Hüttenwandern im Toten Gebirge: Von 007 auf über 2000

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Unterwegs in einer Filmkulisse. Die Hüttentour über die Ischler Hütte und Wildenseehütte im Toten Gebirge bietet vor allem eins: Abwechslung.

Hüttenwandern im Toten Gebirge: Von 007 auf über 2000 © Gipfelfieber
Hüttenwandern im Toten Gebirge: Von 007 auf über 2000 © Gipfelfieber

Dunkle Nebelschwaden hängen über dem Altaussee. Eine graue Tristesse prägt die Szenerie als ein schwarz gekleideter Geheimagent mit markantem Gesicht auf einem Boot über den See fährt, um schließlich im Schnee auf eine einsame Hütte zuzusteuern. Im Auftrag seiner Majestät.

Es sind Szenen aus dem James Bond-Film “Spectre”, die in den Sinn kommen als wir am Ende der dritten Etappe bei der Hüttenwanderung durchs Tote Gebirge an den Altaussee gelangen. Das Wetter ist nur wenig besser als im Film. Noch beim Aufbruch ein paar Stunden zuvor lag eine dünne Schicht Neuschnee auf den Bergen rund um den See. Fast wie im Film. Nur mitten im Juli.

Nicht besonders ungewöhnlich. Im Hochgebirge kann so etwas eben vorkommen. Aber nicht nur wegen des Schlechtwetters bleibt die Hüttentour im Toten Gebirge in Erinnerung. Denn auf insgesamt vier Etappen führt sie in eine beeindruckend andere Hochgebirgswelt mit ihren einsamen Begegnungen, tiefen Löchern und wilden Seen.



1. Etappe: Zur Ischler Hütte

Die Mehrtagestour durch das Tote Gebirge beginnt unweit von Bad Ischl im Rettenbachtal. Nach einer knappen Stunde öffnet sich das beschauliche Tal und die vielen kleinen Hütten der Rettenbachalm werden erreicht. Wo sich im Winter die Langläufer auf der Loipe “Grüß Gott” sagen, haben im Sommer die Kühe das Zepter in der Hand. Schon weit vor der Alm und noch lang dahinter ist das charakteristische Läuten zu hören.

Am Ende der Alm verengt sich das Tal und wir folgen weiter dem Lauf des Rettenbachs. Während nach etwa 500 Metern bereits ein Steig abzweigt, der parallel zum Kainalpenbach steil nach oben führt, bleiben wir weitere knapp 1,5 Kilometer am Bach, überqueren den auf einer schmalen Planke, um über den Naglsteig mit samt seinen kurzen seilversicherten Passagen zum Beerensattel aufzusteigen.

Kurz darauf kommen schon die vielen kleinen Hütten auf der Schwarzenbergalm in Sichtweite und wenig später ist auch die Ischler Hütte (1.368 m) erreicht (ca. 2,5 bis 3 h). Mit etwas Glück steht frisches Wild auf der Speisekarte.

2. Etappe: Über den Schönberg zum Wildensee

Nach einem unfreiwilligen, weil wetterbedingten, aber ob des frischen Kuchens doch bereitwillig angenommenen Pausentags auf der Ischler Hütte, steht gleich die Königsetappe der Hüttentour durchs Tote Gebirge auf dem Programm.

Über nie schwierige Steige, die durch dichte Latschen führen, wird der Schönberg (auch Wildenkogel, 2.090 m) erklommen (2,5 bis 3 h). Im Norden lässt sich ein Blick auf den Traunsee erhaschen. Am Weiterweg über den teilweise mit Stahlseilen versicherten Ostgrat wird es unmittelbar anspruchsvoller. Über den zwischendrin etwas ausgesetzten Rücken geht es im felsdurchsetzten Terrain abwärts.

Ahnenschacht und Schlund

Ahnenschacht © Gipfelfieber
Ahnenschacht © Gipfelfieber

An der folgenden Gabelung gilt es sich zu entscheiden: Rechts zum Schlund oder links zum Ahnenschacht? Beide Varianten klingen wenig verlockend. Beim Ahnenschacht böte sich immerhin die Möglichkeit an, unliebsame Verwandte loszuwerden. Die beiden Löcher inmitten der karstigen Landschaft sind Eingänge zu Höhlen, die sich kilometerlang durch den Fels des Toten Gebirges ziehen.

Wir passieren den Ahnenschacht ohne personelle Verluste und folgen dem Weg, der uns nun ein paar Höhenmeter verlieren lässt, um im Anschluss wieder aufzusteigen. Beinahe wie auf einem Plateau fühlt es sich an und die Blicke reichen bis weit in alle Richtungen. Während das Gewitter im Rücken zusehends näher kommt, passieren wir Scheiblingskogel (2.020 m) und Kleinen Rinner (2.003 m), lassen die aber am Wegesrand liegen als uns die dunklen Wolken endgültig erreichen.

Abstieg zum Wildensee

Die etlichen Höhleneingänge links und rechts des Weges könnten Unterschlupf bieten, eine echte Zuflucht sind sie aber nicht und so eilen wir auf dem Steig zum Wildensee schnell hinab. Vorbei am See und über eine letzte Anhöhe erreichen wir durchnässt die Wildenseehütte (ca. 4 h ab Schönberg).

Die Wildenseehütte ist eine Selbstversorgerhütte (zugänglich mit AV-Schlüssel) und das Wasser muss mühsam etwa 200 Meter entfernt geholt werden. Ein prasselndes Feuer im Ofen, ein warmer Tee und trockene Kleidung lassen den vermeintlich fehlenden Komfort aber schnell vergessen.

3. Etappe: Abstieg zum Altaussee

Altaussee © Gipfelfieber
Altaussee © Gipfelfieber

Mitte Juli beginnt der Abstieg von der Wildenseehütte hinab zum Altaussee im Schnee. Vorbei am Jadghaus “Füchsleins Not” steigen wir über die Augstwiesen bis zu einem Sattel. Am Wegesrand lassen sich immer wieder Alpensalamander entdecken, die vom feuchten Wetter hinaus gelockt werden.

Über die Oberwasseralm und schließlich die Stummeralm geht es zunächst steil, später zusehends flacher dem Altaussee entgegen. Am See angekommen, lohnt eine Einkehr im Jagdhaus Seewiese, das im James Bond-Film auch als Schauplatz dient. In einer knappen Stunde wird anschließend auf der linken oder rechten Seite der Altaussee umwandert bis der gleichnamige Ort erreicht ist. In den zahlreichen Cafés lässt sich entspannt zurücklehnen.

4. Etappe: Von Altaussee zurück zum Start

Die letzte Etappe kommt ohne große Anstiege aus. Wir wandern gemütlich dem Lauf des Augstbaches folgend nach Norden bis Ramsau und weiter zur Blaa-Alm. Schließlich erreichen wir die Ausseer Rettenbachalm und passieren bald den Abzweig vom Naglsteig zur Ischler Hütte. Auf bekanntem Weg gelangen wir zur Rettenbachalm und zurück nach Bad Ischl.

Fazit

Die Hüttentour durch das Tote Gebirge über die Ischler Hütte, den Schönberg, Wildensee und Wildenseehütte und schließlich den Altaussee ist äußerst abwechslungsreich. Wo einprägsame Szenen mit Daniel Craig als James Bond entstanden, treffen hochalpine Bergwelt und mondäner Alpenort aufeinander, was die Vier-Tages-Wanderung besonders reizvoll macht.

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