Im Winter ist es im Defereggental geradezu unheimlich still. Gut so, denn so lässt sich die Natur auf Schneeschuhen mit allen Sinnen entdecken.
Der erste Sinn, der beim Aussteigen unweigerlich angesprochen wird, ist das Fühlen. Eiskalt ist es als wir an einem traumhaften Wintertag die Schneeschuhe anlegen und kurz hinter Mariahilf und St. Jakob noch tiefer ins Defereggental dringen und die ersten Spuren in den frischen Schnee stapfen.
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Das Defereggental
Das Defereggental ist ein langes Seitental inmitten der Hohen Tauern in Osttirol. Umschlossen von etlichen Dreitausendern erfolgte die Besiedelung bereits im 7. Jahrhundert. Allerdings nicht von Osttiroler Seite, sondern über den Staller Sattel aus dem Antholzer Tal von Südtiroler Seite aus.
Viele Menschen leben im Defereggen, so die gebräuchliche Kurzform, auch heute nicht. Auf einen Quadratkilometer Fläche kommen so gerade eine Handvoll Einwohner. Auch vor großflächigen Erschließungen ist das Tal bis heute verschont geblieben. Die Skigebiete sind klein und eher nichts für Leute, die auf der Jagd nach möglichst vielen Pistenkilometern sind.
Im Nationalpark Hohe Tauern
Die Sanftheit und Ruhe des ganzen Tals spiegelt sich in den Menschen wieder. So auch Matthias, der Ranger des Nationalparks Hohe Tauern, der uns unter dem Motto “Nature Watch – Auf Spurensuche” (immer dienstags in der Hauptsaison) mitnimmt. Matthias scheint nichts aus der Ruhe bringen zu können und nach und nach führt er uns tiefer in das Tal hinein.
Doch selbst an diesem traumhaften Wintertag bleibt es unten im Tal unweit der Schwarzach vor allem eins: Kalt. Selbst wenn die Sonne schon genügend Kraft hätte, so schafft sie es im Winter kaum über den Bergkamm, um uns Schneeschuhwanderern unten etwas Wärme zu spenden.
Spuren im Schnee und am Baum
Bald entdecken wir, dass unsere eigenen Spuren der Schneeschuhe nicht die ersten hier sind. Im frischen Schnee lassen sich nach und nach Spuren entdecken, die Matthias sofort zielsicher zuzuordnen weiß. Ein Schneehase hier. Ein Fuchs dort.
Die geübten Ohren des Rangers vernehmen kurz darauf einen ihm ebenfalls vertrauten Ruf. Erst nur ein leises Fiepen wird es mehr und mehr zu seinem charakteristischen Zirpen. Der Fichtenkreuzschnabel bleibt allerdings im Verborgenen und zeigt sich nur für einen winzigen Augenblick beim Wegfliegen.
Apropos Fichte: Als wir relativ erfolglos nach dem kleinen gefiederten Freund Ausschau halten, zeigt uns Matthias die Besonderheiten der Flechten, die vor allem an Fichten und Zirben oft zu sehen sind. Die dienen im Winter als Hauptnahrungsquelle des Wilds, das bei einer dicken Schneedecke sonst kaum an wirklich nahrhaftes Futter kommt. Nur die Wolfsflechte nicht. Die auffällig zitronengelbe Flechtenart ist giftig und wurde früher zum Vergiften von Wölfen genutzt. Auch Menschen sollten einen Hautkontakt unbedingt vermeiden.
Wildkontakt – mit Fernglas und Spektiv
Auf einer Lichtung lässt sich der gegenüberliegende Hang, der im Gegensatz zu sonnengeflutet ist, beobachten. Selbst ohne Spektiv ist erkennbar, dass ein paar Gemsen das nutzen, um an den aperen Stellen auf Futtersuche zu gehen oder einfach nur die wohltuende Wärme an diesem beißend kalten Tag genießen.
Zurück zum Ausgangspunkt führt uns der Weg knapp oberhalb des Baches entlang, der von beiden Seiten langsam zu gefrieren scheint. Imposant anzuschauen sind die Formen und Skulpturen, die das gefrierende Wasser schafft und die doch so vergänglich sind.
Ein letzter Blick zurück in das winterliche Tal offenbart noch einmal die beeindruckende Kulisse zwischen Riesenferner- und Venedigergruppe. Das Rothorn strahlt im Sonnenlicht und scheint den Talschluss zu markieren. In der urigen Brunnalm in St. Jakob kehrt nach und nach das Leben in die eingefrorenen Füße zurück. Ein heißer Kaffee und ein Zirbenschnaps sorgen für den Rest.
Fazit
Der Schneeschuhausflug unter dem Motto “Nature Watch – Auf Spurensuche” ins Defereggental ist ein kühles Unterfangen, was aber keineswegs am Ranger liegt, sondern den Temperaturen geschuldet ist. Mit etwas Glück lassen sich auf der Wanderung ein paar Wildtiere entdecken.