Vier Klettersteige für ein Halleluja

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Über vier Klettersteige, vorbei an alten Kriegsstellungen und mitten durch den Berg führt uns die Tour hoch über dem Gardasee. Mit dem Fausto Susatti wartet die schönste Via Ferrata gleich zu Beginn.

Vier Klettersteige für ein Halleluja © Gipfelfieber.com
Vier Klettersteige für ein Halleluja © Gipfelfieber.com

Das Glück ist uns mal wieder wohlgesonnen. Nachdem die Wettervorhersagen der vergangenen Tage für unseren dritten Tag im schönen Limone sul Garda eigentlich miesepetriges Wetter prophezeiten, lacht uns am Morgen beim Blick vom Balkon auf den schönsten See der Welt zwar keine Sonne entgegen.

Aber immerhin schlägt uns auch kein strömender Dauerregen ins Gesicht. Der Blick in die Wetter-App ist verheißungsvoll, das Frühstücksbuffet ist es aber auch und nach kurzem Stop an selbigem starten wir in Richtung Valle di Ledro und beginnen in Biacesa unsere Tour, auf der gleich vier Klettersteige auf uns warten. Gleich am Ortseingang gibt es links einen Parkplatz. Im Ort wartet ein weiterer, der aber kostenpflichtig ist.




Der Fausto Susatti Klettersteig

Vom Dorfkern geht es immer der Beschilderung in Richtung “Fausto Susatti” folgend leicht bergan. Nach diversen Abzweigen wird aus dem Weg ein Steig, dem wir erstmal eine ganze Weile folgen, später ohne noch weiter an Höhe zu gewinnen. Bald liegt unter uns der herrlich glitzernde Gardasee und lädt fast zum Sprung ins kühle Nass ein. Wir passieren erste Stellungen aus dem ersten Weltkrieg, die geschickt in den Fels geschlagen, gebohrt und gesprengt worden. Schon hier wirken die Überbleibsel absurd und bizarr. Aber es wird noch bizarrer.

Der eigentliche Einstieg in den Fausto Susatti Klettersteig ist dann bald erreicht. Der Steig schlängelt sich geschickt über die Felskante an der Südseite des Cima Capi und immer wieder luftige Ausblicke auf den Gardasee liefert. Immer wieder bietet sich auch ein kurzer Abzweig in die Kriegsstollen an. Der versierte Klettersteiggeher wird hier vor keine Probleme gestellt und bahnt sich sicher seinen Weg nach oben (Schwierigkeit A/B). Ein letztes Steilstück und der Gipfel des Cima Capi (909 m) ist erreicht. Wir sind nicht allein hier und so geht es ohne Pause direkt weiter, quasi gerade über den Gipfel drüber.

Der Mario Foletti Klettersteig

Es geht etwas abwärts und nach einem Hubschrauberlandeplatz zweigt links der Mario Foletti Klettersteig ab. Der schlängelt sich über schmale Tritte und Trittbügel an einer steil abfallenden Wand des Cima Rocca entlang, ist aber auch nicht weiter schwierig (B) und bis auf einen Stau im Mittelteil schnell überwunden. Der Weiterweg führt nun in wenigen Minuten bis zu einer unbewirtschafteten Schutzhütte.

Der Sentiero dei Camminamenti und die Via Ferrata Laste

Kurz hinter der Hütte halten wir uns rechts und wir steigen in Richtung des Cima Rocca auf. Es folgen erste Stahlseilversicherungen, als Klettersteig geht das aber eigentlich nicht durch. Kurz darauf geht es das erste Mal auf den Versorgungsstollen aus dem Krieg in den Berg hinein.

Nach etwa 15 bis 20 Minuten ab der Hütte finden wir uns an einem Abzweig wieder, wo sich etliche Wanderer und Klettersteiggeher Stirnlampen aufsetzen. Dass die durchaus Sinn machen, wird uns bald bewusst, denn es geht nun tief in den Berg hinein. Ein bizarres Netz aus Gängen mit etlichen Kammern durchschreiten wir. Immer wieder gibt es Ausblicke durch Scharten im Fels hinunter auf Biacesa. Nachdem wir wieder das Tageslicht erblicken, führt ein Klettersteig, der nicht der Rede wert ist, in wenigen Minuten und völlig unschwierig auf den Gipfel des Cima Rocca (1089 m), wo wir wieder einen mittlerweile etwas trüben Blick auf den Gardasee genießen können, auch wenn es etwas anfängt zu tröpfeln.

Geradewegs geht es in wenigen Minuten wieder zum Einstieg in das Gängesystem. Auf gleichem Weg wie auf dem Hinweg geht es zurück bis zur Hütte und der daneben gelegenen Bastia San Giovanni. Die kleine Kapelle thront über dem Valle di Ledro. Ein Halleluja mag uns trotzdem nicht erklingen.

Zurück nach Biacesa di Ledro

Der Abstieg geht nun relativ schnell von statten. Es bieten sich mehrere Wege dafür an. Es gibt einen direkten Abstieg, der auf dem Anstiegsweg zum Fausto Susatti Klettersteig rauskommt. Ein weiterer Weg führt über einen breiten Forstweg in weniger als einer Stunde zurück nach Biacesa.

Geschichtsblick: Der 1. Weltkrieg am Gardasee

Wie eingangs erwähnt, sind die Stellungen, die auf der Tour passiert und durchquert werden, aus der Zeit des 1. Weltkriegs. Österreich und Italien lieferten sich, nachdem Italien einen Kriegseintritt an der Seite von Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich verweigerte und sich Südtirol (und mehr) versprach, einen erbitterten Stellungskrieg, dessen Frontlinie von den Dolomiten bis hinab zum Gardasee reichte. Rund um Riva del Garda gibt es etliche weitere Relikte aus diesem düsteren Kapitel der Geschichte des Gardasees. Wirklich nennenswerte Gebietseroberungen hat es in diesem heute völlig absurd wirkenden Gebirgskrieg allerdings nie gegeben. Überbleibsel finden sich heute noch bei Google Maps, wo einige Orte statt der italienischen (Riva, Arco) die deutsche Bezeichnung (Reiff, Arch) tragen.

Fazit

Zwei Klettersteige, die als solche durchgehen und zwei weitere vermeintliche Klettersteige warten darauf absolviert zu werden. Die Schwierigkeiten halten sich absolut im Rahmen und mit den alten Stellungen aus dem 1. Weltkrieg gibt`s Geschichte zum Anfassen quasi dazu.


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