Was kostet eigentlich ein ISPO Award und lässt der sich sogar kaufen?

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Sind die Auszeichnungen für besonders innovative Produkte auf der ISPO etwa käuflich? Wir sind ein paar Spuren nachgegangen und prüfen, was so ein Preis tatsächlich wert ist.

Was kostet eigentlich ein ISPO Award und was ist er wirklich wert? © Messe München
Was kostet eigentlich ein ISPO Award und was ist er wirklich wert? © Messe München

Die ISPO ist die größte Sportmesse der Welt und startet am kommenden Wochenende auf ein neues. Im Münchener Osten trifft sich alles, was irgendwie Rang und Namen hat und versucht, seine neuen Innovationen, an den Mann zu bringen. Vor allem für Einkäufer von  Sportgeschäften ist die ISPO immer noch extrem wichtig, da hier nicht nur Kontakte angebahnt werden. Hier wird auch entschieden, welche Produkte am Ende in den Läden und dann wiederum beim Kunden landen.

Die ISPO Awards

Fest etabliert sind seit etlichen Jahren die ISPO Awards. Dabei werden von einer unabhängigen Jury Produkte prämiert, die besonders herausstechen, sei es durch Innovation, den Einsatz neuer Materialien oder weil sie einfach gut sind. Die werden in verschiedenen Kategorien Jahr für Jahr verliehen und stehen bei Messebesuchern besonders im Fokus.

Wie läuft das Prozedere?

Bewerben für einen ISPO Award kann sich grundsätzlich jede Firma mit jedem thematisch passenden Produkt, sei es Aussteller oder nicht. Die eingestellten Produkte werden anschließend in den jeweiligen Kategorien bewertet und am Ende wird von der Jury ein Sieger-Produkt gekürt, das den Award bekommt. Zu den Kriterien zählen Innovation, Design, Funktion und Nachhaltigkeit. Die Jury setzt sich aus Branchenvertretern, Sportlern und Journalisten zusammen.

Was kostet das Prozedere?

Firmen, die sich mit einem Produkt für den ISPO Award bewerben, zahlen bis zu 200 € Anmeldegebühr. Im Fall einer Auszeichnung als “Winner”, “Gold Winner” oder “Product of the Year” gesellen sich Werbekosten in Höhe von 1.500 € bis 3.000 € dazu. Weitere Werbepakete kosten bis zu 5.000 €. Klingt auf den ersten Blick fair, schließlich bietet die ISPO eine riesige Plattform, ein neues Produkt bestmöglich zu vermarkten.

Award-Gemauschel hinter den Kulissen?

Die Kommunikation zwischen einem Münchener Startup und ISPO-Mitarbeitern, in die uns Einblick gewährt wurde, legt allerdings nahe, dass es bei den Awards dann doch nicht ganz ehrlich zugeht. Dem Sport-Unternehmen wurde angetragen, bei Zahlung eines mittleren vierstelligen Betrags, gute Chancen auf einen der begehrten ISPO Awards zu bekommen. So zumindest die wohlmeinende Interpretation. War es am Ende nur eine missverständliche Lesart? Wo einmal Zweifel gesät sind…

Fakt ist, ein ISPO Award, ob käuflich oder nicht, ist nicht das, was er zu sein vorgibt. Nach außen hin möge der Schein gewahrt sein, dass jeder dabei sein könnte. Aber schaut man in die Listen der Gewinner kann von jedem nicht die Rede sein. Die großen und bekannten Firmen mit ordentlich Spielraum beim Marketing haben die Nase vorn. Nur ab und an gesellt sich mal ein Außenseiter in die Award-Liste. Zufall?

Protz- statt Innovationsshow

Das mag viele Gründe haben: Zum einen ist es für etablierte Unternehmen kein Problem, auch größere Summen in die Entwicklungsabteilungen zu stecken. Kleine Unternehmen mögen innovative Ideen haben, bei vielen scheitert es aber an der Umsetzung, weil das Budget dafür fehlt. Und gerade wo am Anfang jeder Cent zweimal umgedreht werden muss, überlegt man es sich vielleicht, einen teuren ISPO-Stand zu buchen, wo man neben den riesigen Ständen der alteingesessenen irgendwo am Rand platziert wird und im großen Ganzen verschütt geht. Am Ende ist die ISPO schleichend seit mehreren Jahren zu nicht viel mehr als einem Muskelspielen und Posen der großen Firmen verkommen, das einfach keinen Spaß mehr macht.

Kommen dann fragwürdige Methoden ans Licht, wo scheinbar versucht wird, noch mehr Profit zu machen, wird eine Messe, die von sich behauptet die wichtigste Sportmesse der Welt zu sein, einfach uninteressant, wenn nicht sogar vollkommen irrelevant. Innovation gibt es weiterhin. Nur auf der ISPO wird man sie kaum finden. Was man nicht zuletzt daran sieht, dass sich auch große Namen mehr und mehr zurückziehen.

Fazit

Mit endgültiger Gewissheit können wir natürlich nicht sagen, dass ein ISPO Award käuflich ist. Die Kommunikation legt die Lesart und Interpretation allerdings mehr als nah. Mit diesem Wissen, und sei es nur vermeintlich, liegen Schatten über den Auszeichnungen. Trotzdem wird ein ISPO-Award weiter ein nicht zu unterschätzendes Kriterium im Handel bleiben. Gute Produkte von kleinen Firmen, die sicherlich einen Markt hätten, verschwinden im ISPO-Nirwana und gehen am Kunden ungesehen vorbei. Schade drum!

Update, 03.02.2017, 18 Uhr

Die oben dargestellte Praxis wurde uns mittlerweile von anderer Seite bestätigt.

Stellungnahme David Badalec/ISPO

“Ich bin bei der ISPO für die Durchführung des ISPO AWARD zuständig und kenne mich daher sehr gut mit dem Prozedere aus. Ja, wir verlangen von den Winner und Gold Winnern einen Kommunikationsbeitrag. Dies ist offen und für jedermann auf der ISPO AWARD Seite einseh-bar: http://www.ispo.com/awards/ispo-award/id_77070644/ispo-award-guetesiegel-der-sportartikelindustrie.html

Die Kosten dienen dazu, die umfangreichen Kommunikations- und Werbemaßnahmen, welche die Award-Winner erhalten, zu refinanzieren. Diese reichen von der Ausstellung auf der Messe, zu POS Präsentationen im Fachhandel, zu Hangtags und Stickern für die Produktpräsentation im Handel bis hin zu der redaktionellen Berichterstattung auf ispo.com und Partnermedien.

Ich möchte hiermit feststellen, dass die Jury zu 100% aus unabhängigen Experten besteht und keinerlei Einflussnahme seitens der ISPO auf die Jury erfolgt. ISPO selbst ist in der Jury nicht vertreten.”

11 Kommentare

  1. Auch wenn ich mir das Beschriebene generell gut vorstellen kann (nicht nur bei der ISPO), ist es halt nicht die feine Art, Gerüchte in Umlauf zu bringen und den Nachweis schuldig zu bleiben.

    • Servus Tom, es bleibt bewusst offen, ob es so stattgefunden hat, aber wir vertrauen unserer Quelle zu 100 %, sonst hätten wir darüber nicht geschrieben. Gleichzeitig wollen und werden wir die Quelle zu 100 % schützen. Ich habe keine Aversion gegen die ISPO und sie ist erst recht kein Feindbild, so dass hier ein vermeintlicher Rachefeldzug im Mittelpunkt stehen würde. Dass ich sie mittlerweile für belanglos halte, hat mit dem Fall nichts zu tun.

  2. Hallo Andreas,
    zu deinem „scoop“ kann ich weitere Insider-Infos bieten:
    Ich bin bei der ISPO für die Durchführung des ISPO AWARD zuständig und kenne mich daher sehr gut mit dem Prozedere aus. Ja, wir verlangen von den Winner und Gold Winnern einen Kommunikationsbeitrag. Dies ist offen und für jedermann auf der ISPO AWARD Seite einseh-bar: http://www.ispo.com/awards/ispo-award/id_77070644/ispo-award-guetesiegel-der-sportartikelindustrie.html

    Die Kosten dienen dazu, die umfangreichen Kommunikations- und Werbemaßnahmen, welche die Award-Winner erhalten, zu refinanzieren. Diese reichen von der Ausstellung auf der Messe, zu POS Präsentationen im Fachhandel, zu Hangtags und Stickern für die Produktpräsentation im Handel bis hin zu der redaktionellen Berichterstattung auf ispo.com und Partnermedien.

    Ich möchte hiermit feststellen, dass die Jury zu 100% aus unabhängigen Experten besteht und keinerlei Einflussnahme seitens der ISPO auf die Jury erfolgt. ISPO selbst ist in der Jury nicht vertreten.

    Um dich davon selber zu überzeugen, bist du hiermit eingeladen, selber an der nächsten Jurysitzung teilzunehmen. Du darfst hautnah Entscheidungsfindung miterleben und dir darauf eine fundierte Meinung bilden.

    Ich halte das für spannender, als deiner Leserschaft voreilige Schlussfolgerungen aus einem „geheimen“ Mailverkehr zu präsentieren. Da du anscheinend die Kontaktdaten eines ISPO Verantwortlichen hast (schließlich baut darauf dein „scoop“), würden wir uns über deinen Kontakt freuen. Ansonsten erreichst du mich gerne unter: badalec@ispo.com

    PS: falls du Interesse an einem kleinen Rundgang zu spannenden Innovationen auf der ISPO hast, bist du ebenso herzlich eingeladen.

  3. Die Nicht-Offenlegung der Quelle… Wie oft hören wir in den Nachrichten Sätze wie “wie die DPA aus informierten Quellen erfahren hat…”
    Das ist journalistisch doch ganz normal.

    Jeder Leser des Beitrags kann für sich selber entscheiden, ob Gipfelfieber hier eine informierte Quelle hat oder nicht.

    Kritisch nachfragen bei Andreas und/oder der ISPO steht ja auch jedem frei. Schön auch, dass sich die ISPO hier gleich konstruktiv zu Wort meldet.

    • Danke Carsten!
      Auch der Informant ist über die Pressefreiheit geschützt und so wird es auch bleiben. Ich bin gespannt, ob noch eine Stellungnahme seitens der ISPO kommt.

  4. Hi Andreas,

    sehr spannend jedenfalls… Kann was dran sein, muss aber nicht… Aber das schreibst du ja selbst… Und klar, als Newcomer hat man es immer schwer… Schon alleine, weil die großen Marken natürlich beste Verbindungen zur Presse haben…

    Grüße
    Flo

  5. Zur Praxis bei den Awards kann ich nichts sagen, aber ich stimme zu das gerade junge Unternehmen einfach an den Budgethürden und am zeitlichen Aufwand scheitern und sich daher erst gar nicht bewerben.

    Zum Thema Innovation kann ich aber sagen, daß ich durchaus viele Innovationen auf der ISPO gefunden habe. Besonders im ISPO Brandnew-Bereich gibt es viele kleine Startups mit neuen Konzepten und auch in den restlichen Hallen gibt es an den kleineren Ständen viele tolle Ideen. Bei mir war das vor allem im Bereich Gadgets, Laufen, Triathlon. Vielleicht ist das ja beim Thema Outdoor anders.

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