Kaufberatung Lawinenrucksack: Modellübersicht Winter 2018/19

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Lawinenrucksäcke sind seit Jahren am Markt etabliert. So breit wie im Winter 2018/19 war das Angebot noch nie. Eine Übersicht im Dschungel der Lawinenairbags.

Folgenlose Lawine © Gipfelfieber
Kaufberatung Lawinenrucksack: Modellübersicht Winter 2018/19 © Gipfelfieber

Noch ist es nicht allzu lang her, dass man mit einem Lawinenrucksack aufgefallen ist. Neben der normalen Sicherheitsausrüstung haben sich die Rucksäcke bei vielen Tourengehern und Variantenfahrern als fixes Wintersport Equipment etabliert. Mit der Nachfrage wächst seit Jahren auch das Angebot.

Dabei ist die Geschichte der Lawinenrucksäcke, auch als Lawinenairbags bezeichnet, noch gar nicht so alt. Und doch älter als man vielleicht vermuten möchte. Die ersten Modelle kamen bereits im Winter 1985 auf den Markt. Bis heute hat sich allerdings viel getan und die Technik ist mit den Jahren immer ausgeklügelter geworden.

So funktioniert ein Lawinenrucksack

Mammut Snowpulse Airbag System © Gipfelfieber.com
Mammut P.A.S. © Gipfelfieber.com

An der Funktionsweise hat sich seitdem aber nicht viel getan. Das Prinzip ist das gleiche geblieben. Nur die Technik hat sich verändert. Ein Lawinenrucksack sorgt dafür, dass der Wintersportler, der in eine Lawine gerät, das Volumen des Rucksacks signifikant vergrößert, so dass der Fahrer nicht von den Schneemassen verschluckt und schließlich verschüttet wird, sondern an der Oberfläche treibt und so eine komplette Verschüttung verhindert wird. In der Regel sorgt der Wintersportler selber für das Auslösen des Mechanismus, der innerhalb von Sekunden eine Art Ballon, den Lawinenairbag, aufbläst.



Warum ein Lawinenrucksack das LVS nicht ersetzt

Trotz vermeintlicher Sicherheit durch den Lawinenrucksack ersetzt er niemals die Mitnahme einer vollständigen Lawinenausrüstung bestehend aus LVS-Gerät, Sonde und Schaufel. Warum das so ist? Ein Lawinenairbag garantiert nicht, dass es keine Verschüttung gibt. Er erhöht nur die Chancen, nicht komplett von einer Lawine verschüttet zu werden. Zudem gibt es regelmäßig Fälle von Opfern, die mit einem Lawinenrucksack unterwegs waren und trotzdem komplett von den Schneemassen begraben wurden. Das kann zum Beispiel am Geländeprofil oder einer Funktionsstörung liegen.

Lawinenrucksäcke: Die verschiedenen Systeme

Das Prinzip dahinter ist überall sehr ähnlich. Die Funktionsweise wie der Airbag aufgeblasen wird, unterscheidet sich dagegen von Hersteller zu Hersteller. Ein Überblick über die verschiedenen Systeme, die in den Lawinenrucksäcken stecken und deren Vor- und Nachteile.

ABS

Eine der bekanntesten Systeme ist von ABS, die Vorreiter auf dem Gebiet der Lawinenairbags waren. Charakteristisch sind die zweigeteilten Airbags (Twinbags), die sich an beiden Seiten des Rucksacks im Nu entfalten. ABS-Lawinenrucksäcke bestehen in der Regel aus einer Basiseinheit mit Airbags und Auslöser, auf die mit Reißverschluss der eigentliche Rucksack gezippt wird, so dass das System an einem Tages- aber auch an einem Mehrtagesrucksack verwendet werden kann. Mittlerweile gibt es auch von ABS Modelle, die per Fernauslöser von anderen Gruppenmitgliedern ausgelöst werden können.

Allerdings ist das ABS-System nicht gerade leicht (mit den beinahe doppelt so teuren Carbon-Kartuschen lässt sich das Gewicht reduzieren), der Austausch der Kartuschen muss beim Händler erfolgen und der Preis ist nicht gerade niedrig. Zudem wurde bei vollen Kartuschen schon von Problemen auf Flugreisen berichtet.

Mittlerweile wird das ABS-System auch von zahlreichen Herstellern lizensiert, so dass nicht mehr nur eigene Produkte mit der bewährten Technik auf dem Markt erhältlich sind.

ABS Base Units im Überblick

ABS Zip-Ons im Überblick

Rucksäcke mit integriertem ABS

R.A.S. und P.A.S. von Mammut

2011 übernahm Mammut den Hersteller Snowpulse und so auch das Know-How und die Technik, die hinter dem Removeable Airbag System (R.A.S.) und dem Protective Airbag System (P.A.S. – schließt sich zusätzlich um den Kopf und schützt vor Verletzungen) steckt. Mammut setzt dabei auf größtmögliche Flexibilität und erlaubt es, die Airbags aus dem Rucksack zu entfernen und in einem größeren oder kleineren Modell zu nutzen.

Allerdings: Die aktuellen 3.0-Versionen sind mit den älteren Modellen wie dem getesteten Mammut Ride Short Lawinenrucksack nicht mehr kompatibel.

Auch die beiden Mammut-Systeme sind nicht billig, Fernauslösungen sind nicht möglich und  die Kartuschen müssen beim Händler getauscht oder eingeschickt werden. Beim Gewicht kratzt das leichteste Modell samt verbautem Airbag und Carbon-Kartusche an der 2 kg-Marke. Mittlerweile verwenden auch andere Hersteller Mammuts Removeable Airbag System.

Mammut R.A.S. Rucksäcke

Mammut P.A.S. Rucksäcke

Alpride

Eines der leichteren Systeme auf dem Markt stammt vom Schweizer Hersteller Alpride. Das Alpride Airbag 2.0-System setzt auf Kartuschen, die darüber hinaus vergleichsweise günstig sind.

Das neue Alpride E1-System ist nur wenig schwerer und nutzt einen anderen Ansatz. Die Auslösung erfolgt elektronisch und das Aufblasen des Airbags geschieht durch eine Hochleistungsturbine, die Luft ansaugt. Der Vorteil: Der Airbag kann mehrfach ausgelöst werden, ohne dass eine neue Kartuschenfüllung benötigt wird.

Beide Systeme können aus den Rucksäcken entfernt werden.

Lawinenrucksäcke mit Alpride 2.0

JetForce

Ähnlich wie das Alpride E1-System funktioniert JetForce, das von Black Diamond entwickelt wurde und das erste war, das auf Luftansaugung statt auf eine Gaskartusche setzte. Das macht die Rucksäcke, die mit dem JetForce-System ausgestattet sind (von Black Diamond & Pieps) reisefreundlich. Dabei sind sie allerdings vergleichsweise schwer und vor allem teuer.

Rucksäcke mit JetForce

Ortovox Avabag

Nachdem Ortovox jahrelang auf die Integration von ABS Lawinenairbags setzte, hat man seit der letzten Wintersaison die eigenen Lawinenrucksäcke mit dem Avabag-System ausgestattet. Wie die meisten anderen setzt das auf eine Gaskartusche, zeichnet sich aber vor allem durch ein gutes Packmaß und geringes Gewicht aus. Preislich liegen die Ortovox Avabag-Modelle im Mittelfeld, dazu können die Kartuschen preisgünstig wiederbefüllt werden.

Ortovox Avabag Rucksäcke im Überblick

Reactor von Arva

Auch Arva setzte lang auf eine Zusammenarbeit mit ABS, mittlerweile aber auf das selbstentwickelte Reactor-System, bei dem auch eine Gaskartusche für die Füllung des Airbags sorgt. Der Airbag besteht aus einem Zweikammersystem, welche sich gegenseitig als Backup dienen, sollte auf Grund einer Beschädigung eine Seite ausfallen.

Preislich sind sie im günstigeren Segment angesiedelt, allerdings kostet der Austausch der Kartusche nach einer Auslösung. Wie viele der Systeme, die auf Gaskartuschen setzen, kann auch das Reactor-System für Probleme bei Flugreisen sorgen. Hervorzuheben ist das vergleichsweise geringe Gewicht.

Lawinenairbags von Arva

Welche Literzahl brauche ich?

Welche Literzahl benötigt wird, hängt letztlich von den geplanten Touren ab. Mit flexiblen Systemen ist man bei einer möglichst vielschichtigen Nutzung am besten aufgehoben. Während man mit Rucksäcken mit 18 Liter Stauraum kaum mehr als die immer zusätzlich erforderliche LVS-Ausrüstung und etwas Kleidung unterbringen wird, sieht das mit den größeren Modellen schon anders aus. Gerade bei Mehrtagestouren mit Übernachtungen auf Hütten sind die Modelle mit einem Fassungsvermögen von 30 Litern und mehr sinnvoll.

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