfsgipfelkreuz.

Nun geht es (fast) nur noch abwärts über weite Almflächen und vorbei an der im Winter als Selbstversorger zugänglichen Stuibenhütte. Schon bald nach der Hütte verschwindet der Steig im Wald, quert immer wieder Forstwege. Hoch über der Partnach zieht sich der Abstieg beinahe wie der Schützensteig selber, doch schließlich erreichen wir die Partnachalm, von der wir, oberhalb der beliebten Klamm absteigen. Vom Eingang der Partnachklamm wandern wir noch knapp 20 Minuten bis zum Skistadion in Garmisch-Partenkirchen.

Alternativ ist auch der Übergang zum Kreuzeckhaus und die Fahrt ins Tal mit der Kreuzeckbahn möglich.

Fazit

Die Begehung des Schützensteigs von der Reintalangerhütte bis zur Mauerscharte ist eine mühsame und konditionell sehr fordernde Wanderung, die auch einige ausgesetzte Passagen und leichte Kletterstellen beinhaltet. Hoch über dem Reintal sind dafür gewaltige Ausblicke garantiert.

Mehr Informationen

Ausgangspunkt: Parkplatz (47°28’57.0″N 11°07’00.9″E)

Höchster Punkt: Ausstieg Schützensteig, ca. 1.953 m

Tiefster Punkt: Parkplatz, 676 m

Höhenmeter: ca. 800 hm (einfach)

Schwierigkeit: schwer

Anfahrt: A95 in Richtung Garmisch-Partenkirchen bis Eschenlohe und weiter bis Garmisch-Partenkirchen. ÖPNV: Mit dem Zug direkt bis Garmisch-Partenkirchen (Ausstieg: Skistadion/Kainzenbad unmittelbar ggü. der Skisprungschanze); Buslinie 9608 bis Skistadion

Gehzeiten: Reintalangerhütte – Einstieg Schützensteig (5 min) – Mauerscharte Ausstieg Schützensteig (4 h) – Stuibenkopf (1 h) – Stuibenhütte (30 min) – Partnachalm (1,5 h) – Skistadion Garmisch-Partenkirchen (30 min)

Touristeninformation: Tourist Information Garmisch-Partenkirchen, https://www.gapa-tourismus.de, +49 8821 180 700, info@gapa-tourismus.de

Einkehr: Reintalangerhütte, Partnachalm

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