Der kälteste See Deutschlands. Warum die Wanderung zum Frillensee in den Chiemgauer Alpen im Herbst nicht nur schön, sondern auch lehrreich ist.
Tief steht die Sonne Anfang November. Ihre Kraft schwindet von Tag zu Tag und so schafft sie es im Herbst kaum noch über die das Staufenmassiv ganz im Osten der Chiemgauer Alpen.
Es ist auch die Zeit, wo die Nächte länger und länger werden. Wo es am Morgen und Abend schon empfindlich kalt ist. Und es ist die Zeit, in der die Bäume in voller Pracht stehen. Eine Explosion der Farben überzieht die Bergwälder, wenn die Färbung erst langsam einsetzt und sich auf ihrem Höhepunkt schließlich in einer knallbunten Mischung aus Gelb-, Orange- und Rottönen präsentiert.
Ganz im Kontrast zum Frillensee, der kurz bevor er sich im Winterschlaf verliert, auch im Herbst in Blau- und Türkistönen strahlt.
Inhaltsverzeichnis
Der Frillensee: Daten & Fakten
Der Frillensee liegt etwas abgeschieden am Nordrand des Staufenmassivs (mit Hochstaufen, Mittelstaufen, Zwiesel und Gamsknogel) zwischen Bad Reichenhall und Inzell, unmittelbar am Fuß der Bergkette. Achtung: Auch direkt angrenzend zum beliebten Eibsee am Fuß der Zugspitze bei Garmisch-Partenkirchen gibt es einen gleichnamigen Frillensee.
Der Chiemgauer Frillensee ist wie so viele andere Seen im Voralpenland ein Überbleibsel der letzten Eiszeit (sog. Glazialsee). Mit seiner Größe von etwa 4,3 Hektar (die Fläche schwindet durch die Verlandung am Nordufer mehr und mehr) und einer Tiefe von maximal 7,5 Metern ist er weder der größte noch der tiefste Bergsee in Bayern. Und doch gilt der Frillensee nicht nur als der kälteste See Bayerns, sondern Deutschlands, wenn nicht sogar ganz Mitteleuropas.
Der kälteste See Deutschlands
Aber wie kommt es dazu, dass selbst im warmen Sommer am Frillensee kaum Badespaß aufkommen mag? Das ist in erster Linie der Lage bedingt. Seine Meereshöhe von 922 Metern trägt viel dazu bei, vor allem ist es aber auch der lange schattige Winter, in denen kaum ein Sonnenstrahl über die Berge bis zum See vordringt. Die Nächte sind im Herbst schon bitterkalt und die wenigen Sonnenstunden schaffen es kaum noch, die über den Tag wieder zu vertreiben. Und so kommt es, dass der Frillensee oft schon im November zufriert, dabei aber nicht vom Rand, sondern von der Mitte aus.
Der Frillensee ist auch ein Grund, warum Inzell so viele Eisschnellläufer hervorgebracht hat. Schon früh im Winter ist die Eisschicht tragfähig und ab den 1960er Jahren entdeckten Eissportverbände die hervorragenden Bedingungen, die der Frillensee liefert, so dass hier nicht nur trainiert wurde, sondern auch bayerische, deutsche und internationale Wettkämpfe ausgetragen wurden. Zu ungestüm und wenig vorhersagbar waren die Wetterbedingungen aber doch (während der Austragung der Deutschen Meisterschaft im Januar 1962 fielen innerhalb von 12 Stunden satte 93 Zentimeter Schnee und verhinderten fast die Durchführung der Wettkämpfe), so dass der See bald wieder der Natur überlassen wurde und im nahen Inzell eine Natureisbahn gebaut wurde.
Wanderung zum Frillensee
Von Adlgaß wandern wir über den Bergwald-Erlebnispfad zum See, umrunden ihn und wandern schließlich wieder zurück.
Übersicht & Informationen
- Route: Parkplatz Adlgaß – Frillensee – Adlgaß
- Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Adlgaß (47.773596, 12.796182)
- Höchster Punkt: Frillensee, 922 m
- Länge: ca. 5,5 km
- Höhenmeter: 127 hm (einfach)
- Schwierigkeit: leicht
- Anfahrt: von München über A8 bis Ausfahrt Traunstein/Siegsdorf und auf Bayerischer Alpenstraße bis Inzell, links abbiegen in Richtung Adlgaß; ÖPNV: Zug bis Siegsdorf, mit Regionalbus 9526 nach Inzell und mit Buslinie 9481 weiter bis Adlgaß
- Gehzeit: ca. 2 h
- Touristeninformation: Tourist-Information Inzell, https://www.inzell.de/, +49 (0) 86 65 – 98 85 – 0, info@inzell.de
- Einkehr & Hütten: Forsthaus Adlgaß
- Karte (inkl. GPX-File zum Download)
Frillensee-Rundwanderung
Von Adlgaß geht es zunächst leicht ansteigend immer dem rauschenden Frillenseebach folgend in den tiefen Bergwald, der sich ab Mitte Oktober in leuchtendes Orangerot verwandelt, hinein. Knapp 45 Minuten dauert der leichte Wanderweg auf breiten Forststraßen bis zum Frillensee, der auch mit einem outdoortauglichen Kinderwagen locker bewältigt werden kann. Am Bergsee angekommen, wartet ein kleiner Steg mit Sitzgelegenheiten, um den grandiosen Blick auf den kältesten See Deutschlands und die Berge genießen zu können.
Schautafeln berichten von der Entstehung des Sees und dem Leben im angrenzenden Hochmoor. Ein Rundweg führt einmal um den Frillensee herum und schließlich wieder zurück zum Wanderparkplatz am Forsthaus Adlgaß. Die knapp 5,5 Kilometer lange Wegstrecke kann in gemütlichen und kindgerechten zwei Stunden gut bewältigt werden.
Bergwald-Erlebnispfad
Apropos Kinder: Die Wanderung zum Frillensee gestaltet sich gerade mit Kindern spannend und lehrreich zugleich. Der auf dem Weg zum und rund um den See errichtete Bergwald-Erlebnispfad vermittelt Wissen rund um die Bäume und Tiere, die hier leben. Dazu lädt der Bergwald-Erlebnispfad zum Spielen und Entdecken ein. Ob beim Balancieren über schmale Stege, Blätterbootfahren im Gebirgsbach, beim Entdecken von heimischen Wildtieren vom Hochstand aus oder beim Lauschen der Klänge der Natur und am überdimensionalen Holzinstrument. So bietet die Wanderung zum Frillensee jede Menge Abwechslung und viele Eindrücke.
Fazit
Die einfache Wanderung zum Frillensee ist eine abwechslungsreiche Tour für die ganze Familie, die besonders im Herbst, wenn die Bergwälder in herrlichen Orangetönen leuchten, lohnenswert ist. Schon früh im Winter (bzw. schon im Herbst) friert der kälteste See Deutschlands zu und bietet oft schon eine tragfähige Eisschicht, die gern zum Eislaufen und zum Eishockey genutzt wird.