Der Hemmerstein: Vergessener Nachbar der Kampenwand

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Der Hemmerstein ist kaum auszumachen und doch eine lohnenswerte Tour, die nur kurz mit dem Trubel der Kampenwand in Berührung kommt.

Auf dem Westgipfel © Gipfelfieber
Der Hemmerstein: Vergessener Nachbar der Kampenwand © Gipfelfieber

Auf den ersten Blick ist der Hemmerstein ein völlig unspektakulärer Gipfel, der höchstens noch mit einer berühmten Nachbarin aufwarten kann, die ihn im Norden so sehr überragt, dass sie zugleich den blendenden Ausblick auf den Chiemsee, den man auf dieser Höhe in den Chiemgauer Alpen oft erwarten kann, stiehlt. Der Kampenwand.

So unscheinbar der Hemmerstein (nicht zu verwechseln mit dem Hammerstein auf der anderen Seite des Prientals) nicht nur beim Blick auf die Karte, sondern auch beim Blick von der Bergstation der Kampenwandbahn wirkt, ist er aber doch nicht. Nur zeigt sich das erst spät, denn eingerahmt von höheren Bergen, umringt von Wäldern und Almen fallen seine stattlichen senkrecht nach Norden abfallenden Felswände gar nicht auf. Dazu muss sich der Weg zum Gipfel mühsam erkämpft werden.



Von Aschau zur Sonnenalm

Wege zur Sonnenalm, die in der Scharte zwischen den westlichen Ausläufern der Kampenwand und der Scheibenwand liegt, gibt es etliche. Die normalen Aufstiege starten direkt am Parkplatz der Kampenwandbahn in Aschau im Chiemgau. Aber auch aus den Ortsteilen Kohlstadt und Hintergschwendt führen Wege bis an den Fuß der Kampenwand.

An der Sonnenalm und gleichzeitig im Trubel der Bergbahnbergsteiger angekommen (ca. 1,5 – 2 h), ist der höchste Punkt der Tour schon erreicht. Denn mit 1.467 m Höhe überragt die Sonnenalm den Gipfel des Hemmersteins um knapp 50 Meter. Immerhin lässt sich der Gipfel mitsamt seinem Kreuz schon von der Sonnenalm entdecken. Wenn man genau hinschaut und weiß, wo man überhaupt hinschauen muss.

Vom Trubel in die Stille

Den Trubel rund um das beliebte Ausflugsziel lassen wir nun genauso schnell zurück wie wir in ihn hinein geraten sind. Wir folgen dem Steig in Richtung Hofbauernalm, der an der Ostseite des Gipfelaufbaus der Scheibenwand erst ein Stück abwärts führt, um sich kurz darauf zu teilen. Wir halten uns links und orientieren uns in Richtung Dalsenalmen, allerdings nicht sehr lang. Etwa 200 Meter nach der Weggabelung halten wir links (südöstlich) auf eine Kuppe zu, auf der ein alter Lift sein Dasein fristet.

Weglos zum Gipfel vom Hemmerstein

Beim Spähen durch die Bäume am Kamm sind die Nordwände des Hemmersteins nun zum ersten Mal in ganzer Pracht zu sehen. Dem Kamm zu folgen, ist allerdings keine gute Idee, denn der verliert sich bald in steilen Auf und Abs und ist voll mit Latschen. So wechseln wir nun auf die Südseite, was im steilen Gelände gar nicht so einfach ist und verlieren erst einmal wieder einige Höhenmeter. Im Wald lässt sich der Hemmerstein weiter unten deutlich einfacher umgehen, es gilt nur nach einer geeigneten Stelle Ausschau zu halten, um nach oben zu kommen.

Kurz darauf scheint die gefunden und weglos geht es im nun lichteren Wald steil, später in einer Rinne über grasiges Gelände bis nach ganz oben. Der vermeintliche Gipfel entpuppt sich aber als Westgipfel (etwa gleiche Höhe).

Parallel zum schwindelerregenden Abgrund folgen wir nun dem Grat hinüber zum Gipfelkreuz. Eine undeutliche Pfadspur ist erkennbar, immer wieder müssen bei dem kräftezehrenden Hoch und Runter umgestürzte Bäume überklettert werden. Kurz vor Erreichen des Hemmerstein-Gipfels wird kurz die Hand zur Hilfe genommen. Am Behelfsgipfelkreuz (1.413 m) angekommen, wartet die Belohnung mit einem grandiosen Tiefblick sowie einem Erste-Reihe-Platz zur berühmten Nachbarin (ca. 45 Minuten ab der Sonnenalm).

Alternativer Anstieg

Alternativ scheint ein Aufstieg zum Grat auch von Norden möglich. Dafür von der Sonnenalm zunächst gen Steinbergalm absteigen. Dort rechts halten und auf den Hemmerstein zu halten. In der großen Scharte zwischen Westgipfel und Kreuzgipfel ist der Aufstieg über Schrofen bis zum Kamm hinauf möglich, ohne dass sich größere Schwierigkeiten in den Weg stellen.

Am Gipfel öffnet sich wie von Geisterhand das Panorama nicht nur ins benachbarte Achental, sondern auch bis weit in den Süden und zum Alpenhauptkamm.

Abstieg

Der Abstieg erfolgt entweder über die beiden Aufstiegsalternativen und über die Sonnenalm zurück nach Aschau. Dazu ist es auch denkbar, zu den Dalsenalmen und durch den Klausgraben nach Hainbach abzusteigen. Die drei Kilometer durchs Priental zurück nach Aschau sind landschaftlich äußerst lohnenswert.

Fazit

So unscheinbar wie der Hemmerstein aus beinahe allen Perspektiven wirkt, ist er bei der Besteigung gar nicht mehr. Der perfekte Aussichtsgipfel (nur ohne Chiemseeblick) will sich allerdings teils mühsam erarbeitet werden.

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