Wanderung auf die Bleispitze: Das Matterhorn vom Auenland

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Ein bisschen Auenland, ein bisschen Matterhorn und fleischfressende Gämsen. Wie das zusammenpassen kann, zeigt die Tour auf die Bleispitze in den Lechtaler Alpen.

Das Matterhorn vom Auenland - die Bleispitze © Gipfelfieber.com
Das Matterhorn vom Auenland – die Bleispitze © Gipfelfieber.com

Zugegeben, ein bisschen übertrieben ist das schon. Das mit dem Auenland ist schnell erklärt. Teile der Lechtaler und Allgäuer Alpen wirken inmitten des schroffen Gebirges einfach wie das Reich der Halblinge aus Tolkin`s „Herr der Ringe“-Romanen. Wälder, grüne von Wiesen überzogene Hügel, Schafe. Fehlen eigentlich nur noch die Hobbits. Auf einen solchen grünen Hügel führt uns unsere Tour. Die Bleispitze mit ihren 2.225 Metern Höhe. Beim Abstieg ist sogar ein Vergleich mit dem Matterhorn angebracht. Wie das sein kann? Dazu später mehr.

Die Wanderung auf die Bleispitze ist auch im Wanderführer “Vergessene Steige – Bayerische Alpen” enthalten. Das Buch ist bei Amazon erhältlich.

Start in Bichlbächle

Von Garmisch kommend lassen wir die Zugspitze links liegen und passieren Lermoos. In Bichlbach fahren wir links ins Berwangertal und nicht weit nach dem Ort zweigt schon – etwas unscheinbar – links die Straße nach Bichlbächle ab. Am Ende der Straße starten wir unterhalb der letzten Häuser.




Aufstieg zum Sommerbergjöchle

Der Weg führt zunächst sanft immer direkt am Weittalbach entlang das Tal hinauf. Bald verabschieden wir uns von der Sonne und durch den Wald steigen wir nun etwas steiler stetig bergan, passieren nach einer knappen Stunde die Bichlbächler Alpe und folgen den Steigspuren weiter in Richtung Sommerbergjöchle, die sanften Grashügel der Bleispitze zur Linken und die steil aufragenden Felswände der Gartner Wand zur Rechten. Am Sattel vom Sommerbergjöchle angekommen, eröffnet sich vor uns der Blick auf das komplette Zugspitz-Massiv.

Bleispitze oder Gartner Wand?

Der Steig nach rechts würde uns teilweise versichert, aber auch mit einigen Kletterstellen im II. Schwierigkeitsgrad nach UIAA und teilweise ausgesetzt auf die Gartner Wand führen. Nichts für Anfänger also.

Da sich von Westen dunkle Wolken nähern, entscheiden wir uns dagegen und gehen stattdessen die einfachere Tour auf die Bleispitze. Vom Sattel geht es dann auch einfach über Wiesen und vorbei an einer Schafherde in etwa 30 Minuten zum Gipfel der Bleispitze. Wirklicher Rundumblick ist uns nicht vergönnt. Galtjoch und Abendspitze lassen sich aber ausmachen. Wenigstens scheinen die richtig dunklen Wolken nicht den Weg vom Lechtal herüber zu uns zu finden und ziehen weiter.

Nasses Gras macht keinen Spaß

Den gleichen Weg wollen wir nicht zurück und so entscheiden wir uns für den Abstieg über den Westgrat. In der Karte deutlich erkennbar, ist der Weg im hohen Gras mittlerweile nur sehr schwer auszumachen. Aber der Gratverlauf gibt den Abstieg quasi vor.

Am Schafzaun entlang geht es anfangs ziemlich steil abwärts. Im Grunde kein Problem, wenn der leichte Nieselregen von zuvor hier keine Rutschbahn draus gemacht hätte. Es dauert nicht lange und jeder sitzt das ein oder andere Mal auf dem Hosenboden. Wenn schon ausrutschen, dann bitte nur leicht, denn rechts geht es ansonsten richtig steil und ungebremst in ein breites Becken, wo ein paar Gämsen schon begierig zu warten scheinen, ihr vegetarisches Dasein an den Nagel zu hängen.

Nur quälend langsam kommen wir vorwärts, aber irgendwann ist das steilste Stück geschafft. Wir folgen dem Gratverlauf, passieren mehrere Erhebungen, die als Gipfel durchgehen (Mähbergjoch und Mühlwald- bzw. Gartigköpfl). Am letzten ist der Startpunkt schon in Sichtweite, aber noch einige Höhenmeter liegen zwischen uns. Der Weg ist als solcher kaum mehr zu erkennen und so bahnen wir uns den Weg durch das hüfthohe Gras. Bald führt der Steig in den Wald oder sind es doch nur Spuren von Wildwechsel? Wir folgen ihnen und finden uns auf einem Steig wieder, der teilweise extrem steil durch zahlreiche Lawinenverbauungen nach unten führt.

Bleispitze und Gartner Wand © Gipfelfieber.com
Blick zurück © Gipfelfieber.com

Irgendwann verlieren wir den wieder, die Lust haben wir überdies längst verloren und gehen das letzte Stück über die Almwiese, wo sich zum Abschluss die Sonne nochmal zeigt und Bleispitze und Gartner Wand in ein wunderbares Abendlicht taucht. Knapp drei Stunden haben wir für den Abstieg gebraucht und damit länger als für den Aufstieg.

Ein bisschen wie am Matterhorn eben. Denn da braucht es für den Abstieg auch mindestens solange wie für den Aufstieg, wenn nicht sogar länger. Bei guten und trockenen Verhältnissen sollte man in 1,5 Stunden locker absteigen können.

Fazit

Eine eigentlich schöne Tour auf die Bleispitze in den Lechtaler Alpen, die leider vom Abstieg durch die Verhältnisse etwas vermiest wurde. Einfacher ist sicher, das ganze andersrum zu gehen. Das macht den Abstieg wesentlich einfacher und komfortabler. Ansonsten geht es an der Bleispitze auch in der Hauptsaison doch relativ ruhig zu.


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