Wilder Kaiser Hüttentour: Schroffe Gipfel und weite Panoramen

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Drei Tage Hüttentour im Wilden Kaiser: Von Kufstein durchs Ellmauer Tor zur Krone des Wilden Kaisers – der Ellmauer Halt. Eine anspruchsvolle Bergtour mit optionalen Klettersteigen.

Wilder Kaiser Hüttentour © Gipfelfieber/Almut Pasdzierny
Wilder Kaiser Hüttentour © Gipfelfieber/Almut Pasdzierny

Schon aus der Ferne ist er aus dem Fenster zu sehen. Mit seinen schroffen und steilen Gipfeln erstreckt sich der Kaiser zwischen den sanften Erhebungen des Chiemgaus im Norden und den Kitzbühler Alpen im Süden. Der Wilde Kaiser ist mächtig und erhaben. Die bis zu 1.000 Meter tiefen Abstürze und bizarren Felsspitzen verleihen ihm eine wilde Einzigartigkeit.

Kein Wunder, dass hier nicht nur Klettergeschichte geschrieben wurde, sondern auch die Entwicklung der Kletterausrüstung ihren Ursprung fand und er bis heute bei Wanderern und Kletterern gleichermaßen beliebt ist.

Unsere Hüttentour startet in Kufstein und führt auf Wanderwegen und optionalen Klettersteigen zwischen Zahmen und Wilden Kaiser hinauf in die schroffen Höhen des Kaisergebirges.

Region Wilder Kaiser

Das Kaisergebirge befindet sich östlich von Kufstein und gehört zu den nördlichen Kalkalpen in Tirol, Österreich. Es besteht aus zwei ausgeprägten Gebirgszügen: dem zerklüfteten Wilden Kaiser im Süden und dem nördlich gelegenen, etwas sanfteren Zahmen Kaiser. Das Kaisergebirge ist seit 1963 Naturschutzgebiet und bietet Lebensraum für eine große Zahl seltener Pflanzen und Tiere.

Obwohl sein höchster Gipfel „nur“ 2.344 m misst, wird der Wilde Kaiser gerne unterschätzt. Ein Großteil der Gipfel ist ausschließlich über anspruchsvolle Kletterrouten oder Klettersteige zu erreichen. Gerade im Sommer besteht häufig Gewittergefahr und durch die Beschaffenheit der Felsen kommt es regelmäßig zu Steinschlägen. Daher ist eine gründliche Tourenplanung, entsprechende Ausrüstung und gute Selbsteinschätzung unbedingt erforderlich.

Die Tour in der Übersicht

  • Start (Auto & ÖPNV): Kufstein (Tirol, Österreich) Parkplatz Kaisertal oder Bushaltestelle Ebbs, Kaisertal
  • Route: Kufstein – Hans-Berger-Haus – Gaudeamushütte – Gaudeamushütte – Kufstein
  • Länge: ca. 25,7 km (ohne Zusatzgipfel)
  • Dauer: zwischen 2,5 – 6,5 h pro Etappe
  • Höhenmeter: ca. 2.550 hm (ohne Zusatzgipfel)
  • Charakter: mittel bis schwer (z.T. gesicherte steile Wege, Geröll, z.T. Klettersteigausrüstung erforderlich, Alternativen ohne Klettersteig möglich)
  • Höchster Punkt: Ellmauer Halt 2.344 m
  • Einkehrmöglichkeiten: Stripsenjochhaus, Gruttenhütte, Wochenbrunner Alm
  • Auf den meisten Hütten ist nur Barzahlung möglich, daher unbedingt genügend Bargeld dabei haben, genauso wie den Hüttenschlafsack und die Klettersteigausrüstung.

Hüttentour im Wilden Kaiser

  • Etappe 1: Start: Kufstein bis Hans-Berger-Haus (10 km, 450 hm, 2:30 h)
  • Etappe 2: Hans-Berger Haus bis Gaudeamushütte, Zusatzgipfel: Hintere Goinger Halt (7,9 km, ↑1.110 hm ↓760 hm, 6:30 h)
  • Etappe 3: Gaudeamushütte bis Ellmauer Halt über Klamml Steig zurück zur Gaudeamushütte, oder Abstieg (9 km, ↑990 hm ↓990 hm, 6:30 h)
  • Etappe 4: Abreise: Gaudeamushütte bis Kufstein über Wochenbrunner Alm




Tipp zur besten Wanderzeit

Wir empfehlen die Wilder Kaiser Hüttentour im Herbst vor dem Wintereinbruch, da es im Sommer häufig zu rasch aufziehenden Gewittern kommt. Das Wetter ist im Spätsommer und Herbst deutlich stabiler, die Aussichten weiter, da die Luft klarer ist. Noch mehr zur Tourenplanung im Herbst, gibt`s hier. Außerdem ist der Kaiser im Sommer oft recht überlaufen und die Hütten schon weit im Voraus ausgebucht. Aber bei der Planung unbedingt die Schließzeiten der Hütten (meist Mitte Oktober) beachten. Tipps zur Planung von Hüttenübernachtungen im Wilder Kaiser Blog.

Etappe 1: Anreise: Von Kufstein zum Hans-Berger Haus

Mit dem Zug gelangen wir von München nach Kufstein, weiter mit dem Wanderbus bequem zur Haltestelle Ebbs-Kaisertal, wo unsere Tour an einem großen Parkplatz beginnt. Infos zu den Wanderbussen findest Du hier.

Der Aufstieg zwischen Zahmem und Wildem Kaiser führt entlang saftiger Wiesen, Wälder und Gasthöfen auf einem komfortablen Weg entlang des Kaiserbachs. Der Weg ist in 2,5 Stunden schnell geschafft und damit ideal für eine erste Etappe nach längerer Anreise.

Freundlich werden wir in dem Naturfreundehaus Hans-Berger-Haus empfangen, dürfen die kleine Boulderhalle nutzen und genießen ein vorzügliches Abendessen. Die Hütte ist verhältnismäßig klein und sehr familiär.

Etappe 2: Vom Hans-Berger-Haus zur Gaudeamushütte über das Ellmauer Tor

Nach einem reichhaltigen Frühstück starten wir früh. Die dichten Nebel lichten sich und die nahen, schroffen Felsen direkt hinter dem Haus sind zum ersten Mal zu sehen. Zunächst folgen wir den Schildern Richtung Stripsenjochhaus (alternative Übernachtungsmöglichkeit, Gehzeit ca. 1,5-2 Std.) mit Anstieg durch den Wald.

Vom Stripsenjochhaus führt unsere Route Richtung Ellmauer Tor erst nochmal bergab, dann direkt am Felsen entlang, mit Stahlseilen gesichert. Je nach Trittsicherheit und Erfahrung ist hier ein Klettersteigset sinnvoll. Der Blick reicht weit bis zum Zahmen Kaiser und hinüber zum spektakulären Grat zwischen Pyramidenspitze und Rosskaiser, in den steilen Felsen links und rechts hängen bereits Kletterer. Wir steigen in der Sonne in Serpentinen die steinerne Rinne empor. Der Weg zieht sich und ist anstrengend, viele Stellen sind mit Stahlseilen gesichert. Weiter oben Geröllfelder und leichte Kletterei.

Das Ellmauer Tor (1.981 m) eröffnet neue Perspektiven in Richtung Kitzbühler Horn. Hier sammeln sich nicht nur etliche Wanderer, auch neugierige Dohlen umkreisen uns.

Zusatzgipfel: Hintere Goinger Halt

Wer gerne einen Gipfel besteigen möchte, nimmt am Ellmauer Tor einen Abstecher zur Hinteren Goinger Halt (2.192 m) (etwa 45 min Aufstieg, leichte Kletterei, eine Stelle ist mit einer Stahlkette gesichert). Der Ausblick ist atemberaubend, die umliegenden spitzen Felsgipfel des Wilden Kaisers sind hautnah. Man sieht die Kletterer, die ihre abgelegenen Gipfel nun auch erreicht haben und ebenfalls an den Kreuzen stehen. Bei gutem Wetter reicht der Blick weit über die Chiemgauer Alpen bis zum Chiemsee.

Abstieg zur Gaudeamushütte

Der Abstieg zur Gaudeamushütte erfordert Trittsicherheit und Konzentration. Der Weg führt durch Geröll in Serpentinen und ist zum Teil mit Stahlseilen gesichert. Die Hütte ist schon in Sichtweite, es geht durch Latschen und kurz vor der Hütte durch einen kleinen Buchenwald.

Die Gaudeamushütte ist eine größere, liebevoll gestaltete DAV Hütte. Wir genießen das wunderbare Essen auf der bequemen Sonnenterrasse. Es ist möglich, von hier aus ganz ins Tal abzusteigen (weiter zur Wochenbrunner Alm, ab hier kostenloser Wanderbus)

Etappe 3: Von der Gaudeamushütte zum Ellmauer Halt über Klammlsteig zurück zur Gaudeamushütte/Abstieg

Da für 15 Uhr ein Gewitter vorhergesagt ist, starten wir früh. Nach 40 min erreichen wir den Klammlsteig, ein zweiteiliger Klettersteig (Schwierigkeit C-D), der ganz oder halb (bis zur Seilbrücke) gegangen werden kann. Die Seilbrücke und der anschließende steile Aufstieg im D-Bereich sind anspruchsvoll und in größerer Höhe, sie lassen das Adrenalin steigen und sind für uns eine große Freude. Etwa 1-2 Std sollten für den Klettersteig eingeplant werden. Wer kein Klettersteigset dabei hat, kann den Steig auch auf einem einfachen Wanderweg, der direkt unterhalb vorbei führt, umgehen.

Gamsängersteig Klettersteig

Vorbei an der Gruttenhütte (alternative Übernachtungsmöglichkeit) führt der steile Aufstieg zur Ellmauer Halt (ca. 2,5 Std) über den Gamsängersteig (Schwierigkeitsgrad A-B, eine Stelle mit B). Helm unbedingt dabei haben, Klettersteigset ist empfehlenswert. Der Steig ist häufig mit Stahlseilen und Stiften gesichert. Ein großes Geröllfeld – Gämse – Nebel.

Der Weg führt steil im Felsen immer Höher hinauf. Achtsames Gehen ist wichtig, sodass kein Geröll in Gang gebracht wird, zu groß ist die Steinschlaggefahr. Wir erleben zwei größere Steinschläge auf unserem Aufstieg und müssen in Deckung gehen. So erfahren wir direkt am Anfang des Aufstiegs Ehrfurcht vor den wilden Riesen, der schon zahlreichen Bergsteigern das Leben kostete.

Immer wieder öffnet sich der Nebel und lässt weite Blicke in die Felsen schweifen. Weiter geht’s Richtung Westen, zum Teil ungesicherte Stellen. Wir erreichen den Einstieg zur Jägerwand, eine mit zahlreichen Steigbügeln gespickte Felswand. Am Drahtseil geht es die Tritthilfen wie auf einer Eisentreppe hinauf (A/B).

Weiter folgen einige ungesicherte Stellen und eine gesicherte Klettersteigpassage (A-B). Kurz vor dem Gipfel teilt sich der Weg: Links in eine Felsspalte und über eine eiserne Treppe, rechts außen am Fels mit Stahlseil gesichert direkt am Abgang entlang (B).

Ellmauer Halt

Unterhalb des Gipfels passieren wir das Mini Notbiwak (Babenstuberhütte). Am Gipfel sind wir allein, was eher eine Ausnahme ist. Der Nebel reißt kurz auf und wir blicken bis zum Chiemsee, hinab nach Ellmau und Going und auf die erhabenen Felsriesen um uns herum. Auch wenn die Ellmauer Halt mit ihren 2.344 m gar nicht so hoch liegt, ist sie doch anspruchsvoll durch die felsige, geröllige und spitze Landschaft. Am Gipfel geht es zu einigen Seiten steil herunter.

Abstieg zur Gruttenhütte oder Gaudeamushütte

Der Abstieg ist in den oberen Höhenmetern eine anspruchsvolle Sache, die viel Konzentration und Achtsamkeit erfordert. Nach etwa zwei Stunden erreichen wir wieder die Gruttenhütte, hier gibt es eine klassische Speisekarte zum Mittagstisch. Wir wandern unterhalb des Klammlsteigs (darf nur in eine Richtung begangen werden) zurück zur Gaudeamushütte und bleiben hier eine weitere Nacht.

Alternativ ist auch ein Abstieg ins Tal, oder eine Nacht auf der Gruttenhütte möglich. Das angekündigte Gewitter zieht vorüber, nur Nebel und Regen umhüllen den Kaiser. Wer nochmal übernachtet und motiviert ist, kann zum Sonnenauf-oder Sonnenuntergang auf die Hintere Goinger Halt aufsteigen. Die Gipfel in Stille und Einsamkeit lohnen sich sehr.

Etappe 4: Von der Gaudeamushütte nach Kufstein

Nach dem stillen Sonnenaufgang auf der Hinteren Goinger Halt (2192m) und dem genussvollen Frühstück ging es für uns bei strahlendem Sonnenschein Richtung Wochenbrunner Alm. Von hier fährt der kostenlose Wanderbus sehr regelmäßig Richtung Ellmau und von dort weiter bis Söll über Scheffau. Ab Söll geht es weiter mit dem (kostenpflichtigen) Bus zum Bahnhof in Kufstein bzw. zum Parkplatz zurück.

Fazit

Der Wilde Kaiser ist ein beliebtes Ziel für Wanderer und Kletterer. Die Hüttentour im Wilden Kaiser ist anspruchsvoll, führt aber in eine grandiose Landschaft mit schroffen Felsen, weiten Blicken und unberührter Natur.

 

Fotos: © Gipfelfieber/Almut Pasdzierny

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