Rund um das Stahlhaus: Hohes Brett & Hoher Göll – Die Überschreitung

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Die Überschreitung des Hohen Bretts und vom Hohen Göll in den Berchtesgadener Alpen ist eine lange und anspruchsvolle Tour, die zuletzt über den Mandlgrat und zum Kehlstein führt.

Überschreitung Hohes Brett & Hoher Göll © Gipfelfieber
Überschreitung Hohes Brett & Hoher Göll © Gipfelfieber

Die Berchtesgadener Alpen und gerade das Wandergebiet rund um den Jenner erfreuen sich nicht erst seit der Eröffnung der neuen Jennerbahn großer Beliebtheit. Hoch über dem Königssee gibt es viele Möglichkeiten für Bergtouren in allen Schwierigkeitsgraden. Immer mit Blick zum erhabenen Watzmann auf der anderen Talseite.

Eine großartige, aber anspruchsvolle und vor allem lange Tour führt zunächst zum Carl-von-Stahl-Haus und weiter über das Hohe Brett zum Hohen Göll und über den Mannlgrat zum Kehlstein und schließlich bergab nach Berchtesgaden.

Überschreitung Hohes Brett & Hoher Göll im Überblick

  • Scharitzkehlalm – Carl-von-Stahl-Haus – Hohes Brett – Hoher Göll – Mannlgrat – Kehlstein – Kehlsteinhaus – Scharitzkehlalm
  • Gesamtlänge: ca. 10 h
  • Strecke: ca. 20 km
  • Höhenmeter: 1.859 Höhenmeter (einfach)
  • Schwierigkeit: schwer

Eine Nacht im Carl-von-Stahl-Haus

Eine Übernachtung im Carl-von-Stahl-Haus ist auf Grund der Länge der Überschreitung von Hohem Brett und Hohem Göll empfehlenswert. Unbedingt einen Schlafplatz reservieren, denn die Beliebtheit des Gebiets lässt die Hütte aus den Nähten platzen. Die anschließende Nacht ist dann eher verzichtbar. Die Matratzenlager quellen oft förmlich über. Es ist heiß. Es ist stickig. Und wir liegen quasi Arm in Arm mit unseren Nebenmännern und Nebenfrauen. Mehr ein unruhiges Liegen als Schlafen. Mehr als 30 Minuten am Stück zu schlafen, bedeutet wahrscheinlich Luxus pur. So sind wir am nächsten Morgen froh, aufzustehen.




Aufstieg zum Hohen Brett

Zusammenpacken, ein kurzes Frühstück und Abmarsch. Hinter der Hütte windet sich der Weg durch Latschen relativ rasch empor. Und wir sind erstaunlicherweise ziemlich allein. Ein Stück vor uns erspähen wir einen Trupp von fünf bis sieben Leuten. Und erst ein ganzes Stück hinter uns kommen die nächsten. Es geht doch!

In der Morgensonne geht es nun also unschwierig bergan. Wir durchschreiten eine kurze Senke, bevor es steiler und gerölliger wird. Geröll wird uns bei der Bergtour noch öfter begegnen.

Kurz bevor wir das Plateau des Hohen Bretts erreichen, kommen kurze Drahtseil versicherte Stellen. Das braucht es nicht unbedingt, aber stören tun sie nicht. Auf dem Plateau angekommen, heißt es erstmal fotografieren. Nebelschwaden über dem Königssee. Die sonnige Ostwand des Watzmann. Was für ein Morgen! Weiter geht es völlig unschwierig in knapp 15 bis 20 Minuten bis zum Gipfelkreuz vom Hohen Brett (2.338 m, ca. 1,5 h ab dem Stahlhaus).

Übergang zum Hohen Göll

Nach einem kurzen Päuschen geht es auch weiter. Das Tagesziel ist bereits in Sicht: Über den Hohen Göll wollen wir über den Mannlgrat zum Kehlsteinhaus und von dort zur Scharitzkehlalm absteigen. Vom Gipfel des Hohen Bretts folgt der Weg nun ungefähr dem Gratverlauf und der Grenze zwischen Österreich und Deutschland. Hin und wieder kommen ein paar ausgesetzte Stellen. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind hier nicht nur empfehlenswert, sondern durchaus nötig.

Letztlich bereitet das aber keine Probleme. Bald geht es abwärts und wir gehen unter der Wand des Großen Archenkopfs entlang. Es folgt ein Wegweiser und der Alpeltalsteig durch Alpeltal und Umgäng-Tal trifft auf unseren Weg.

Der Hohe Göll und seine zwei Gipfelkreuze

Es folgt ein steiler Gegenanstieg: Die letzten Höhenmeter zum östlichen Gipfelkreuz des Hohen Göll lassen die Schweißproduktion nochmal auf Volllast hochfahren. Oben angekommen, folgt das obligatorische Foto. Aber ganz oben sind wir trotzdem noch nicht. In gut zehn Minuten geht es weiter zum “richtigen” Gipfel des Hohen Göll (2.522 m, ca. 3,5 h ab dem Stahlhaus). Und hier ist es gleich merklich voller als zuvor.

Wir genießen trotzdem den Ausblick bei bestem Wetter. Weit im Süden erspähen wir die Übergossene Alm und den Hochkönig mitsamt dem Matrashaus auf seinem Gipfel. Berchtesgadener und Salzburger Hochthron, Watzmann und Watzmannfrau, HochkalterReiteralpeHochstaufen, Zwiesel, sogar bis zum Sonntagshorn reicht der Blick gen Osten.

Abstieg über den Mannlgrat/Mandlgrat zum Kehlstein

Lange halten wir uns trotzdem nicht auf, denn der Weg vor uns ist noch lang. Es folgt ein äußerst ermüdender Abstieg über jede Menge Geröll (“Geröll am Göll”). Bald zweigen der Normalweg mit Kamin und Schustersteig zum Purtschellerhaus nach rechts ab. Hier halten wir uns weiter links.

Der Mannlgrat (auch Mandlgrat, Mannlsteig, Mannlgratsteig) und der Klettersteig sind bereits gut erkennbar. Vorher geht es aber noch ein gutes Stück bergab. Wieder über Geröll. Nervt ein bisschen und macht wenig Spaß. Irgendwann kommen wir dann aber am Ausstieg bzw. Einstieg des Mannlgrats an. Wir legen das Klettersteigset an und los geht`s.

Anfangs steil über viele Eisentritte nach unten. Anschließend folgt ein längeres Gehstück. Nun geht es in ständigem Auf und Ab über den Klettersteig (Schwierigkeitsgrad: B, wenige Stellen C), allerdings bei weitem nicht so extrem wie am Königsjodler. Ohne Trittsicherheit und Schwindelfreiheit geht es aber nicht: Zwischendrin sind immer wieder Stellen, die nicht versichert sind. Wer genügend Erfahrung und Sicherheit mitbringt, ist auf das Klettersteigset nicht zwingend angewiesen. Empfehlenswert ist es allemal.

Insgesamt hält sich die Schwierigkeit im Mannlgrat-Klettersteig in Grenzen. Es zieht sich aber und so scheint das Kehlsteinhaus nicht wirklich näher zu kommen. Es folgen noch zwei Stellen, bei dem es heißt, auf alle Viere zu gehen und sich durch Felsen zu quetschen.

Nun ist es dann doch nicht mehr allzu weit. Vom Ausstieg aus dem Mannlsteig dauert es nun noch knapp 20 Minuten bis zum Gipfel des Kehlsteins (insgesamt ca. 3 h vom Hohen Göll).

Massenandrang auf dem Kehlstein

Auf dem Kehlstein ist die Hölle los. Beim letzten Mal lag noch Schnee und es fuhr noch kein Bus. Zwischen den ganzen Gipfelstürmern kommen wir uns völlig fehl am Platze vor. 4.000 bis 5.000 Touristen kommen in der Hauptsaison Tag für Tag zum Kehlsteinhaus. Der Weiterweg wird nun verstopft von den Menschen, die mit dem Fahrstuhl durch den Berg zurück zum Busparkplatz fahren wollen und wir schwingen uns über das Geländer, um vorbei zu kommen.

An der Straße angekommen, halten wir uns kurz links und auf der Straße. Nach der ersten großen Kurve zweigt ein ungekennzeichneter Steig ab über den es recht steil bergab geht. Ständig begleitet vom Motorenlärm der Busse (mittlerweile gibt es hier aber auch E-Busse), die die Touristen wieder ins Tal karren. Nach einer Weile kreuzen wir nochmal die Kehlsteinstraße, biegen kurz darauf aber auf einen geteerten Forstweg ab, der uns in ca. 30 bis 40 Minuten zum Parkplatz an der Scharitzkehlalm führt.

Alternative Routen auf den Hohen Göll

  • Normalweg Hoher Göll: Rossfeldpanoramastraße ab Ahornkaser über Eckersattel, Purtschellerhaus, Schustersteig (auch als Schusterroute oder Salzburger Steig) auf den Hohen Göll: schwierig, Kletterei bis II. Schwierigkeitsgrad UIAA; Trittsicherheit & Schwindelfreiheit notwendig; ca. 6 h ab Purtschellerhaus
  • von Rossfeldstraße durch Alpeltal zum Hohen Göll, Überschreitung zum Hohen Brett und Abstieg über Carl-von-Stahl-Haus nach Hinterbrand; mittelschwierig; ca. 7 – 8h

Fazit

Insgesamt eine tolle Überschreitung. Die Menschenmassen am Kehlstein hätte es zwar nicht gebraucht, trotzdem war die Bergtour weit schöner als die auf den Schneibstein, aber auch weit anspruchsvoller und vor allem länger. Der Mannlsteig bietet eine willkommene Abwechslung zum Schotter am Hohen Göll.


16 Kommentare

  1. Schöne Beschreibung, da bekommt man richtig Lust auf die Tour! Ich hoffe, es klappt nächste Woche, denn da bin ich für sieben Tage am Königssee. Ich würde allerdings mit dem Bus zum Kehlsteinhaus fahren, dann über den Mannlgrat hoch und über den Alpeltalsteig runter. Müsste eigentlich an einem Tag machbar sein… Drück mir die Daumen ;)

    Viele Grüße

    Rebecca

    • Sollte machbar sein, auch wenn`s oben noch Schneekontakt geben dürfte. Im Grunde ist auch die gesamte Überschreitung inkl. Hohes Brett locker drin. Selbst wenn man nicht mit dem Bus fährt… (Willst du das wirklich? Eigentlich ist man ja recht schnell oben.)

  2. Hallo Andreas,

    kurze Frage – wir wollten im Stahlhaus übernachten und dann wieder über das Kehlsteinhaus nach Berchtesgaden runter. Brauchen wir dafür Kletterausrüstung? Wollten einfach mit normaler Wanderausrüstung den Weg machen. Reicht das?

    Viele Grüße

    Julius

    • Servus Julius, es kommt drauf an wie erfahren und fit ihr seid. Für uns war das Abklettern des Klettersteigs über den Mannlgrat keine große Sache. Ich glaube aber, dass wir es trotzdem dabei hatten, weil wir uns auch nicht sicher waren. Da es auch so einige ausgesetzte Stellen gibt, die nicht gesichert sind, braucht ihr sowieso Schwindelfreiheit und Trittsicherheit. Wenn leichte Kletterei kein Problem darstellt, könntet ihr auch auf die Mitnahme verzichten. Aber das kann man nur schwer über einen Kamm scheren und kommt letztlich nur auf euch an.

      • Hi Andreas,

        alles klar. Habe mir vor 2 Wochen die Schulter ausgekugelt, deswegen wahrscheinlich eher nicht – dann ist mir das etwas zu gefährlich. Freue mich trotzdem auf die Gegend um das Stahlhaus!

        Viele Grüße

        Julius

        • Dann gute Besserung. Set einpacken und gut. Auch wenn viele sich darüber beschweren mögen: Den Helm kann man in dem Steig getrost weglassen. Wirklich gefährdet ist nur der Kamin am Anfang/oder Ende. Geht man dort einzeln kann nix passieren.
          Alles Gute und viel Spaß in den Bergen

          Andi

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