Der Eisbergsteig auf die Reiteralpe: Vergessener Steig auf den Eisberg

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Der Eisbergsteig führt auf den östlichsten Gipfel der Reiteralpe, den Eisberg. Markierte Wege sucht man vergebens und so kann man auf der Überschreitung auch zu Zeiten, wo es woanders vor Wanderern nur so wimmelt, allein sein.

Vergessene Steige - Der Eisbergsteig © Gipfelfieber.com
Vergessene Steige – Der Eisbergsteig © Gipfelfieber.com

Im Leben gibt es ja ab und an unverhoffte Begegnungen, die Folgen haben. In dem Fall richtig reizende Folgen. Nämlich eine solche Begegnung mit einem Ur-Ramsauer, der die Berge genauso liebt wie wir das tun. Und er war es dann auch, der uns in eine Karte ein paar Steige einzeichnete, die heute nicht mehr gepflegt und auch nicht mehr markiert werden und so teils nur schwer zu finden sind. Grund genug, diese zu gehen und auf Gipfelfieber die Serie ‘Vergessene Steige’ zu starten und diese vorzustellen.

Die Tour auf den Eisberg ist auch im Wanderführer “Vergessene Steige – Bayerische Alpen” enthalten. Das Buch ist bei Amazon erhältlich.




Der Eisbergsteig

Der Eisbergsteig © Gipfelfieber.com
Der Eisbergsteig © Gipfelfieber.com

Die Tour auf den Eisberg über den alten Pfad startet in der Nähe des Hintersees in Ramsau im kleinen Ortsteil Brandhäusl (Ausstieg ÖPNV: Triebenbach).

Wir folgen der Beschilderung in Richtung Halsalm. Nach etwa 15 bis 20 Minuten zweigt rechts etwas unscheinbar der Steig durch den Antonigraben zur Reiteralpe ab. Eigentlich ist er aber nicht zu verfehlen. In angenehmer Steilheit geht es nun in weiteren knapp 30 bis 40 Minuten bis an den Fuß der Ostwand des Edelweißlahners. Wir folgen der Markierung in Richtung Eisbergscharte nach rechts.

Nach kurzer Zeit wird der Steig deutlich schmaler und steiler. Rechts geht es mächtig bergab, was wir aber bei den morgendlichen Nebelschwaden gar nicht sehen können. Kurz darauf folgt eine weitere Markierung. Die Wahl ist zwischen Leiterl und Platte. Wir folgen letzterem.

Kurz darauf führt der Weg über ein äußerst schmales Felsband mit einer Stahlseilsicherung. Die macht zwar nicht mehr den vertrauenserweckendsten Eindruck, aber wir nehmen sie dann doch ganz dankbar an, denn ein falscher Schritt kann hier fatale Folgen haben. Weniger sicheren Gehern ist das Mitführen eines Klettersteigsets ans Herz zu legen.

Von der Eisbergscharte zum Eisberggipfel

Kurz darauf geht es weit weniger anspruchsvoll zur Eisbergscharte, wo wir eine ganze Weile pausieren. Denn schließlich verziehen sich die Wolken im Süden immer wieder kurz und geben den Blick auf Watzmann und Hochkalter frei.

Anschließend ist der Weg noch gut zu finden, was sich kurz darauf aber ändert. Hier bedarf es Wegfindungsgespür und irgendwann haben wir etwas pfadähnliches gefunden, was uns weiter auf den ersten Gipfel des Eisbergs auf 1.800 Meter (Wikipedia sagt 1.799 m) führt. Durch die Latschenkiefern, die den ganzen Gipfel überziehen, geht es kurz auf und ab und weiter zu Gipfelkreuz zwei und drei.

Wir pausieren wieder lang. Genießen die Ausblicke zum Hochstaufen über das Lattengebirge im Norden, dem Göllstock im Osten und natürlich immer wieder zum Watzmann im Süden.

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Der Abstieg über den Eingeschossenen Steig

Zunächst führt uns der Steig vom nördlichsten der drei Gipfel wieder nach unten in Richtung Eisbergalm mit seiner wunderschönen Jagdhütte. Nun in die Scharte nach rechts zwischen Zirbeneck und Eisberg halten. Es geht weiter abwärts und alsbald über ein großes Schuttfeld, wo der Weg ab und an schwer zu finden ist. Aber ein bisschen Rutschen im Geröll und bald haben wir ihn wieder. Etwas weiter unten folgt ein spektakuläres Wegstück, bei dem eine Felswand gequert wird. Von oben läuft das Wasser in Rinnsalen die Wand hinunter, aber ein Drahtseil hilft beim Balance-Halten. Der sogenannte “Eingeschossene Steig” wurde in die Felswand gesprengt, was ihm den etwas merkwürdigen Namen verdankt.

Ab jetzt geht es weniger spektakulär, dafür rutschig und nass durch den Wald bis zum Forstweg, wo wir uns rechts in Richtung Schwarzbergwacht halten (links geht es zum Wachterlsteig). Am Parkplatz und Taubensee vorbei geht es in knapp 40 Minuten zurück bis zum Ausgangspunkt.

Fazit

Die Besteigung des Eisbergs über den vergessenen Steig ist grandios. Einfach weil sie extrem abwechslungsreich ist und eine Ruhe bietet, die man nicht so oft findet. Die Tour ist trotz ihrer vermeintlich niedrigen Höhe durchaus anspruchsvoll und Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind so Voraussetzung.

10 Kommentare

  1. Erst wenn der letzte vergessene Pfad GPS-kartiert,abfotografiert im Internet euphorisch beschrieben und weiterverarbeitet wurde,werdet ihr merken,dass man Bergeinsamkeit nicht mit aller Welt teilen kann.

    • Servus Jürgen, nein, das wird nicht passieren und die Bergeinsamkeit wird es weiter geben. So auch heute noch am Eisberg. Da ändert eine Veröffentlichung überhaupt nichts. Es gibt mehr als genug Publikationen darüber. Dazu keine Hütte unterwegs, was die Tour für den Großteil der Berggänger sowieso schon unattraktiv macht.

      • Ich bin ständig am Berg unterwegs. Wenn du sagst Eine Veröffentlichung ändert nichts, Kann ich mich nur wundern. Den absoluten Supergau solcher nichts ändernden Veröffentlichung konnte man am Königsseewasserfall erleben.Wo man früher nur Einheimische traf,tummelten sich dann “Wanderer”aus aller Welt.Woher haben sie von dem schönen Fleck gewusst?Von Seiten im Internet,die von sogenannten Geheimtips schwärmten.Soviel zu deiner Aussage. Ich kann nur nochmal auf meinen Spruch hinweisen.

        • Servus Jürgen, und nochmal: Es wird nicht passieren, nur weil es einem Platz passiert ist. Ich war jetzt mehrfach dort und habe dort noch nie auch nur einen anderen Bergsteiger getroffen. Dabei ist der Beitrag jetzt beinahe 9 Jahre online. Sogar im Wikipedia-Eintrag zum Eisberg ist der Aufstieg übrigens erwähnt. Was keiner sucht, findet auch keiner. Und dass aus dem Steig ein Instagram-Hotspot wie am Königsbachfall wird, ist wohl auch nicht zu befürchten. Da fehlt einfach das entsprechende Motiv.
          Weiterhin viel Spaß auf einsamen Touren…;-)

  2. Also wir waren gestern am 07.01.2023 am vergessenen Steig unterwegs ,sind allerdings an der Steilstelle umgekehrt ,da wir nicht wussten was uns da erwartet. Im Abwärts kamen zwischen 10-11 Uhr uns mindestens 15 Leute entgegen….. also ganz schön was los da .

  3. Ich auch nochmal.Es geht nicht nur um den Eisbergsteig.Es geht generell um den Drang vergessene Steige,oder “Geheimtipps”mit Foto usw.zu veröffentlichen um posten zu können schaut her was ich für ein Huntling bin.Ein echter Berggeher sucht und findet vergessene Steige ohne der Welt dann mitzuteilen wo er gewesen ist.Er genießt es einfach die Stille und das Erlebnis.Natürlich nur solange wie es möglich ist.Ich verweise nochmal auf den Text vom 15.8.22 von mir.Da wird alles gesagt.Und genau das erlebe ich immer wieder wenn ich am Berg bin.
    VG

    • Jürgen, vielen Dank für deinen Kommentar. Auch ich sehe die Entwicklung extrem zwiespältig. Gelegentlich nutze ich die Informationsmöglichkeit ja selbst, wenn ich in der Karte einen Steig lokalisiert habe. Aber auch ich denke mir ständig: Leute, könnt ihr die Geheimnisse nicht für euch behalten? Selber suchen, selber finden, genießen, und schweigen.
      (Andreas: Bitte nicht als Kritik auffassen, mehr als Diskussions- und Denkanstoß.)

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