Der Via Ferrata de Tolla Klettersteig im Hinterland der korsischen Hauptstadt Ajaccio ist durchaus fordernd und bietet tolle Aus- und Tiefblicke.
Gemäßigte Temperaturen. Das Meer nicht weit. Klettern im T-Shirt, wenn die Tage in Deutschland längst schon kürzer und obendrein auch deutlich kühler werden. Das verspricht der Via Ferrata de Tolla, ein mittelschwerer Klettersteig im Hinterland von Ajaccio, der Hauptstadt Korsikas.
Inhaltsverzeichnis
Outdoor Paradies Korsika
Korsika, eine Mittelmeerinsel südöstlich des französischen Festlands, ist bekannt für ihre abwechslungsreiche Landschaft, die von hohen Bergen und zerklüfteten Küsten geprägt ist. Ihre strategische Lage machte die Insel im Laufe der Geschichte zu einem umkämpften Gebiet, bis sie 1768 an Frankreich fiel. Berühmtester Sohn der Insel ist der spätere französische Kaiser Napoleon Bonaparte, zu dem die Korsen heute aber ein eher zwiegespaltenes Verhältnis haben.
Korsikas gebirgiges Terrain wird vom Monte Cinto dominiert, der mit 2.706 Metern der höchste Berg der Insel ist. Weitere markante Gipfel sind der Monte Rotondo (2.622 m) und der Paglia Orba (2.525 m). Diese Berge bieten ideale Bedingungen für Outdoor-Sportarten wie Wandern, Klettern und Mountainbiken. Besonders der GR 20, einer der anspruchsvollsten Weitwanderwege Europas, zieht viele Besucher an. Die beste Reisezeit für sportliche Aktivitäten liegt zwischen April und Oktober, wenn das milde Klima die Erkundung der vielfältigen Landschaft besonders angenehm macht.
Hinkommen nach Korsika
Der schnellste Weg nach Korsika führt über den Flughafen von Ajaccio, der in der Hauptreisezeit im Sommer auch von deutschen Flughäfen angeflogen wird. Außerhalb dieser Zeiten sind die Flüge spärlicher, von Paris gibt es aber tägliche Flüge.
Mit der Fähre ist Korsika sowohl vom französischen (u.a. von Nizza, Toulon, Marseille) als auch vom italienischen Festland (u.a. von Livorno, Genua, Civitavecchia & Neapel) aus erreichbar.
Die Tour in der Übersicht
- Start (Auto): Parkplatz unweit des Monte Latu oberhalb der Staumauer des Lac de Tolla (ca. 45 Minuten von Ajaccio entfernt)
- Route: Parkplatz – Abstieg zum Einstieg – Klettersteig 1. Teil – Zipline/Seilbrücke – Klettersteig 2. Teil – Ausstieg – Parkplatz
- Länge: 1 km
- Dauer: 2 – 3 h
- Höhenmeter (einfach): ca. 250 hm (Variante mit Zipline); ca. 350 hm (Variante mit Seilbrücke)
- Charakter: im ersten Teil leichter Klettersteig mit stahlseilversicherten Stellen (Schwierigkeit A); lange Zipline, für die Seilrolle benötigt wird (nur mit Guide); zweiter Teil des Klettersteigs beginnt sehr ausgesetzt und steil (Schwierigkeit: B/C); anschließend einfacheres Gelände mit guten Sicherungsmöglichkeiten und tollen Blicken zum Stausee; bei Höhenangst nicht geeignet
- Höchster Punkt: 742 m
- Einkehrmöglichkeiten/Hütte: Restaurant A l`Epica & Paillot Tolla Plage (direkt am Seeufer)
Via Ferrata de Tolla Klettersteig
Die Tour durch den Via Ferrata de Tolla Klettersteig ist in zwei Varianten möglich. Die längere Variante führt vom Einstieg sehr tief hinab in die Prunelli-Schlucht und lässt die Zipline, die nur zusammen mit einem Guide genutzt werden darf, außen vor. Etwas kurzweiliger ist der Tolla Klettersteig mit der Zipline, die auf einer Länge von fast 100 Metern spektakulär über die Schlucht führt.
Zustieg zum Klettersteig
Mit angelegtem Klettersteigset steigen wir von dem Aussichtspunkt auf den nahegelegenen Stausee Lac de Tolla, dessen tieffunkelndes Blau uns für die nächste Zeit begleitet, ab. Die Schwierigkeiten beim Abstieg bewegen sich zwischen A und A/B, nur ein kurzes Stück des Abstiegs verzichtet auf das Stahlseil.
Die Versicherungen sind sehr dicht beieinander, so dass dieser Teil gerade für Einsteiger eine gute Übung ist.
Zipline über die Schlucht
Bald schon wird die Zipline (auch Tyrolienne oder Seilrutsche) erreicht, die zwingend nur mit einem Guide benutzt werden darf. Mit der eingehängten Seilrolle geht es rasant auf die andere Seite. Hier ist es recht eng, so dass vorausgehende Kletterer bereits weiter gehen sollten, damit die Nachzügler von der anderen Seite ausreichend Platz haben, von der Zipline zurück in den Klettersteig zu wechseln.
Alternative Variante
Wer ohne einen Guide im Via Ferrata de Tolla Klettersteig unterwegs ist, klettert vor der Zipline noch weiter in die Prunelli-Schlucht, überquert diese nicht ganz so spektakulär auf einer Seilbrücke, um anschließend etwas anspruchsvoller wieder aufzusteigen bis beide Varianten wieder zusammentreffen.
Steiler Aufschwung
Der nachfolgende steile Aufschwung (fast könnte man meinen, die Wand würde hier leicht überhängen) ist die wohl forderndste Stelle des ganzen Klettersteigs. Mit den zahlreichen Trittbügeln wird die aber schnell überwunden während unter den Füßen ein enorm tiefer Blick in den Abgrund der Schlucht wartet. Die mentale Herausforderung dürfte hier fast schon größer als die körperliche sein. Höhenangst ist an diesem Punkt ein schlechter Begleiter.
Anschließend wird es wieder einfacher und leichte Kletterpassagen wechseln sich mit kurzen Gehpassagen ab. Die Kletterei ist abwechslungsreich, führt durch kleine Rinne und über glatte Platten, an kleinen Felstürmen vorbei und über sie hinweg.
Ausstieg aus dem Klettersteig am Monte Latu
An durchlöcherten Felsen geht es vorbei (und hindurch) bis zum Ausstieg des Via Ferrata de Tolla Klettersteigs, nur wenige Meter vom Gipfel des Monte Latu (742 m) entfernt. Von hier blicken wir nicht nur zurück zum Stausee und hinab in den Klettersteig, sondern auch durch das lange Tal bis zur Küste, wo das Meer einladend glitzert.
Über den Kammverlauf geht es nun in knapp 15 Minuten zurück zum Ausgangspunkt beim Aussichtspunkt Belvédere et Petra Marrona.
Die Tour bei Outdooractive
Alle Daten zur Tour über den Via Ferrata de Tolla Klettersteig bei Outdooractive inkl. Karte. Achtung: Die GPS-Datei für den Klettersteig ist nicht genau und dient nur grob als Anhaltspunkt. Auch unterscheiden sich die tatsächlichen Höhenunterschiede ein wenig.
Fazit
Der Via Ferrata de Tolla Klettersteig im Hinterland von Ajaccio auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika ist zu Beginn sehr einfach, fordert aber im zweiten Teil deutlich mehr und sollte nicht unterschätzt werden. Belohnt wird die Kletterei mit tollen Tiefblicken in die Prunelli-Schlucht, hinüber zum Tolla Stausee und die vom Gipfel am Ausstieg bis zum Meer hinab.