Von Norden eine abweisende Felsnase, von Süden ein fast schon sanfter Grashügel mit ein paar Steinen. Die Wanderung auf den Aggenstein sieht abwechslungsreicher aus als sie am Ende aber ist. Und gefällt trotzdem.
Zart und gebrechlich wirken die vom Frost überzogenen Grashalme als wir an diesem Spätherbsttag irgendwo im Engetal zwischen Pfronten auf der bayerischen und dem Tannheimer Tal auf der tirolerischen Seite starten. Richtig kalt ist es gewesen, aber doch werden die Bergspitzen rund um uns herum von den ersten Strahlen der Sonne in ein warmes Licht getaucht. Im Örtleinchen Enge (doppelte Verniedlichung, kleiner und niedlicher geht kaum mehr) starten wir in Richtung Aggenstein. Und stellen bald fest, dass wir nicht allein sind. Einige beschließen trotz geschlossener Hütte den wohl letzten schönen Herbsttag zu nutzen.
Inhaltsverzeichnis
Aufstieg zur Bad Kissinger Hütte
Über eine malerische Lichtung, die uns den 1985 m hohen Aggenstein von seiner sanften Seite aus dem Süden in ganzer Pracht präsentiert, verschwinden wir bald im dichter werdenden Wald und sehen für die nächste Stunde nicht mehr viel von unserem Tagesziel. Ein bisschen langweilig, ja monoton geht es dahin. Ohne große Anstrengungen. Ohne große Aufreger. Erst recht ohne große Aussicht.
Schlagartig ändert sich das als wir den Sattel zwischen Brentenjoch zur Rechten und Aggenstein zur Linken erreichen. Ein steiler Pfad schlängelt sich bis hier von Norden her hoch. Wir halten uns links und passieren nach wenigen Minuten die Bad Kissinger Hütte. Die ist bereits seit Ende Oktober geschlossen, für die Herbstwanderer, Skibergsteiger und Schneeschuhgeher wartet allerdings ein Winterraum, der offen steht.
Windiger Weg zum Aggenstein
Der eisige Wind, der vom Tal hinauf bläst und Vorbote für die kommende Schneefront ist, hält uns vom Verweilen ab und wir stiefeln weiter in Richtung Aggenstein. Das Gras leuchtet im herbstlichen Goldgelb, ein paar Gämsen beäugen skeptisch die Besucher und beschließen, dass sie in friedlicher Absicht kommen. Eine breite Rinne zwischen dem Haupt- und dem Vorgipfel führt bis etwa 50 Höhenmeter unter das Gipfelkreuz. Über deutlich steileres und felsiges Terrain geht es in leichter Kraxelei – ein Stahlseil bietet Sicherheit – über recht speckiges Gestein, Zeuge dafür, dass an schönen Tagen im Sommer am Aggenstein einiges los zu sein scheint.
Nach knapp zwei Stunden sind wir schon am Gipfel angekommen und genießen im Windschatten die Aussicht aufs Allgäu, hinüber zu den Ammergauer und den Lechtaler Alpen. Einem kurzen Eintrag ins Gipfelbuch, einer nach der Attacke einer Sturmböe eingesammelten Mütze und einem herzhaften Biss in die Salami später treten wir den Rückzug an.
Abstieg und Alternativen
Alternative Abstiege nach Norden zum Breitenstein oder direkt nach Pfronten lassen wir links liegen und folgen dem Aufstiegsweg von vorher. Während noch einige Wanderer heute den Aggenstein als Tagesziel auserkoren haben, erreichen wir nach etwa 1,5 Stunden wieder den morgendlichen Startpunkt. Vom zarten Hauch des Morgenfrosts ist nichts mehr zu sehen. Mit T-Shirt-Wetter zeigt die Herbstsonne nochmal, zu was sie imstande ist.
Fazit
Eine einfache und schnelle Tour zwischen Allgäu und Lechtal führt auf den Aggenstein, mit 1985 m einen Fast-Zweitausender. An schönen Herbsttagen ist selbst bei geschlossener Hütte der ein oder andere Wanderer anzutreffen. Ruhiger wird es erst, wenn Aggenstein und seine Nachbarn mit einer glitzernden Schneedecke verziert sind.
Ich lese ihre Berichte mit großer Begeisterung. Vor knapp 20 Jahre bin ich selbst noch da oben rumgesprungen, weshalb es mich so freut, bekannte Bezeichnungen zu lesen. Heute geht man zwar auch noch ein wenig wandern, aber eher gemütlich und mit wenigen Steigungen