Auf alten Säumerpfaden: Die Via Spluga

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Über alte Handelswege führt die Via Spluga vom Schweizer Thusis durch Schluchten und über Pässe bis ins italienische Chiavenna. Drei Etappen, viele Kilometer und erfrischende Badewannen.

Auf alten Säumerpfaden: Die Via Spluga © Gipfelfieber.com
Auf alten Säumerpfaden: Die Via Spluga © Gipfelfieber.com

Endlich wieder nach Graubünden.* Genau ein Jahr nach unseren Exkursionen durch den Schweizerischen Nationalpark und Wanderungen durch traumhafte Landschaften heißt es erneut Kurs auf den größten Schweizer Kanton zu nehmen. Ziel unserer Reise diesmal: Die Via Spluga, die von Thusis über Splügen und den Splügenpass über das italienische Isola hinab bis nach Chiavenna führt. Die ehemalige Handelsstraße führt uns in drei Etappen über fast 60 Kilometer und gut 3000 Höhenmeter.

1. Etappe: Von Thusis durch die Viamala Schlucht

Vom beschaulichen zigfach abgebrannten und neu errichteten Thusis starten wir bei herrlichem Wetter auf der Via Spluga, die uns zunächst einfach zur Burg Hohe Rätien führt. Von der Burganlage, die stolz hoch über dem Eingang in die sich immer weiter verengende Schlucht thront, schweifen die Blicke über die teils noch schneebedeckten Gipfel am Horizont.

Von nun an führt uns ein teils recht schmaler Steig immer weit oberhalb des Hinterrheins am Rand der Schlucht entlang. Bald verengt sich die Viamala Schlucht und wir überqueren selbige über eine Hängebrücke, die mit den wackeligen Indiana-Jones-Hängebrücken so gar nichts gemein hat. So geht es ein Stück hoch und wieder runter und plötzlich finden wir uns an der Bundesstraße wieder, die die alten Pfade von damals ersetzt hat.

Und hier wird die Szenerie richtig beeindruckend. So beeindruckend, dass sie auch Johann Wolfgang von Goethe zu einer Skizze inspirierte. Wir haben Glück, dass zwei Reisebusse gerade zusammenpacken und steigen so fast allein ganz tief in die Viamala Schlucht hinab. Beeindruckend wie sich das Wasser hier in tausenden Jahren durch den Fels gefressen hat. Noch mehr beeindruckt und zugleich beängstigt die Vorstellung wie die Säumer vor 300 Jahren hier ihre vollgepackten Pferde und Esel am Rand der Schlucht entlang getrieben haben. Eine Gruppe Holzfiguren am Rand der Schlucht zeigt eindrucksvoll den schwindelerregenden Weg, den die Händler damals auf sich nehmen mussten.

Mit tiefem Respekt ziehen wir weiter, nicht ohne auf dem Brückensims zumindest einen Eindruck von der Tiefe der Viamala Schlucht zu erhaschen. Die Via Spluga führt uns nun weiter bis nach Zillis, vorbei an blühenden Gärten, verzierten Häusern und einladenden Brunnen.

Pflichtprogramm in Zillis: Die Kirche St. Martin mit ihrer einzigartigen Bilderdecke aus 153 Einzelbildern aus dem 12. Jahrhundert. Stundenlang könnte ich hier verweilen, doch schon nach wenigen Minuten beschwert sich das Genick über die Nackenbelastung.

2. Etappe: Von Zillis nach Splügen

Nach einem verdienten Radler im Gasthof Alte Post, das für seine Capuns über die Kantonsgrenzen hinaus berühmt ist, geht es mit dem Postauto auf der eigentlich zweiten Etappe der Via Spluga, die wir überspringen. Zu Fuß führt sie meist durch ein breites Tal und immer am Hinterrhein entlang bis nach Splügen.




3. Etappe: Von Splügen nach Isola

Von Splügen führt uns die Via Spluga am nächsten Morgen lange parallel zur Passstraße vorbei an Kühen und blühenden Almrosen hinauf zum Splügenpass bis auf 2115 m. Die Landschaft wird karger und schroffer. Hier und da trotzt ein Schneefeld noch dem Sommer.

Der Weg windet sich nun unweit der Passstraße hinab bis zum Montespluga-Stausee, wo wir mit Deutsch plötzlich nichts mehr anfangen können, das mit dem Radler und dem Espresso aber trotzdem irgendwie funktioniert. Die Via Spluga führt uns nun lang am herrlich glitzernden Lago di Montespluga entlang bis zu seiner Staumauer. Von der bietet sich ein spektakulärer Blick in das, was noch vor uns liegt.

Der Abstieg durch die Cardinelloschlucht ist teilweise richtig steil. Mit vollbepacktem Pferd bei allen Widrigkeiten hier durch? Das muss nicht unbedingt sein… Einmal unten angekommen, passieren wir Almen und das winzige Örtchen Rasdeglia, das wie aus dem Bilderbuch zu sein scheint. Die Kirchenglocke läuten lassen, wenn das Seil schon so verführerisch da hängt? Logisch!

Über den Steig geht es weiter hinab bis Isola, begleitet von unzähligen Murmeltierschreien, die von den Hängen über uns herabpfeifen. Das eigentlich schön an einem (eiskalten… brrrrrr) Stausee gelegene Isola wird durch das Kraftwerk leider etwas verschandelt. So etwas muss man im Zuge sauberer Energie aber einfach hinnehmen.

Ein echtes Highlight ist unsere Unterkunft: Das Locanda del Cardinello ist zwar einfach, macht das aber mit seiner Liebenswürdigkeit wett. Vor dem Essen in der Gaststube aus dem 17. Jahrhundert begrüßt der Chef alle Gäste im Keller bei einem Glas Wein und erzählt über die Geschichte des Hauses.

4. Etappe: Von Isola nach Chiavenna

Am nächsten Morgen überlassen wir den Frühstartern zunächst die Strecke und starten recht spät (der gute Wein und der Grappa…). Heute geht es fast nur abwärts, zunächst am Stausee aber ein paar Höhenmeter nach oben. Bald geht es aber erstmal steil nach unten, fortan aber sanft auf breiten Wegen weiter bis Campodolcino, wo ein kurzer Abstecher ins Via Spluga Museum wartet.

An den Schildern merkt man: Wir sind nicht mehr in der perfekt organisierten Schweiz, sondern in Italien… Nach kurzer Zeit sind wir zurück auf der Via Spluga, passieren den Stausee von Prestone und verlieren weiter an Höhe, immer recht nah am Fluss Liro entlang, der uns bei den Außentemperaturen geradewegs anzuschreien scheint, sich doch in seine Fluten zu stürzen.

Nach weiteren langen Kilometern, wackeligen (yeah!) Hängebrücken und endlosen Wäldern finden wir einen malerischen Wasserfall und eine erfrischende Schwimmgelegenheit. Ein Traum. Ein paar Kapellen und ein Gelato in San Giacomo Filippo später der leichte Schock: Nur noch wenige Kilometer bis Chiavenna und es geht nochmal steil bergauf. Und anschließend mindestens so steil wieder bergab. Das letzte Stück zieht sich, aber irgendwann liegt unter uns Chiavenna. Wir steigen durch die Weinberge hinab und irgendwie wirkt alles fast schon mediterran.

Zum Hotel müssen wir einmal quer durch Chiavenna. Die ist typisch italienisch. Kleine Cafés, Brunnen, kleine Häuschen, schmale Gassen. Einfach romantisch, einfach schön.

Geschafft! Fast 60 Kilometer und etwa 3000 Höhenmeter. Zur Belohnung warten Pizza und das ein oder andere Gläschen Wein. Schuhe und Socken bleiben für die Nacht erstmal auf dem Balkon…

Erwähnenswertes zur Via Spluga

Für alle Via Spluga-Wanderer gibt es die Möglichkeit, das Reisegepäck von Hotel zu Hotel bringen zu lassen, statt es über die komplette Distanz mitzuschleppen. Komplettpakete mit fünf Übernachtungen mit Frühstück, Gepäcktransport, Lunchpaketen für die vier Etappen (die könnten ein bisschen üppiger ausfallen) und Eintritten und Kurtaxen gibt es ab 499 €. Ein durchaus bezahlbares Angebot in der ansonsten recht teuren Schweiz.

Fazit

Auf der Via Spluga wandert man auf historischen Pfaden. Wo früher die Säumer ihre Pferde über abenteuerliche Steige schickten, lässt sich heute recht bequem und genussvoll wandern. Landschaftlich ist vom Hochgebirge bis zu dichten Wäldern und herrlichen Seen alles dabei.

Noch mehr Infos und Berichte

Viamala.ch

Jessi von Bunterwegs.com hat ausführlich über jede Etappe berichtet:

1. Von Thusis nach Zillis, 2. Von Splügen nach Isola, 3. Von Isola nach Chiavenna

*Die Reise über die Via Spluga erfolgte auf Einladung von Graubünden Ferien und Schweiz Tourismus. Die hier geäußerte Meinung beeinflusst das freilich nicht.


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