Vorderer Wilder Turm: Hochalpine Skitour im Stubai bis auf 3.177 m

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Die Skitour von der Franz-Senn-Hütte auf den Vorderen Wilden Turm führt anspruchsvoll in hochalpines Gelände. Gleich mehrere Gletscher werden dabei passiert.

Skitour Vorderer Wilder Turm © Gipfelfieber
Skitour Vorderer Wilder Turm © Gipfelfieber

Gleich zu zwei Seiten ist der Vordere Wilde Turm inmitten der steil aufragenden Felskolosse der Stubaier Alpen von Gletschern umgeben. Der Verborgen-Berg-Ferner ist auf der südlichen Seite von steilen Felswänden umgeben und hier wartet nur ein schmaler Durchschlupf zum nördlich gelegenen Bergglaserferner. Ein Durchschlupf, den wir uns bei der Skitour zur Turmscharte und auf den Vorderen Wilden Turm, immerhin 3.177 m hoch, zunutze machen wollen.



Oberbergtal

Ausgangspunkt der Skitour zum Vorderen Wilden Turm ist das kleine Seduck im Oberbergtal, das kaum aus mehr als ein paar Häuschen besteht. Das Oberbergtal ist ein Seitental des Stubaitals und gleichzeitig auch das größte. Hoher Besuch zeugt von der Beliebtheit des Tals schon vor etwa 200 Jahren: Die verwitwete zweite Ehefrau Napoleons Marie-Louise von Österreich (zum damaligen Zeitpunkt wieder Adam Albert von Neipperg verheiratet) ließ sich mit ihrem Gefolge und Kapelle bis zum Alpeiner Ferner hinauf bringen.

Hüttenzustieg

Anders als die Erzherzogin setzen wir nur beim stattlichen Gepäck auf Unterstützung und lassen das von Hüttenwirt Thomas zur Franz-Senn-Hütte transportieren. Wir folgen dem zunächst sanften Aufstieg ins Tal hinein, vorbei an der Stöcklenalm und passieren schließlich die Talstation der Materialseilbahn in Oberriss. Im Sommer ist bis hier hin die Zufahrt mit dem Auto möglich.

Wir folgen nun dem Winterweg, der nicht zu verfehlen ist. Der führt nun bald am rechten Rand einer Schlucht, stückweise sehr schmal, entlang. Bald aber schon öffnet sich das Gelände und durch Latschen durchsetzte Hänge steigen wir nie steil bis zur Hütte, die wir knapp 20 Minuten vor Erreichen ausmachen können, auf. Von Seduck benötigt der Aufstieg etwa zweieinhalb Stunden.

Die Franz-Senn-Hütte

Franz-Senn-Hütte © Gipfelfieber
Franz-Senn-Hütte © Gipfelfieber

Der Namensgeber der Franz-Senn-Hütte lebte von 1831 bis 1884. Senn war Pfarrer, aber gleichzeitig einer derer, die schon früh erkannten, dass die Region vom Tourismus profitieren könne. Daneben war Franz Senn einer der Mitbegründer des Deutschen Alpenvereins und leidenschaftlicher Bergsteiger, dem zahlreiche Erstbesteigungen in den Stubaier Alpen gelangen.

Die Franz-Senn-Hütte wurde bereits kurz nach seinem Tod eröffnet. Heute hat die Hütte 170 Schlafplätze und dient nicht nur im Sommer als Ausgangspunkt für zahlreiche Bergtouren und Wanderungen. Auch im Winter ist die auf 2.147 m gelegene Franz-Senn-Hütte Stützpunkt für Skitouren in allen Schwierigkeitsgraden.

Über Gletscher zur Turmscharte

Unser Aufstieg führt uns von der Hütte zunächst mit nur kleinen Höhengewinnen über den Höllenrachen bis ans Talende. Dort angekommen folgen wir dem Aufstieg linker Hand. Über die Ausläufer des Alpeiner Ferners erklimmen wir eine erste Steilstufe hinter der es zunächst flacher weiter geht.

Nun folgt der steilste Aufstieg der Skitour zur Turmscharte. An den Ausläufern des Gletschers steigen wir rechts auf. Oben halten wir uns wieder rechts und entfernen uns nunmehr vom Alpeiner Ferner. Durch ein sanft ansteigendes Seitental des Verborgen-Berg-Ferners halten wir auf die den Gletscher umgrenzenden Felswände zu. Zuletzt passieren wir, etwas steiler, den Gletscher selbst und erreichen den Durchschlupf.

Turmscharte und Vorderer Wilder Turm

Vorderer Wilder Turm und Hinterer Wilder Turm werden von der Turmscharte getrennt, die es nun zu bezwingen gilt. Mit auf den Rücken geschnallten Ski erklettern wir die Turmscharte. Während der untere Teil steil und ausgesetzt bis zum felsigen Einstieg führt (Steigeisen und Pickel!), hilft ein Fixseil die restlichen knapp 30 Höhenmeter in einfacher Kletterei zu überwinden.

In der Turmscharte angekommen, liegt der breite Bergglasferner vor uns. Von der Turmscharte geht es zurück auf Ski in östlicher Richtung wenige Minuten aufwärts bis an den Wandfuß. Bis vor knapp zehn Jahren war es noch möglich, den Vorderen Wilden Turm fast bis ganz nach oben mit Ski zu besteigen. Der Eispanzer des Gletschers ist in den vergangenen Jahren aber derart zurückgegangen, dass der letzte Anstieg zum Gipfel des Vorderen Wilden Turms heute etwas anspruchsvoller ist. Im Fels geht es unter der Zuhilfenahme von Eisenbügeln bis zum Gipfelkreuz des 3.177 m hohen Vorderen Wilden Turms.

Alternativen für die Abfahrt

Nach der Rückkehr zum Skidepot am Wandfuß fellen wir ab und machen uns bereit für die Abfahrt. Für die bieten sich nun mehrere Alternativen an:

Die erste Variante folgt dem Aufstiegsweg über den Verborgen-Berg-Ferner und die Ausläufer des Alpeiner Ferners zurück zur Franz-Senn-Hütte.

Bei guter Schneelage und sicheren Bedingungen ist auch eine Abfahrt über den Bergglasferner möglich. Hier fahren wir zunächst am nördlichen Rand des Gletschers ab, um schließlich am Fuß des Aperer Turms durch das Bergglastal abzufahren.

Hier treffen sich beide Abfahrtvarianten und auf bekanntem Weg geht es mit viel Schwung lang talauswärts bis zur Hütte und schließlich hinab bis Seduck im Oberbergtal.

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Fazit

Der Vordere Wilde Turm ist als Skitour ein anspruchsvolles Unterfangen, das nicht nur leichte Kletterei fordert, sondern bei dem es auch Gletscherkontakt gibt. Belohnt wird der Skitourengeher mit grandiosen Panoramen inmitten der hochalpinen Stubaier Alpen.

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