Winterräume machen eine Übernachtung auf Hütten auch möglich, wenn die eigentlich geschlossen sind. Was es beim Besuch eines Winterraums zu beachten gilt und welche zehn Hütten sich auch im Winter lohnen.
Bereits Anfang oder Mitte Oktober schließt ein Großteil der Hütten im Alpenraum. Die Wirte machen die Hütten, die Wanderer und Bergsteiger im Sommer beherbergen und versorgen, winterfest. Einige der Alpenvereinshütten haben jedoch einen eigenen Winterraum, in dem Berggeher von Herbst bis Frühling unterkommen können. So lässt sich im Spätherbst die Wanderzeit verlängern, im Hochwinter findet sich bei ausgiebigen Skitouren ein Unterschlupf und im Frühjahr werden die Winterräume als Stützpunkte für letzte Touren mit den Ski genutzt oder die Sommersaison wird etwas früher eingeläutet.
Inhaltsverzeichnis
Die Ausstattung von Winterräumen
Bevor wir uns näher den Winterräumen selber widmen, ein kleiner Exkurs zur Ausstattung von Winterräumen. Was der Winterraumbesucher nicht erwarten darf, ist eine vorgewärmte Stube, wo der Hüttenwirt am Ofen ein Vier-Gänge-Menü zaubert.
Winterräume sind Rückzugsorte, die mit dem nötigsten ausgestattet sind. Dazu gehören in der Regel ein Ofen, Brennholz, Kochgeschirr, Lager und Decken. Ein Muss ist das freilich nicht. Gerade zum Ende der Wintersaison wird in vielen Winterräumen das Brennholz knapp. Dass kein Inventar verfeuert wird, versteht sich bitte von selbst.
Einige Winterräume verfügen über eine kleine Solaranlage, so dass es Strom und Licht gibt. Die Regel ist das nicht. Auch sind bei einigen die Kochutensilien nur sehr spärlich vorhanden, so dass ein Kocher samt Topf und Besteck ins Gepäck gehört. Bei Zweifel über genügend vorhandenes Brennholz darf auch ein warmer Schlafsack nicht fehlen. Ansonsten reicht ein Hüttenschlafsack. Ein Anzünder oder Papier erleichtern das Entzünden des Ofens, ein oder zwei Teelichter schaffen eine gemütliche Atmosphäre, wenn die Sonne schon am Nachmittag verschwindet. Und die Verpflegung darf natürlich nicht fehlen.
Der Zugang zu Winterräumen
Einige der Winterräume stehen offen, andere wiederum benötigen einen sogenannten AV-Schlüssel. Den bekommt man gegen eine kleine Leihgebühr bei der Alpenvereins-Sektion vor Ort. Im Zweifel lieber einen Schlüssel holen, um anschließend nicht vor dem verschlossenen Winterraum zu stehen.
Das kostet die Übernachtung in Winterräumen
Wie in den Alpenvereinshütten üblich berechnet sich der Übernachtungspreis je nach Zugehörigkeit zum Alpenverein oder nicht. Der Preis bewegt sich für Mitglieder in der Regel zwischen 5 bis 10 Euro pro Übernachtung. Dazu kommt womöglich noch eine Pauschale für Brennholz. Nicht-Mitglieder zahlen mehr. Hier gilt das Vertrauensprinzip. Entweder vor Ort in der Kasse einwerfen oder im Anschluss den Betrag überweisen. Überweisungsträger liegen bereit.
Gießener Hütte
Die Gießener Hütte liegt am Fuß der Hochalmspitze inmitten der Hohen Tauern. Der Winterraum ist etwas oberhalb der Hütte in einem kleinen Nebenhaus untergebracht und bietet Platz für zwölf Personen. Der vorhandene Ofen ist etwas störrisch, so dass für eine zusätzliche Belüftung gesorgt werden muss. Ansonsten ist er sehr urig und mit allem nötigen ausgestattet. Ein AV-Schlüssel wird nicht benötigt.
Der Zugang ist ab Oktober allerdings deutlich länger als im Sommer. Der Zustieg verdreifacht sich von der Strecke und auch die Höhenmeter verdoppeln sich.
Watzmannhaus
Das Watzmannhaus ist im Sommer für viele der Ausgangspunkt für die sagenumwobene Watzmann-Überschreitung. Im Winter dient das kleine offen stehende Nebengebäude als Zufluchtsort für Skitourengeher. 15 Leute finden hier Platz und können sich am Ofen im Vorraum wärmen.
Vorsicht bei frischem Neuschnee: Vor allem beim letzten Anstieg von der Mitterkaseralm steilt das Gelände deutlich an, so dass die Lawinengefahr hier größer ist.
Coburger Hütte
Auch der Winterraum der Coburger Hütte in der Mieminger Kette ist in einem Nebengebäude untergebracht. In der Bergstation der Materialseilbahn ist der auf zwei Etagen aufgeteilt. Die Ausstattung ist super, nur sollte man ab Mitte Februar Holz oder einen warmen Schlafsack mitnehmen, denn das geht öfter gegen Saisonende schon aus. Die Hütte selbst liegt traumhaft über dem Seebensee und dem Drachensee. Tourenmöglichkeiten gibt es rund um die Coburger Hütte mehr als genug. Der Schlüssel befindet sich im Kasten vor dem Eingang.
Der Zustieg ist allerdings nicht ohne. Von der Ehrwalder Almbahn geht es zunächst über Pisten bergan. Erst am Gasthaus Alpenglühen wird es einsam. Bis zur Seebenalm werden nur wenig Höhenmeter zurückgelegt, umso steiler wird es beim finalen Anstieg vom Seebensee.
Meilerhütte
Ebenfalls mit einem langen Zustieg versehen, ist die Meilerhütte im Wettersteingebirge. Bekannt geworden ist die durch die Bundespolizei, die im Jahr 2015 hier oben den G7-Gipfel im nahen Schloss Ellmau sicherten. Gestartet wird nur bei sicheren Bedingungen kurz hinter dem Schloss, in Garmisch an der Skisprungarena oder auf der österreichischen Seite bei Leutasch. Der Winterraum ist im Nebengebäude, der alten Meilerhütte, untergebracht und bietet acht Schlaflager. Ein Gasofen sorgt für entsprechende Wärme. Ein AV-Schlüssel sollte lieber mitgenommen werden.
Ingolstädter Haus
Das Ingolstädter Haus liegt inmitten des Steinernen Meeres am Fuße des Großen Hundstods. Nicht nur im Spätherbst lockt das Revier noch zahlreiche Wanderer. Im Winter freuen sich Skitourengeher über den hervorragend ausgestatteten Winterraum, der hinter der eigentlichen Hütte liegt. Zwölf Personen finden im nicht versperrten Winterraum Platz.
Der schnellste Zustieg dauert auch hier. Von Pürzlbach geht es über die Kallbrunnalmen und vorbei am Dießbachstausee. Der letzte Anstieg zieht sich, ist steil und nur bei sicheren Lawinenbedingungen zu gehen.
Ostpreußenhütte
Komfortabel, beinahe luxuriös geht es am anderen Ende der Berchtesgadener Alpen zu. Am Fuße des Hochkönigs liegt die von Werfen aus einfach in etwa zwei Stunden zu erreichende Ostpreußenhütte. Inmitten der im Herbst golden leuchtenden Lärchen ist der Winterraum etwas unterhalb der Hütte perfekt ausgestattet. Da die Hütte auch im Winter geöffnet ist, ist der Winterraum perfekt für die Zwischensaisons von Ende Oktober bis Mitte Dezember und Mitte März bis Mitte Mai geeignet.
Neue Traunsteiner Hütte
Inmitten der Reiteralpe liegt die Neue Traunsteiner Hütte. Im Sommer schon nur mit langen Zustiegen zu erreichen, ändert sich das im Winter nicht. Der schnellste Aufstieg führt dabei von Unterjettenbach über Schrecksteig und Schrecksattel bis zur Hütte. Der nicht versperrte Winterraum befindet sich im Untergeschoss und muss bei Bedarf freigeschaufelt werden. Die Ausstattung ist ein wenig bescheiden und der kleine Ofen braucht lang, um dem großen Raum mit 16 Lagern einzuheizen.
In der Wintersaison 2017/18 ist der Winterraum auf Grund von Bauarbeiten allerdings gesperrt.
Kärlingerhaus/Funtenseehaus
Am kältesten Punkt Deutschlands steht hoch über dem Funtensee das Kärlingerhaus/Funtenseehaus. Der Winterraum steht Zuflucht suchenden Winterwanderern und Skitourengehern offen. Gleich 20 Leute kommen hier unter. So sie denn den Eingang finden. Der liegt etwas versteckt an der östlichen Stirnseite. Die Ausstattung ist hervorragend.
Der Zugang kann im Herbst noch vom Königssee über die Saugasse erfolgen. Im Winter ist dieser Weg zu lawinengefährdet, so dass selten ein direkter Zugang erfolgt. Üblicherweise macht am Kärlingerhaus aber Station, wer die Große Reibn als Skitour um den Königssee macht.
Gufferthütte
Die Gufferthütte im Rofan ist relativ einfach zu erreichen. Ein Fahrstraße führt vom Köglboden relativ schwach ansteigend bis zur Hütte, deren Winterraum mit einem AV-Schloss versperrt ist. Viel Platz ist hier nicht, aber sechs Personen finden in dem urigen Raum, der vom Ofen schnell gewärmt wird, Platz.
Da die Hütte im Winter an schönen Wochen ab und an bewirtschaftet wird, können Tourengeher mit etwas Glück frisches Bier und Radler finden, die in der Vertrauenskasse bezahlt werden. Nach einer erholsamen Nacht wartet mit der Halserspitze ein schnell erreichtes Gipfelziel am Blaubergkamm.
Reuttener Hütte
Die Reuttener Hütte ist kein klassischer Winterraum, sondern eine Selbstversorgerhütte. Es gibt einen Belegungsplan samt Hüttendienst, der an den Wochenenden für Ordnung sorgt. Eine stets aktualisierte Übersicht gibt es hier.
Unter der Woche ist hier selten viel los. Für den Zutritt ist ein AV-Schlüssel erforderlich. Drinnen ist alles vorhanden, was das Herz begehrt. Ein Ofen sorgt für Wärme. Insgesamt 28 Lagerplätze gibt es in der Reuttener Hütte.
Der schnellste Zustieg erfolgt vom Örtchen Rinnen im Berwangertal. Während im Sommer der Zustieg direkt und steil erfolgt, ist der im Winter zu sehr lawinengefährdet und erfolgt daher im großen Bogen. Lohnende Gipfelziele sind die Abendspitze und das Galtjoch.