Roß- und Buchstein im Winter: Stille zum Anfassen

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Roß- und Buchstein zählen zu den bekanntesten Münchener Hausbergen und so sind die beiden Gipfel auch regelmäßig völlig überlaufen. Nicht so im Winter.

Roß- und Buchstein im Winter - Fast schon alpin © Gipfelfieber.com
Roß- und Buchstein im Winter – Fast schon alpin © Gipfelfieber.com

Schon im Herbst wollten wir eigentlich die beiden Gipfel an einem sonnigen Wochenende mal eben mitnehmen. Damals schreckte uns der völlig überfüllte Wanderparkplatz derart ab, dass wir ohne zu überlegen die Flucht ergriffen und weiter zum Achensee fuhren und von dort lieber der Mondscheinspitze einen Besuch abstatteten. Schon damals hatte ich mir aber vorgenommen, dem Roß- und Buchstein im Winter einen Besuch abzustatten. Die beiden Gipfel sind einfach zu markant, zu schön, um sie nicht zu besteigen.

Gesagt getan. Ausgangspunkt ist für uns wie auch im Sommer der Wanderparkplatz, der im Sommer mit einem riesigen Schild gekennzeichnet ist, welches im Winter fehlt und mich erstmal drei Kilometer zu weit hat fahren lassen. Vom Tegernsee kommend geht es vorbei an Kreuth in Richtung Achensee. Ein paar hundert Meter nach der Ortschaft Bayerwald ist der Parkplatz auf der rechten Seite.

Langer Aufstieg im Wald

Etwas monoton geht es direkt vom Parkplatz an relativ steil über den gleichen Steig, der auch im restlichen Jahr begangen wird, durch den Wald. Und das recht lang. Nach etwa 30 Minuten lassen wir rechts die Hütten der Sonnbergalm Niederleger liegen. Ein Stück danach flacht der Steig etwas ab. Ohne Spuren kann es hier durchaus Orientierungsschwierigkeiten geben. Wir haben Glück und folgen den vielen Spuren problemlos bis sich der Wald langsam lichtet und wir nach etwa anderthalb Stunden die Hütten der Sonnbergalm Hochleger erreichen.

Das Ziel vor Augen

Endlich haben wir hier auch unser Ziel vor Augen. Mächtig thronen Roß- und Buchstein vor uns. In deren Scharte die Tegernseer Hütte hervorlugt. Der Weg geht nun über freies Gelände westwärts über einen Kamm. Der Hang zur Rechten lädt zu einer genüsslichen Skitour ein. An einem Wegweiser angekommen, gabeln sich die weiteren Aufstiege. Geradewegs durch die Südwand führt ein teilweise exponierter Steig, der den sicheren Bergsteiger erfordert. Die einfachere Variante führt einmal um den Roßstein, um von dort über eine breite Schneise zur Tegernseer Hütte aufzusteigen.

Wir nehmen trotz des Schnees die direkte, schwierigere, fast schon alpine Variante. Der Schnee ist fest und bietet so auch in den steileren Passagen guten Halt. Ein paar kurze Drahtseil versicherte Stellen sind zu überbrücken, hier und da die Hand an den teils aperen Fels gelegt und so kommen wir in etwa 20 Minuten direkt bis zum Gipfel des Roßsteins, der mit einer Höhe von 1698 Meter geringfügig kleiner ist als sein Nachbar.



Tegernseer Hütte und Buchstein

Hier zieht es gewaltig, so dass wir uns gar nicht lang aufhalten. Über den schmalen Grat geht es sicheren Schrittes in wenigen Minuten hinab zur Tegernseer Hütte. Hier wo sich an schönen Sommertagen hunderte Bergsteiger und solche die es werden wollen, tummeln, treffen wir auf sage und schreibe vier andere Schneeschuhwanderer. Die Hütte ist freilich im Winter geschlossen, aber eine mitgebrachte Brotzeit sorgt dafür, dass der Magen nicht knurrt.

Zum Gipfel des Buchsteins führt eine Kletterei im zweiten Grad über eine Steilstufe von etwa 40 bis 50 Meter. Die Rinne ist wirklich sehr steil und auf Grund des vielen Besuchs schon im Sommer recht schwierig, da der Fels an vielen Stellen extrem speckig ist. Da die Rinne weitestgehend schneefrei ist, lasse ich mir das nicht entgehen. Erhöhte Vorsicht ist auf jeden Fall angebracht und an einer vereisten Stelle stehe ich kurz davor, umzukehren. Ich finde aber noch einen Weg, überschreite den kleinen Vorgipfel, lege noch eine kurze Klettereinlage unter dem Gipfelkreuz hin und stehe unmittelbar danach auf dem 1701 Meter hohen Buchstein.

Die Sicht könnte etwas besser sein, aber beschweren wollen wir uns nicht. Die Blauberge mit der Halserspitz und der Guffert liegen direkt im Süden. Westlich davon das Karwendel und auch die Zugspitze lässt sich erblicken.

Abstieg über die Buchstein-Hütte

Zurück zur Hütte geht es auf dem gleichen Weg. Für den Rückweg ins Tal schlagen wir einen anderen Weg ein. Direkt unterhalb der Hütte kommen die bis dato ungenutzten Schneeschuhe zum Einsatz. Durch den Pulverschnee geht es lange im Schatten abwärts bis wir nach etwa 30 Minuten die Buchstein-Hütte erreichen. Hier wird sich mit einem Weißbier gestärkt bevor es über die Rodelbahn und den Steig zurück ins Tal geht. Leider kann man auf der Hütte keinen Schlitten ausleihen und so ist der weitere Abstieg weitgehend unspektakulär und endet etwa drei Kilometer vom Ausgangspunkt entfernt am Wanderparkplatz “Klamm” (etwa 1,5 Stunden ab der Hütte). Wer noch nicht zu spät dran ist, kann das letzte Stück mit dem Bus zurücklegen oder hält den Daumen raus. Wobei das wieder einmal äußerst enttäuschend war und locker 20 Minuten dauerte (danke, liebe Mautflüchtlinge!)…

Fazit

Allein für den Steig mit alpinem Charakter auf den Roßstein durch dessen Südwand und der Klettereinlage am Buchstein lohnt sich diese weitestgehend einfache, aber am Ende wirklich anspruchsvolle Tour auch im Winter. Und vor allem deshalb, weil hier zur kalten Jahreszeit kaum etwas los ist und man eine Ruhe genießen kann, die man an Roß- und Buchstein sonst kaum finden wird.


4 Kommentare

  1. Immer wieder schön, wenn man im Winter Orte besucht, die in den restlichen Jahreszeiten heillos überfüllt sind :) Wann hast du die Tour denn gemacht? Dass sogar der Buchstein “geht”, hätte ich nicht gedacht.

    Beim Anstieg zur Tegernseer Hütte über den Steig nördlich des Roßsteins braucht es allerdings sehr sichere Schneeverhältnisse!

    Gruß

    Rebecca

    • Hi Rebecca,
      ganz vergessen, zu antworten. Die Tour ist jetzt knapp zwei Wochen her.
      Der Buchstein ging nur, weil die Rinne fast komplett schneefrei war. Mit Schnee oder Eis wäre die mir viel zu heikel gewesen.
      Viele Grüße

      Andi

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