Auf der Nordseite des Schneidjochs lassen sich in einer kleinen Höhle uralte Schriftzeichen entdecken. Die machen die Tour auf das Schneidjoch zu einer Art Zeitreise.
Auch wenn das Schneidjoch auf der österreichischen Seite liegt, wurde der – zugegebenermaßen – weitgehend unspektakuläre Gipfel des Schneidjochs lange Zeit den Bayerischen Voralpen zugerechnet. Heute wird er, eindeutig Tirol zugehörig, den Brandenberger Alpen zugeordnet.
Spannend macht die weitestgehend einfache Rundtour ein Fund aus den 50er Jahren. Zwei Wanderer entdeckten bei dem Anstieg zum Schneidjoch von Norden in einer Felsgrotte alte Inschriften im Fels. Wie alt diese Felsinschriften tatsächlich sind, stellte sich erst später heraus. Die tatsächliche Bedeutung ist bis heute weitestgehend unbekannt.
Inhaltsverzeichnis
Start am Köglboden
Auf Grund der Länge der Tour empfiehlt es sich, die Wanderung mit dem Fahrrad zu kombinieren. Gerade der lange Zustieg bis zur Gufferthütte über die Forststraße ist so deutlich abwechslungsreicher. Von der Abfahrt ganz zu schweigen.
Wir starten die Tour zu den Inschriften am Schneidjoch am Köglboden zwischen Achenkirch und Steinberg am Rofan. Gerade zu Anfang während wir in das Tal hinein fahren, ist der Aufstieg kaum als solcher wahrzunehmen. Nur langsam wird es etwas steiler, aber mit zunehmender Lautstärke des Filzmoosbachs neben uns, wird es auch anstrengender.
Nach etwa zwei Kilometern überqueren wir den rauschenden Gebirgsbach zum ersten Mal. Der schlängelt sich hier gekonnt durch die Enge und wir folgen dem Lauf weiter bis in eine scharfe Linkskurve, wo das Fahrrad deponiert wird. Alternativ kann auch weiter zur Gufferthütte gefahren werden, ein großer Umweg ist das nicht.
Leuchtender Ahorn im Herbst
Zu Fuß wandern wir nun weiter zur Ludernalm, die schon wenige Minuten später erreicht ist. Hinter der Ludernalm öffnet sich das Gelände unmittelbar und im Herbst säumen leuchtend gelbe Ahornbäume den Weg über die Almfläche. Nur gemächlich geht es bergauf und erst wenn sich der Aufstieg im Wald wieder findet, wird aus dem Weg ein schmaler Pfad, der uns schon nach ein paar hundert Metern zu den Nachrichten aus einer anderen Zeit bringt.
Etruskische Inschriften am Schneidjoch
In einer Grotte in der Weggabelung entspringt der kleine Bach, dem wir auf den letzten Metern gefolgt sind. Die kleine Höhle selber ist mit einem Gitter geschützt, um die Inschriften, die sich auf einer Seite der Grotte befinden zu schützen.
Die rätischen Felsinschriften stammen dabei wahrscheinlich aus einer Zeit um etwa 500 v. Chr., man nimmt an, dass nicht alle Zeichen zur gleichen Zeit entstanden sind. Schon zu dieser Zeit war der Weg über den Pass offenbar eine frequentierte Route. Was die Zeichen, immerhin über 100 in den Fels des Schneidjochs geritzte Symbole, genau bedeuten, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.
Der Sprachwissenschaftler Stefan Schumacher deutet die etruskischen Inschriften am Schneidjoch als Weiheformeln einer Familie (Vater “Kastrie” und seine Söhne “Ridauie Kastrinu” und “Esimne Kastrinu”), es gibt jedoch auch andere Lesarten. So erhalten diese Nachrichten aus einer anderen, längst vergangenen Zeit bis heute ihr Mysterium aufrecht.
Über den Schneidjoch Sattel zum Schneidjoch
Nachdem wir lange die Inschriften betrachtet haben, machen wir uns auf den Weiterweg. Auf einem schmalen und bei Nässe glitschigen Pfad halten uns in Richtung des Schneidjoch Sattels. Zuletzt führt uns der Aufstieg durch eine Latschengasse, hinter der wir den Sattel erreichen. Hier halten wir uns rechts und steigen teils weglos, mal über Geröll, mal über glatten Fels aber nie schwierig zum gipfelkreuzlosen Schneidjoch Gipfel auf 1.811 m auf. Im Sommer wird das durch Brennnesseln etwas erschwert. Eine lange Hose ist empfehlenswert.
Abstieg zur Gufferthütte
Statt der möglichen Überschreitung zur Schneidalm steigen wir auf gleichem Weg zum Sattel hinab, halten uns dann nicht auf gleichem Weg zurück zu den alten Inschriften, sondern wandern geradewegs zur Gufferthütte.
Abstieg zum Köglboden
Nach einer kurzen Stärkung an der idyllischen Hütte im Schatten des großen Gufferts nehmen wir entweder noch die nahe Halserspitze in Angriff oder begeben uns auf den Rückweg. Hier (oder unterhalb der Ludernalm) beginnt nun unsere Abfahrt auf dem Mountainbike über den etwa sechs Kilometer langen Forstweg zurück zum Ausgangspunkt.
Fazit
In einer Zeit, in der beinahe alle Fragen geklärt sind, noch Mysterien zu entdecken, ist etwas Besonderes. Und das gilt vor allem für die etruskischen Felsinschriften auf der Nordseite des Schneidjochs, die aus der Wanderung in den Brandenberger Alpen eine besonders spannende machen.
Weitere Informationen
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Köglboden (47°33’08.1″N 11°44’39.6″E)
Höchster Punkt: Halserspitze, 1.863 m
Tiefster Punkt: Köglboden, 962 m
Anfahrt: A8 bis Ausfahrt Holzkirchen. Über Bad Tölz und Lenggries oder Tegernsee und Kreuth zum Achenpass. Auf österreichischer Seite in Achental nach Steinberg am Rofan abbiegen bis zum Startpunkt. ÖPNV: Zug bis Tegernsee und weiter mit Buslinie 9550 in Richtung Pertisau bis Ausstieg „Abzweig Steinberg am Rofan“, umsteigen Buslinie 7801 in Richtung Steinberg am Rofan bis Ausstieg „Achenkirch Abzweig Gufferthütte“.
Gehzeiten (Bike & Hike): Parkplatz – Ludernalm 1.15 Stunden – Etrukische Inschriften 30 Minuten – (3) Schneidjoch Sattel 30 Minuten – (4) Schneidjoch 15 Minuten – (5) Gufferthütte 1 Stunde – Parkplatz 45 Minuten
Touristeninformation: Achensee Tourismus, +43595300050, info@achensee.com
Einkehr: Gufferthütte, +436766292404, info@gufferthuette.at