Der Karersee ist eines der beliebtesten Ausflugsziele in den Dolomiten. Im Winter ist von seinem strahlenden Türkis allerdings nichts zu sehen. Das könnte auch bald im Sommer der Fall sein.
Die Uhr tickt. Nur noch wenige Minuten bis zum Sonnenuntergang. Während unser Leben spendender Stern immer weiter gen Horizont sinkt, nehme ich die Beine in die Hand. Der plattgetrampelte Schnee sorgt für ein zügiges Vorankommen und zeugt davon, dass der Karersee auch im Winter ein beliebtes Ausflugsziel ist und dem Pragser Wildsee im Norden in nichts nachsteht.
Am südwestlichen Ende des Sees angekommen, leuchten die Wände des Rosengartens gegenüber im tiefsten und kräftigsten Orange, welches die Farbskala zu bieten hat. Und doch steigt der Schatten der Dämmerung in atemberaubender Geschwindigkeit den Fels hinauf. Eine knappe Minute später ist das Spektakel schon wieder vorbei. Gerade so, um noch einmal kurz auf den Auslöser der Kamera zu drücken.
Inhaltsverzeichnis
Der Karersee
Der Karersee liegt am Fuße des Latemar-Stocks in den Dolomiten am Ende des Eggentals. Die beeindruckenden Gipfel mit ihren schroffen Felstürmen erheben sich unweit des Sees, der im Winter ein wahrer Hort der Stille ist.
Der große Parkplatz auf der anderen Straßenseite sowie die untertunnelte Karerpassstraße zeugen davon, dass der Karersee sonst eher ein Hort des Trubels ist. Und das nicht ohne Grund. Mit seiner türkisen Farbe, seinem Funkeln und Glitzern kann kaum ein See mithalten. Geborstene Kristalle und ein zertrümmerter Regenbogen sollen Schuld daran sein. Im Ladinischen trägt der Karersee so auch heute noch den Namen Regenbogensee.
Das glasklare Wasser, in dem sich die Spitzen des Latemars spiegeln, entfaltet eine magische Anziehungskraft, die ihresgleichen sucht. Wer den Dolomiten einen Besuch abstattet, lässt den Karersee nicht aus.
Winterwandern am Karersee
Im Winter sieht das anders aus. Weder strömen die Touristenmassen aus den Reisebussen zum und um den Karersee, noch wird man Zeuge der satten Grüntöne. Ab November verschwinden die nämlich unter einer dicken Eisschicht, die oft bis weit in den Frühling hinein bestehen bleibt. Bei einer Seehöhe von 1.520 Meter nicht weiter verwunderlich.
Hand in Hand damit geht eine fast schon mystische Stille, nur unterbrochen von einem leisen Vogelzwitschern und dem Knirschen des gefrorenen Schnees unter den Sohlen. Der Rundweg, der in knapp 30 Minuten einmal um den Karersee führt, ist auch im Winter gut begehbar. Hier und da mahnen ein paar eisige Stücke aber doch zur Vorsicht.
Trocknet der Karersee aus?
Auffällig ist, dass der Wasserspiegel so früh im Jahr sehr niedrig ist. Von seinen 300 Meter Länge und über 100 Meter Breite ist kaum etwas zu sehen. Vielleicht die Hälfte ist noch übrig. Doch entgegen manch misstrauischem Einheimischen muss wohl nicht befürchtet werden, dass der Karersee austrocknet und sein charakteristisches Antlitz gänzlich verschwindet.
Der See wird zwar ausschließlich von unterirrdischen Quellen gespeist und gerade im Winter und am Ende des Sommers fließt so kein Nachschub in den See. Anders im Frühjahr mit dem Einsetzen der Schneeschmelze. Dann schwillt der Karersee an, ist an seiner tiefsten Stelle bis zu 22 Meter tief und trotz seines glasklaren Wassers weiß sich die sagenumwobene Nixe gut zu verstecken.
Zum Sonnenaufgang am Karersee
Frühaufstehern bietet sich ab dem Frühjahr ein sehenswertes Naturschauspiel am Karersee. Wenn die Sonne langsam hinter dem benachbarten Fassatal aufgeht und mit einem kräftigen Orangerot die Spitzen des Latemarstocks anstrahlt und den neuen Tag begrüßt wie es besser wohl kaum ginge.
In der kühlen Jahreszeit heißt es, sich mit etwas Weniger zufrieden zu geben. Nur ein paar wenige Felstürme erhaschen einen Blick auf die Morgensonne. Die Stille aber bleibt gänzlich unerreicht, denn im Sommer säumen Fotografen die Plätze mit der besten Aussicht.
Fazit
Der Karersee ist nicht ohne Grund eines der an Highlights reichen Dolomiten, auch wenn sein Charakter im Winter ein gänzlich anderer ist. Geradezu magisch sind die Momente rund um den frühen Morgen und frühen Abend, wenn die Sonne auf- beziehungsweise untergeht und die Bergspitzen orangerot leuchten.
[…] schmalen Pfaden folgt die Abfahrt bis zum grün-türkis funkelnden Karersee. Die Wege um den See mit der sich versteckenden sagenumwobenen Nixe sind gefüllt mit Heerscharen […]