Bergtour auf den Hochwanner (2.744 m): Wie einst Hermann von Barth

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Der Hochwanner ist der zweithöchste Berg Deutschlands. Die Bergtour auf den 2.744 m hohen Gipfel ist vor allem konditionell fordernd und zwischendrin mühsam.

Hochwanner Gipfelkreuz © GipfelfieberHochwanner Gipfelkreuz © Gipfelfieber
Hochwanner Gipfelkreuz © Gipfelfieber

Beinahe senkrecht bricht die Wand vom Gipfel des Hochwanners nach Norden hin ab. Geradewegs geht es von oben ins Obere Reintal hinunter bis zur Reintalangerhütte, über der die Nordwand des Hochwanners aufragt. Mit fast 1.500 Metern Wandhöhe gilt sie sogar als eine der höchsten Nordwände der Ostalpen. Durch sie führen anspruchsvolle Kletterrouten bis zum höchsten Punkt auf 2.744 Metern.

Der Aufstieg von der Südseite ist klettertechnisch deutlich einfacher. Nur eine kurze Kletterstelle wartet auf dem Weg zum Gipfel. Doch ganz trivial ist die Besteigung des Hochwanners aus dem Gaistal auch nicht. Gerade im oberen Bereich gilt es immer wieder, den Weg zu finden. Das ist im bröseligen Gelände oft gar nicht so einfach und so erscheint beim Aufstieg nicht nur einmal das Bild von Hermann von Barth vorm inneren Auge, dem großen Erschließer des Karwendels aus dem 19. Jahrhundert, der auch den Hochwanner im benachbarten Wettersteingebirge als Erster im August 1871 erstiegen hat.

Die 10 höchsten Berge Deutschlands

Mit seinen 2.744 m ist der Hochwanner der zweithöchste Berg Deutschlands. Zumindest dann, wenn in die Zählung nur die jeweiligen Hauptgipfel einfließen. Voraussetzung hierfür ist, dass die Schartenhöhe 300 Meter und mehr beträgt. Ist sie geringer werden die Berge lediglich als Nebengipfel gewertet, die Eigenständigkeit wird ihnen also abgesprochen. So folgt der Hochwanner der benachbarten Zugspitze als höchster Hauptgipfel Deutschlands auf Rang 2.

Das sind die zehn höchsten Berge Deutschlands

  1. Zugspitze, 2.962 m
  2. Hochwanner, 2.744 m
  3. Watzmann-Mittelspitze, 2.713 m
  4. Leutascher Dreitorspitze, 2.682 m
  5. Hochkalter, 2.607 m
  6. Biberkopf, 2.599 m
  7. Großer Hundstod, 2.593 m
  8. Hochvogel, 2.592 m
  9. Östliche Karwendelspitze, 2.538 m
  10. Hocheisspitze, 2.523 m

Die Tour in der Übersicht

  • Start (Auto & ÖPNV): Parkplatz Salzbach im Gaistal (ÖPNV: Buslinie 433 ab Leutasch);  alternative Route: Olympiaschanze Garmisch-Partenkirchen (ÖPNV: Zug bis Garmisch-Partenkirchen Kainzenbad)
  • Route: Parkplatz Salzbach im Gaistal – (Tillfussalm – Steinernes Hüttl) – Mitterjöchl – Hochwanner – Steinernes Hüttl – Tillfussalm – Parkplatz Salzbach
  • alternative Route: Olympiaschanze Garmisch-Partenkirchen – Partnachklamm – Reintalangerhütte – Gatterl – Steinernes Hüttl – Mitterjöchl – Hochwanner – Steinernes Hüttl – Meilerhütte – Königshaus am Schachen – Olympiaschanze Garmisch-Partenkirchen
  • Länge (einfach): 20,4 km (alternative Route: 53,9 km)
  • Dauer: 7 – 8 h (alternative Route: 3,5 Tage)
  • Höhenmeter (einfach): 1.592 hm (alternative Route: 3.834 hm)
  • Charakter: vor allem konditionell fordernde Tour, die sich gut auf mehrere Tage aufteilen lässt; Trittsicherheit und Wegfindungsgespür für Zustieg zum Gipfel nötig; kurze Kletterei bis max. II. Schwierigkeitsgrad nach UIAA; Gipfelauf- und -abstieg sehr mühsam; Steinschlaggefahr
  • Höchster Punkt: 2.744 m
  • Einkehrmöglichkeiten/Hütte: Steinernes Hüttl, Tillfussalm, Gaistalalm, Hämmermoosalm (alternative Route: Reintalangerhütte, Steinernes Hüttl, Rotmoosalm, Meilerhütte, Schachenhaus)

Die Bergtour auf den Hochwanner

Durch die Nordwand des Hochwanners führen anspruchsvolle Kletterrouten, die den Kletterern vorbehalten bleiben. Wanderer und Bergsteiger ersteigen den Hochwanner im Wettersteingebirge so von Süden über die österreichische Seite aus dem Gaistal heraus. Hier gibt es verschiedene Optionen, die sich am Ende allesamt den gleichen Gipfelanstieg teilen.

Variante 1: Durch das Gaistal zum Steinernen Hüttl

Vom Wanderparkplatz Salzbach im Gaistal führen mehrere Wege zum Steinernen Hüttl. Der schnellste führt mit dem Fahrrad lang durch das Tal zwischen Wettersteinkette auf der einen und Hoher Munde auf der anderen Seite. Nach einem kurzen Anstieg auf dem breiten und an warmen Sommertagen rege frequentierten Fahrweg (Wegverlauf des E4) geht es lang gemächlich neben der Leutascher Ache voran. Die Gaistalalm wird passiert und wenige Minuten später wartet schon der Abstecher zur Tillfussalm, ab der es schließlich zu Fuß weiter geht (ca. 4,5 km).

Auf dem schmalen Steig geht es im lichten Wald ab der Tillfussalm relativ schnell nach oben. Himbeeren, Walderdbeeren und zahlreiche Schwammerl lassen am Wegesrand fast das eigentliche Ziel aus den Augen verlieren. Auf etwa der Hälfte der Strecke von der Tillfussalm zum Steinernen Hüttl wird ein Graben passiert. Gleich unterhalb des Übergangs stürzt sich ein kleiner Wasserfall in die Tiefe. Zwischen den Latschen geht es nun in ständigen Kurven weiter aufwärts bis das Steinerne Hüttl auf einem Vorsprung liegend herauslugt. Knapp 15 Minuten und eine weitere Querung des Bachlaufs später ist die Hütte erreicht.

Das Steinerne Hüttl

Das Steinerne Hüttl ist verglichen mit anderen Hütten in den Bergen geradezu winzig und so wird sie ihrem Namen Hüttl mehr als gerecht. Zehn Leute können hier nach vorheriger Reservierung beim Hüttenwirt übernachten. Vorm Steinernen Hüttl warten kühle Getränke in einer Wassertränke. Die müssen übrigens allesamt mit dem Helikopter heraufgeschafft werden. Eine Zufahrt oder eine Materialseilbahn gibt es nicht.

Nur wenige Meter oberhalb der Hütte bieten sich direkt neben einem Kreuz nicht nur tolle Ausblicke hinab ins Gaistal, sondern auch zum Hochwanner und seinem Südanstieg. Weniger Meter weiter tollen Murmeltiere im Gras herum.




Variante 2: Über das Reintal und die Reintalangerhütte

Deutlich länger ist der Aufstieg zum Steinernen Hüttl von Garmisch-Partenkirchen aus. Der führt durch die grandiose, aber ob ihrer Beliebtheit enorm frequentierte Partnachklamm durch das Reintal und bis zur Reintalangerhütte (ca. 5 – 6 h). Auf Grund der Länge der Tour empfiehlt sich hier eine Übernachtung.

Am nächsten Tag geht es durch das Obere Reintal zur Knorrhütte und von hier weiter über das Gatterl (2.023 m) und Feldernjöchl zum Steinernen Hüttl (ca. 4 h).

Variante 3: Alternativer Anstieg zum Mitterjöchl

Ein weiterer alternativer Anstieg startet ebenfalls am Wanderparkplatz Salzbach, folgt aber nicht dem Wegverlauf im Tal, sondern führt an den Ausläufern der Hämmermoosalm vorbei hinauf zum Predigtstein (2.236 m), der mit einem kurzen Abstecher noch mitgenommen werden kann (ca. 3,5 h) und weiter zum Mitterjöchl.

Etwas länger ist der Umweg über die Rotmoosalm, die auch als alternative Übernachtungsmöglichkeit eingeplant werden kann. Bis zum Abzweig auf den Hochwanner sollten etwa vier Stunden einkalkuliert werden.

Abzweig zum Hochwanner

Alle verschiedenen Aufstiege eint nun der Gipfelanstieg auf den Hochwanner, der am Mitterjöchl vom Hauptweg zwischen Steinernem Hüttl (ca. 30 Minuten ab Steinernem Hüttl) und Rotmoosalm abzweigt. Schilder, die auf den Hochwanner weisen, gibt es keine und direkt am Abzweig lassen sich auch kaum Wegspuren ausmachen. Eine Bank markiert den Abzweig zum Hochwanner, hinter der die Spuren schließlich wieder deutlicher werden. Der Pfad führt nun dem logischen Verlauf folgend weiter nach oben und lässt das letzte Grün bald hinter sich.

Der Weg wird nun deutlich steiniger und führt auf eine Felsrinne zu. Ein Stock zeigt den richtigen Weg an. In einfacher Kletterei (max. I. Schwierigkeitsgrad nach UIAA) wird die Rinne erstiegen, an dessen Ende ein markantes Steinmandl den korrekten Weiterweg nach rechts weist (nicht den linken Spuren folgen!). Achtung, hier herrscht Steinschlaggefahr, so dass möglichst einzeln gegangen werden sollte.

Nun wird die Wegsuche etwas mühsamer und doch weisen immer wieder sichtbare Steinmänner den Weiterweg, der den Gipfelhang des Hochwanners nun etwas in östlicher Richtung quert. Eine auffällig kupferfarbene Rinne wird an einer günstigen Möglichkeit gequert. Wage Spuren lassen sich immer wieder im Schuttgelände erkennen. Von einem kleinen Sattel geht es im losen Geröll immer wieder nach günstigen Möglichkeiten suchend steil nach oben und auf das bald schon sichtbare Gipfelkreuz des Hochwanners zu.

Ganz ähnlich muss es Hermann von Barth vor über 150 Jahren ergangen sein. Der Aufstieg ist ziemlich mühsam, aber irgendwann ist der Grat, der den Hochwanner mit dem benachbarten Kleinen Wanner (auch Kleinwanner) verbindet, erreicht. Auf dem sind es nur wenige Meter bis zum Gipfelkreuz des Hochwanners, von wo ein gewaltiger Tiefblick hinab ins Reintal und nach Westen hinüber zur Zugspitze wartet. Auf der anderen Seite des Reintals zieht unten der anspruchsvolle Schützensteig durch die Südwände unterhalb des Hochblassens. Oben verbindet der Jubiläumssteig die Zugspitze mit der Alpspitze.

Abstieg

Der Abstieg vom Hochwanner erfolgt bis hinab zum Mitterjöchl auf dem bekannten Aufstiegsweg. Vor allem im oberen Teil bis zur Kletterstelle ist Trittsicherheit gefragt, um im losen und bröseligen Gelände den besten Abstiegsweg zu finden.

Vom Mitterjöchl geht es entweder auf dem Aufstiegsweg oder einem der alternativen Routen über das Steinerne Hüttl oder die Rotmoosalm hinab ins Gaistal.

Der Rückweg nach Garmisch-Partenkirchen führt über die Rotmoosalm zur Meilerhütte (Übernachtung) und über das Königshaus am Schachen zurück ins Reintal.

Die Tour bei Outdooractive

Karte inklusive GPX-File zum Download

Fazit

Ein wenig wähnt man sich auf den Spuren des Erstbesteigers Hermann von Barth, wenn man sich im oberen Bereich unterhalb des Gipfels des Hochwanners im Wettersteingebirge seinen Weg im Geröll und Schotter immer wieder neu suchen muss. Während die letzten Meter zugegebenermaßen nur wenig Spaß machen, ist die Bergtour auf den Hochwanner in ihrer Gesamtheit allerdings grandios, führt sie doch durch eine tolle Gebirgslandschaft mit herrlichen Aus- und Tiefblicken vom zweithöchsten Berg Deutschlands.

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