Der Pidinger Klettersteig – Bis die Unterarme brennen

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Der Pidinger Klettersteig auf den Hochstaufen bei Bad Reichenhall zählt zu den schwierigsten und zugleich spektakulärsten Sportklettersteigen, den die Bayerischen Alpen zu bieten haben. Keine Frage also, dass wir den auch mal gehen mussten…

Der Pidinger Klettersteig auf den Hochstaufen © Gipfelfieber.com
Der Pidinger Klettersteig auf den Hochstaufen © Gipfelfieber.com

Eigentlich haben wir uns ja damit abgefunden, dass die alpinen Höhepunkte dieses Jahr schon vorüber sind. Der frühe Wintereinbruch hat uns die Überschreitung des Watzmanns auf kommendes Jahr verschieben lassen. Und auf einen anspruchsvollen Klettersteig hatte zumindest nur ich Lust. Also musste eine Münze entscheiden: Zahl für eine chillige Wanderung. Adler für den Pidinger Klettersteig. Das Ergebnis ist kein Geheimnis, sonst würde ich diese Zeilen wohl nicht schreiben.

Der Zustieg zum Pidinger Klettersteig

So starteten wir also an einem herbstlichen Samstag bei tief hängenden Wolken in aller Frühe beim Wanderparkplatz in Urwies (A8 Ausfahrt Piding, Richtung Bad Reichenhall, nach wenigen hundert Metern nach rechts abbiegen, das Örtchen Urwies durchfahren; kurz danach geht es links in den Wald, wo bald der Parkplatz kommt). Vom Parkplatz geht es nun über einen Forstweg nicht zu steil nach oben. Nach knapp 45 Minuten überqueren wir die Moaralm und können endlich – die Wolkendecke haben wir schon durchstoßen – einen ersten Blick auf die Nordwand des Hochstaufen und den Pidinger Klettersteig richten. Kurz nach der Alm zweigt der Aufstieg über die Steinernen Jäger ab.

Wir folgen erstmal der Beschilderung in Richtung der Steineralm. Kurz darauf verabschieden wir uns auch von dem Weg, denn der zweigt nach rechts ab. Nur wenig später stehen wir am Fuß eines Schuttkegels. Bis hierhin wäre auch ein Aufstieg mit dem Fahrrad möglich gewesen. Allerdings bringt das offenbar nur wenig zeitliche Vorteile, denn die Jungs, die zeitgleich mit uns gestartet sind, haben keine 15 Minuten Vorsprung. Jetzt geht es noch knapp 10 Minuten über Geröll bis zum Einstieg des Pidinger Klettersteigs, den wir nach knapp anderthalb Stunden vom Parkplatz erreichen.

Knackiger Einstieg in den Pidinger Klettersteig

Hier heißt es Ausrüstung anlegen. Auf den Helm sollte auch nicht verzichtet werden. Im letzten Stück des Klettersteigs war ich zudem ganz froh ein Expressset dabei zu haben, um beim Umhängen mal kurz Pausieren zu können.

Der Einstieg zeigt gleich, wo es lang geht. Die knapp 50 Meter hohe Steilwand wartet durchgehend mit einer C-Schwierigkeit auf. Wer hier schon Probleme hat, sollte definitiv umkehren, denn die Schwierigkeiten werden nach oben hin nicht weniger. Anschließend folgt zwar ein kurzes Gehstück und auch die folgenden Kletterstellen sind selten schwieriger als B, allerdings sind wir auch noch im unteren Drittel.

Notausstieg und Überhänge

Es geht weiter durch eine Schuttrinne und über einen normalen Steig, bei dem wir ein gutes Stück nach rechts queren. Unterhalb einer Wand ist nun der erste Notausstieg, der auf den Normalweg führt, der von der Steineralm hochkommt. Die folgende Wand hat es in sich (Schwierigkeit C/D). Es geht nicht etwa gerade hoch, sondern links und rechts quer durch die Wand. Tritte sind teilweise sehr spärlich und mich hat dieses Stück im Nachhinein am meisten gefordert, da man teilweise auch leicht überhängt.

Nach einem kurzen Wegstück (A/B) stehen wir abermals am Fuße einer Wand. Hier ist der zweite und letzte Notausstieg. Es folgt eine lange und schwierige Kletterei (C, gegen Ende B) über eine knapp 200 Meter lange Wand, an deren Ende wir den sogenannten Panoramaweg erreichen (was für ein Ausblick), der nach links und etwas abwärts führt (A/B). Wir überqueren eine Rinne, die schon mit viel Schnee gefüllt ist und fortan geht es wieder nach oben.

Die letzte Wand im Pidinger Klettersteig

Im folgenden Schuttkessel legen wir eine Pause ein, denn ab hier führt der Steig relativ gerade durch eine 250 Meter hohe Steilwand. Der Fels ist hier teilweise sehr glatt, so dass kleine Vorsprünge ab und an zum Treten ausreichen müssen. Mit den Trittbügeln und natürlichen Tritten geht es aber trotzdem. Das Stück ist sehr lang (anfangs C/D, dann B, später sehr lang D) und spätestens hier fangen die Arme so langsam an zu brennen. Kurze Zeit später ist es aber auch geschafft und wir erreichen den Ausstieg. Eine Diskussion über die tatsächliche Schwierigkeit des Pidinger Klettersteigs gibt es hier. Eine detaillierte Topo des Pidinger Klettersteig gibt es übrigens an dieser Stelle.

Verschnaufspause nach dem Ausstieg

Vom Ausstieg aus dem Pidinger Klettersteig dauert es noch knapp 5 Minuten bis zum Gipfel des Hochstaufen (1771 m), wo wir die Aussicht und die warme Oktobersonne genießen. Unterhalb des Gipfels befindet sich das Reichenhaller Haus, welches glücklicherweise sogar geöffnet ist, so dass wir uns ein verdientes Radler gönnen können. Für den Pidinger Klettersteig selber sollte man mindestens drei Stunden veranschlagen.

Der Pidinger Klettersteig im Video

Hier ist noch ein kurzes Video mit Szenen, welche wir davor und im Pidinger Klettersteig aufgenommen haben. Es wackelt ab und an. Das liegt daran, dass der Kopf als Stativ nur wenig taugt… (Kameras: GoPro Hero 2, iPhone 5, iPhone 4, Sony NEX-5R)

Der Abstieg führt uns an der Nordwestseite des Hochstaufens über einen anfangs steilen Steig (teilweise mit kurzen Versicherungen) bis hinab zur Steineralm. Dort geht es auf eine Forststraße, welche wir kurz nochmal verlassen und bald treffen wir auch wieder auf den Aufstiegsweg. Spätestens hier spielen die, die mit dem Mountainbike hochgefahren sind, ihren Trumpf aus. Wir gehen zügig und sind nach zwei Stunden vom Gipfelaufbruch wieder am Parkplatz angelangt.

Fazit

Insgesamt eine geniale Tour bei optimalen Bedingungen. Der Pidinger Klettersteig hat zwar viele schwere und anstrengende Passagen. Es lohnt sich aber. Zur Hauptsaison im Sommer dürfte der Steig relativ überlaufen sein.

Hier noch ein paar On-Board-Eindrücke, die mit der GoPro gemacht wurden:

11 Kommentare

  1. Ich weiß nicht, ob ich sowas gutheißen kann. Selbst wenn man das Ding so oft läuft, aber jeder Fehler ist eben mit hoher Wahrscheinlichkeit tödlich. Im Juli oder August ist ja auch einer ohne Klettersteigset abgestürzt und tödlich verunglückt. Da fehlt mir fast das Mitleid…

  2. Ah für mich schon :-) Vor knapp zwei Jahren waren wir schon mal dort und hatten auch einen super Tag. Ich kann mich noch erinnern, dass ich die Schlusswand relativ knackig fand. Doch was heißt schon knackig, wenn einen eine ältere Dame in einer D-Stelle ohne Sicherungsset (!) überholt und meint, sie geht ihn knapp 60 Mal im Jahr…*sprachlos*. Übrigens finde ich, dass Dein Kopf sehr wohl als Stativ durchgeht, ist doch ein nettes Video draus geworden. :-)

    Gruß aus dem Allgäu

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