Frühlingsgefühle am Kehlstein

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Die Tour auf den Kehlstein im Berchtesgadener Land eignet sich perfekt, um die Frühjahrssaison am Berg einzuläuten. Allerdings ist Vorsicht angebracht, denn der im Sommer einfache und gefahrlose Weg bereitet doch ein paar kleine Unannehmlichkeiten und sollte so nicht leichtfertig begangen werden.

Frühlingsgefühle am Kehlstein © Gipfelfieber.com
Frühlingsgefühle am Kehlstein © Gipfelfieber.com

Auf historischen Pfaden wollen wir die Frühlingssaison einläuten. Wir fahren von München bis Berchtesgaden und biegen dort in Richtung Unterau ab. Dort folgen wir der Beschilderung “Dokumentationszentrum Obersalzberg”. Um nicht auf der Straße aufzusteigen, fahren wir für ein wenig Mautgebühr auf die Rossfeldpanoramastraße, die weiter bergan führt. Beim Parkplatz am Ofner Boden starten wir.

Gemächliche Forstwege

Über Forstwege geht es mäßig steil bergwärts. Wir folgen immer weiter den Ausschilderungen. Immer wieder finden wir hier noch Stellen, die mit Schnee bedeckt sind. Der Weg wird nun zu einer Teerstraße, die in Serpentinen sich nach oben windet, ohne wirklich steil zu sein. Im Sommer lässt sich der Weg auch problemlos mit dem Mountainbike bewältigen. Und auch für kaum bergtauglich ausgestattete ist der Weg kein Problem. Aber Schnee sollte nicht mehr liegen. Denn der macht uns bald mehr zu schaffen als wir gedacht hätten. Denn weiter oben knapp unterhalb des Plateaus ist von dem Weg längst nichts mehr zu sehen. Nur noch eine geschlossene Schneedecke. Zudem sind wir offenbar die ersten, die sich zu dem Weg entschieden haben, denn eine Spur, die wir nutzen könnten, gibt es nicht. Also heißt es im recht steilen Hang spuren. Ein Abrutschen ist hier nicht zu empfehlen, geht es doch ganz ordentlich hinab.




Zu Fuß oder im Fahrstuhl – Keine Frage

Nach den etwas beschwerlichen Metern erreichen wir nun nach knapp 2 Stunden das Plateau unterhalb des Gipfelaufbaus. Im Sommer sollte es entsprechend schneller gehen. Von der anderen Seite kommt dort eine Straße hoch, mit der im Sommer Touristen hochkutschiert werden. Ein 124 Meter langer Tunnel geht von hier in den Berg hinein. Und dort führt dann ein ebenfalls 124 Meter langer Aufzug bis direkt in den Gastraum des Kehlsteinhauses.

Wir entscheiden uns natürlich für den Fußweg (der Aufzug ist sowieso noch geschlossen). Die größte Schwierigkeit stellt nun die Überwindung der noch über einen Meter hohen Schneekante dar. Letztlich ist die aber nur für unseren vierbeinigen Begleiter ein echtes Hindernis. In weiteren 20 Minuten geht es ganz bequem bis zum Kehlsteinhaus und ein paar Meter weiter bis zum Gipfelkreuz. Von dort hat man einen wunderbaren Ausblick auf den Watzmann und den Königssee. Leider ist es etwas diesig, aber trotzdem lassen sich im Westen das Sonntagshorn und im Norden Hochstaufen und Zwiesel erkennen, die wir vorher bereits angegangen sind. Gen Osten überragt der Hohe Göll alles. Über den Mannlgrat kann man den Hohen Göll direkt angehen. Den sparen wir uns aber für eine spätere Tour auf. Auf dem Gipfel herrscht heute ziemliche Ruhe. Bei geöffneter Straße und eingerichtetem Linienverkehr dürfte allerdings wesentlich mehr los sein. Knapp 300.000 Besucher zählt das Kehlsteinhaus jährlich.

Das Kehlsteinhaus

Noch ein paar historische Fakten zum Kehlsteinhaus: Ein Jahr nach der Machtübernahme der Nazis fingen diese an, im Bereich des Obersalzbergs insgesamt sieben zusammenhängende Quadratkilometer Land zu kaufen bzw. sich anzueignen. Das Gebiet wurde zum Führersperrgebiet auserkoren und Adolf Hitler bezog am Obersalzberg seinen Berghof, auf dem er einen Großteil seiner Regierungsgeschäfte abwickelte. In Berchtesgaden gab es sogar einen offiziellen Regierungssitz. Im Jahr 1938 wurden das Kehlsteinhaus nach Plänen des Architekten Roderich Fick fertiggestellt.

Am 20. April 1939 wurde das Kehlsteinhaus Adolf Hitler zum Geburtstag geschenkt. Selber dort gewesen ist er allerdings nur selten. Er hielt die Exposition für zu gefährlich. Einen Bomberangriff im letzten Kriegsjahr überstand das Kehlsteinhaus unbeschadet. Der Berghof und andere Gebäude die von Nazigrößen genutzt wurden, hatten ein anderes Schicksal. Diese wurden nach dem Krieg gesprengt. 1999 wurde am Obersalzberg das gleichnamige Dokumentationszentrum eröffnet. Heute lassen sich dort die riesigen zusammenhängenden Bunkeranlagen besichtigen.

Fazit

Die Tour lässt sich mit ein bisschen Geschichtsunterricht hervorragend verbinden. Zeitlich ist beides auch problemlos in wenigen Stunden machbar. Nur im frühen Sommer sollte man mit entsprechender Ausrüstung unterwegs sein. Als uns im knietiefen Schnee Turnschuhe tragende Wanderer entgegenkamen, mussten wir schon mit dem Kopf schütteln…


6 Kommentare

  1. […] noch recht zahlreich anzutreffen ist. Allerdings ist es schon weit weniger als vor zwei Wochen am Kehlstein. Danach gestaltet sich der Weg als unschwierig. Es geht immer wieder kurz hoch und runter und nach […]

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