Über dem Priental wartet in den Chiemgauer Alpen mit der Überschreitung vom Zellerhorn und der Zellerwand eine spannende Tour am Grat über teils schwindelerregenden Abgründen.
Das Zellerhorn ist ein markanter Felszacken über Aschau im Chiemgau, auf der rechten Seite über dem Eingang ins Priental. Ein markanter Felszacken, der allerdings im Schatten der benachbarten Kampenwand auf der anderen Talseite steht und so vergleichsweise wenig Besuch erhält.
Das liegt aber nicht nur an der besseren Erreichbarkeit der Kampenwand, deren Wandergebiet bereits 1957 mit einer Seilbahn erschlossen wurde. Das größte Gipfelkreuz nicht nur der Chiemgauer Alpen, sondern ganz Bayerns ist darüber hinaus über einen zuletzt felsigen Aufstieg relativ schnell erreichbar. Warum die Wanderung auf die Kampenwand oft genug trotzdem keine gute Idee ist – und wann schon – verraten wir hier.
Der Aufstieg aufs Zellerhorn dauert vom Tal auch nicht wirklich länger, ist aber doch bedeutend kniffliger, denn er muss erst einmal gefunden werden, schließlich ist der Weg über den Hammerstein, das Zellerhorn und schließlich über Jagerwand und Zellerwand nicht markiert. Zudem ist die Schwierigkeit der gesamten Überschreitung, auch wenn keine großen Höhen erreicht werden, zumindest anspruchsvoll.
Inhaltsverzeichnis
Von Hohenaschau zur Hofalm
Die Tour startet direkt am großen Parkplatz unterhalb vom Schloss Hohenaschau in Aschau im Chiemgau. An der Prien entlang wandern wir zum Ortsteil Hammerbach und biegen dort rechts ab, nun weg vom Bach. Den Beschilderungen zum Wasserfall folgen, der schließlich bald links unterhalb des Weges knapp zehn Meter in die Tiefe fällt. Genau gegenüber führt der Wanderweg zur Hofalm in den Wald hinein. Nach einem Linksknick wird bald die nimmermüde Quelle des Hammerbachs passiert. 200 Liter sprudeln hier pro Sekunde aus den durchlöcherten Felsen der Chiemgauer Alpen. Wer ein paar Treppenstufen hinab steigt, kann sich das Schauspiel aus der Nähe anschauen.
Der Weiterweg, der nach Starkregenfällen nicht begangen werden darf, führt nun in dichteren Wald und stets bergan. Das ändert sich erst nach dem Abbiegen rechts in Richtung Hofalm. Der Höhengewinn bleibt überschaubar und am Fuß des Hammersteins geht es relativ eben, ab und an ein wenig ausgesetzt bis zum sich öffnenden Almgelände.
Auch vom nahen Frasdorf führt ein Aufstieg bis zur im Sommer bewirtschafteten Hofalm.
Zum Hammerstein
Gleich zu Beginn wartet hier unter dem Weidezaun eine Durchschlupfmöglichkeit und wir verlassen den markierten Wanderweg. Wer den Durchschlupf nicht findet, passiert die Alm und hält sich nach dem Tor direkt links. Am linken Rand der Alm lassen sich Steigspuren erkennen, die – immer nah am Kamm entlang – bald wieder im Wald verschwinden, sich aber eigentlich jederzeit gut finden lassen. Nach einer Lichtung stellt sich eine markante Felswand in den Weg, die zunächst rechts umgangen wird. Die Steigspuren führen beinahe unmerklich auf einen Spalt im Fels zu, in dem ein dicker Klotz das Durchkommen erschwert. Ein Drahtseil hilft beim Überwinden und fast direkt hinter dem Ausstieg ist der bewaldete Gipfel des Hammersteins (1.278 m) mitsamt Gipfelkreuz erreicht.
Übergang zum Zellerhorn
Es folgt ein kurzer Abstieg in den Sattel zwischen Hammerstein und Zellerhorn. Ein markantes Steinmandl weist den Weg im Wald. Deutlich ansteilend ist bald ein weiteres Kreuz erkennbar, das an einen verunglückten Bergsteiger erinnert. Das mahnt zugleich, dass der Weiterweg zum Zellerhorn nun ein anderes Kaliber ist, führt er doch nach kurzer Kraxeleinlage direkt am Grat entlang, meist etwas rechts davon, wo es nicht viel weniger steil im Wald abwärts geht.
Kurz schaut das nahe Zellerhorn durch die Bäume und das Wiesengelände am Gipfelhang sieht von hier kaum überwindbar aus. Beim Näherkommen verliert es aber etwas von seinem furchteinflößenden Charakter. Mit wenigen Griffen und Tritten geht es bis zu einem Stahlseil, das den weiteren steilerem Aufstieg zum Gipfel des Zellerhorns (1.360 m) versichert. Nur nass darf es in diesem Teil des Steigs nicht sein. Zur Belohnung für den schweißtreibenden Aufstieg wartet ein Blick hinab zum Chiemsee und hinüber zur Kampenwand und die Chiemgauer Berge.
Jagerwand, Zellerwand und Laubenstein
Der Weiterweg führt nun immer am Grat entlang, immer wieder auf und ab. Die Ausgesetztheit bleibt ein treuer Begleiter, auch wenn sich der Pfad (im Zweifel links halten) meist auf der bewaldeten Seite hält und die schwindelerregenden Tiefblicke eher selten sind. In einer kleinen Senke ändert sich das kurz und nach einer Rinne ist auch bald das Gipfelkreuz der Jagerwand (1.396 m) erreicht.
Weiter dem Grat folgend geht es mit tollen Ausblicken ins Priental und zum nahegelegenen Heuraffelkopf zum stattlichen Gipfelkreuz der Zellerwand (1.415 m), die zur Linken weiterhin gerade abfällt. Nach dem Abstieg über eine Kuppe mit unfreundlichen Tritten wird das Gelände freundlicher, die Schwierigkeit nimmt ab und am Zaun entlang führt der Steig – zwischenzeitlich kaum erkennbar – in die Senke zwischen dem Kamm des Zellerhorns und dem Laubenstein (1.350 m). Die breite Graskuppe des klassischen Aussichtsgipfels mit seinem sehr ansehnlichen Gipfelkreuz ist nach einem kurzen Gegenanstieg einfach erreicht. In der Wandersaison zwischen Mai und Oktober ist die unweit vom Gipfel gelegene Laubensteinalm bewirtschaftet und lädt zu einer Rast ein, bevor es auf den Rückweg ins Tal geht.
Abstieg über die Hofalm
Vom Gipfel geht es teils weglos zurück in den Sattel und nun nicht über die Laubensteinalmen und den Forstweg zur Hofalm, sondern über einen unmarkierten Steig, der zwischen Laubenstein und den zuvor bestiegenen Gipfeln meist gut erkennbar hinab zur Alm führt. Auf der wieder erreichten Almfläche wird ein alter Kalkofen passiert. Wer etwas Zeit mitbringt, kann hier Murmeltiere entdecken. Vorbei an den Almhütten geht es den Schildern Richtung Hohenaschau folgend auf bekanntem Wanderweg zurück ins Tal und nach Aschau im Chiemgau.
Fazit
Gratwandern mit spektakulären Tiefblicken und das auf einer Höhe von nur knapp 1.400 Metern. Die Runde über Hammerstein, Zellerhorn, Jagerwand, Zellerwand und Laubenstein in den Chiemgauer Alpen ist eine sehr anspruchsvolle Bergtour mit äußerst exponierten Stellen. Die einsamen Steige sind dazu unmarkiert, so dass ein gutes Wegfindungsgespür nötig ist. Trockene Bedingungen sind ebenfalls vorausgesetzt, um die Tour sicher und ohne Schwierigkeiten gehen zu können.
[…] unscheinbar der Hemmerstein (nicht zu verwechseln mit dem Hammerstein auf der anderen Seite des Prientals) nicht nur beim Blick auf die Karte, sondern auch beim Blick von der Bergstation der Kampenwandbahn […]
[…] hier herrscht eine angenehme Ruhe, wenn die Blicke hinüber zu Zellerhorn und Zellerwand, über das Priental bis zum Spitzstein und weiter zum Brünnstein und ins Inntal […]