Petition unterzeichnen: Nein zur Gletscherverbauung Pitztal-Ötztal!

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Während die Gletscher weltweit schmelzen, planen Pitztal und Ötztal den Zusammenschluss ihrer beiden Gletscherskigebiete. Eine Petition versucht, gegen den Tourismus auf Kosten der Natur anzukämpfen.

Petition unterzeichnen: Nein zur Gletscherverbauung Pitztal-Ötztal! © Gipfelfieber
Petition unterzeichnen: Nein zur Gletscherverbauung Pitztal-Ötztal! © Gipfelfieber

Es ist ein Bild, das traurig macht. Einmal mehr schreiben Pitztal und Ötztal negative Schlagzeilen. Schon lange gibt es Pläne, die Skigebiete am Pitztaler Gletscher und Ötztaler Gletscher zu verbinden. Diese werden nun konkreter. So soll eine Fläche von etwa 90 Fußballfeldern für den Skibetrieb hergerichtet werden. Der die beiden Skigebiete trennende Gletscher soll schlicht platt gemacht werden, um neue Pisten in Betrieb nehmen zu können. Im Gebiet rund um die Braunschweiger Hütte sollen darüber hinaus mehrere Lifte, eine Beschneiungsanlage, ein Speichersee und diverse Betriebsgebäude entstehen.



Doch damit nicht genug: Um eine Verbindung herzustellen, soll unterhalb des Rettenbachjochs ein 600 Meter langer Tunnel entstehen, der die Skifahrer von einem Skigebiet ins andere bringt. Weil auch das noch nicht reicht, soll der Gipfel des Linken Fernerkogls um 40 Höhenmeter geschliffen werden, wofür 120.000 Kubikmeter Gestein abgetragen werden müssen.

Update: 20.07.2022

Lang war es still um die sogenannte Gletscher-Ehe in Tirol. Und doch ist jetzt wieder Bewegung in die Sache gekommen. Nach einer Volksbefragung im Pitztaler St. Leonhard stellen die Pitztaler Gletscherbahnen das Projekt die beiden Gletscher zu verbinden ein.

Das ist passiert: Nachdem der Gemeinderat von St. Leonhard zuletzt noch seine einstimmige Zusage für das Projekt gegeben hat, folgt nun der Rückzieher. Eine Volksbefragung in St. Leonhard ergab eine Ablehnung des Projekts. Mit 50,4 Prozent, die dagegen stimmten, zwar denkbar knapp, aber doch aussagekräftig genug. Die Bergbahnen möchten das Votum der Einwohner respektieren und stellen daher die Weiterarbeit an dem Projekt ein.

Während es von einigen Seiten – vor allem aus dem Gemeinderat – Unverständnis gibt, wird die Entscheidung von Umweltverbänden und etlichen Politikern gleichermaßen begrüßt.

Update: 17.01.2020

Die dunklen Wolken scheinen sich etwas zu lichten. Auf Antrag der beiden beteiligten Betreiber ist die mündliche Verhandlung, die bereits Ende 2019 stattfinden sollte, vorerst abgesagt worden.

Viele deuten dies nun als ein Zeichen, dass aus der angestrebten Gletscherehe doch nichts wird, schließlich dürfte der massive Protest aus den Medien, aber auch von Naturschutzverbänden, selbst Teilen der Bevölkerung nicht ungehört geblieben sein. Womöglich wird das Projekt überdacht, verkleinert oder gar gänzlich gestrichen.

„Wir sehen uns in unseren Argumenten bestätigt. Gletscherlandschaften sind hochsensible, nicht regenerierbare Lebensräume, die besonderen Schutzes bedürfen,” so der Präsident des ÖAV Andreas Ermacora.

Darüber hinaus wurden auch im mittlerweile fertigen Umweltverträglichkeitsgutachten teilweise enorme Zweifel bei der Umsetzung des angestrebten Zusammenschlusses. In zwei Punkten, so u.a. beim Landschaftsbild, seien die Auswirkungen untragbar.

Petition gegen den Zusammenschluss

Um dem Raubbau an der Natur in Zeiten des Klimawandels und weltweit schmelzender Gletscher Einhalt zu gebieten, haben sich der Österreichische Alpenverein, der WWF und die Naturfreunde Österreichs zu einer Allianz für die Seele der Alpen formiert, die zudem eng mit dem Deutschen Alpenverein zusammenarbeitet.

Auch in Tirol selber regt sich Widerstand. Die Petition “Nein zur Gletscherverbauung Pitztal-Ötztal!” ruft dazu auf, das Projekt sofort zu beenden, um derart massive Eingriffe in die Natur zu unterbinden.

Hier geht es direkt zur Petition, die jede Unterschrift gebrauchen kann.

Eine Chronologie der bisherigen Ereignisse

Dass der Zusammenschluss von Pitztal und Ötztal schon länger angestrebt wird, zeigt eine Chronologie der bisherigen Ereignisse, die in trauriger Regelmäßigkeit schwere Eingriffe in die Natur und das Ökosystem Gletscher offenbaren.

2006: Illegale Errichtung einer Talabfahrt vom Pitztaler Gletscher, die im Nachgang von der Politik genehmigt wurde.

2015: Nachdem die Idee bereits länger in den Köpfen der Betreiber der Skigebiete und der Touristiker herumgeistert, wird es im Jahr 2015 ernst und die ersten konkreten Pläne für einen Zusammenschluss des Pitztaler Gletschers und des Ötztaler Gletschers werden erarbeitet.

Sommer 2018: Die Pitztaler Gletscherbahnen machen erneut auf sich aufmerksam, indem sie ohne Genehmigung einen kompletten Grat wegsprengen, um einen Skiweg zu verbreitern. Die illegale als Instandhaltungsmaßnahme getarnte Verbreiterung hat eine behördliche Sperrung von Teilen des Skigebiets zur Folge.

Mai 2019: Die entsprechenden Anträge werden in den Talgemeinden Sölden und St. Leonhard im Pitztal eingereicht.

Sommer 2019: In den sozialen Medien kursieren Bilder vom Pitztaler Gletscher, die Bagger zeigen wie sie Gletscherspalten zuschütten. Was auf den Fotos martialisch aussieht, ist trotzdem Teil der bestehenden Genehmigung, um den Betrieb im Gletscherskigebiet gefahrlos aufrecht erhalten zu können.

bis Ende 2019: Umweltverträglichkeitseinschätzung der Tiroler Landesregierung; mündliche Verhandlung, an der u.a. die beteiligten Naturschutzverbände Stellung beziehen werden

Anfang 2020: Bescheid über den beantragten Zusammenschluss

8 Kommentare

  1. Ich bin zwar selber Skilehrer, bin aber der Meinung das der Rest unserer östereichischen Natur geschützt werden muss , da auch die vorhandenen Pisten ausreichend sind.

    • Ich bin auch der Meinung, dass die Pisteninfrastruktur, die bereits vorhanden ist, völlig ausreichend ist und nicht noch mehr Natur für den Skizirkus preisgegeben werden muss.

  2. Ich bin selber Ski-Sportler und liebe es in der Natur Sport zu treiben. Ich bekomme aber auch oft ein schlechtes Gewissen, wenn der Naturschnee nicht reicht. Die vorhandenen Ski-Gebiete sind schon groß genug und völlig ausreichend. Es ist sicherlich nicht schlimm, die ein oder andere Piste auch mehrfach zu fahren. Was hier geplant ist, darf nicht umgesetzt werden. Berge abtragen und die letzten Gletscher zerstören ist nicht akzeptabel. Wir reden über E-Autos und gleichzeitig soll so ein Eingriff in die Natur getätigt werden, für ein paar Leute, die Sport treiben wollen und die Verhältnisse verlieren.

  3. Es sind ja garnicht mal so sehr die Leute, die den Sport wirklich und “ehrlich” betreiben.
    Es sind die Leute, die nur Dollarzeichen in den Augen haben und nur an kurzfristigen Profit denken, ohne darüber nachzudenken, dass wir keine zweite Umwelt in petto haben, wenn wir die erste zerstört haben werden..
    Ich bin selber Skilehrer und Trainer B für Skihochtouren und Alpinklettern, aber lasst uns doch das bisschen unberührte Natur, das wir noch haben, schützen und bewahren.
    Es muss nicht überall ein Zirkus entstehen, damit eine Handvoll Leute Party und noch schlimmer, den fetten Reibach auf Kosten unserer Umwelt machen können.

    • 100%ige Zustimmung, Wolfram. Vor allem gibt es doch eigentlich genug Skigebiete, wo man die Sau rauslassen kann und in den ganzen Alpen gibt es auch mehr als genug Pistenkilometer, wo alle genügend Platz haben. Aber am Ende haben wir nur eine Natur, die für ein bisschen Spaß, Vergnügen und vor allem volle Taschen nicht einfach zerstören und opfern dürfen.

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