Über das Schinderkar auf den Schinder: Das Spiel mit dem Wortspiel

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Der Schinder in den Bayrischen Voralpen ist eine Tour, die in wahrscheinlich jedem Tourenführer steht, der was auf sich hält, so dass man auf ihr wohl nur selten ganz allein sein wird. Wer aber doch die Ruhe und Einsamkeit sucht, ist unter der Woche ganz früh am Morgen richtig. Und das frühe Aufstehen wird mit einer Tour belohnt, die wunderbare Tief- und Ausblicke bietet und dabei auch die ein oder andere anspruchsvollere Kletterstelle aufweist.

Über das Schinderkar auf den Schinder © Gipfelfieber.com
Über das Schinderkar auf den Schinder © Gipfelfieber.com

Der Schinder ist mir schon lange auf dem diversen Kartenmaterial begegnet, wenn ich auf der Suche nach einer neuen Tour war. Jetzt hab ich ihn endlich mal in Angriff genommen. Um kurz nach 4 Uhr geht es für mich in München los. Ich fahre über die A8, dann Richtung Schliersee und weiter hoch zum Spitzingsee. Dort muss das Auto auf dem Parkplatz stehen bleiben, bis zum Startpunkt in Valepp sind es allerdings noch knapp 6 Kilometer.

Mit dem Radl durchs Valepp-Tal

Für die habe ich extra meinen klapprigen Drahtesel eingepackt, denn für Autos ist die Straße gesperrt. Alternativ bietet sich auch eine Anreise über Rottach-Egern an. Über eine Mautstraße geht es vorbei an der Monialm bis zum Parkplatz in Valepp. Ab und an kommt es allerdings vor, dass die auf Grund von Murenabgängen im Zuge von vorherigen Unwettern gesperrt ist. Auch der Bus, der dort zwischen Tegernsee und dem Spitzingsee verkehrt, fährt dann nicht. Am besten vorher einfach das Tegernseer Tal Tourismus-Büro kontaktieren, um herauszufinden, wie man am besten hinkommt.




Gemächlich durch morgendliche Wälder

Am Parkplatz angekommen, stelle ich mein Rad ab und ich folge dem Schild in Richtung “Schinder”. Nach einer kleinen Erhebung teilt sich der Weg. Einer führt links über die Trausnitzalm auf den Schinder. Ich entscheide mich aber für den rechten Weg, denn ich möchte über das Schinderkar mit dem Klettersteig und dem Schindertor aufsteigen, was sich später als gute Entscheidung entpuppt. Der Weg ist anfangs sehr breit und nur wenig steil. Nach einer knappen halben Stunde wird er schmaler und man sieht zum ersten Mal das Schinderkar und die beiden Gipfel vor sich.

Ich passiere eine Lichtung mit ein paar Kühen, die genüsslich ihr Frühstück verspeisen und sich von dem frühen Besucher nicht stören lassen. Alsbald lasse ich den Wald hinter mir und der Weg windet sich durch Latschenkiefern. Und er wird steiler bis er dann schließlich im Schotterkar richtig zünftig ansteigt.

Aufstieg durch das Schinderkar

Nicht so schlimm, wie ich nach einigen Berichten befürchtet habe, aber der ein oder andere Schweißtropfen perlt und so ist es – dieses Wortspiel darf einfach nicht fehlen – schon eine kleine Schinderei. Nicht unglücklich bin ich über die Entscheidung, einen Helm mitgenommen zu haben. Denn hier und da hört man immer wieder ein paar fallende und rutschende Steine. Erst recht als ich kurz vorm Schindertor eine Gruppe Gämsen in ihrem Nachtquartier aufschrecke und diese allerhand Steine lostreten. Wenn tagsüber viele Wanderer durchs Kar auf- oder absteigen, würde ich den Helm gleich noch eindringlicher empfehlen.

Kurz vor Beginn des kurzen Klettersteigs ist der Weg nun sehr steil und der Untergrund sehr sehr brüchig. Hier muss jeder Schritt wohl überlegt sein und sitzen. Spätestens hier bin ich froh, mich für die Variante mit dem Aufstieg über das Schinderkar entschieden zu haben, denn im Abstieg stelle ich mir den Weg unangenehmer vor.

Durch das Schindertor

Nun folgt ein kurzes Stück, wo Handeinsatz gefragt ist. Durch ein großes Loch im Fels geht es steil nach oben. Hier sind Eisenstifte im Fels und ein dünnes Drahtseil gespannt. Für Kinder ist eine Sicherung angebracht. Ich hätte mir das Mitnehmen des Klettersteigsets sparen können, denn direkt nach dem Loch ist zwar weiter ein Stahlseil gespannt, der Weg für mein Dafürhalten aber unschwierig und von den meisten sicher problemlos gangbar. Wer sich unsicher ist, packt es lieber mit ein.

Der Bayrische und der Österreichische Schinder

Am Schindertor angekommen, gehe ich nun in westlicher Richtung zum Bayrischen Schinder. Nachdem eine Gams über mir einen handballgroßen Stein lostritt, der kurz vor mir danieder saust, setze ich auch den Helm wieder auf. 20 Minuten später und nach insgesamt 2:15 Stunden stehe ich dann auf dem Gipfel des Bayrischen Schinders (1796 m).

Nun geht es zurück zum Schindertor und von dort wiederum in knapp 20 Minuten auf den Österreichischen Schinder (auch bekannt als Trausnitzberg, 1808 m), auf dessen Gipfel die Grenze zwischen Deutschland und Österreich verläuft.

Rückweg zum Parkplatz

Nach einer Stärkung und dem obligatorischen Eintrag ins Gipfelbuch (das randvoll ist – wer die Tour demnächst machen will, kann vielleicht ein neues Gipfelbuch dort hinterlegen) geht es nun auf dem anderen Weg abwärts. Rasch geht es bis zur Trausnitzalm in knapp 40 Minuten. Hier kommen mir nun auch die ersten Wanderer entgegen. Allerdings sind es während der ganzen Zeit trotzdem nur ganze drei! Von der Alm geht es nochmal knapp 20 Minuten recht steil bergab, bevor der Weg nach links abbiegt und schließlich nur noch sehr gemächlich durch den Wald bergab führt. Nach 1:40 Stunde bin ich wieder am Parkplatz angelangt (insgesamt genau 5 Stunden inklusive Pausen).

Schweißtreibendes Finish

Wer sich bei der Anfahrt dann für die Variante mit dem Fahrrad entschieden hat, hat nun noch einen sportlichen Ausklang vor sich. Denn zurück zum Spitzingsee geht es fast ausschließlich berghoch. Mein in die Jahre gekommenes Fahrrad sagt mir dabei keinerlei Unterstützung zu und so läuft mir bei der Rückfahrt wahrscheinlich mehr Schweiß herunter als während der gesamten Bergtour auf den Schinder.

Fazit

Trotz der beschwerlichen letzten Kilometer eine Tour, die Spaß gemacht hat. Nicht zu simpel, schöne Aussichten, viele Tiere (Gämsen, Alpensalamander) und mehr braucht es gar nicht, um dem Bergsteiger-Herzen eine Freude zu machen.


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