Grünes Juwel: Hüttentour in der Kreuzeckgruppe

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Die Gipfel der Kreuzeckgruppe stehen etwas im Schatten ihrer stattlichen Nachbarn in den Hohen Tauern und doch bietet eine mehrtägige Hüttentour Abwechslung und etwas Kuriosität zugleich.

Hüttentour durch die Kreuzeckgruppe © Gipfelfieber.com
Hüttentour durch die Kreuzeckgruppe © Gipfelfieber.com

Grüne Hügel, soweit das Auge reicht. Wie im Auenland, nur ein bisschen steiler, hier und da auch ein bisschen schroffer. So liegt sie da, die Kreuzeckgruppe, zwischen Lienz im Westen und Spittal im Osten. Fast wirkt sie ein bisschen vergessen, wo ihre berühmteren Nachbarn aus Lienzer Dolomiten und Hohen Tauern doch mehr Aufmerksamkeit verlangen. Was die Kreuzeckgruppe trotzdem perfekt für eine mehrtägige Hüttentour macht?

1. Etappe: Aufstieg zum Anna-Schutzhaus

Ausgangspunkt unserer ersten richtigen Hüttentour überhaupt ist das kleine Örtchen Dölsach, direkt vor den Toren von Lienz. Es sind auch andere Startpunkte möglich, der Vorteil ist aber der Bahnhof, um am Ende wieder relativ einfach zum Auto zu kommen.

Der Aufstieg zieht sich über knapp drei bis vier Stunden meist mäßig steil und größtenteils durch Wälder bis zum Anna-Schutzhaus, welches wir erst mit der untergehenden Sonne erreichen. Froh, noch etwas aus der Küche zu erhaschen, genießen wir die einläutende Nacht auf der Terrasse mit dem Blick auf die Lienzer Dolomiten und verschwinden alsbald in unser Schlafgemach.

2. Etappe: Zahllose Gipfel, Seen und Schafe

Am nächsten Morgen starten wir bald, denn die längste der Etappen steht an und zunächst statten wir dem Ederplan (2062 m) knapp oberhalb der Hütte einen Besuch ab. Von nun an folgt der Kreuzeckhöhenweg stetig dem Gratverlauf, immer auf der Grenze zwischen Tirol und Kärnten.

Lindsberger Törl (2296 m), Happlköfel (2348 m), Zietenkopf (2483 m), Dämertörl (2318 m) und Damerkopf (2441) steigen wir nacheinander auf das Dach. Zwischendrin geht es wieder leicht bergab und leicht bergauf. Begleitet von ein paar wenigen Wanderern und hunderten Schafen. Der Höhenweg ist hier nie wirklich ausgesetzt und im Schotter gut markiert, so dass ein Versteigen eigentlich ausgeschlossen ist.

Nach dem Abstieg vom Damerkopf folgt am herrlich in die Berglandschaft eingebetteten Wildsee eine lange Mittagspause. Die Mutigen kühlen den ganzen Körper herunter und gehen eine Runde schwimmen. Anschließend wird es beim Aufstieg zum Sandfeldkopf (2554 m) wieder steiler und schweißtreibend. Von nun an folgt der Weg weiter dem Gratverlauf, ist hier und da etwas ausgesetzter. Bald erspähen wir auch die Hugo-Gerbers-Hütte, doch bis hin zieht es sich noch eine ganze Weile.

Die ist dann ein kleines Kuriosum. Anders als die meisten Hütten wird die Hugo-Gerbers-Hütte von keinem festen Wirt durchgehend betreut, sondern jeweils zwei oder drei Wochen von verschiedenen Familien der Sektion Gebirgsverein. Gut aufgehoben fühlen wir uns trotzdem. Und haben dabei noch Glück. Die Hütte ist voll. Und zwar mit uns bis unters Dach, denn wir werden im Notlager auf dem Dachboden zwischen Schnapsflaschen und anderen Vorräten untergebracht. So entgehen wir den Schnarchern und finden den wohlverdienten Schlaf, den wir nach der langen Etappe (ca. 7 bis 8 Stunden Gehzeit) auch dringend brauchen.

3. Etappe: Der höchste Punkt, 14 Seen und wahrer Luxus

Am nächsten Morgen tobt ein Gewittersturm und da uns kein Zeitdruck antreibt, warten wir geduldig ab und starten etwas später. Relativ gemächlich führt uns der Steig zunächst zur Kreuzlscharte. Ein Verlaufen ist ob der zahlreichen Markierungen völlig ausgeschlossen. Bald schon wird es allerdings etwas schroffer und ausgesetzter. Meist windet sich der Kreuzeckhöhenweg rechts des Grats oberhalb steil abfallender Fels- und Grashänge entlang.

Hier sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich. Am Aufstieg zum Hochkreuz (2709 m) ist immer mal der Griff an den Fels angemessen, aber trotzdem erreichen wir den höchsten Punkt unserer Hüttentour durch die Kreuzeckgruppe ohne große Probleme. Hier lesen wir im Gipfelbuch von Wanderern, die am Morgen inmitten des Gewitters auf dem Gipfel standen. Wir klopfen uns für unser geduldiges Abwarten kurz auf die Schultern.

Der Abstieg zum Kirschentörl erfolgt über Schotter und ein paar Schneefelder und alsbald steilt der Weg zum Kleinen Hochkreuz (2565 m) wieder an. Zur Rechten unter uns liegen die Vierzehn Seen. Mehrfach versuchen wir sie zu zählen. Mal kommen wir auf 12, mal auf 15, mal auf 17 Seen. 14 aber irgendwie nie. Es folgen ein paar drahtseil-versicherte Passagen und vom Glenktörl geht es lange schon dem herrlich liegenden Glanzsee vor Augen bis zur Feldnerhütte, die wir recht spät erst sehen (5 bis 6 Stunden Gehzeit). Unterwegs begegnen wir heute übrigens niemandem.



Die Feldnerhütte ist ein wahres Luxus-Resort. Die vor wenigen Jahren erst komplett sanierte Hütte bietet nämlich im Gegensatz zu fast allen anderen Alpenvereinshütten warmes Wasser. Der Hüttenwirt kredenzt abends den besten Kaiserschmarrn, den ich bis dato gegessen habe und so beschließen wir hier einen Tag Pause einzulegen und zwei Nächte zu bleiben.

4. Etappe: Kreuzeck-Gipfel und Badespaß

An unserem Pausentag lassen wir es ruhig angehen. Irgendwann am späten Vormittag wandern wir gemütlich los. Zunächst folgen wir eine Weile dem Weg, den wir gestern gekommen sind, halten uns aber bald rechts, um zum Gipfel des Kreuzecks (2701 m) zu gelangen (etwa 1,5 h). Der Blick reicht bis zum Großglockner und gemütlich schlendern wir zurück zur Hütte und schlagen am Nachmittag unser Lager am Ufer des Glanzsees auf. Eine Schwimmeinlage darf natürlich nicht fehlen. Der Badespaß bleibt ob der frischen Wassertemperatur aber doch aus.

5. Etappe: Murmeltiere und eine Goldgrube

Während sich der Kreuzeckhöhenweg über das Kreuzeck weiter in Richtung des Polinik im Norden windet, wandern wir auf dem Heinrich-Hecht-Weg weiter. Ohne groß an Höhe gewinnend oder verlierend geht es über steile Almwiesen weiter in Richtung der Salzkofelhütte. Lautes Pfeifen lässt uns ein paar Murmeltiere oberhalb des Weges erspähen. Es folgt der Anstieg zur Annaruhe (2508 m), dem wieder ein Abstieg und wieder ein Anstieg folgt. An der Goldgrubenscharte wird es kurz sehr ausgesetzt, aber die Stelle ist weitestgehend versichert und so problemlos machbar. Hier lässt sich auch der Eingang zu einem alten Stollen entdecken, der aber freilich nicht mehr betreten werden sollte.

Anschließend geht es in Kehren abwärts und die Salzkofelhütte ist schon von weitem auszumachen. Auf der herrlich urigen Hütte angekommen (etwa 5 Stunden ab der Feldnerhütte), genießen wir die Küche, lauschen den Akkordion-Klängen des Sohnes der Wirtin und lassen den Tag bei einem Bier gemütlich ausklingen.

6. Etappe: Salzkofel

Im Grunde ist der namensgebende Berg der Hütte, der Salzkofel, kein eigenständiges Tagesziel. Von der Hütte zieht der Steig relativ gerade gen Gipfel und ist dabei hin und wieder auch etwas ausgesetzt. Zum Ende hin ist der Steig mit Drahtseil kurz gesichert. Die knapp 500 hm sind dann auch in etwas über einer Stunde bewältigt. Zurück auf der Salzkofelhütte genießen wir die herrliche Stille und nutzen den freien Nachmittag zum Lesen. Hinter der Hütte lässt sich an den unzähligen Felsblöcken zudem hervorragend bouldern.

7. Etappe: Abstieg und Abschied

Von der Salzkofelhütte steigen wir über den Sachsenweg ab in Richtung Mölltal. Über Almen wie aus dem Bilderbuch und durch ein langes Waldstück geht es in drei bis vier Stunden bis Möllbrücke, wo wir am Bahnhof nicht lang auf den Zug warten müssen, der uns durch das Drautal zurück bis Dölsach bringt.

Fazit

Unsere erste richtige Tour von Hütte zu Hütte liegt nun schon ein paar Jahre zurück, aber hat sich immer noch nachhaltig ins Gedächtnis gebrannt. Man kann die Hüttentour durch die Kreuzeckgruppe natürlich entsprechend verkürzen, wenn man das Programm etwas strafft. Zum Aufsaugen der Ruhe und für die Entspannung waren die verlängerten Tage allerdings schlichtweg perfekt. Soviel Einsamkeit dürfte man nur noch in wenigen Gegenden der Alpen vorfinden. Unzählige Gipfel gibt`s als Bonus oben drauf. Größtenteils ist die Wegstrecke einfach, nur hin und wieder gibt es Stellen, die Trittsicherheit und Schwindelfreiheit verlangen.


5 Kommentare

  1. Sehr schön, super Fotos! Im Juli werde ich auch am Kreuzeck-Höhenweg unterwegs sein, freu mich schon wie verrückt. :)

    • Hi Anneliese, mit meinem auf jeden Fall. Die ist nur kniehoch und mittlerweile aber auch sehr bergerfahren , dazu hat sie auch bei ausgesetzten Passagen keinerlei Probleme. Klettereien gibt es so gut wie keine, wo man den Hund vielleicht mal drüber heben müsste. Ist dann eben nur mit den Hütten abzuklären, wo euer Hund dort übernachten darf. Alles in allem dürfte die Kreuzeckgruppe sehr sehr gut mit Hund machbar sein.
      Viel Spaß. Es ist sehr lohnenswert.

      Andi

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