Benediktenwand: Wo die Steinböcke zu Hause sind

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Die Benediktenwand ist eine der bekanntesten Gipfel in den Bayerischen Voralpen. Und in der Regel auch dementsprechend gut besucht. Selbst an neblig-kalten Herbsttagen ist man dort nicht allein. Dazu lockt eine der nur fünf Steinbockpopulationen der Bayerischen Alpen.

Auf die Benediktenwand bevor der Winter kommt © Gipfelfieber.com
Auf die Benediktenwand bevor der Winter kommt © Gipfelfieber.com

Gerade erst ist die Wiesn in München vorüber und die ließ nicht allzu viel Zeit für jedwede Touren. Schon gar nicht bei dem kalten und regnerischen Wetter, welches uns in der zweiten Woche heimsuchte. Nachdem am Sonntag nun die letzte Mass ausgeschenkt und ausgetrunken wurde, die obligatorische Wiesngrippe auch überstanden scheint, war es nun an der Zeit, nochmal eine schnelle Tour zu machen, bevor der Winter kommt. Und wo ich gerade diese Zeilen schreibe, fällt am Alpenrand auch schon der erste Schnee, während es hier Bindfäden regnet. Alles richtig gemacht also.

Aufstieg von Jachenau statt dem Normalweg

Der Normalweg auf die Benediktenwand führt einfach über die Tutzinger Hütte. Den möchte ich jedoch nicht gehen. Daher starte ich von Süden. In Lenggries biege ich rechts ab in Richtung Jachenau. Der Straße folge ich knapp 8 Kilometer bis Petern (ist auch im Navi drin) und starte in noch völliger Dunkelheit um 6:30 Uhr vom Wanderparkplatz (gebührenpflichtig, 2 €/Tag). Links  in der Dunkelheit sehe ich kurz nach dem Start zwei leuchtende Augen, die das Licht meiner Stirnlampe reflektieren. Im Lichtkegel sieht man auch die kleinen, feinen Tröpfchen, aber regnen tut es zum Glück nicht. Erst nachdem ich nach knapp fünf Gehminuten dem Wegweiser nach rechts folge und kurz darauf in den Wald komme, tropft es unerlässlich von den Bäumen, so dass ich froh bin, gut eingepackt in meiner Hardshelljacke zu sein.

Der Weg führt nun relativ monoton, aber doch ziemlich steil über einen Forstweg bergan und kann eigentlich nie verfehlt werden. Einfach den Schildern folgen. Der Wald um mich herum erwacht so langsam und nach knapp 50 Minuten erreiche ich den Langenecksattel. Ab hier geht es nun erstmal wieder ein bisschen abwärts und bald darauf geht es vorbei an der Orterer Alm, die wahrlich idyllisch liegt. Dann geht es wieder nach oben und es zweigt links der Weg zur Tanner-Alm ab, dem ich aber nicht folge. Ich bleibe auf dem Forstweg und kurz darauf geht ein Abzweig nach links ab. Jetzt geht es sehr steil bis zur Bichler-Alm auf 1438 m. Wer masochistisch veranlagt ist, kann das sicher auch mit dem Mountainbike zurücklegen und sich so den doch recht langen Hatscher auf dem Rückweg ersparen. Ab hier startet nun der Steig, der anfangs gemächlich bergan führt. Bald darauf wird es aber steiler und ich komme an einem Schild vorbei, welches darauf hinweist, dass vor knapp 50 Jahren an der Benediktenwand Steinböcke erfolgreich ausgewildert wurden.




Steinbock-Population an der Benediktenwand

In den 60er Jahren wurde dort ein zugewanderter Steinbock entdeckt. Daraufhin wurden weitere Steinböcke (zwei Weibchen, zwei Böcke aus der Schweiz oder doch nur drei Geißen – die Quellen* dazu sind verschieden) angesiedelt, woraus sich zwischendurch eine Population von bis zu 100 Tieren gebildet hatte. Heute hat die Kolonie eine Größe von etwa 80 Tieren.

Und kurz darauf war es soweit und ich bekam nun endlich meinen ersten Steinbock überhaupt zu Gesicht. Wenig später noch drei weitere, von denen einer direkt auf dem nun immer steiler werdenden Weg keine fünf Meter vor mir stehen blieb, sein Revier markierte und auch noch verdächtig zu schnauben anfing. Wir einigten uns aber bald darauf, dass ich sein Revier nur kurz besuchen möchte und so trennten sich unsere Wege alsbald.

Steiler Aufstieg zum Gipfel

Mein Weg wird nun richtig steil und es geht über glitschigen Fels nach oben. Es folgt eine kurze ausgesetzte Stelle, die vor allem bei Feuchtigkeit Trittsicherheit erfordert. Schwindelfreiheit in der Regel auch. Der Nebel aber war so dicht, dass man sowieso nicht erfassen konnte, wie weit es dort nach unten geht. Ist dieses doch recht kurze Stück passiert, geht es durch Latschenkiefern unschwierig weiter bis zum Gipfel. Dort wartet unterhalb der Gipfelhütte ein weiteres prachtvolles Steinbockexemplar, der auch nur wenig Scheu zeigte, was der hohen Besucherfrequenz an der Benediktenwand geschuldet sein dürfte. Am 1801 Meter hohen Gipfel, der nach knapp unter drei Stunden erreicht ist, ist die Sicht weiterhin äußerst eingeschränkt, so dass es nach einem warmen Tee und einem Snack in der kleinen Schutzhütte (nicht bewirtschaftet) wieder abwärts geht.

Abstieg über die Glaswandscharte

Aber nicht über den Aufstiegsweg, sondern gen Westen über den Weg, der von der Tutzinger Hütte kommt. Am kommenden Wegweiser folge ich allerdings links dem Steig in Richtung Jachenau und steige zur Glaswandscharte ab, welche ich nach knapp einer Stunde ab dem Gipfel erreiche. Nun ist auch der tropfende Wald wieder allgegenwärtig. Bald darauf stoße ich auf eine Forststraße, welcher ich links in Richtung Petern folge. Es geht kurz wieder ein Stück bergauf und bald zweigt rechts ein Steig in Richtung Tanner-Alm und Petern ab. Nun geht es meist abwärts, aber immer wieder folgen auch kurze, aber leichte Gegenanstiege durch den farbenprächtigen Laubwald. Bei der Tanner-Alm zweigt der Almen-Höhenweg zur Bichler-Alm ab. Ich folge dem Wegweiser Richtung Petern und stoße nun auch wieder auf den Aufstiegsweg, über den es zurück bis zum Parkplatz geht. Insgesamt brauche ich für den Abstieg inklusive dem Umweg knapp 2,5 Stunden. Allerdings im Vollgastempo. Auch ein Abstieg nach Jachenau wäre möglich, der Rückweg auf der Straße erscheint mir jedoch wenig anziehend.

Fazit

Auch wenn die Sicht quasi nicht vorhanden war, war die Tour doch lohnenswert. Das frühe Aufstehen und der Start im Dunkeln haben sich insofern bezahlt gemacht, als dass ich unterwegs komplett allein bin. Nur auf dem Gipfel gesellen sich ein paar Wanderer von der Tutzinger Hütte dazu. Absolutes Highlight der mittelschweren Tour sind natürlich die Steinböcke.

*DAV Tutzing, Wikipedia


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