Wanderung von Hüttschlag zum Schödersee: Periodischer Bergsee in den Hohen Tauern

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Der Schödersee, eingebettet zwischen den Gipfeln der Hohen Tauern, ist nur wenige Wochen im Jahr zu sehen. Eine einfache Wanderung führt vom Bergsteigerdorf Hüttschlag zu dem einmaligen Naturschauspiel.

Wanderung von Hüttschlag zum Schödersee: Faszination eines periodischen Sees © GipfelfieberWanderung von Hüttschlag zum Schödersee: Faszination eines periodischen Sees © Gipfelfieber
Wanderung von Hüttschlag zum Schödersee: Faszination eines periodischen Sees © Gipfelfieber

Am 12. Mai 1986 machte sich Deutschlands wohl bekanntester (und zugleich wohl unbekanntester) Regisseur und Filmemacher Werner Herzog am Ende des Großarltals in Hüttschlag auf den Weg hinein ins Schödertal. Sein Ziel: Die Arlscharte, die er am gleichen Tag nur unter größten Mühen und großen Gefahren erreichte, um auf der anderen Seite des Berges zum Kölnbreinspeicher – unter noch größeren Gefahren – abzusteigen. Nicht ein Dampfschiff galt es diesmal wie in seinem Film “Fitzcarraldo” über den Berg zu bringen, sondern einen Verlobungsring. Denn Werner Herzog nahm die Strapazen auf sich, um einer Frau, die auf der anderen Seite der Alpen lebte, einen Heiratsantrag zu machen. Ob er dabei einen mit Juwelen versetzten Ring bei sich trug? Überliefert ist davon nichts.

Einem Juwel ganz anderer Art wollen wir dagegen einen Besuch abstatten. Dem Schödersee, einem periodischen Bergsee, der nur an wenigen Tagen im Jahr in seiner ganzen Pracht erstrahlt. Und der sich bei Werner Herzogs Besuch wahrscheinlich noch unter einer dicken Schneedecke versteckte.



Tour in der Übersicht

• Start (Auto & ÖPNV): Parkplatz Talschluss, Hüttschlag im Großarltal
• Route: Talschluss Hüttschlag – Ötzlsee – Schödersee – Ötzlsee – Talschluss Hüttschlag
• Länge: 5,6 km (einfach)
• Dauer: 3,5 h
• Höhenmeter: 400 hm
• Charakter: einfache Wanderung
• Höchster Punkt: 1.442 m
• Einkehrmöglichkeiten: keine unterwegs, Aschaustüberl in Hüttschlag

Großarltal & Bergsteigerdorf Hüttschlag

Das Großarltal – etwa 45 Minuten südlich von Salzburg gelegen – zählt mit seinen im Sommer knapp 40 bewirtschafteten Almen als Tal der Almen. Wenig verwunderlich, dass einige Etappen des Salzburger Almenwegs so durch das Tal führen. Die beiden Gemeinden Großarl und das Bergsteigerdorf Hüttschlag sind perfekter Ausgangsort für kleine und große Touren im Sommer (Maurachalm, Karseggalm, Kitzstein, Draugstein) wie im Winter (Gamskarknogel, Kreuzeck).

Schödersee – ein periodischer See

Der Schödersee, malerisch eingebettet und umringt von steil aufragenden Bergen liegt auf knapp 1.400 Metern inmitten des Nationalparks Hohe Tauern. Das aber nur selten, denn der Schödersee ist ein periodischer See, das heißt, seine Schönheit ist nur vorübergehender Natur.

Die ist dafür besonders schön. Wenn im Frühjahr der Schnee in den Bergen schmilzt, sammelt sich das Schmelzwasser im Kessel des Schödertals zwischen Hüttschlag und der Arlscharte. Im Frühsommer, etwa um Pfingsten herum, zeigt sich der Schödersee dann in seiner ganzen Pracht. Während oben noch letzte Schneereste sind, hat sich unten ein riesiger See gebildet. Die Berge rund um den See – teils bis knapp 2.800 Meter hoch – spiegeln sich in der glatten Wasseroberfläche und malen ein Gemälde wie es Bob Ross nicht schöner könnte.

Und doch währt die Schönheit nicht lang, denn schon bald ist der Schödersee verschwunden. Langsam rinnt das Wasser aus dem See, ohne dass ein Stöpsel gezogen wird. Vielmehr versickert es, um etwa zwei Kilometer weiter nördlich in Richtung Hüttschlag wieder mit aller Kraft und Imposanz aus dem Boden zu treten und rauschend vorbei am Ötzlsee den Weg ins Tal anzutreten.

Nur nach lang anhaltenden und ergiebigen Regenfällen im Sommer füllt sich der Schödersee auch außerhalb der Schneeschmelze.

Wanderung zum Schödersee

Start am Talschluss

Unweit vom Ötzlsee startet auch unsere Wanderung zum Schödersee am Talschluss Parkplatz in Hüttschlag. Hubert, lange Jahre Chef der Bergwacht in Hüttschlag begleitet mich, und schon nach wenigen Metern passieren wir sein Elternhaus. Nicht unwahrscheinlich, dass seine Eltern es waren, die Werner Herzog vom im Frühling gefährlichen Marsch zur Arlscharte abzuhalten versuchten. Hier – im letzten Haus des Großarltals – ist er mit seinen 14 Geschwistern aufgewachsen und so kennt er im Talschluss jeden Stein, jeden Gipfel und natürlich den Schödersee.

Schon als Kind ist er mit den Weidetieren allein am See gewesen. Heute wahrscheinlich unvorstellbar und doch vor nicht allzu langer Zeit Realität. Sanft ist der entfernte Bachlauf, den wir bald überqueren und die Berge rund um uns ragen steil und steiler auf.

Wasserfälle und ein verschwundener Bach

Ab der Holzknechthütte wechselt das Terrain. Neben dem Bach steigen wir über Felsblöcke weiter und weiter auf. Dass die Schneeschmelze in vollem Gange ist, hören wir bei jedem Schritt. Wasserfälle stürzen immer wieder links und rechts von den Bergen hinab. Der Bach, dem wir folgen, tost nicht nur. Er rast förmlich.

Nur um sich kurz darauf etwas zu beruhigen. Hier an Hubis Lieblingsplatz beim Aufstieg zum See rasten wir kurz und versuchen die Schönheit der uns umgebenden Natur zu greifen. Der Bach ruht hier sanft und leise, nur um kurz nach dem Weitergehen spurlos verschwunden zu sein.

Am Schödersee

Umgestürzte Bäume, wie Streichhölzer abgeknickt, sind die Zeugen des letzten Winters, wenn Lawinen die steilen Berge hinabrasen und alles beseitigen, was ihnen in den Weg kommt. Hinter einer Lichtung erreichen wir eine Kuppe und nach knapp anderthalb Stunden und etwa 400 Höhenmetern Aufstieg liegt der spiegelglatte Schödersee nun vor uns.

Nebelschwaden wabern geisterhaft über den Bergsee und bald taucht die über die Bergspitzen kommende Sonne den Schödersee in ein Paradies aus verschiedensten Grün-, Blau- und Türkistönen. Wie schade, dass die nur wenige Wochen, wenn nicht sogar nur Tage, zu bestaunen sind.

Rückweg nach Hüttschlag

Der Rückweg vom Schödersee nach Hüttschlag führt über den Aufstiegsweg, bei dem wir genau schauen, wo das verschwundene Wasser wieder zum Vorschein tritt. Aber den genauen Punkt auszumachen, ist kaum möglich. Vielmehr dringt das Wasser aus hunderten kleinen Quellen und von allen Seiten kommend wieder aus dem Berg hinaus.

Touren rund um den Schödersee

  • Aufstieg zur Arlscharte
  • Übergang ins Maltatal (über Arlscharte)
  • Kolmseen
  • Rundtour über Weinschnabel, Schwarzseen, Schöderhorn, Murtörl und Kreealm nach Hüttschlag

Fazit

Die weitestgehend einfache Tour führt vom Bergsteigerdorf Hüttschlag im Großarltal zu einem einmaligen Naturschauspiel. Während im Sommer am Seegrund die Kühe grasen, verwandelt sich das Schödertal hier zur Schneeschmelze und nach starken Regenfällen in einen paradiesischen Bergsee.

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