Ahrnplattenspitze – Wo Einsamkeit glücklich macht

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Auf die Ahrnplattenspitze in der Ahrnspitzgruppe führt eine rassige Bergtour, die erst zum Ende herausfordernd wird. Und die dem Ruhe und Einsamkeit suchenden Bergsteiger nur gefallen kann.

Ahrnplattenspitze - Wo Einsamkeit glücklich macht © Gipfelfieber
Ahrnplattenspitze – Wo Einsamkeit glücklich macht © Gipfelfieber

Ich bin eigentlich schon ein geselliger Mensch. So ist es ja nicht. Ab und an suche ich aber die Ruhe und auch die Einsamkeit, um mal vom Großstadttrubel, den Terminen und Verpflichtungen zu fliehen. Unterwegs auf einsamen Touren zu einsamen Gipfeln und einsamen Hütten zu sein, bedeutet für mich, eins mit der Natur zu sein und die Sinne neu zu justieren und zu schärfen. Und zu genießen.

All das lässt sich bei der Tour auf die Ahrnplattenspitze, Teil der freistehenden Ahrnspitzgruppe zwischen Wettersteingebirge und Karwendel, erleben. Beinahe gespenstisch ruhig geht es hier zu. Das Klacken der Wanderstöcke, mein Schnaufen beim Aufstieg, von den Latschen rutschender Schnee, der Ausruf einer aufgeschreckten Gams, das Surren der Segelflieger und ein paar zwitschernde Vögel. Und sonst nichts. Das ist Ruhe, wie man sie im schönsten Wellness-Tempel nicht findet.

Die Ahrnplattenspitze – oder auch Arnplattenspitze – sieht von unten abweisend aus. Und zwar aus allen Richtungen. Und dennoch führt von Ahrn oder Scharnitz über den Hohen Sattel und einen Steig ein abwechslungsreicher und zum Schluss durchaus fordernder Weg auf seinen Gipfel.



Von Ahrn zum Hohen Sattel

Von München kommend geht es in Mittenwald rechts ab und über die schmale Passstraße hinein ins Unterleutaschtal. Im kleinen Örtchen Ahrn biege ich nach Osten ab und parke direkt hinter der kleinen Brücke über die Leutascher Ache. Auf der Naturrodelbahn/Forststraße geht es nun bald ordentlich ansteigend hinauf zum Hohen Sattel. Der ist nach knapp 45 Minuten schnellen Schrittes erreicht. Wer den gleichen Weg zurückgehen möchte, kann den Abstieg abkürzen, indem man bis zum Hohen Sattel mit dem Mountainbike fährt.

Aufstieg zum Weißlehnkopf

Ab hier geht es auf einem schmalen Steig weiter, der durch durch Latschen und Schuttreißen sich immer steiler werdend nach oben windet. Bereits Mitte April ist hier nach warmen Tagen fast kein Schnee mehr anzutreffen. In den Latschen staut sich richtig die Hitze und ich bin froh, nicht im Hochsommer unterwegs zu sein.

Etwa eine Stunde brauche ich für den Aufstieg vom Hohen Sattel bis zum Grat, auf dem noch einiges an Restschnee liegt. Links geht es in wenigen Minuten kurz auf den Weißlehnkopf. Ohne Gipfelkreuz aber mit 2002 Metern Höhe der erste Zweitausender der Tour.

Vom Weißlehnkopf zur Ahrnplattenspitze

Zurück geht es in den Sattel und weiter auf den Grat. Das Vorankommen wird mit dem Restschnee beschwerlich. Immer wieder breche ich tief ein. Bis zum Wandfuß wird es nun immer schmaler, aber noch gut gehbar. Zwei Steilstufen gilt es jetzt zu überwinden. Die weisen Schwierigkeiten im II. Grad auf und sind für geübte Bergsteiger gut machbar. Es gibt genügend Griffe und Tritte, so dass auf ein Seil verzichtet werden kann. Weniger Geübte können aber gesichert werden. Entsprechende Haken und Ringe sind vorhanden.

Mit Restschnee und nassem Fels ist das letzte Stück aber eine andere Hausnummer und ich bin froh, meinen Eispickel und die Steigeisen dabei zu haben. Letztere bleiben zwar im Rucksack, den Pickel möchte ich aber nicht missen. Konzentrierten Tritts sind die Steilstufen in wenigen Minuten überwunden und mutterseelenallein stehe ich am Gipfel der 2171 m hohen Ahrnplattenspitze.

Karwendel im Osten, die gewaltigen Aufschwünge des Wettersteins im Westen, die Mieminger Kette im Süden. Direkt auf der Ostseite startet die spannende Überschreitung hinüber zur 25 Meter höheren Großen Ahrnspitze. Die Sonne scheint. Zwei Dohlen umkreisen den Gipfel. Es ist unglaublich ruhig. Ein absoluter Traumtag, der nichts als glücklich macht.

Abstieg und eine Alternative

Nach einer gefühlten Ewigkeit am Gipfel geht es zunächst zurück in den Sattel zwischen Ahrnplattenspitze und Weißlehnkopf. Ich entscheide mich für den Abstieg über den Aufstiegsweg. Schnellen Schrittes brauche ich von hier knapp eine Stunde zurück zum Auto. Der alternative Abstieg, den ich mir eigentlich vorgenommen hatte, führt über den Weißlehnkopf ständig am Grat entlang über Ahrn- und Zwirchkopf hinab nach Ahrn. Auf die Spurarbeit im immer noch tiefen Schnee zwischen den Latschen verzichte ich aber dankend.

Fazit

Die Tour auf die Ahrnplattenspitze ist ein absoluter Genuss für Einsamkeitsliebhaber. Ohne Hütte am Weg geht es hier ausgesprochen ruhig zu. Und trotzdem ist von allem was dabei. Schöne Steige mit tollen Ausblicken und ein anspruchsvoller letzter Aufschwung zum Gipfel, der mit Altschnee aber schnell zur alpinen Herausforderung wird.


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