Südöstlich von Murnau am Staffelsee erhebt sich das Estergebirge. Von Eschenlohe führt das Archtal mitten hinein in die zerklüfteten und steilen Nordwestabbrüche. Dort befinden sich die beiden Gipfel des Zundereck und Zunderkopfs, die selbst bei bestem Wetter offenbar kaum begangen werden.
Ich habe sehr lange überlegt, ob ich über die Tour auf Zundereck und Zunderkopf im Estergebirge wirklich schreiben soll. Im Gipfelbuch am Zundereck fand ich den Eintrag, dass die Tour “leider im Internet” stehen würde. Gut so, denn so bin ich überhaupt erst auf sie aufmerksam geworden. Aber dann hat mich die Tour mit ihrer Ruhe so begeistert, dass ich mir überlegt habe, ob man aus diesem offensichtlichen Geheimtipp nicht lieber einen Geheimtipp lassen sollte.
Denn ich habe am ganzen Tag nur direkt beim Start und kurz vorm Ende andere Wanderer angetroffen. Und das an einem Sonntag mit allerbestem (fast zu heißem) Wetter. Bei einer Bergkette, die man auf dem Weg von München in Richtung Garmisch als erste höhere Erhebung wahrnimmt. Und das, wo doch in Eschenlohe – dem Ausgangspunkt der Tour – direkt die Bayrische Oberlandbahn (kurz BOB) hält.
Dass es sich bei der Tour um eine offenbar seltene begangene Route handelt, ist mir schon aufgefallen, als es losging. Der eigentliche Einstieg in die Tour war erst schwierig zu finden. Teilweise ist der Weg später so wenig ausgetreten, dass man die wöchentlichen Begeher wohl an einer Hand abzählen kann. Wegweiser Richtung Zundereck und Zunderkopf waren auch Fehlanzeige. Abgewaschene Markierungen das höchste der Gefühle.
Letztlich bin ich dann aber zu der Entscheidung gekommen, doch darüber zu schreiben. Schließlich steht die Tour sowieso schon im Netz. Zudem ist sie trotz der Beschreibung vor Ort nicht ohne und erst recht nicht ohne weiteres zu finden. Und warum soll ich das anderen Wanderern denn vorenthalten?
Die Tour auf Zunderkopf und das Zundereck ist auch im Wanderführer “Vergessene Steige – Bayerische Alpen” enthalten. Das Buch ist bei Amazon erhältlich.
Inhaltsverzeichnis
Start in Eschenlohe
Los geht`s also in Eschenlohe direkt am Sportplatz. Von dort geht es über einen etwas breiteren Forstweg los. Nicht dem Schild in Richtung “Archtal” folgen, auch wenn sich der kurze Abstecher durchaus lohnt, weil er schöne Ausblicke in die Schlucht liefert. Der Weg dorthin ist nach wenigen hundert Metern nämlich zu Ende. Für ein Foto ist es das aber wert.
Folgen tue ich dann wieder dem anfangs breiten Weg. Der endet nun bald und geht in einen Steig über. Und das ist wahrlich ein solcher, denn dieser windet sich steil durch den Wald nach oben. An manchen Stellen ist ihm schwierig zu folgen, aber er lässt sich doch finden. An einer Stelle bereitet mir der Weiterweg dann doch Schwierigkeiten. Links führt der Weg weiter – allerdings leicht abfallend – in Richtung Archtal. Rechts geht er – kaum erkennbar – weiter bergan. Was nun?
Berghoch ist immer richtig
Dass die Tour eben doch im Netz steht, hilft mir hier weiter, dass immer der ansteigende Weg der richtige Weg ist. Ich füge mich dem und es geht immer bergauf, allerdings bald nicht mehr so steil und südlich an den Gipfeln von Zundereck und Zunderkopf vorbei. Bald stoße ich nun auf eine Rinne – der Weg gewinnt nun kaum noch an Höhe – welche mit ein paar Drahtseilen gesichert ist und nur noch von trittsicheren Gehern begangen werden sollte. Denn spätestens ab hier wird es auch spannend. Kurz darauf wird eine weitere Rinne gekreuzt. Auch hier heißt es Konzentration, denn der Weg ist schmal und von schweren Regenfällen gezeichnet. Der Untergrund ist teilweise sehr brüchig, so dass Obacht geboten ist.
Da ist der Weg! Oder doch nicht? Hier! Mmmhhh?!
Jetzt wird es knifflig. Vor der dritten Rinne führt schon ein “Weg”, den man von dem gekennzeichneten Steig als solchen eigentlich nicht erkennen kann, schon direkt hoch zum Zundereck. Ich mag es aber spannend. Also folge ich dem Pfad noch ein Stück.
Es folgt eine dritte Rinne, die von allen die ausgesetztesten Stellen aufweist. Kurz danach geht der Weg bergab. Hier soll man selbigen verlassen. Nur wo? Bei Erreichen eines offenen Grashangs bleiben die ersten Pfadspuren noch links liegen. Etwa 50 Meter weiter zweigt ein zweiter Jägersteig ab.
Ich fange an, mich zu verlaufen und trotzdem schaffe ich es später, irgendwann wieder auf dem unmarkierten Weg zu finden. Keine Ahnung wie. Teilweise schaue ich alle paar Meter erneut auf die Beschreibung und fühle mich irgendwann wieder richtig und merke, dass ich es irgendwann auch wieder bin. Zur Sicherheit unbedingt den GPS-Track dabei haben.
Eine Felszacke mit einem Behelfsgipfelkreuz erklimme ich. Ein Blick auf die Karte verrät, dass der gar keinen Namen hat. Nun ist der Weg leicht zu finden. Es geht bergab und in knapp zehn Minuten auf den Zunderkopf mit seinen 1.506 Metern Höhe und in weiteren zehn Minuten auf das Zundereck mit seinem Gipfelkreuz und einer Höhe von 1.478 Metern. Der Ausblick reicht bis zur Hohen Kisten im Osten, zur Zugspitze im Süden und bis hinein in die Ammergauer Alpen im Westen. Der Simetsberg ist leider hinter dem Estergebirge verschwunden und man sieht ihn erst auf der Heimfahrt wieder.
Der Rückweg
Nach einer kurzen Rast geht es von dort weiter in Richtung Westen, steil bergab. Der Weg ist hier nur schwer erkennbar, rutschig und glitschig, führt aber nach knapp 20 Minuten zurück auf den Weg, der weiter unten die drei Rinnen quert. Auf diesem wieder angekommen, finde ich mich kurz danach in der dritten Rinne wieder. Jetzt folge ich dem Weg bergab, biege nicht ab, durchquere eine weitere Rinne und komme alsbald an einer Blockhütte raus, wo ich mir knapp 15 Minuten Pause gönne, weil der Ausblick von der Hütte einfach atemberaubend ist. Von dort folge ich dem Weg unterhalb der Hütte, der sich nun in Serpentinen steil nach unten windet, vorbei an der atemberaubenden Felsformation der Teufelskapelle.
Immer weiter geht es nach unten bis ich auf den Radweg zwischen Eschenlohe und Oberau komme. Den geht es nun nach rechts in Richtung Eschenlohe weiter, vorbei an den Sieben Quellen, wo ich mir eine erfrischende Abkühlung gönne. Zuletzt biege ich ich vor Eschenlohe noch einmal rechts ab. Es geht – zum letzten Mal – bergan in Richtung Archtal und am Ende komme ich wieder direkt unterhalb des Sportplatzes an.
Abkühlung gefällig?
Bei gutem Wetter empfiehlt sich noch der kurze Abstecher in die angestauten Becken der Archtallaine. Direkt aus einem Rohr im Damm kommt dort ein Wasserstrahl, der zu einer Dusche geradezu förmlich eingeladen hat und dem ich mich natürlich nicht entziehen konnte.
Fazit
Letztlich war die Tour trotz aller Wegfindungsprobleme, vor allem im oberen Teil, wunderbar, auch wenn es nicht sonderlich weit nach oben ging. Vor allem die Ruhe auf der Tour findet man so nur selten. Insgesamt brauche ich am Ende trotzdem knapp 6,5 Stunden, allerdings inklusive längerer Pausen. Eine reine Gehzeit von 5 Stunden ist sicher problemlos realistisch. Empfehlen muss ich sie trotzdem. Und trotzdem wünsche ich mir, dass sie ein Geheimtipp bleibt. Also bitte nicht alle auf einmal Zundereck und Zunderkopf und den namenlosen Gipfel besteigen.
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